Von Neuharlingersiel zur Nordseeinsel Spiekeroog

Spiekeroog Strand

Aufgrund der auch gut passenden Hochwasserzeit  des kommenden Tages hatten wir gleich nach Rückkehr von unserer Wattwanderung für den nächsten Tag die Überfahrt auf die Insel Spiekeroog geplant.

Als Einzige der ostfriesischen Inseln ist die Fährüberfahrt nach Spiekeroog  tidenabhängig, was bedeutet, das man die Insel nur in Abhängigkeit vom jeweiligen Hochwasserstand erreichen kann. Will man also als Tagesausflügler nach Spiekeroog sollte der höchste Wasserstand, sprich Flut, möglichst am frühen Vormittag und zur Rückkehr dann entsprechend am späten Nachmittag liegen. So bleibt genügend Zeit, die Insel ausgiebig zu erkunden.

Koffer und Mitbringsel in die Bollerwagen verstaut

spiekeroog 3Wir konnten aufgrund des Hochwassers am frühen Morgen bereits die Fähre um 8.45 Uhr nutzen, denn von Jever bis zum Ablege Ort der Fähre in Neuharlingersiel sind es nur wenige Kilometer über wenig befahrene Landstraßen. So waren wir bereits früh an Bord und konnten das rege Treiben der Fährgäste und die Beladung des Schiffs beobachten. Da Spiekeroog auch nicht, wie die anderen Nordseeinseln, über einen eigenen Flughafen verfügt, muss neben der täglich notwendigen Belieferung mit Lebensmitteln und Frachtgütern auch die gesamte Inselpost per Fährschiff erledigt werden.  Wie auf den meisten Nordseeinseln gibt es auch auf Spiekeroog keinerlei KFZ-Verkehr, hier läuft der Transport aller Güter mit batteriebetriebenen Lastkarren, per Bollerwagen oder per Fahrrad ab. Insofern kann man hier von echt verkehrsberuhigten Zonen sprechen.
Die Fährüberfahrt zum Hafen von Spiekeroog dauert lediglich 45 Minuten, die bei all den Aktivitäten an Bord wie im Flug vergehen. Einmal im Hafen festgemacht, stürzt sich auch gleich der Pulk der „Transporteure“ aus den Hotels und den privaten Pensionen auf die ankommenden Gäste. So werden Koffer und Mitbringsel in die Bollerwagen verstaut und schon geht es in die jeweiligen Unterkünfte. Wer auf der kleinen Insel nicht zu Fuß unterwegs sein möchte, trotz der wirklich geringen Entfernungen, die allemal als Spaziergänger zu erledigen wären, sollte sich sein Fahrrad mitbringen, denn Leihstationen für Fahrräder gibt es kaum.

Atemraubenden Blick auf das Meer und den riesigen Sandstrand

spiekeroog 2Bis in das Dorf Spiekeroog sind es nur wenige Minuten zu Fuß und so machten wir einen ersten Halt erst am Kurmittelhaus, etwa in Dorfmitte. Hier versorgten wir uns mit einigen lesenswerten Informationen zur Insel, Plänen zu den Fußwegen, die teilweise wunderschön gelegen, mitten durch die ansonsten geschützten Dünen verlaufen. Unser Weg führt uns natürlich zuerst zum Strand, denn das Verlangen den schier unendlich langen, weißen Sandstrand zu sehen, war riesig.

Auf dem gepflasterten Fußweg der in Richtung Meer leicht anstieg, erreichten wir nach etwa 800 Metern den höchsten Punkt der Stranddüne, der einen atemraubenden Blick auf das Meer und den riesigen Sandstrand erlaubte. Weit hinaus in die Deutsche Bucht konnte man den Blick schweifen lassen, denn die Sicht war hervorragend. Selbst die Leuchtfeuer Roter Sand und Alte Weser waren in der Ferne noch sichtbar.

spiekeroog 1Rege auch der Schiffsverkehr in Richtung Weser, so konnten wir einige hochbeladene Containerschiffe sowie auch zwei Kreuzfahrtschiffe sichten. Am Sandstrand angekommen gingen wir am Fuße der Düne zunächst hinter den Strandkörben des Badestrandes entlang in Richtung auf Wangerooge zu, dessen Westturm sehr deutlich zu erkennen war. Unser Blick wurde dann auf einige Kitesurfer gelenkt, die den teilweise starken Wind für ihren Sport zu nutzen wussten. Etwas weiter ging es dann auf einem schmalen Wanderpfad durch die Dünen in Richtung Aussichtsplattform, der mit rund 24 Meter Höhe höchsten Erhebung auf der Insel. Allein der Gang durch die Dünenlandschaft mit seinen unterschiedlichen Pflanzen und Tieren, lohnt die weiteste Anfahrt und den Besuch der Insel. Teilweise standen trotz fortgeschrittener Jahreszeit noch große Felder von Heide in voller Blüte und so ergab sich immer ein wechselndes Bild von Farben und Geländedesign.

Typischen Inselhäuser, klein und gedrungen zwischen den Dünen eingebettet

spiekeroog 9Einmal zurück im Ortskern suchten wir nach einem Imbiss in der Inselfleischerei das kuriose Muschelmuseum im Kurmittelhaus auf, der mit seiner Art der Ausstellung wohl auch einmalig in der Welt ist. Neben der teilweise urkomischen Namensgebung der Exponate ist es vor allem die wirklich breite Palette der Muschelexemplare, die beeindruckend die Vielfalt in der Welt der Muscheln wiederspiegelt. Es war schlichtweg  begeisternd allein die Größen der Muscheln zu vergleichen, bzw. die Funktionen der Schalen im Hinblick auf ihr Lebensumfeld. Eine absolute Empfehlung für jeden Besucher, sollte denn mal ein Regentag den Strandbesuch unmöglich machen, für den interessierten Meereskundler fast schon ein Muss.
Jetzt stand der Rundgang durch den Ort selbst an, denn wir wollten zumindest einen Blick auf die kleinen eigentümlich geduckten Inselhäuser werfen, die  Wind und Wetter seit Jahrhunderten trotzten. Interessant waren Türen und Fenster Gestaltung, auch die Dachformen sind halt einfach anders als auf dem Festland. Natürlich hat sich mit dem Fortschritt bedingt durch wachsenden Tourismus auch die Form der Gebäude angepasst. Aber immer noch findet man die typischen Inselhäuser, klein und gedrungen zwischen den Dünen eingebettet. Einfach herrlich anzuschauen und zu fotografieren.

Untergehender Abendsonne für einige Fotos von Fischerbooten 

spiekeroog 8Nach dem Rundgang war Zeit genug vorhanden, sich mit einem Eis zu versorgen, das genüsslich auf dem zentralen Rasenplatz in Ortsmitte verzehrt werden konnte. Der Strom der vorbeiziehenden Tagestouristen veranlasste dann auch uns zur Fähre zurück zu kehren, wo schon eine Schlange von Tagesgästen auf die Einschiffung wartete. Auch die Rückfahrt durch die Fahrrinne um 17.30 Uhr verlief ohne Probleme trotz des noch in großen Flächen frei liegenden Wattenmeeres, in dem nur die Priele trotz erneut auflaufenden Hochwassers Wasser führten. Nach Ankunft im Hafen von Neuharlingersiel gegen 19.00 Uhr wollten wir noch nach einem örtlichen Fischhändler schauen, was aber schon zu spät war denn alle Stände waren schon geschlossen.

So spazierten wir noch einmal um das Hafenbecken herum, nutzten den herrlichen Abend mit der  untergehender Abendsonne für einige Fotos von Fischerbooten, die im Hafen zur nächsten Ausfahrt auf Krabbenfang vorbereitet wurden, denn Krabben werden immer bei auflaufendem Wasser gefischt. Wenig später ging es dann zurück nach Jever in unsere Unterkünfte, wo es zum Tagesabschluss noch ein zünftiges Bier bzw. Alster gab. Ein lohnenswerter Ausflug in jeder Hinsicht, trotz starken Winds und deshalb eingeschränkten Badebetriebs. Zur Nachahmung empfohlen.

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