Weinbau im Griechenland der Antike

Weinbau im Griechenland der Antike

Aus archäologischen Funden von Traubenkernen in Dikili Tash, einem Tell bei Philippi im Regionalbezirk Drama, gewannen Forscher die Erkenntnis, dass in Griechenland bereits in der späten Jungsteinzeit Beeren von wilden Weinreben verarbeitet wurden.

Nach einem weiteren Fund auf dem Gebiet des heutigen Irans handelt es bei den Funden in Griechenland um das zweitälteste Zeugnis dieser Art weltweit.

Etliche Jahrhunderte später, während der frühen Bronzezeit, finden sich schon zahlreiche Belege einer weiten Verbreitung der Weinrebe. Ausgrabungen auf der Insel Kreta zeigen die vorgriechische Geschichte des Weinbaus in dieser Region. In Vathypetro, einer Ausgrabungsstätte in der Nähe von Archanes, ist eine der ältesten Weinpressen der Welt zu sehen. Die ausgegrabene Steinkelter und zahlreiche Tongefäße aus der minoischen Kultur belegen, dass auf Kreta die Wiege des gewerblichen griechischen Weinbaus stand. Die noch heute erzeugten geharzten Weine dürften ihren Ursprung in der ehedem praktizierten Konservierungsmethode haben, bei der die Wände der Amphoren mit Harz abgedichtet wurden.

Der Weg des Weins über die Kykladen

b_450_450_16777215_00_images_griechenland_weinbau.jpgDurch intensive Handelsbeziehungen kamen Wein und Weinbau schon bald auf die Insel Santorin. Über die Kykladen fand der Weinbau seinen Weg auch auf das griechische Festland. Vermutlich war dies jedoch nicht der einzige Weg seiner Verbreitung. Da den Altbabyloniern der Weinbau mindestens genauso früh wie den Ägyptern bekannt war, ist auch eine Verbreitung über die heutige türkische Westküste des damaligen Kleinasien über die Ägäischen Inseln wahrscheinlich. An vielen Gebäuden der Antike sind Weinranken oder Trauben als Gebäudesymbolik zu sehen.

Archäologische Belege eines intensiven Weinbaus während der mykenischen Kultur zwischen 1600 und 1150 v. Chr. sind reichhaltig vorhanden. Neben getrockneten Kernen und Überresten gepresster Beeren finden sich zahlreiche Abbildungen auf Keramikarbeiten wie etwa Töpfen und Vasen.

In einem seiner Zeit Linos genannten Gefäß wurden die Beeren zerstampft. Der gewonnene Saft wurde zur alkoholischen Gärung meist mittels eines Weinschlauchs aus Ziegenfell in einen Pithos gegeben. Amphoren wurden in der Antike als Speicher- und Transportgefäße für Öle und Wein, Garum, Südfrüchte wie Datteln und anderes benutzt.

Wein wurde mit Wasser verdünnt

b_450_450_16777215_00_images_griechenland_wein-amphoren.jpgWein wurde grundsätzlich mit Wasser getrunken, der Genuss von unverdünntem Wein galt als Merkmal der Barbaren. Nur bei den religiösen Trankopfer zu Beginn eines Symposions wurde unvermischter Wein verwendet. Zum Verdünnen nutzten die Griechen als Mischgefäß in der Anfangszeit häufig den Weinkessel (Lebes oder fälschlicherweise häufig als Dinos bezeichnet), später setzten sich jedoch andere Formen des Kraters durch. Zur Kühlung nutzte man einen Einsatz für den Krater, Psykter genannt. Zu diesem Zweck war er mit frischem Wasser oder seltener mit Hagel oder Schnee gefüllt.

Zum Befüllen der Transportgefäße verwendete man Kellen oder Gefäßformen wie den Kyathos. Zum Transport und Einschenken wurden Kannen, so Oinochoen oder Olpen, benutzt. Als Trinkgefäß dienten der Skyphos, der Kantharos sowie die zeitweise sehr populäre Trinkschale Kylix. In manchen Regionen bildeten sich Sonderformen als Trinkgefäß heraus, in Lakonien etwa war die Lakaina besonders beliebt. Mit ihrer Trink- und Gelagekultur hatten die Griechen großen Einfluss auf andere mediterrane Gebiete; vor allem die Etrusker orientierten sich sehr an der griechischen Trinkkultur.

Artikel zum Weinbau schon bei Homer

b_450_450_16777215_00_images_griechenland_wein-amphora-museum.jpgDie Zeiten zwischen 1200 v. Chr. und ca. 750 v. Chr. sind mangels Schriftquellen oder archäologischer Funde wenig erforscht und werden deshalb auch als Dunkle Jahrhunderte bezeichnet. Es ist die Zeit zwischen dem Ende der mykenischen Palastzeit und dem Aufschwung in der spätgeometrischen und archaischen Zeit etwa ab 750 v. Chr. Schon in den Werken von Homer wird der Wein als ein wichtiger Teil der Alltagskultur dargestellt. Auch wenn der von Homer erwähnte mythische Nestorbecher bislang nicht gefunden wurde, sind etliche Beschreibungen Homers durch archäologische Funde belegt.

Hesiod war der erste griechische Autor, der in seinem Werk auf die Arbeit im Weinberg und den Ausbau von Wein eingeht. In seinem epischen Lehrgedicht Werke und Tage berichtet der im 7. Jahrhundert vor Chr. lebende Autor von der Weinlese der Insel Chios. Darüber hinaus berichtet Hesiod über die korrekte Lagerung des Weins.

Naturgeschichte der Gewächse von Theophrastos von Eresos

b_450_450_16777215_00_images_griechenland_wein-grapes-1.jpgAuf Theophrastos von Eresos gehen die ersten botanischen Beobachtungen zurück. In seiner Naturgeschichte der Gewächse behandelt Theophrastos vor allem Fragen der Holztechnologie und der Holzbenutzung, aber auch die Standortskunde diverser Nutzpflanzen einschließlich der Rebe. In seinem Werk De Odoribus (Über die Gerüche) beschreibt er den Einfluss von Böden und der Wasserversorgung auf den Wein und fasst die Gewürze zusammen, die einem Wein zur Verbesserung hinzu gegeben werden können.

In der archaischen Zeit (700 – 500 v. Chr.) kam es zur großen Kolonisation des Mittelmeerraums. Gründe waren neben Überbevölkerung und Sicherung von Handelswegen auch innere Kämpfe in Griechenland. Der Weinexport profitierte von dieser Kolonisation in erheblichem Maße. Neben Athen als wichtigstem Inlandsmarkt wurden Märkte am Schwarzen Meer, entlang der Donau bis in das Gebiet des heutigen Österreich, in Süditalien nach Solunto und nach Etrurien erschlossen. Wichtigstes Transportmittel war das Schiff. Mit der Gründung von Massalia, dem heutigen Marseille vermittelten die Griechen den dortigen Kelten erste Einblicke in einen gewerblichen Weinbau und legten damit noch vor den Römern den Grundstein des Weinbaus in Frankreich.

Wein als Handelsgut von Ikaria

b_450_450_16777215_00_images_griechenland_wein-dinner.jpgSchon früh wurde Wein ein beliebtes Handelsgut. Von Homer wissen wir um den pramnios oinos, einem Wein der Insel Ikaria. Die Bekanntheit ging später so weit, dass der pramnios oinos zum Synonym für kräftigen, alkoholreichen Wein stand und nicht notwendigerweise von Ikaria kommen musste. Wenig später galten Weine der ägäischen Inseln als hervorragend. Die Weine der Insel Chios genossen dabei den besten Ruf, aber auch die Erzeugnisse von Lesbos und Thasos standen den erstgenannten kaum nach.

Welchen Stellenwert Wein spätestens seit dem 5. Jahrhundert v. Chr. erlangte, zeigt das Beispiel von Thasos, der nördlichsten Ägäisinsel: Hier kannte man schon vor 2.400 Jahren ein Weingesetz. Auf zwei Marmorplatten, die auf Thasos gefunden wurden, fanden sich Inschriften, die sich auf Regularien zur Weinerzeugung und zum Weinhandel bezogen. Reguliert wurde neben der Besteuerung der Handel mit Trauben, Most und Wein. Zur Kontrolle des Exports wurden die Amphoren mit Stempeln gekennzeichnet.

Außer einer Weinbesteuerung erließen die Herrscher gesetzliche Regelungen für die Weinherstellung. Auch beschäftigte man sich im antiken Griechenland ernsthaft mit der Rebkultivierung. Der enorme Wissensstand der alten Griechen leistete anderen Völkern auch in Bezug auf Weinbau Entwicklungshilfe.

Wein - hoher Stellenwert bei Griechen und Römern

b_450_450_16777215_00_images_griechenland_wein-grapes-2.jpgEs wird angenommen, dass der Weinbau im antiken Griechenland seine goldene Ära zwischen dem 6. und 4. Jahrhundert v. Chr. hatte. Aber auch unter den Römern und den Byzantinern behielt der Weinbau in Griechenland zunächst seinen hohen Stellenwert. Die Stadt Athen verlor jedoch nach dem Ende des Hellenismus zusehends an Bedeutung. Der schwierigere Zugang zu den bedeutendsten Umschlagplätzen im Mittelmeerraum zeigte Wirkung; der Ruf griechischer Gewächse verblasste zusehends.

Das heutige Monemvasia ist der Namensgeber eines der bedeutendsten Exportgüter des östlichen Peloponnes, des Malvasia-Weins. Das Verbot des Götterglaubens in Griechenland nach der Einführung des Christentums hatte zumindest kurzfristig Einfluss auf den Wein, da fast alle Handlungen im Weinbau einen Bezug zum nunmehr verbotenen Gott Dionysos hatten. Die Verlagerung der Macht von Rom nach Konstantinopel nach der Reichsteilung von 395 erbrachte nicht die erhoffte Erleichterung des Exports. Der Weinbau beschränkte sich fast nur noch auf den Eigenverbrauch oder den Verbrauch in den Klöstern.

Verlust des Weinmonopols an Venedig

b_450_450_16777215_00_images_italy_venedig_venedig-55.jpgAbgesehen von Harz wurde das Aromatisieren von Weinen nahezu aufgegeben. Das Verdünnen von Wein galt ebenfalls als verpönt. Gleichwohl erhielt sich der Name krasi, abgeleitet vom gr. Verb für "mischen", der daher auch vormals ausschließlich für verdünnten Wein galt; er ist bis heute ein Synonym für Wein. Der Ausbau süßer Dessertweine auf Basis von teil rosinierten Beeren setzte sich mehr und mehr durch.

992 erhielt die Republik Venedig ein Privileg, das die Handelsabgaben im Byzantinischen Reich erheblich reduzierte und die venezianischen Händler gegenüber denen aus konkurrierenden Städten begünstigte. Zu einem Bestseller entwickelte sich der Monemovassios oenos, ein Wein, der am Hafen von Monemvasia verladen wurde und unter dem Namen Malvasia in Frankreich, Deutschland und England bekannt wurde.

Die Privilegien ermöglichten der Republik Venedig den Import fremder Weine zu konkurrenzlos günstigen Preisen. Dies brachte viele der einheimischen Produzenten an den Rand des Ruins. Die größten Exportmärkte Festland-Griechenlands und Kretas waren ebenfalls in die Hände der Italiener übergegangen.

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