Atatürk - Euphrat-Staudamm für Strom und Bewässerung

Atatürk - Staudamm

Der Atatürk-Staudamm (türkisch Atatürk Barajı) am Euphrat ist der erste, wichtigste und größte der 22 Staudämme des Südostanatolien-Projektes GAP (Güneydogu Anadolu Projesi) in der Türkei.

Der nach Mustafa Kemal Atatürk benannte Stausee ist etwa 1,5 mal so groß wie der Bodensee. Die Breite des Stausees beträgt bis zu 1,6 km. Die Talsperre ist - am Speicherraum gemessen - die 22.-größte der Welt, nach dem Schüttvolumen des Staudamms der Neuntgrößte. Er wurde im Jahr 1992 fertiggestellt.

Südostanatolien in der Türkei gehört zu den ärmsten Teilen des Landes und das gesamte Projekt umfasste den Bau von 22 Staudämmen und 19 Wasserkraftwerken, damit 1,7 Millionen Hektar Landwirtschaft bewässert werden und eine zusätzliche Stromgewinnung von 27.000 Gigawattstunden sichergestellt werden können. Mehr als die Hälfte dieser erwarteten Leistung erfüllt alleine der Atatürk-Staudamm.

Staudammprojekte in der gesamten Türkei - Stromgewinnung Priorität

Der Atatürk-Staudamm hat dazu beigetragen, dass die Türkei sich eine enorme wirtschaftliche Vormachtsstellung gegenüber dem reichen Israel und weiteren angrenzenden Nachbarländern sichern konnte. Denn Wasser ist in der Region, außer an den Flüssen Euphrat und Tigris, sehr knapp. So wurde das Wasser dieser beiden mächtigen Ströme genutzt, um dem Wassermangel ein endgültiges Ende bereiten zu können. Über Jahre hinweg wurden immer mehr riesige Staudämme erbaut. Mit diesen angestauten Wassermassen der beiden Ströme kann der eigentlich fruchtbare Boden des ganzen Landstriches Anatoliens gewässert und bewirtschaftet werden.

Die Staudämme dienen auch der Bewässerung in der Landwirtschaft

Seit 1976 läuft das Entwicklungsprojekt mehr Wasser zur Energienutzung und für die Landwirtschaft zu nutzen, es zieht sich von den Bergen des Taurus bis hin zur syrischen Grenze. Über den Atatürk-Staudamm werden hohe Potentiale für die Energiegewinnung eingefahren und der Ausbau der Bewässerungsfläche verstärkt die landwirtschaftliche Nutzung ungemein. Als weiterer Vorteil brachte der Atatürk-Staudamm die Industrialisierung der Region mit sich, die automatisch auch eine Steigerung des Tourismus mit sich brachte.

Investionsvorhaben zur Energiegewinnung

Rein finanziell gesehen stellt dieses Projekt sehr hohe Herausforderungen an die türkische Regierung. Es kann ohne Umschweife als größtes Investitionsvorhaben der türkischen Geschichte gesehen werden. Doch nicht nur die Landwirtschaft oder die Energiegewinnung sind im Zusammenhang mit diesem Projekt eng miteinander verbunden. Auch Erziehungsprogramme und Gesundheitsprogramme fließen in das Projekt mit ein.

Die Talsperre dient der Stromgewinnung und über die zwei Tunnel bei Şanlıurfa der landwirtschaftlichen Bewässerung von 1,7 Millionen Hektar Land. Von dem Wasserkraftwerk wird knapp ein Zehntel der Elektrischen Energie der Türkei erzeugt. Für den Atatürk-Staudamm wurden allerdings auch etwa 55.000 bis 65.000 Menschen umgesiedelt.

Auch ein umstrittenes Bauwerk - bleibt die Ökologie auf der Strecke?

Der Atatürk-Staudamm ist - wie alle neuen Talsperren - ein umstrittenes Bauwerk, weil er ökologische, ökonomische und politische Probleme mit sich brachte. Durch Erosion verschlammt er immer mehr, da das Erdreich aus der umliegenden Landschaft in den Stausee gespült wird. 1998 beschloss deshalb die türkische Regierung, die Hänge um den Atatürk-Stausee herum aufzuforsten, eine Fläche so groß wie das Saarland. Tausende von freiwilligen Studenten haben dabei das See-Ufer mit Bäumen bepflanzt.

Die Türkei hat sich 1987 in einem Abkommen mit Syrien verpflichtet, mindestens 500 Kubikmeter Wasser pro Sekunde durch den Euphrat abfließen zu lassen.

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