Das römische Ruinenfeld von Side - Manavgat

Ruinenfeld von Side

Die Ruinenfelder von Side erreicht man am Besten vom Parkplatz am Römischen Theater und dem Antiken Museum, das allein den Besuch der Ruinen der einstigen Metropole lohnt. 

Das Theater wurde im 2. Jh. n.Chr. auf einem früheren griechischen Theater gebaut. Da das Gelände ziemlich flach ist, sind die unteren Teile in den einzigen natürlichen Hügel im Umfeld hinein gegraben, während die übrigen Teile auf zweistöckigen Bögen ruhen. Die Steine wurden aus der Stadtmauer zunächst dem Wasser genommen; während der römischen Friedensperiode war diese nicht nötig. Eine gut drei Meter breite Diazoma trennt den oberen vom unteren Teil des halbkreisförmigen Theaters, das mindestens 15.000 Zuschauern Platz bot. Es gibt zwölf Treppen zwischen den Sitzplätzen, die sich auf 29 Reihen im unteren und 22 im oberen Teil, der ursprünglich auch 29 Reihen hatte, verteilen. Im Inneren des Theaters führen Galerien und Treppen zu den obersten Reihen hinauf.

Auf der Basis des hellenistischen Theater - Das Side Theater

b_450_450_16777215_00_images_turkey_turkish_riviera_side_manavgat_theater-side-1.JPGDer Platz für die Spitzen und Ehrengäste der Stadt lagen in der Mitte des oberen Teils. Um die Orchestra sind Reste einer Mauer, die die untersten Sitzplätze unbenutzbar machte, zu sehen. Diese Mauer wurde in der späten römischen Zeit (das 3. Jh.) gebaut, und war mit wasserdichtem Mörtel, der es ermöglichte, die Bühne mit Wasser zu bedecken, verkleidet. So konnte man Seeschlachten und andere Arten von „Wassersport“ veranstalten. Außerdem schützte sie die Zuschauer bei Tierkämpfen und Kämpfen zwischen Tier und Mensch. Das konnten professionelle Gladiatoren sein, die beinahe Heldenstatus in ihrer meist kurzen Karriere erlangten. Es konnten aber auch Verbrecher, Sklaven oder Kriegsgefangene sein, die sozusagen zum Vergnügen des Publikums geopfert wurden.

Hinter der Bühne liegen die Reste des drei Geschosse hohen und 63 Meter langen Bühnengebäudes, das mit Säulen, Nischen und Statuen aus Marmor dekoriert war, die heute auf der Agora* stehen. Es sind jedoch noch die Reste eines Marmorfrieses mit Themen aus dem Leben Dionysos", der auch in anderen römischen Theatern zu sehen ist, erhalten. Die oberen Geschosse des Bühnengebäudes enthielten Räume für Schauspieler, während die unteren Räume, deren Öffnungen vergittert waren, wilden Tieren oder Gladiatoren vorbehalten waren. Im 5. und 6. Jh. benutzten die Byzantiner das Theater als Freiluftkirche, und aus dieser Zeit sind in den beiden Ecken Reste von Kapellen und Fußbodenmosaiken gefunden worden. Das Bühnengebäude wurde von den Arabern im 7. Jh. zerstört, und es stürzte später während der Erdbeben, die der Stadt den Todesstoß versetzten, ein.

b_450_450_16777215_00_images_turkey_turkish_riviera_side_manavgat_theater-side-2.JPGUnmittelbar westlich des Theaters liegt der Dionysostempel. Es ist jedoch nur eine Plattform von 12 x 6 Metern mit vier Säulen aus Granit und eine Treppe erhalten. Mit der nordwestlichen Ecke des Theaters zusammengebaut ist das Vespasian-Monument, das ursprünglich an anderer Stelle stand, zu sehen. Es wurde nach hier in Verbindung mit der Aufführung einer neuen Stadtmauer im 4. Jh. quer über die Halbinsel verlegt. Einer Inschrift zufolge wurde es 74 n.Chr. zum Andenken an Kaiser Vespasian und seinen Sohn Titus aufgestellt. Eine Statue des Kaisers hat in der Hauptnische gestanden. Bei der Verlegung wurde es in einen Springbrunnen umgewandelt, und komischerweise wurde es in die Nähe der öffentlichen Toiletten verlegt. Vespasian war es nämlich, der eine verhasste Latrinensteuer einführte und die berühmten Worte sprach: „Geld stinkt nicht.“ Mit dem Springbrunnen zusammengebaut liegen die Reste eines ursprünglich marmorbekleideten, kaiserlichen Triumphbogens, der in spätrömischer Zeit teilweise zugemauert, und als Stadttor in der neuen Stadtmauer angewandt wurde. Diese Funktion ist bis heute bewahrt, da die Straße immer noch durch den Bogen führt. Zu alleroberst hat er ursprünglich einen Streitwagen mit vier Pferden, in Bronze gegossen, gehabt. Zwischen dem Triumphbogen und den byzantinischen Bädern (dem Museum), liegt ein Nymphäum, und hinter diesem lag die größte Zisterne der Stadt, wo der Aquädukt endete.

In Verbindung mit dem Theater und unmittelbar östlich davon liegt die viereckige 92 x 92 Meter große Kaiseragora, das Handels- und Kulturzentrum der Stadt, wo eine dreigeteilte Pforte zur Säulenstraße Zutritt gab. Mehrere der 100 Marmorsäulen aus den umgebenden holzgedeckten Kolonnaden sind noch zu sehen, und hinter diesen sind Reste der Geschäfte zu sehen, besonders in nordöstliche und nordwestliche Richtung. Die Säulen der Agora sind gleichzeitig mit den Säulen der Hauptstraßen und stammen aus der Mitte des 2. Jh. n.Chr.

Öffentliche Toiletten auch in Side - Latrinensteuer

b_450_450_16777215_00_images_turkey_turkish_riviera_side_manavgat_theater-side-4.JPGAn der nordwestlichen Ecke und in das Bühnengebäude des Theaters integriert gibt es einen gewölbten halbrunden Raum, wo die öffentlichen Toiletten gelegen haben. Hier hat es Platz für 24 Marmortoiletten mit Trennräumen aus Holz und Kanalisation, gegeben, und vor den Toiletten ist noch ein Kanal, der fließendes Wasser für die Toilettenbesucher geführt hat, zu sehen.
Auf dem 65 x 65 Meter großen Agora-Platz und etwas von der Mitte verschoben, ist eine runde Plattform, die ursprünglich zwölf Säulen und ein kegelförmiges Dach gehabt hat, zu sehen. Das ist der Fortuna-Tempel*, der der Göttin des Glücks, des Schicksals und des Handels gewidmet war. Das Gebäude ist auf Münzen mit einem Granatapfel als Krone auf dem Dach abgebildet. Ursprünglich war er mit Reliefs der zwölf Sternzeichen (Tierkreis) ausgeschmückt. Diese gab es noch anfangs des 19. Jh, sind aber nun verschwunden und sind vermutlich in einem Gebäude wiederverwandt worden oder in einer Privatsammlung gelandet.

Von der Kaiseragora führt eine Straße nach Osten entlang der inneren Stadtmauer, eilig im 4. Jh. aus wiederverwendetem Material aufgeführt, zu einer anderen Agora, der Staatsagora, die auch viereckig ist und von ionischen* Kolonnaden umgeben war. Die hohe Plattform in der Mitte wurde früher als zum Gebrauch für das Vorzeigen und Verkaufen von Sklaven gedeutet, aber die Archäologen meinen jetzt, dass sie erst in byzantinischer Zeit*, als der Sklavenhandel aufgehört hatte, errichtet wurde. Am östlichen Ende steht ein großer mit Säulen geschmückter Bau mit drei Sälen, der für eine Bibliothek oder einen Palast gehalten wird. Der Bau war ursprünglich in zwei Geschossen gebaut, und besonders der mittlere Raum, der Kaisersaal, war mit Statuen der griechischen Götter und einer Statue von Kaiser Antonius Pius (138-161), reich verziert. Einige wenige sind erhalten und im Museum ausgestellt. Die zwei Seitenräume haben Nischen, die als Bücherregale benutzt werden konnten, und die in byzantinischer Zeit einen neuen Mosaikfußboden erhielten.

Draußen in den Dünen nördlich der Staatsagora liegen die Ruinen einer großen Basilika* mit Querschiff, und südlich hiervon der Palast des Bischofs mit einer kleinen Kirche gegenüber (nach Westen). Der umfassende Baukomplex ist aus dem 5.-6. Jh.
Die Stadtmauer nach Osten in Richtung Landseite hat 13 Türme und ist besser als die Küstenmauer um Selimiye herum bewahrt. An mehreren Stellen steht sie in ihrer ursprünglichen Höhe, d.h. in drei Geschossen mit der Brüstung als dritte Etage. Hier liegen zwei Stadttore, die wie die Stadtmauer in der hellenistischen Epoche im 3. Jh. v.Chr., als man keinen Mörtel zum Zusammenfügen der Steinquadern benutzte, gebaut sind.

Side - Stadtmauern und Stadttore bis heute erhalten

b_450_450_16777215_00_images_turkey_turkish_riviera_side_manavgat_theater-side-5.JPGDas westliche Tor ist das Haupttor, wo die heutige Straße hindurchführt, und wo der andere große Parkplatz liegt. Das Tor ist von zwei viereckigen Türmen, durch welche man auf einen hufeisenförmigen Platz hineinkommt, flankiert. Ähnlich wie in einer anderen antiken Stadt, Perge, wurde dieser Verteidigungskomplex im 2. Jh. mit Nischen, Säulen und Statuen reich ausgeschmückt und zu einem zeremoniellen Platz, der den Besuchern einen schönen Ersteindruck von der Stadt gab, umgebaut. Das Ost-Tor hat auch zwei Türme, aber mit einem viereckigen Hof. Hier sind einige Waffenreliefs, die jetzt im Museum liegen, gefunden worden. Sie stellen Kriegsbeute dar, die vielleicht in Zusammenhang mit dem Versuch des Königs von Pergamon, die Stadt im 2. Jh. v.Chr. zu erobern, zu setzen ist.

Außen vor dem Haupttor steht ein monumentaler Springbrunnen, ein sogenanntes Nymphäum*, mit einer reich ornamentierten Fassade mit drei Nischen, von wo das Wasser in ein mit Reliefs geschmücktes Becken spritzte. Das Wasser kam von einer Stichleitung vom Aquädukt in der Nähe. Der ursprünglich dreistöckige Springbrunnen aus dem 2. Jh. n.Chr. war 20 Meter hoch, 52 Meter lang und ist vollständig mit Pflanzenmotiven und geometrischen Motiven aus Marmor verkleidet gewesen, sowie mit etlichen Statuen verziert. Die Nischen haben die Form einer Muschelschale von korinthischen Säulen umgeben. Der Platz davor war von steinernen Bänken umgeben.
Vom Haupttor verläuft die mit Säulen gesäumte Hauptstraße zur Agora und zum Theater hinunter, und von hier ist die Straße ursprünglich bis hinunter zum Men-Tempel und den beiden Tempeln für Apollon und Athene verlaufen. Heute sind die 250 Meter Straße zum Theater mit Asphalt belegt, und sie funktioniert immer noch als die Hauptverkehrsader der Stadt. An dieser Straße entlang sind Reste von Geschäften zu sehen, und hier lagen die wichtigsten offiziellen Bauten und Paläste der Stadt. Ausgrabungen haben eine perfekte Kanalisation unter der Bepflasterung enthüllt. Abwässerrohre sind auch unter den kleineren Straßen der Stadt gefunden worden. Ein paar Häuser wohlhabender Leute aus dem 2. bis 1. Jh. v.Chr. östlich der Agora, sind ausgegraben worden. Es waren Atriumhäuser* in zwei Geschossen mit Zimmer, Toiletten und Springbrunnen um einen kleinen Hof. Eine andere Säulenstraße verlief vom Haupttor nach Südosten bis zur Basilika und dem Palast des Bischofes, aber hier ist nur der erste Teil ausgegraben.

b_450_450_16777215_00_images_turkey_turkish_riviera_side_manavgat_theater-side-3.JPGWestlich der Säulenstraße liegen die Reste des Aquädukts, der die enormen Wassermassen in die Badehäuser, Zisternen, Springbrunnen, Wohnhäuser und ins Theater der Stadt hinein geführt hat. Hier endet der Aquädukt in einer großen Zisterne am Triumphbogen. Das Wasser kam aus einer Quelle des Manavgat-Flusses (damals Melas genannt) und lief in einer 32 km langen Wasserleitung, deren Reste immer noch nördlich von Manavgat zu finden sind. Mancherorts läuft sie in zweistöckiger Höhe über Täler, anderorts schneidet sie sich in gewölbten Kanälen durch den Felsen. Die Stadt war stark abhängig von dieser Wasserversorgung und war damit gegen eine längere Belagerung, wenn es dem Feind gelang, den Aquädukt zu unterbrechen, schlecht gerüstet, so dass die Stadt mit den Zisternen zum Überleben auskommen musste. Der Aquädukt wurde im 2. Jh. n.Chr. gebaut.

Gefundenen Inschriften zufolge war die Stadt in Viertel, die nach charakteristischen Gebäuden, die nicht alle identifiziert sind, benannt worden, eingeteilt. So wurde der Stadtteil nördlich der Säulenstraße Viertel des Großen Tores genannt, und das Gebiet mit dem Bischofspalast für das Viertel der Großen Fabrik. Die Stadtteile westlich des Theaters auf jeder Seite der nun verschwundenen Säulenstraße hießen Viertel des Viergespanns (nach dem Streitwagen mit den vier Pferden auf dem Triumphbogen am Theater) und Viertel des Zeus-Altars (südlich des Theaters).
Außerhalb der Stadtmauer liegt die Nekropole, unter den Sanddünen begraben. An einzelnen Stellen kann man jedoch Sarkophage oder größere Denkmäler, die mehr wie Tempel aussehen, entdecken. Diese sind besonders an der Küste im Westen zu finden. Eines dieser Gräber liegt auf einer Plattform mit einem tempelähnlichen Gebäude mit vier Säulen. Im Inneren stehen Marmorsarkophage in gewölbten Nischen und draußen gibt es einen ausgeschmückten Hof. Dieses Grab, das aus dem 2. Jh. n.Chr. stammt, muss einer wohlhabenden Familie gehört haben. Am östlichen Ende ist ein zweistöckiges byzantinisches Lepra-Krankenhaus aus dem 6. Jh. ausgegraben.

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