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Solidarität - Caricatura Satire aus der Türkei in Kassel

Solidarität - Caricatura Satire aus der Türkei in Kassel

Karikaturisten leben gefährlich in der Türkei. Die Caricatura in Kassel setzt ein Zeichen der Solidarität: Sie zeigt Satire-Zeichnungen, die der Unterdrückung in dem Land trotzen.

"Schluss mit lustig - Satire aus der Türkei" heißt eine neue Ausstellung der Caricatura in Kassel. Wie, Satire aus der Türkei? Gibt's das überhaupt? Allerdings - noch. Die Galerie zeigt insgesamt 70 Zeichnungen von 46 türkischen Karikaturisten, die unter dem Eindruck der aktuellen Entwicklung in den vergangenen zwölf Monaten entstanden und erschienen sind.

Solidarität - Caricatura Satire aus der Türkei in Kassel - Karikaturen in Zeiten Erdogans

 

 

 

Weitere Informationen:

"Schluss mit lustig"
Wann: 20. Juli bis 27. August
Wo: Werner-Hilpert-Straße 1, 34117 Kassel
Eintritt: 4 Euro, ermäßigt 3 Euro oder mit gültigem Caricatura-Ticket

Die Werke spiegeln gesellschaftspolitische Diskurse wider, die spätestens seit dem gescheiterten Putschversuch im Juli vergangenen Jahres vielerorts nur noch hinter vorgehaltener Hand oder verschlossenen Türen geführt werden.

"Uns war wichtig, dass den Zeichner nichts passiert"

Die ausgestellten Zeichnungen wurden in Istanbuler Satiremagazinen wie "LeMan", "Uykusuz" (schlaflos) oder "Penguen" (Pinguin) veröffentlicht, die den staatlichen Repressionen gegen die Pressefreiheit und Meinungsfreiheit trotzen. Derzeit sitzen rund 160 Journalisten in Haft, darunter auch der Journalist Deniz Yücel aus Flörsheim (Main-Taunus), etwa 130 Medien wurden geschlossen.

Für die Ausstellung wurden Werke ausgewählt, die in der Türkei ohne Nachteile für die Künstler erschienen sind - bislang. "Uns war wichtig, dass den Zeichnern nichts passiert", sagt Martin Sonntag, der Leiter der Caricatura.

Vergleich mit Hitler wird geduldet

Die Werke veranschaulichen dennoch, wie originell und progressiv die Karikaturisten in der aktuellen politischen Situation arbeiten, was für sie noch möglich ist - und was nicht. Über dem Haupt der Künstler schwebe "immer ein Damoklesschwert", sagt Kuratorin und Filmemacherin Sabine Küper-Büsch, die selbst seit vielen Jahren in Istanbul lebt. "Sehr radikale Zeichnungen erscheinen schon gar nicht mehr auf den Titelblättern."

Besonders riskant seien Abbildungen des Staatspräsidenten Erdoğan als Tier, erklärt die Kuratorin: "Tierdarstellungen gelten als Herabwürdigungen." Selbst ein Hitlervergleich werde als unproblematischer empfunden als der mit einer Giraffe oder einer Katze.

Auch Zeichner im Fokus von Ermittlungen

b_450_450_16777215_00_images_allgemeines_aktuelle_kulturereignisse_Doruktan_Turan_caricatura7_SchlussMitLustig.jpgKüper-Büsch hatte schon einmal vor zehn Jahren eine Ausstellung mit türkischen Karikaturen gemacht. "Damals war die Atmosphäre eine ganz andere. Es war alles ganz locker", erinnert sie sich. Diesmal gehe es auch darum, sich mit den Zeichnern zu solidarisieren.

Denn die trauen sich immer seltener an politische Themen. Gegen zahlreiche Künstler laufen Verfahren, vor allem wegen Präsidentenbeleidigung. Betroffen ist zum Beispiel auch das Magazin "Uykusuz". Gegen die Zeichner zweier Titelbilder, die kurz vor dem Referendum zum Präsidialsystem im April erschienen waren, wurden Ermittlungsverfahren eingeleitet. Ein Karikaturist der oppsitionellen Tageszeitung "Cumhuriyet", Musa Kart, sitzt seit vergangenen November in Haft. Der Vorwurf: Er habe mit seiner Arbeit die Terrororganisation PKK und die Gülen-Bewegung unterstützt.

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