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Fazil Say - Lässt sich nicht den Mund verbieten!

Fazil Say

Mehrfach schon haben wir in unseren aktuellen Kulturnachrichten auf den türkischen Pianisten und Komponisten Fazil Say hingewiesen, der schon immer ein Mann des offenen Wortes gewesen ist.

Vor allem, wenn es um die Politik der islamisch-konservativen Regierungspartei AKP geht, der Fazil Say eine schleichende Islamisierung der einst säkularen Republik Türkei vorwirft. Nicht unbegründet, denn fast täglich gibt es dazu Meldungen der diversen Presseorgane, die eine eindeutige, religiös konservative Ausrichtung erkennen lassen.

Gerade erst wieder gibt es eine Diskussion um das Entfernen von Bildern menschlicher Genitalien aus einem Lehrbuch der Biologie für türkische Schüler, die durch Bilder von Pflanzen und Tieren ersetzt wurden. Experten kritisierten die Entscheidung. »Soll den Kindern jetzt wieder erzählt werden, dass der Storch die Babys bringt?» fragte die Medizinerin Sevil Yalcin von der Onsekiz-Mart-Universität im nordwesttürkischen Canakkale in der Zeitung »Hüriyet». Das bisher achtseitige Kapitel über die menschliche Fortpflanzung in dem Schulbuch sei auf einen Absatz zusammengeschrumpft und habe sich damit praktisch »in Luft aufgelöst», merkte das Blatt an.

Kritiker, wie Fazil Say, werfen der islamisch-konservativen Regierung in Ankara vor, sie wolle der Gesellschaft ihre eigenen Wertvorstellungen aufzwingen. Wissenschaftliche Informationen würden als "Schande" proklamiert und den Kindern vorenthalten, sagte der Erziehungsexperte und ehemalige Funktionär der Lehrergewerkschaft Egitim-Sen, Abdullah Tunali, der Zeitung "BirGün".

Ein weiteres Beispiel wird aus Istanbul gemeldet: Nachdem am Istanbuler Staatstheater ein Theaterstück über das Leben von Goethe wegen „unflätiger und erotischer“ Passagen vom Spielplan genommen werden musste, hat nun der neue Generalmanager der türkischen Staatsoper einen besonderen Dresscode zumindest für die Bühnenarbeiter aufgestellt. Alles, was bequem bei der Arbeit ist und daher schon mal knapp ausfallen kann, ist ab sofort verboten. Was man statt Shorts, Muskel-Shirts oder gar aufreizend eng anliegenden Leibchen nun tragen darf, wurde nicht mitgeteilt.

Fazil Say´s Kritik an der fortschreitenden Islamisierung der Türkei und den gewalttätigen Reaktionen des Staates auf etwa die Gezi-Demonstrationen hat die politisch-religiösen Glaubenswächter mehrfach auf den Plan gerufen. Mal sind es gerichtliche Maßnahmen, die zu Bewährungsstrafen führen, dann sind es Repressalien, die der Einschüchterung Say´s dienen sollen. Bleibt zu hoffen, das es weiterhin engagierte Künstler und Schauspieler, Menschen jeglicher Anschauung geben wird, die Mut genug haben, diesen Entwicklungen entgegen zu treten.

Die aktuell, neueste Maßnahme des türkischen Kulturministeriums gegen Fazil Say: Dem staatlichen, in Ankara beheimateten „Präsidialen Symphonieorchester“ wurde jetzt untersagt, bereits aufs Programm gesetzte Orchesterwerke von Say zu spielen.  Auf seine Frage nach den Gründen für diese Zensur gab es von oberster Stelle bisher keine Antwort. Dafür hat der bekennende Atheist sich jetzt mit einem Statement an die türkische Regierung zu Wort gemeldet:

„Ändern Sie Ihre Politik der Unterdrückung, die von der gesamten Welt verurteilt wird. Haben Sie keine Angst vor der Kunst und den Künstlern. Wir sind nicht kriegerisch. Wir sind bloß Musiker, Schauspieler, Tänzer, ganz einfache Menschen.“

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