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Schatten auf den Bau von Atomkraftwerken in der Türkei

Meldungen über eine bevorstehende Kernschmelze in Fukushima werfen einen Schatten auf den Bau von Atomkraftwerken in der Türkei. Nach einem der stärksten Erdbeben in der Geschichte Japans, hat ein Tsunami die Küste getroffen und dabei auch mehrere Atomkraftwerke in Mitleidenschaft gezogen.

Riesige Wellen brachen bis zu 5 km. ins Land hinein und verwüsteten weite Teile der Küstenlandschaft.

Obwohl nach der verheerenden Katastrophe bereits 1 Tag vergangen ist, kann der Schaden immer noch nicht ganz erfasst werden. Man spricht von weit über 1.400 Opfern und mehreren Tausend Vermissten.

Unterdessen kam es im Atomkraftwerk Fukushima 1 nahe der gleichnamigen Stadt heute früh (MEZ) zu einer Explosion, bei der das Dach an einem der Gebäude in die Luft flog. Bisher ist noch unklar, ob die Explosion durch eine Kernschmelze im Reaktor hervorgerufen wurde oder ob sich Wasserstoff das sich im Gebäude ansammelte, schlagartig entzündete. Der Ausfall des Kühlungssystems des Atomreaktors, so befürchtet man jetzt, führt zum Schmelzen der Reaktoren. Experten sind der Ansicht, dass die bevorstehende Kernschmelze (Super-Gau) nicht mehr verhindert werden kann. Damit würden radioaktive Stoffe und Dampf in größerer Menge entweichen, als es bisher der Fall ist. Nach Prognosen der Greenpeace, wird die momentan freigesetzte Stahlungswolke, die durch die Explosion verursacht wurde, in Richtung Nord- und Mittelamerikanisches Festland von Winden getragen und voraussichtlich in 10 bis 12 Tagen die Küste treffen.

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Die Tsunami-Gefahr ist unterdessen noch nicht überstanden. Länder die im Einflußbereich von Tsunamis in Zusammenhang mit dem Beben in Japan liegen, haben Vorkehrungen getroffen. Chile und Peru haben die Bewohner entlang des Küstenstreifens vorsorglich in Sicherheit gebracht. In zahlreichen Inselstaaten hat die Tsunami-Welle leichte Schäden verursacht, zahlreiche Menschenleben gefordert.

In der Türkei wird die Katastrophe in Japan mit Besorgnis verfolgt. Der Türkische Halbmond, die IHH, die AKUT sowie zahlreiche kleinere Hilfsorganisationen haben Personal und Hilfsmaterial in die betroffenen Regionen geschickt. In der Präfektur Sendai soll der Türkische Halbmond von örtlichen Hilfsorganisationen bereits mit Rettungs- und Evakuierungsmaßnahmen vertraut gemacht worden sein. Die türkische Regierung will zusätzlich Hilfsgüter in die betroffenen Regionen entsenden, nach dem die Ausmaße vorläufig erfasst sind.

Türkei - Atomkraft - Erdbebenrisiko

Die Türkei selbst liegt auf zwei tektonischen Platten und hat seit Jahrhunderten Erdbeben erlebt. Das letzte verheerende Erdbeben mit einer Stärke von 7.8 hatte das Marmara-Gebiet erfasst, bei der über 20.000 Menschen starben und eine halbe Millionen Obdachlos wurden. Seitdem werden immer wieder Erdbeben mit Werten bis zu 5.6 auf der Richter-Skala registriert, die bisher Sachschäden verursacht haben. In der Millionenmetropole Istanbulgeht man von einem weit düsteren Szenario aus, falls das erwartete Jahrhundertbeben die Stadt in Mitleidenschaft zieht. In diesem und im Zusammenhang mit der Atomkraftkatastrophe in Japan, werden immer mehr Stimmen laut, die die Atomkraft ablehnen.

Nach den Plänen der türkischen Regierung, sollen in der Türkei bis zu vier Atomkraftanlagen ans Netz gehen. Kooperationsverträge mit Russland und Südkorea wurden bereits abgeschlossen. Der geplante Standort für das erste Atomkraftwerk liegt in Akkuyu, einer Bucht an der Südküste der Türkei, gerade 270 km Luftlinie östlich von der Touristenhochburg Antalya. Ab 2013 soll mit dem Bau begonnen werden. Hier sollen vier Reaktoren sowjetischer Bauart (4. Generation VVER-1200 (AES-2006)) mit jeweils 1.200 MW. Leistung entstehen.

Die anderen Atomkraftwerke sollen nach dem Willen der Regierung an der Schwarzmeerküste (Sinop) und an der bulgarischen Grenze gebaut werden. Seit dem die türkische Politik in Zusammenhang mit der Tschernobyl-Katastrophe in Misskredit geraten ist, werfen Bewohner der umliegenden Region der Regierung Verharmlosung und Desinformation vor. Damals hatte man in der Schwarmeerregion, die von der Katastrophe durch strahlenverseuchte Wolken am stärksten betroffen war, eingeredet, die landwirtschaftlichen Erzeugnisse wären nicht gesundheitsgefährdend. Heute ist man sich inzwischen sicher, dass die erhöhte Missbildungs- und Sterblichkeitsrate in der Region an den Folgen der Verstrahlung festzuhalten ist.

Entsprechend regt sich erheblicher Widerstand. Erst im vergangenem Monat mussten sich 11 Atomkraftgegner vor Gericht verantworten, die den geplanten Atomkraft-Grundstück in Akkuyu betreten und eine Protestaktion durchgeführt hatten. Ende Februar trafen sich Vertreter der Regierung, um den geplanten Atomreaktorbau in Akkuyu, Interessensvertretern vorzustellen. Auch die in Zusammenarbeit mit türkischen und russischen Unternehmen neu gegründete Nuklear- und Elektrizitätswerk Akkuyu AG. nahm an den Gesprächen teil. Energieminister Taner Yildiz bekräftigte erneut, dass der Bau von Atomkraftwerken bis zum Jahre 2023 erfolgen wird und damit vier Druckwasserreaktoranlagen (DWR) mit einer Einzelleistung von über 4.000 MW. den Energiebedarf der Türkei decken werden. Die Atommeiler sollen nach Angaben der Baufirma Erdbeben bis zu einer Richterskala von 8.0 standhalten und terroristische Anschläge wie auch Flugzeugabstürze überstehen. Kritiker werfen der Regierung vor, dass der Bau von Atomreaktoren in Erdbeben gefährdeten Regionen nicht nur die Sicherheit des Landes und der Bevölkerung gefährden, sondern auch bei einem auftretendem Gau oder Super-Gau die Wirtschaft nachteilig beeinflusst wird. Das beste Beispiel sei das Atomkraftwerk in Armenien der ersten sowjetischen Bauart-Generation (Kernkraftwerk Mezamor), die auch in einem Erdbeben-Gebiet liege und zahlreiche Störfälle hatte.

Quelle Turkishpress

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