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Vom Camping Rino in Kalista nach Elbasan

Vom Camping Rino in Kalista nach Elbasan

Es gab doch tatsächlich Regen am Ohridsee, ein Grund mehr zur Erkundung der Umgebung Wir wollten weiter den Spuren der Römer entlang der Via Egnatia folgen und fahren von Kalista zunächst bis zur nur 8 Kilometer entfernten Grenzstation zwischen Mazedonien und Albanien auf den Pass bei  Quafe Thane.

Oben am Pass angekommen war zwar alles grau in grau, aber doch trocken. Die Abwicklung der Grenzkontrolle war schnell erledigt und so ging es wenig später die Serpentinen auf der SH3 oder E 852 hinab in das Shkumbintal, dem geschichtlich so bedeutenden Talverlauf, dem die einst wichtige Handelsstraße Via Egnatia über mehr als 100 Kilometer folgte. Je weiter wir das Tal hinab in Richtung Elbasan fuhren, desto dunkler wurde der Himmel und Regen setzte ein. Wir waren gespannt, was uns in Elbasan, zunächst hinsichtlich des Wetters, erwarten würde.

Das Hauptquellgebiet des Shkumbin liegt auf der Ostseite des Valamara-Bergstocks zwischen den Bergspitzen Maja e Valamarës (2.375 m ü. A.) und Gur i Topit (2.120 m ü. A.) im Südosten Albaniens. Von hier fließt der Shkumbin in nördliche Richtung, zuerst teilweise in tiefen Schluchten und diverse andere Quellbäche aufnehmend, quer durch die Gora-Berge. Ein bedeutender Zufluss kommt vom Berg Gur i Kamjes (1.481 m ü. A.) südwestlich von Pogradec. Im weiteren Verlauf fließt er in einer großen Synklinale zwischen Mokra-Bergen sowie Shebenik im Osten und Polis-Bergen im Westen. Bei der Stadt Librazhd biegt er rund 50 Kilometer nördlich des Quellgebiets nach Westen ab.

In einem engen Einschnitt, der acht Kilometer langen Shkumbin-Schlucht (Gryka e Shkumbinit), durchbricht der Fluss die Bergkette und tritt bei Elbasan in die Küstenregion. Bis hier ein Bergfluss, wandelt er sich im folgenden Verlauf zum mäandernden, in einem breiten Bett fließenden Fluss der Ebene. In dem breiten Tal fließt er nun etwa entlang des 41. Breitengrades der Adria zu. Am Schluss quert er die Myzeqe-Ebene an ihrem Nordrand. Nördlich der Lagune von Karavasta bildet er ein kleines Delta mit sich immer wieder verlagernden Hauptmündungen.

Der Shkumbin ist mit einer Länge von 181 Kilometern (unter Einbeziehung des längsten Quellbaches) und einer Abflussmenge von durchschnittlich 61,5 m³/s einer der größten Flüsse Albaniens. Ein Grossteil der Niederschläge fallen auf die Wintermonate. Größere Bedeutung hat der Shkumbin aber in Bezug auf die Geschichte, Gesellschaft und den Verkehr Albaniens.

Schiffbar ist er allerdings nicht. Trotzdem ist sein Tal seit der Antike ein wichtiger Verkehrsweg. Es bildet einen gut passierbaren Durchgang von der Adria durch die albanischen Berge. Die Römer, die den Fluss Genusus nannten, bauten die Via Egnatia, die Rom mit Konstantinopel verband, durch das Shkumbin Tal hinauf zum Pass Quafe Thane und dann hinab nach Ohrid.

Je näher wir nach Elbasan kam, klarte auch der Himmel wieder auf und die Sonne war wieder zu sehen. Wir nutzten die Recherche im Internet auch zur Vorplanung der Route ins Zentrum von Elbasan, was allerdings auch ohne große Planung möglich gewesen wäre. Schnell gelangten wir in das Stadtzentrum und damit auch zu den noch erhaltenen Resten der Stadtmauer. Die einstige Stadtmauer mit ihren elf Metern Höhe wurde durch 26 regelmäßig angeordnete und aus der Wand hervorspringende Türme verstärkt, die heute noch das Stadtbild entlang eines hübschen Boulevards mit kleinen Cafes und Restaurants prägen. Die osmanische Altstadt hinter der Stadtmauer mit ihren gewundenen Gassen im Zentrum des modernen Straßenplans ist gut erkennbar und konnte ein wenig des orientalischen Charakter bewahren. Von der Stadtmauer ist praktisch nur noch der südliche Teil mit dem einstigen Nebentor erhalten. Innerhalb der Stadtmauer gibt es allerdings auch einige Restaurants und Gasthöfe, die in herrlichen Grünanlagen gelegen, zum Verweilen einladen.

Rund 100 Meter nördlich im Zentrum der Altstadt liegt die Königsmoschee aus dem Jahr 1492, eine der ältesten in Albanien erhaltenen Moscheen. Es ist ein unauffälliger, nahezu quadratischer Bau mit flachem Holzdach. Unser Interesse war geweckt und wir stießen vor Ort auf einen netten Prediger, der uns ins Gebäude einlud und ein wenig zur Geschichte zum Besten gab. Es gab weitere Moscheen aus dem 17. Jahrhundert, die bei der Atheismuskampagne Ende der 1960er Jahre allerdings zerstört wurden. Die Königsmoschee hat diese Zeit unter anderem als politischer Versammlungsraum überlebt.

Nicht weit entfernt liegt die Kathedrale der Heiligen Maria (alb. Katedralja e Shën Merisë), eine dreischiffige Basilika von 1833 mit sehenswerter Ikonostase aus der Mitte des 19. Jahrhunderts. Der an Nord- und Südseite angebaute Portikus lassen das Gebäude noch breiter erscheinen.

Das Hamam (türkisches Badehaus) außerhalb der Stadtmauer neben dem Hotel Scampi bestand schon Ende des 17. Jahrhunderts, damals von engen Ladenstraßen umgeben, lag das Bad innerhalb des Wochenmarktes. Im 19. Jahrhundert wurde es renoviert. Außen in gutem Zustand, erübrigt sich eine Beschreibung der Innenräume. Es wurde nach 1990 zu einem Restaurant umgebaut.

Rund einen Kilometer südlich der Burg liegt die Naziresha-Moschee aus dem 16. Jahrhundert. Zerstört durch die kommunistische Diktatur wurde der Namazgjah der erste Gebetsplatz des Landes.

Insgesamt waren wir angenehm angetan vom Flair der Stadt, die aufgeräumt und sauber erschien, weit besser als gedacht. Wer auf dem Weg von Tirana in Richtung Ohridsee also noch ein wenig Zeit in seiner Anreise hat, sollte sich auf einen Zwischenstopp ins Zentrum begeben. Auch die Parkplatzsuche erwies sich als recht einfach.

Koordinaten: 41°06'41.1"N 20°04'54.0"E

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