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Butrint - Venezianische und Osmanische Spuren

Butrint - Venezianische und Osmanische Spuren

  • Geschrieben von Portal Editor
  • Kategorie: Vlora
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Butrint - Unsere Zeit in der antiken Stätte brachte aber nicht nur neue Erkenntnisse zur Geschichte der antiken Griechen und Römer, denn auch die Venezianer und Osmanen haben hier ihre deutlichen Spuren hinterlassen, wie auch weitere Kulturen des Mittelalters.

Und umgekehrt wurden diese Kulturen aber auch von Butrint geprägt. So kommt Butrint nicht nur in den Werken berühmter antiker Autoren vor, wie zum Beispiel bei Hekataios von Milet oder in der Äneis von Vergil, unter anderem besuchte auch Edward Lear die historische Stätte, um sich von ihr inspirieren zu lassen. Edward Lear war in seiner Zeit und bis heute ein bekannter englischer Schriftsteller und Maler. Zusammen mit Lewis Carroll gilt er als einer der großen Meister der viktorianischen Nonsens-Literatur; seine zahlreichen Limericks und Gedichte wie „The Owl and the Pussycat“ sind Klassiker des Genres. Inspiriert auch durch seine Zeit in Butrint.

Byzantiner und Slawen aus dem Bulgarischen Reich

Unser Rundgang durch die antiken Anlagen von Butrint macht schnell klar, dass hier auch weitere, nicht griechisch-römische Aktivitäten im Bauen stattgefunden haben.

Nach einer neuerlichen Blütezeit unter der Herrschaft des Byzantinischen Reiches begann ein langer Niedergang, als Slawen im 8. Jahrhundert auch nach Epirus vordrangen. Doch im 10. Jahrhundert errang die Stadt wieder einen städtischen Rang und erhielt eine neue Basilika. Sie gehörte damals zum Bulgarischen Reich.

Die Venezianer erobern Butrint und errichten einen Stützpunkt

Auffällig im bautechnischem Sinn sind vor allen Dingen venezianische Bauten, die in Butrint erwähnenswert herausstechen, insbesondere die venezianische Kastellburg und die dreieckige Festung am südlichen Kanalufer. Mit dem Untergang der Byzantiner und den Eroberungen der Osmanen blieb von Butrint zunächst nicht viel übrig. Mit dem Vordringen der Venezianer, die ihr Handelsimperium kontinuierlich ausweiten konnten, entstand in der Folge, mit einigen Unterbrechungen bis in das Jahr 1797 hinein, ein Stützpunkt, der die wichtige Handelsroute um die Straße von Korfu für ihre Schiffe sichern sollte. Große Gebiete herum waren bereits von den Osmanen besetzt.

Die venezianische Kastellburg befindet sich am westlichen Ende der Akropolis, von wo man einen guten Ausblick auf den Vivar-Kanal und auf die Straße von Korfu hat. Ab dem 13. Jahrhundert als Teil des venezianischen Kolonialreichs war Butrint ein wichtiger Stützpunkt zwischen dem Adriatischen und dem Ägäischen Meer. Das fünfeckige Kastell besitzt an der nordöstlichen Ecke einen viereckigen Turm, der jedoch eine Rekonstruktion aus den 1930er Jahren ist. Auf Aufzeichnungen von Ugolini gab es zudem im Innern des Kastells einen zweiten Turm, der womöglich die Residenz des Kastellans war.

Am Kanalufer unterhalb der Burg errichtete die Markusrepublik noch einen weiteren Turm, der den Kanal beziehungsweise den Zugang zum Kastell sicherte. Der venezianische Turm stammt vermutlich aus den Jahren 1717/18. Der bedeutendste Zugang erfolgte wohl von Osten über eine Zugbrücke.

Am gegenüberliegenden Ufer erbauten die Venezianer die Kalaja trekëndore (Dreiecksburg), eine noch heute gut erhaltene Anlage. Ursprünglich auf einer Insel gelegen, wodurch sich vermutlich die Form bestimmte, sollte sie vor allem die Zufahrt über den Kanal und die Fischereiaktivitäten bei Butrint sichern. Die Grundmauern der Festung wurden wohl um das Jahr 1500 errichtet. Erstmals erwähnt wurde sie 1572. Die Türme an den Ecken der Burg wurden wohl in den 1650er Jahren von den Osmanen ergänzt. Nach der Rückeroberung durch die Venezianer (1717/18) wurden weitere Umbauten vorgenommen, eine weitere Mauer an der Westseite errichtet. Die Venezianer hatten bis zu 200 Mann in der Anlage stationiert.

Eine weitere Festungsanlage liegt auf einer Insel im Sumpfgebiet rund zweieinhalb Kilometer westlich von Butrint, direkt an der Mündung des Vivar-Kanals ins Ionische Meer. Sie ist nur per Boot erreichbar. Benannt ist die Festung des Ali Pascha nach dem auf Unabhängigkeit von Konstantinopel erpichten Ali Pascha von Ioannina. Sie erscheint jedoch bereits auf venezianischen Karten des Jahres 1718 und könnte Besitz der korfiotischen Familie Gonemi gewesen sein. Möglich ist aber auch ein festes Haus, das Venezianer um das Jahr 1700 erbauen ließen und von dem noch Reste erhalten sind. Die Festung bleibt bei der Eroberung von Butrint durch Ali Pascha unerwähnt, was gegen die Existenz einer funktionstüchtigen Anlage zu Ende des 18. Jahrhunderts spricht. Historiker gehen davon aus, dass die Festung in der heutigen Form in großer Eile unter Ali Pascha im Jahr 1807 erbaut worden ist. Die rechteckige Anlage ist 22 auf 30 Meter groß und von einer 5,1 Meter hohen Mauer umgeben. In den Ecken ragen gleich hohe Türme aus den Mauern hervor.

Kontinuierliche Konflikte mit den Osmanen zermürben die Venezianer

Im 17. Jahrhundert gelangten die Osmanen für einige Zeit in den Besitz der venezianischen Kastellburg. Im September des Jahres 1716 gewann Venedig das Kastell unter Johann Matthias von der Schulenburg von den Osmanen zurück. 1797 wurde Butrint kurzzeitig französischer Besitz, als die Republik Venedig nach dem Frieden von Campo Formio von Napoleon Bonaparte aufgelöst wurde.

Schon zwei Jahre später wurde Butrint von Ali Pascha von Ioannina erobert. Butrint kam damit endgültig zum Osmanischen Reich, zu dem es bis zur albanischen Unabhängigkeit im Jahre 1912 gehörte.

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