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Einflug der Stare am Federsee bei Bad Buchau

Einflug der Stare am Federsee bei Bad Buchau

Unser Rundgang durch Bad Buchau sollte nach dem „Entdecken“ des Pfahlbaumuseums noch zu einem weiteren highlight in der Region führen, dass wir so nicht erwartet hatten.

Schon während des Rundgangs wiesen Straßennamen wie Seegasse auf einen See hin, den wir allerdings zunächst nicht entdecken konnten. Erst am Pfahlbaumuseum trafen wir auf eine erste Wasserfläche und einen hölzernen Steg, der von Birken begleitet, anscheinend durch schier endloses Schilf und anderen Feuchtraumpflanzen zum See führen sollte. Trotz der bereits vorangeschrittenen Zeit, es ging bereits auf 19.00 Uhr zu, trafen immer wieder Familien mit Kindern am hölzernen Steg ein. Wir holten uns Auskunft am Kassenhäuschen, wo uns ein freundlicher NABU Mitarbeiter auf den in Kürze anstehenden Einflug der Stare, zurück von den Feldern zu ihren Schlafplätzen am Federsee, hinwies.

Federsee - Paradies für Wasservögel - nicht nur für sie

b_450_450_16777215_00_images_deutschland_baden-wuerttemberg_federsee-2.jpgDer Federsee bei Bad Buchau in Oberschwaben ist mit einer Fläche von 1,4 km² der zweitgrößte See in Baden-Württemberg. Er liegt inmitten des mit 33 km² größten zusammenhängenden Moorgebietes Südwestdeutschlands und ist mit ihm der Rest eines einst sehr viel Größeren, etwa 50 km² bedeckenden nacheiszeitlichen Sees. Dieser Komplex aus See und Moor stellt heute den Kern des geologischen Federseebeckens dar, das nach Renaturierungsmaßnahmen inzwischen mit seinen früheren Ufern und Inseln eine überragende natur- und kulturhistorische Bedeutung besitzt.

Die heutige Beckenlandschaft ist inzwischen vor allem auch ein Modell für die ökologische Wiederherstellung einer bereits weitgehend zerstörten Naturlandschaft samt ihren botanischen und zoologischen Habitaten und der damit einhergehenden Sicherung und Erforschung uralter Kulturzeugnisse, die seit Mitte des 19. Jahrhunderts nach der Senkung des Seespiegels und der Entwässerung der Moore zutage traten. Die sich dort befindlichen Reste der Pfahlbauten gehören teilweise zum UNESCO-Weltkulturerbe.

Der Federsee und das ihn im zentralen Becken umgebende Moor/Ried sind jetzt in einer Fläche von 23,76 km², also zu mehr als zwei Dritteln, geschützt, das Gebiet trägt zudem als Natur- und Europäisches Vogelschutzgebiet „Federseeried“ das Prädikat „Europareservat“ und wurde von der Europäischen Union als Bestandteil des FFH-Gebiets Federsee und Blinder See bei Kanzach in ihr Schutzgebietsnetz „Natura 2000“ aufgenommen.  

Der Federseesteg ist der einzige Zugang zum Federsee

b_450_450_16777215_00_images_deutschland_baden-wuerttemberg_federsee-1.jpgDas Federseemoor bietet Naturgenuss zu jeder Jahreszeit. Das Wahrzeichen Bad Buchaus, der Federseesteg, ist die schönste Möglichkeit, die Moorlebensräume kennen zu lernen. Er beginnt am Federseeparkplatz und führt den Besucher trockenen Fußes auf einer Strecke von 1,5 km mitten hinein in die Moorlandschaft.

Der Federseesteg durchquert weitläufige artenreiche Streuwiesen, anschließend den dichten Schilfgürtel und endet an einer Besucherplattform im Federsee. Dort bestehen beste Beobachtungsmöglichkeiten für Wasservögel. Unterwegs ermöglicht ein Aussichtsturm spektakuläre Ausblicke über das gesamte Federseebecken – bei klarer Sicht schimmert im Süden die Kette der Alpengipfel.

Gemütliche Bänke im Stegverlauf laden zum Genießen und Lauschen ein. Überall zwitschert es, farbenprächtige Schmetterlinge flattern von Blüte zu Blüte. Seltene Orchideen zeigen ihre edle Pracht, Heuschrecken zirpen und bunte Libellen stehen in der Luft. Das Federseemoor ist das größte Moor in Südwestdeutschland mit einer faszinierenden Artenvielfalt. Geführte NABU-Touren zeigen die seltene Vogelwelt und die faszinierende Pflanzenvielfalt.

Einige Fakten zum Stegbau in Bad Buchau

b_450_450_16777215_00_images_deutschland_baden-wuerttemberg_federsee-3.jpgDer Steg wurde erstmals im Jahr 1911 erbaut und seither vier Mal komplett erneuert. Die letzte Erneuerung fand 2010 und 2011 statt. Der Bau des Stegs kann nur im Winter bei strengem Frost erfolgen, da nur dann der ansonsten weiche Moorboden mit Baumaschinen befahrbar ist.

Länge: 1.486 m
Erbaut: Erstmals 1911, erneuert 1949,1961-65, 1983-85 und 2010/11
1.091 Eichenpfähle mit einer Länge von je 7-14 m (dies ergibt eine Strecke von 12km)
475 m³ Eichenholz für Geländer, Belag, Schutzhütte und Aussichtsturm
97.200 Edelstahlschrauben
45.200 Edelstahlnägel

Einflug der Stare pünktlich zum Sonnenuntergang

b_450_450_16777215_00_images_deutschland_baden-wuerttemberg_federsee-4.jpgWir sind fast am Ende des hölzernen Stegs angekommen, als ein erstes heftiges Rauschen fast wie eine kräftige Bö die Luft in Bewegung setzt: der erste Starenschwarm erreicht seine Schlafzone. Wenn die Abendsonne den Horizont berührt und Tausende Stare im Schilf einfallen, kann man erahnen, weshalb Massenvögel die Menschen schon immer beeindruckt haben, ja teilweise gar für Horrorszenarien herhalten mussten (Die Vögel / Alfred Hitchcock).

Massenschlafplätze wie hier am Federsee für die Stare sind mindestens ebenso spektakulär wie vogelkundliche Raritäten. Außer den hier bereits angesprochenen Staren, den Krähen, Dohlen, Elstern und Kolkraben lieben es auch Drosseln, Schwalben, Pieper und Bachstelzen gesellig zu schlafen, auch wenn es eine Weile dauert, bis sich alle Individuen hinsichtlich der Schlafplätze geeinigt haben. Gleiches gilt für Kormorane, Möwen, Kornweihen, Schwarz- und Rotmilane. Die Gemeinschaft gewährt Schutz vor Feinden, Informationen über ergiebige Nahrungsquellen und man kann einen Brutpartner kennen lernen.

Oft liegen Schlafplätze erstaunlich menschennah. Stare zwitschern nachts sogar im efeuumrankten Gemäuer in der Fußgängerzone. In vielen europäischen Städten fallen abends Starenwolken mit zehn- bis hunderttausenden Vögeln ein. Auf der Hauptstraße einer süddeutschen Großstadt schlafen bis zu 250 Bachstelzen in einem Baum und Krähen zieht es auf Überlandleitungen und in Industriegebiete. Dabei zeigen sie große Toleranz gegenüber Lärm und anderen Störungen. Dennoch überwiegen die Vorteile: Die Stadt ist warm, schneearm und bietet Abfälle zum Fressen, Kunstlicht in kurzen Wintertagen, Masten und hohe Bäume als übersichtliche Sitzplätze.

Auch wenn es nur kurze Augenblicke waren, wenn ein neuer Schwarm einflog, es ist schon ein Schauspiel der Natur, dass hier am Federsee inmitten der Natur wundervoll beobachtet werden kann.

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