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Projektbesuch: Grenzenlos am Gaswerk Augsburg

Grenzenlos Festival am Gaswerk Augsburg

Zum wiederholten Male findet zur Zeit das Grenzenlos Festival auf dem Gelände des ehemaligen Gaswerks in Augsburg statt, das wir im Rahmen unseres Projekts besuchen.

Das acht Hektar große Gelände hat zum Teil park- ja fast schon schlossähnlichen Charakter. Das ehemalige Gaswerk gilt als Denkmal von europäischem Rang und ist einzigartig in Bayern, da noch fast alle Gebäude erhalten und zwei verschiedene Gasbehälterarten, der Teleskop- und der Scheibengasbehälter, zu sehen sind.

So ist es wenig verwunderlich, das sich in der Zeit nach Stilllegung des Gaswerks im Jahr 2001 ein Verein bildete, der sich um den Erhalt des denkmalgeschützten Gebäudeensembles kümmert. Seit 2005 veranstaltet der Verein Gaswerksfreunde Augsburg e. V. mehrmals im Jahr Werksführungen und konnte in der Zwischenzeit auch ein Museum zur Augsburger Gaswerksgeschichte einrichten. Der Verein Gaswerksfreunde Augsburg e.V. hat in der ehemaligen Elektro-Zentrale seinen Hauptausstellungsraum eingerichtet, in dem neben MAN-Dieselmotoren von 1922 und 1958 auch die „Ölmaschine“ von 1922 zu sehen sind.

Der Verein führt nach Terminabsprache interessierte Gruppen durch das Museum und durch die Gebäude des Gaswerks. Seit August 2009 ist das Dach des 84 Meter hohen Gaskessels mit einem Zaun gesichert, sodass dieser für Besucher gefahrlos zugänglich ist. Zwischen April und Oktober finden bei gutem Wetter an Sonntagen geführte Aufstiege statt.

Das Gaswerk Augsburg wurde 1915 im Augsburger Stadtteil Oberhausen in Betrieb genommen, dessen bis 1915 erbauten Gebäude den Zweiten Weltkrieg unbeschadet überstanden. Zum Ensemble der Gaswerkgebäude gehören Ofenhaus, Behälterturm, Elektro-Zentrale, Werkstättentrakt, Saugerhaus, Apparatehaus und Reinigergebäude, Beamtenwohnhaus, Angestelltenwohnhaus, Bürogebäude, drei Arbeiterwohnhäuser sowie zwei Teleskop-Gasbehälter. Auch die Umhüllung des ersten Scheibengasbehälters von MAN (Baujahr 1914/15, also ein Pionierbau) steht noch auf dem Gelände.

Zur Geschichte der Augsburger Gaswerke

Es gab bereits zwei Vorgänger "Gaswerke". Das Gaswerk I wurde im Dezember 1848 zur Versorgung der Straßenbeleuchtung in Augsburg an der Johannes-Haag-Straße in Betrieb genommen. Augsburg war somit nach Nürnberg die zweite Stadt in Bayern, die ein Gaswerk besaß. 15 Jahre später, im Jahr 1863, ging das zweite Gaswerk in Betrieb.

1907 erwarb die Stadt Augsburg die zwei privat betriebenen Gaswerke. Sie wurden 1915 vom neuen Gaswerk abgelöst. Dieses entstand in den Jahren 1912 bis 1915 nach den Plänen der Münchner Architekten Gebrüder Rank. 1954 errichtete die MAN den weithin sichtbaren Gaskessel neben den beiden älteren Teleskop-Gasbehältern. Bis 1969 wurde im Gaswerk aus Kohle Stadtgas hergestellt, das dazu diente Haushalte und Firmen nicht nur in Augsburg, sondern sogar in Kaufbeuren mit Energie zu versorgen.

Von 1963 bis 1978 wurde eine Erdgas-Spaltanlage betrieben, in der Erdgas in Stadtgas umgewandelt wurde. Im Jahr 1978 wurde Augsburg komplett von Stadtgas auf Erdgas umgestellt. Bis 2001 dienten die Gasbehälter zur Spitzengasspeicherung. 2011 bewarb sich die Stadt Augsburg mit dem Gaswerk als Standort für das Museum der Bayerischen Geschichte, das 2018 eröffnet werden soll.

Der große Gaskessel am Gaswerk

Der Augsburger Gaskessel ist ein Scheibengasbehälter. Aufgrund seiner Bauhöhe ist er eine ebenso dominante Landmarke im Norden von Augsburg wie der Augsburger Hotelturm im Süden des Stadtzentrums.

Er besitzt ein Speichervolumen von 100.000 Kubikmeter Gas bei etwa 23 Millibar Druck. Der 20-eckige Gaskessel ist 84,1 Meter hoch und hat einen Durchmesser von 45 Metern. Die Firma MAN musste in den Jahren 1953 und 1954 rund 1.800 genietete Eisenbleche für den Bau zusammensetzen.

Als Besonderheit wurde das Fundament des eigentlichen Gasbehälters erhöht gebaut, so dass darunter ein großer Raum zur Verfügung steht. Dieser wurde früher als Lager für das Gaswerk verwendet. Zur Zeit des momentan wieder stattfindenden Grenzenlos Festivals finden darin auch Konzerte statt.

Um den Außenaufzug herum führt eine Treppe mit 392 Stufen auf das Dach des Gasbehälters. Neben dem Außenaufzug gibt es einen (Seil-)Innenaufzug im Zentrum des Behälters, um zu Wartungs- und Kontrollzwecken auf die Scheibe zu gelangen.

Seit September 2008 ist im Inneren des Gaskessels ein 70 Meter langes Foucaultsches Pendel installiert. Im Sommer 2009 kam die Klanginstallation Bach_10k dazu. 58 Orgelpfeifen geben im extrem langsamen Takt des Pendels Bachs C-Dur-Präludium wieder und machen so den ganzen Gasbehälter zum begehbaren Klangkunstwerk.

Die weiteren Gasbehälter im Gelände

Neben dem großen Scheibengasbehälter sind noch zwei Teleskop-Gasbehälter (Glockenbehälter) aus den Jahren 1910 und 1913 erhalten. Diese stehen in von MAN patentierten wassergefüllten Wölbbassins, welche nur noch äußerst selten zu finden sind.

Ebenso existieren noch stillgelegte Hochdruck-Röhrenspeicher sowie die Umhüllung des ersten, 1915 von MAN gebauten Scheibengasbehälters mit 1600 m³ Volumen – sozusagen der kleine Bruder des Gaskessels.

Das Gaswerk Augsburg ist folglich nicht nur zu Zeiten des Grenzenlos Festivals eine Reise wert, wenn auch das Festival noch einen ganz besonderen zusätzlichen Aspekt hinzufügt.

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