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Gustav-Adolf-Stabkirche - Die Stabholzkirche in Hahnenklee

Gustav-Adolf-Stabkirche - Die Stabholzkirche in Hahnenklee

Eine weitere interessante Begegnung am Wegesrand auf dem Weg nach Goslar: Die Stabholzkirche in Hahnenklee wurde vollständig ohne Schrauben und Nägel gebaut.

Wir waren auf dem Weg vom Campingplatz Prahljust bei Clausthal-Zellerfeld als uns die Radroutenführung an den Rand von Hahnenklee-Bockswiese führte, wo wir auf die Stabholzkirche stießen.

Professor Mohrmann entwirft die Stabholzkirche

stabholzkirche hahnenklee 2Das hochinteressante hölzerne Gebäude ließ uns unmittelbar recherchieren und so fanden wir heraus, dass bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts das Dachgeschoss des damaligen Schulgebäudes in der Nähe des heutigen Hindenburgplatzes als Gottesdienstraum diente. Mit wachsendem Fremdenverkehr wurde dieser Raum insbesondere während der Sommermonate zu klein.

Deshalb wurde der Konsistorialarchitekt Karl Mohrmann aus Hannover beauftragt, ein eigenständiges Kirchengebäude für Hahnenklee zu entwerfen. Prof. Mohrmann hatte während einer Studienreise in Norwegen die dortigen Stabkirchen gesehen und einige von ihnen abgezeichnet. Er schlug daraufhin vor, eine Stabkirche in Hahnenklee zu errichten, und begründete dies unter anderem damit, dass zu Zeiten der Christianisierung Deutschlands im gesamten norddeutschen Raum Stabkirchen gestanden hätten und dieser Baustil damit auch hier heimisch gewesen sei.

Freie Nachbildung der Stabholzkirche Borgund

stabholzkirche hahnenklee 5So entstand in den Jahren 1907 bis 1908 durch Hahnenkleer Handwerker und aus an der Nordseite des Bocksberges geschlagenem Fichtenholz die Stabkirche Hahnenklee. Obwohl es sich streng genommen eher um einen Nachbau, eine "Imitation", der echten, über 800 Jahre alten Stabkirchen handelt, trug ihr ungewöhnliches Aussehen schnell zu einem hohen Bekanntheitsgrad bei.

Die norwegischen Stabkirchen sind im Gegensatz zur Stabkirche Hahnenklee wesentlich kleiner (ca. 50 Sitzplätze) und mangels größerer Fenster innen sehr dunkel. Der Bau ist letztendlich eine freie Nachbildung der Stabkirche von Borgund. Einige Adaptionen waren nötig, damit in der Kirche 350 Sitzplätze untergebracht werden können. Der Bau der Kirche begann 1907, ihre Weihe fand am 28. Juni 1908 statt.

Heidnische Symbole im Außenbereich

stabholzkirche hahnenklee 6Anfangs konnte man den Altarraum noch mit beweglichen Wänden abtrennen und diesen als Winterkirche nutzen. Die Stabkirche Hahnenklee hat mehrmals in ihrem Bestehen umfangreiche Sanierungsarbeiten über sich ergehen lassen und dabei die Ansicht ihrer Fassade verändert. Die letzte, sehr aufwendige Sanierung wurde in den Jahren 2000 bis 2006 durchgeführt.

Da die „echten“ Stabkirchen in der Zeit der Christianisierung entstanden sind, enthalten sie noch viele heidnische Symbole wie zum Beispiel Drachenköpfe oder Schlangensymbole. Auch in Hahnenklee sind diese reichlich zu finden.

stabholzkirche hahnenklee 1Sehr auffällig sind auch viele Parallelen mit dem Schiffbau: Da die ersten Stabkirchen von den Wikingern errichtet worden sind, haben sie viele Elemente des Schiffbaus mit übernommen. So ist der Kronleuchter in Hahnenklee einem Schiffssteuerrad nachempfunden, und die oberen Fenster ähneln Bullaugen.

Insbesondere in den 1960er und 1970er Jahren war die Stabkirche eine sehr beliebte Hochzeitskirche. In Rekordjahren fanden dort 300 Hochzeiten pro Jahr statt.

Der Standort der Kirche war ein Kompromiss zwischen den beiden Ortsteilen Hahnenklee und Bockswiese: Die Kirche wurde an den Ortsrand von Hahnenklee gestellt, der Bockswiese am nächsten lag. In den 1950er Jahren wurde 200 Meter südlich an ähnlich „zentraler“ Stelle auch die Schule errichtet. Laut einer Umfrage des NDR steht sie unter den einhundert bedeutendsten Bauwerken Norddeutschlands auf Platz 29.

Gedenktafel Karl Mohrmann in der Gustav-Adolf-Stabkirche

stabholzkirche hahnenklee 3Karl Mohrmann wuchs in Einbeck als Sohn des Malers Friedrich Mohrmann auf. Nach der Reifeprüfung studierte er ab 1873 das Baufach als Schüler von Conrad Wilhelm Hase in Hannover und Berlin. 1886 wurde er Privatdozent für Bauwesen in Hannover. 1887 ging er als ordentlicher Professor für Architektur nach Riga. 1892 kehrte er an die Technische Hochschule Hannover zurück und trat dort die Nachfolge von Conrad Wilhelm Hase als Ordinarius für mittelalterliche Baukunst und Entwerfen öffentlicher Gebäude an.

Ab 1898 war Karl Mohrmann als nebenamtlicher Konsistorialbaumeister der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers tätig und erbaute oder restaurierte in dieser Eigenschaft Kirchen, Pfarrhäuser und Privathäuser. 1909 erhielt er den Titel eines Geheimen Baurats. 1911 bis 1913 war er Rektor der Technischen Hochschule.[1] Mohrmann bereiste unter anderem Italien, Dänemark, Schweden, Norwegen, Großbritannien, Afrika und Amerika.

stabholzkirche hahnenklee 4Mohrmann engagierte sich zudem stark in der Gesellschaft. So war er beispielsweise 1901 Mitgründer und von 1912 bis 1914 Vorsitzender des Heimatbunds Niedersachsen, war Vorsitzender der von Hase gegründeten Bauhütte zum weißen Blatt, im Vorstand des Hannoverschen Kunstvereins und Vorsitzender des 1888 gegründeten Heraldischen Vereins „Zum Kleeblatt“', Trägerverein der Niedersächsischen Wappenrolle.

Nach seiner Emeritierung 1924 verlegte er seinen Lebenschwerpunkt nach St. Georgen bei Freiburg im Breisgau, wo er eine kleine Villa besaß. Dort starb er kurz vor Vollendung seines 70. Lebensjahres. Seine Urne wurde in Hannover auf dem Strangrieder Friedhof beigesetzt.

Bauwerke

  • Ev.-luth. Martin-Luther-Kirche in Bremen-Blumenthal (1901–1902)
  • Ev.-Luth. St.-Ansgari-Kirch in Oldenburg-Eversten (1902)
  • Bethlehemkirche in Hannover-Linden-Nord (1902–04)
  • Ev.-Luth. Johanniskirche in Hannover-Misburg (1902-1904)
  • Ev.-luth. Jerusalemkirche in Wendeburg-Rüper, Landkreis Peine (1906–1907)
  • Ev.-luth. Kirche St. Michael mit Pfarrhaus in Bremen-Grohn (1906–1908)
  • Gustav-Adolf-Stabkirche in Hahnenklee (1907–08)
  • Ev.-Luth. St.-Briccius-Kirche in Lahstedt-Adenstedt (1922)

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