Logo

Rosarium Sangershausen und Burg Querfurt / Saalekreis

Burg Querfurt im Saalekreis

Wir waren bereits auf der Rückfahrt vom Rosarium Sangershausen auf der BAB 38 in Richtung Halle unterwegs, als Detlef anmerkte, das wir auch kurz noch einen Abstecher zur Burg in Querfurt machen sollten.

Noch war das Wetter freundlich gestimmt, so war die Entscheidung schnell getroffen, noch dazu sind es von der Autobahn nur 8 Kilometer bis Querfurt.

Detlef wusste vorab schon zu berichten, das die Burg Querfurt zu den größten mittelalterlichen Burgen Deutschlands gehört und etwa sieben Mal größer ist als die Wartburg. So waren wir, aufgrund der ersten Informationen,  natürlich gespannt darauf, was uns erwarten würde.

b_450_450_16777215_00_images_deutschland_sachsen-anhalt_querfurt-museum-1.jpgSchon von weitem waren die mächtigen Türme der Burganlage zu sehen, kaum das wir die Autobahn verlassen hatten. Am Ortsausgang von Querfurt stehen ausreichend Parkplätze zur Verfügung, die fast auf halber Strecke zwischen Burg und Stadtzentrum gelegen, auch zum Besuch des Zentrums von Querfurt einladen. Entlang einer Wiese ging es dann zu Fuß in Richtung Burg, wo wir zunächst auf den mächtigen Bau des Südostrondells trafen. Hier führte ein Wanderweg hinab in den Burggraben, in dessen Verlauf die Burg komplett umrundet werden kann. Verloren und klein im Angesicht der mächtigen Befestigungsanlagen fühlt man sich während dieses Rundgangs in dem tockenen Graben, der einst eine zusätzliche Sicherung der Burganlage durch den elf Meter breiten und fünf Meter tiefen Graben bot. Der hier in Querfurt wasserdurchlässige Muschelkalkfelsen ließ keinen Wassergraben zu – schnell wäre das Wasser versickert.

b_450_450_16777215_00_images_deutschland_sachsen-anhalt_querfurt-museum-2.jpgErstmals wird Querfurt als zehntpflichtiger Ort Curnfurt im Friesenfeld in dem zwischen 881 und 889 entstandenen Zehntverzeichnis des Klosters Hersfeld urkundlich erwähnt. Dann gibt es eine Urkunde Kaiser Ottos II aus dem Jahr 979, in der Curnfurt erstmals als castellum auftaucht, ein erster Hinweis auf das Alter der Festung. Die ältesten Baukörper der Festung Querfurt gehen auf das 10. Jahrhundert zurück. So finden sich Spuren an der inneren Ringmauer sowie auch an der Kornkammer und dem Rüsthaus, die dies eindeutig belegen. Da zu diesem Zeitpunkt noch eine Vielzahl an Gebäuden komplett aus Holz gefertigt wurden, zeigt und unterstreicht diese massive Steinbauweise eindeutig die Bedeutung der Querfurter Edelleute im damaligen Geschehen der Politik.

Bereits um 1350 war der Bau der äußeren Ringmauer der Festung Querfurt erfolgt, die mit einer Mauerstärke von fast zwei Metern und einer Höhe von zehn Metern eine extrem starke Bewehrung  mit Schießscharten aufweist.

b_450_450_16777215_00_images_deutschland_sachsen-anhalt_querfurt-museum-3.jpgDie Weiterentwicklung der Artillerie machte dann auch in Querfurt den Bau neuer Befestigungen erforderlich. In der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts entstanden daher die Bastionen in Form so genannter Rondelle. Diese Rondelle sind im heutigen Sprachgebrauch nicht als solche zu bezeichnen. Sie sind eher monumentalisierte Schalentürme, die sich kaum zu Aufstellen von Geschützen eignen und noch stark vom mittelalterlichen Burgenbau geprägt sind. Durch Bauinschriften lässt sich ihre Erbauungszeit zwischen 1461 und 1479 einordnen, wobei das Südrondell etwas älter und auf etwa 1450 zu datieren ist. In den unteren Geschossen befinden sich Maul- und Hosenscharten für Hakenbüchsen. Außerdem sind so genannte Kugelschutzbohlen erhalten.

b_450_450_16777215_00_images_deutschland_sachsen-anhalt_querfurt-museum-4.jpgNach den verheerenden Zerstörungen im Dreißigjährigen Krieg wurden die Bastionen grundlegend restauriert. Außergewöhnlich ist ebenfalls die so genannte „Westtoranlage“ von 1385/1479 mit ihren massiven Fortifikationen. Allein dieses Festungswerk ist etwa so groß wie die komplette Wartburg bei Eisenach. Die spezielle Anordnung und Gestaltung seiner Schießscharten ließ besondere Schusswinkel zu.

Gegen Ende des Dreißigjährigen Kriegs, von 1640 bis 1642 wechselte die als uneinnehmbar geltende Festung nach heftigen Belagerungen und Beschießungen mehrfach den Besitzer. Die sich anschließende Besatzungszeit der Schweden dauerte von 1642 bis 1650. Um 1700 errichtete man neue Geschützstellungen auf der verbreiterten Berme oberhalb des Zwingers, ehe Querfurt nach dem Tod Adolphs III. von Sachsen-Weißenfels wieder an das Kurfürstentum Sachsen zurückfiel. Im 17. und 18. Jahrhundert wurde zudem die Burgkirche barock umgestaltet und von 1846 bis 1850 sowie 1903 restauriert.

Die Türme der Burg Querfurt

b_450_450_16777215_00_images_deutschland_sachsen-anhalt_querfurt-museum-5.jpgDie markanten Ansichten der Burganlage werden vor allem durch die mächtigen Türme ergänzt. Der älteste Turmbau der Burg Querfurt geht auf das 12. Jahrhundert zurück und wird heute liebevoll mit "Der Dicke Heinrich" bezeichnet. Ein massiver Rundturm ohne Fenster, Kamin und Abort von stolzen 27,50 Metern Höhe, dessen Durchmesser unten 14 Meter bei einer Mauerstärke von massiven 4,35 Metern beträgt. Der Dicke Heinrich ist in der Burganlage Querfurt der einzige Turm aus romanischer Zeit. Der Kranz der Schießscharten wurde erst im 15. Jahrhundert hinzu gebaut. Bei Restaurierungsarbeiten unterhalb des Turmes stieß man auf die Fundamente eines älteren Gebäudes, das etwa um das Jahr 1.000 entstanden sein muss.

Ein zweiter Turm, der unter dem Begriff "Marterturm" bekannt ist, entstand Anfang des 13. Jahrhunderts in Form eines Wohnturmes. Er wurde später im 14. Jahrhundert aufgestockt und diente dann, nach dem Dreißigjährigem Krieg, als Kornspeicher zur Versorgung der Burgbewohner.
Noch später, aber ebenfalls im 14. Jahrhundert, entstand der so genannte Pariser Turm, in dem sich auch eines der Burgverliese befand. Ursprünglich mit Hausmannsturm bezeichnet, erhielt dieser Turm im Jahr 1659 seine Barockhaube, womit er jetzt auf die stolze Höhe von 57 Metern verweisen kann.

Das Brauhaus

Das Brauhaus entstand als Wohnbau wahrscheinlich in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts oder zu Beginn des 13. Jahrhunderts. 1669 / 70 richtete man im Haus die Küche für das modern ausgebaute Fürstenhaus ein. Der Begriff "Brauhaus" leitet sich von den abgebrochenen Nebengebäuden "Brunnen- und Brauhaus" ab.

Das Amtshaus

Das Amtshaus entstand im späten 18. Jahrhundert und besaß mehrere Vorgängerbauten. Der am Amtshaus erhalten gebliebene mittelalterliche Turm gehört zur älteren Befestigung auf der Westseite der Burg. Das spätbarocke Amtshaus und Pächterhaus haben spätestens mit der veränderten Nutzung der Burg als Verwaltungssitz ihre ursprüngliche Gestalt verloren.

Der Pariser Turm

Der Pariser Turm wurde in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts als "Hausmannsturm" , der die Wohnung des Turmwächters beherbergte, erbaut. Bis 1969 diente er als Feuerwachturm. Der Bergfried ist bis zur Spitze 57 Meter hoch. Die Aussichtsplattform befindet sich in 30 Meter Höhe.

Die Scheune

Vom Bau der Scheune wurde erstmals im Jahr 1469 berichtet. 1669 erfolgte eine Modernisierung. Die Scheune grenzt an die östliche romanische Ringmauer der Burg und war eines von fünf Wirtschaftsgebäuden, die es ursprünglich auf der Burg gab.

Das Pächterhaus

Das Pächterhaus wurde 1793 als Wirtschafts- und Wohngebäude errichtet. Im späten 19. Jahrhundert erfuhr es auf Bitten des dort wohnenden Domänenpächters eine Erweiterung, die das Aussehen des Gebäudes bis heute prägt.

Das Fürstenhaus

Das Fürstenhaus hatte ehemals einen repräsentativen Charakter, wenngleich zahlreiche Umbauten verschiedener Epochen ihre Spuren hinterlassen haben. Es basiert auf Teilen eines ehemaligen zweiten romanischen Palas, dem sogenannten Ottonenkeller. 1528 wurde das Gebäude im Stil der Renaissance umgebaut und von 1660 bis 1668 im Stil des Barock umgestaltet.

Das Kornhaus

Die Baugeschichte des 1535 errichteten Kornhauses reicht bis ins 10. Jahrhundert zurück. Es basiert auf einem ehemals an der Nordseite errichteten Torhaus des 10. Jahrhunderts sowie ottonischen und romanischen Wohnhausresten. Das Untergeschoss diente als Rüsthaus. Seine heutige Gestalt erhielt es aber erst am Ende des 17. Jahrhunderts.

Der Brunnen

Mitten auf der Burg befindet sich der Burgbrunnen, der zeitweise die einzige Wasserquelle auf der Burg war. Er wurde 1945 verfüllt und von 1973 und 2000 wieder auf die heutige Tiefe von etwa 33 Metern ausgehoben. Der jetzige Wasserstand beträgt etwa 2½ Meter.

Die Burgkapelle

Im Jahr 1004 wurde zeitgleich mit der Stiftung der Burgkapelle ein Chorherrenstift gegründet, dem ab 1162 die Errichtung einer romanischen Kirche mitten auf dem Burghof folgte. Im 14. Jahrhundert wurde dieser ein Grabkapellenbau mit der Tumba Gebhards XIV. von Querfurt angefügt. Der ab 1162 über älteren Fundamenten errichtete kreuzförmige Kirchenbau erinnert ein wenig an südosteuropäische Vorbilder. Sein achteckiger Vierungsturm stammt aus der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts. In einer im 14. Jahrhundert angebauten gotische Seitenkapelle steht die Tumba des Grafen Gebhard XIV. von Querfurt.
Die ursprüngliche Orgel der Burgkirche wurde von den Orgelbauern Gebr. Rühlmann (Zörbig) im Jahre 1887 als Opus 86 erbaut. Das Schleifladen-Instrument hatte 14 Register auf zwei Manualen und Pedal. Die Trakturen waren mechanisch. Das Instrument war zunehmend verfallen und wurde 1994 durch eine neue Orgel ersetzt.

Heute bildet die Burg Querfurt eine der vielen Stationen an der sogenannten Straße der Romantik, die durch weite Teile Deutschlands führt. Entsprechend werden, nach notwendig gewordenen Renovierungsarbeiten im Jahr 2001, der Fürstensaal, der Cafesalon, das Kaminfoyer, die Burgterrasse und der Fürstenkeller zur Bewirtung der Gäste gastronomisch genutzt. Trauungswillige Paare können die historische Burganlage auch für ihre Trauung nutzen, denn sowohl standesamtliche als auch kirchliche Trauungen sind möglich. Als Trausaal stehen Korn- und Rüsthaus zur Verfügung wie auch die Burgkirche für kirchliche Vermählungen.

Etwa seit 1952 existiert bereits ein kleines Museum zur Geschichte der Burganlage sowie der Stadt Querfurt im alten Kornhaus zur Ur- und Frühgeschichte. Auch das sich direkt neben der Burg befindliche Bauernmuseum mit historischem Wohnhaus und interessanter Sammlung alter Landtechnik kann den Besuch in Querfurt abrunden.

Bitte lesen Sie auch:

Halle an der Saale - Ein Stadtrundgang durch die Altstadt
Ferropolis – schaurig schön in der Dämmerung und bei Nacht

Alaturka.Info © Alle Rechte vorbehalten.
Designed by GavickPro | Powered by DeSe Design Web Tasarım Turizm Ltd. Sti.
Deutschland: Dorfstrasse 15, 06647 Finne / OT Billroda - Türkei: Çıplaklı Kasabası Oba Pk 4, 07400 Alanya, Antalya, Türkei