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Schlittschuhlaufen auf dem Rhein-Rhone-Kanal

Schlittschuhlaufen auf dem Rhein-Rhone-Kanal

Einige inspirative Bilder des winterlich zugefrorenen Rhein-Rhone Kanals südlich von Straßburg, die uns unser Freund und Paraglider Patrick Andre aus Frankreich gerade zugeschickt hat, inspirierte uns zu einem Artikel zum Thema Schlittschuh laufen, einer noch wenig verbreiteten Natursportart in der Türkei.

Besonders aufgrund des starken Schiffsverkehrs auf dem Rhein-Rhone-Kanal ist allein die komplette Vereisung schon ein recht seltenes Ereignis, noch dazu wo die Stärke des Eises mehr als 20 Zentimeter betrug und das Eis spiegelglatt erschien. Dabei würden die winterlichen Temperaturen gerade in Zentral- und Ostanatolien hervorragende Möglichkeiten zur Ausübung dieser tollen Natursportart bieten. Nur in wenigen Großstätten, wie z.B. in Izmir sind Eisporthallen eingerichtet und der Öffentlichkeit zugänglich.

Zur Entwicklung des Schlittschuhlaufens in Europa

rhine rhone skatingDabei zeigt die Historie des Eislaufens eine fast unendlich weit zurückreichendeGeschichte in viele Länder der Erde auf, wie Funde und Ausgrabungen belegen. Natürlich war damals der Hintergrund nicht allein Fitness und Gesundheit, wenn der „Mensch sich auf das Eis begab“ und zur effektiveren Fortbewegung auf „Kufen“ kam, die das Fortkommen erleichterten. Heute nimmt man an, das zunächst auch der Jagdtrieb für das Betreten der Eisflächen ein maßgeblicher Grund war. Schnell waren Hilfsmittel aus Knochen gefertigt, die das Gleiten auf dem Eis maßgeblich unterstützten. Funde in Russland, Skandinavien, Großbritannien, Deutschland und der Schweiz belegen, das Schlittschuhe aus Knochen gefertigt wurden. Als Anfang des 20. Jahrhunderts etwa 60 Zentimeter lange Rinderknochen der Mittelhand ausgegraben wurden, die seitlich geschliffen waren, ging man davon aus, das sie zur Nutzung auf Eis hergerichtet waren. Geschätztes Alter etwa 20.000 Jahre.

Sichere Hinweise auf die Verwendung von Knochen zur Fortbewegung auf Eis gibt es aus der Zeit um etwa 3.000 vor Christus. Aus den Knochen verschiedener Tierarten wie Pferde, Rinder oder Rentier hergestellt, spaltete man die Knochen, schliff sie flach und kantig, durchbohrte sie, um sie dann an den Schuhen mittels Riemen zu befestigen.

Die ältesten Schlittschuhe aus Eisen befinden sich im Museum in Budapest

rhine rhone skating 2Zum Vortrieb wurden häufig angespitzte Stöcke genutzt. Den bislang eindeutig nachgewiesenen, ältesten Schlittschuh könnte der britische Archäologe V.G. Childe bestätigen, der einen Knochenschlittschuh von immerhin 5.000 Jahren Alters aus Veseli u Trnavy in der Slowakei untersuchen und bestimmen konnte. In Mitteleuropa wurden häufig auch Schweinefußknochen als Gleithilfe auf dem Eis verwendet, ob daher allerdings der Begriff „Eisbein“ als Delikatesse stammt, ist zumindest fraglich. Diese Knochenschlittschuhe waren in einigen Ländern wie England, Norwegen und Island noch bis ins 19. Jahrhundert gebräuchlich.

In der Erzgießereiwerkstatt eines keltischen Meisters wurden die mit etwa 2.000 Jahren ältesten Stahlschlittschuhe in Ungarn gefunden, die sich heute im Museum von Budapest befinden. In Holland begann im 14. Jahrhundert die Entwicklung von Holzschlittschuhen, in die ein Eisenbeschlag eingebracht worden war. Zunächst flach in den fußförmigen Holzkörper eingebaut, änderte man die Konstruktion und setze das Metall nun senkrecht in den Holzkörper ein. Nach wie vor musste die Konstruktion mittels Riemen an den Schuhen befestigt werden. Hohlschliff oder gar Zacken zum besseren Abstoßen und / oder Bremsen war nach wie vor unbekannt, so das man weiterhin Stöcke zum Vortrieb nutzte. Erst im 15. Jahrhundert waren es wiederum die Niederländer, die Kufen mit 2 Kanten und einer Nut dazwischen einsetzten, womit die Stöcke entfallen konnten.

Mit Patrick Andre auf dem Rhein-Rhone Kanal

rhine rhone skating 3Erst im 19. Jahrhundert waren Konstruktionen möglich, die zunächst mittels Schraube und später mittels Einklemmung direkt an der Sohle des Schuhs die Riemenkonstruktion als Haltevorrichtung ersetzten. Bis weit in die 50er und 60er Jahre war diese Art der Schlittschuhbefestigung in Europa weit verbreitet. Bereits 1865 hatte der amerikanische Eiskunstläufer Ganzmetallschlittschuhe entwickelt, die mit der Schuhsohle verbunden waren und damit erhebliche Vorteile boten. Der schwedische Eiskunstläufer und 10-fache Weltmeister Ulrich Salchow entwickelte dann die Spitzen an den Schlittschuhen, womit er sehr viel schneller beschleunigen konnte was zu ersten Sprüngen auf dem Eis führte. Diese Entwicklung wurde kontinuierlich fortgesetzt, so das wir heute im Grunde zwei grobe Unterteilungen vorfinden: Eishockeyschlittschuhe und Kürschlittschuhe (mit und ohne Spitzen).

In der Entwicklung des Schlittschuhlaufens gehen große Anteile an die Holländer, die schon vor 800 Jahren ihre königlichen Boten zwecks Nachrichtenübermittlung über die Kanäle schickten. Zunächst in der Entwicklung eine Freizeitvergnügung des Adels wurde in Schritten auch das Volk mit eingebunden, so das es sich langsam zum Volkssport entwickeln konnte. Noch heute gibt es einige sehr bekannte Veranstaltungen mit langer Tradition, so das niederländische Elfstedentocht, bei dem an einem Tag elf friesische Städte durchfahren werden müssen, was mindestens 200 Kilometer Strecke auf den Kanälen entspricht. Analog dazu gibt es in Schweden den Schlittschuhmarathon von Uppsala nach Stockholm, immerhin auch 80 Kilometer lang.

Mittlerweile ist es schon eine kleine Sensation wenn aufgrund von Erderwärmung und Klimawandel größere Wasserflächen überhaupt noch zufrieren. War es gerade nach 15 Jahren erstmalig wieder möglich, das sogenannte Alstervergnügen in Hamburg durchzuführen, kommt man schon darauf, das es etwas außergewöhnliches ist, auf dem Rhein-Rhone-Kanal Schlittschuh zu laufen, noch dazu bei spiegelglatter Eisfläche.

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