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Noricum - ein keltisches Königreich in Österreich

Noricum - ein keltisches Königreich im heutigen Österreich

Noricum war einst ein keltisches Königreich unter der Führung des Stammes der Noriker auf einem Großteil des Gebietes des heutigen Österreich sowie angrenzender Gebiete Bayerns (östlich des Inn) und Sloweniens, das später unter der Bezeichnung Provincia Noricum auch eine Provinz des Römischen Reiches wurde.

Die Provinz Noricum grenzte im Süden an Italien, im Osten an Pannonien und im Westen an Raetien. Die Lage der frühen Hauptstadt Noreia ist bis heute unbekannt. In römischer Zeit wurde Virunum (heute Zollfeld bei Maria Saal) als Hauptstadt angelegt.

Die seiner Zeit hallstattzeitliche Bevölkerung wurde etwa ab 450 v. Chr. durch Zuwanderung keltischer Bevölkerungselemente aus dem keltischen Kerngebiet (Südwestdeutschland und Ostfrankreich) assimiliert. Um etwa 200 vor Christus schlossen sich unter der Führung der Noriker dreizehn Stämme zum Königreich von Noricum zusammen. Somit ist das Regnum Noricum das erste politische "Staatsgebilde" überhaupt auf österreichischem Boden. Acht der 13 Stämme Noricums sind durch die Ausgrabungen auf dem Magdalensberg namentlich bekannt: Ambidraven, Ambilinen, Ambisonten, Helvetier („Elveti“), Laianken, Noriker, Saevaten und Uperaken.

Nach 200 v. Chr. wurden die Kelten Noricums von den Römern nach dem bedeutendsten Stamm als Taurisker oder Noriker (Caesar) bezeichnet. Die Bevölkerung nahm infolge verbesserter Anbaumethoden und technologischem Fortschritt (z. B. durch den eisernen Pflugschar) rasch zu. Der Landmangel wurde 186 v. Chr. so drückend, dass 12.000 Taurisker und Boier nach Italien an die Adria abwanderten. Rom konnte zwar eine Stadtgründung in Friaul verhindern, nicht jedoch dass sich die Kelten in der Poebene und der Küste des heutigen Venetiens ansiedelten.

Fünf Jahre später gründeten die Römer Aquileia aus einer Militärkolonie heraus. Die Stadt sollte für den Alpentransithandel große Bedeutung erlangen. Angelockt von Handelsmöglichkeiten und Goldreichtum knüpften die Römer mit den Tauriskern des Noricum freundschaftliche Bande. Damit erhielten sie auch Zugang zu den Eisenlagerstätten des Regnum Noricum.

Um 170 v. Chr. verhandelte, wie Titus Livius berichtet, eine römische Gesandtschaft mit dem Stammesbündnis. Ab diesem Zeitpunkt stand König Cincibilus zu den Römern durch ein „hospitium publicum“ (staatliche Gastfreundschaft) in freundschaftlichem Verhältnis. In der Folge entwickelten sich gute Handelsbeziehungen und der Einfluss Roms nahm zu. Zentrum des Regnum Noricums war vermutlich die Siedlung auf dem Magdalensberg (später Virunum), eine dort gefundene frührömische Inschrift nennt die Namen der uns bekannten acht norischen Stämme. Im 2. Jahrhundert v. Chr. entstanden befestigte Zentralorte (oppida). Norische Münzen nach griechischen Vorbildern wurden geprägt. Im 1. Jahrhundert v. Chr. erreichte das Regnum Noricum seine größte Ausdehnung nach Osten und Norden. Wirtschaftliche Grundlagen waren Eisen (norisches Eisen), Bergbau, Industrie, landwirtschaftliche Produkte und Handel.

Um 120–115 v. Chr. fielen in Noricum die germanischen Stämme der Kimbern, Ambronen und Teutonen ein, die vorher von den Boiern im Böhmischen Kessel, den Skordiskern am Balkan und schließlich von den Tauriskern abgewehrt worden waren. Im Jahre 113 v. Chr. erlitt bei Noreia ein römisches Heer eine vernichtende Niederlage, woraufhin die Invasoren Noricum verließen und nach Westen zogen. Durch den Druck der Germanen, besonders der Sueben, gerieten im Norden und Nordosten die Boier in Nachbarschaft Noricums (im Gebiet des späteren Regnum Vannianum – Marchfeld, Weinviertel, Wiener Becken), wobei Pressburg ihr wichtigstes Oppidum war. Um 58 v. Chr. versuchten die Boier, Noricum zu erobern, erlitten jedoch eine vernichtende Niederlage. Im Pakt mit den Tauriskern bedrohten sie dann über Jahre hinweg Noricum, bis ihr Reich von den Dakern zerstört wurde.

Im Jahr 49 v. Chr. schickte der norische König Voccio Caesar Hilfstruppen für den Bürgerkrieg. Infolge der Niederlage der Boier gegen die Daker wurde der Donauraum angegliedert oder in Abhängigkeit gebracht, die Macht Noricums reichte bis ins Wiener Becken und nach West-Ungarn. Somit gelang den Norikern die letzte überregionale Machtbildung der Festlandkelten.

Zwei namentlich bekannte Könige des Königreiches Noricum sind Cincibilus, der 170 v. Chr. mit den Römern einen Freundschaftsvertrag schloss, und der norische König Voccio, der seine Schwester mit dem Germanenfürsten Ariovist verheiratete. Letzterer findet im Gallischen Krieg Erwähnung, da er Caesar 300 Reiter für den Kampf zur Verfügung stellte.

Noricum wurde im Jahr 15 v. Chr. unter Kaiser Augustus Teil des römischen Reichs. Zunächst behielt es eine eingeschränkte Autonomie als tributpflichtiges Fürstentum, doch unter Kaiser Claudius (41–54 n. Chr.) wurde es endgültig eine römische Provinz.

Es umfasste als Provinz ungefähr die heutigen österreichischen Bundesländer Kärnten, Salzburg, Oberösterreich, Niederösterreich und Steiermark sowie den Südosten Bayerns mit dem Chiemgau. Außerdem gehörten Teile Tirols dazu. Südlich befand sich das italienische Kernland, im Norden reichte das keltische Königreich im Gegensatz zur späteren römischen Provinz über die Donau hinaus. Erst unter der Herrschaft Roms bildete die Donau die Grenze des Imperiums und somit auch der Provinz.

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Die Karte im Titelbild:

Ziegelbrenner - Eigenes Werk /Source of Information: Sabine Rieckhoff: Geschichte der Chronologie der späten Eisenzeit in Mitteleuropa und das Paradigma der Kontinuität, Leipzig 2005; Putzger – Historischer Weltatlas, 89. Auflage, 1965; Westermanns Großer Atlas zur Weltgeschichte, 1969; Haacks geographischer Atlas. VEB Hermann Haack Geographisch-Kartographische Anstalt, Gotha/Leipzig, 1. Auflage, 1979; dtv-Atlas zur Weltgeschichte 1. Von den Anfängen bis zur Französischen Revolution; 23. Aufl. 1989, ISBN 3-423-03001-1.

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