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Roupel Pass und Museum - Geschichte offen diskutieren!

Roupel Pass und Museum - Militärgeschichte offen diskutieren!

Da es mittlerweile Abend geworden war in Agkistro, reichten dann wenige Vorschläge für ein Tagesprogramm am kommenden Tag, um uns zur Übernachtung im Ort zu überreden.

Zwar lag auch das Angebot Anthimos für die Nutzung des uralten Hamams am Abend auf dem Tisch, allerdings rief auch der "Laptop" nach Abarbeitung der Emails sowie erster Artikel und Blogs zu den bisherigen Erlebnissen vor Ort. 

Für den nächsten Vormittag hatte Anthimos zunächst den Besuch des Roupel Passes mit dem dazu gehörigen Roupel Museum vorgesehen; der Roupel Pass gilt als ein bedeutender Abschnitt der so genannten Metaxa Linie. Diese Verteidigungslinie, die nach den Ereignissen des ersten Weltkriegs mit dem Nachbarland Bulgarien zur Landesverteidigung geplant und ab 1936 errichtet worden war, stellt mit seinen erhalten gebliebenen Tunnelanlagen und den unterirdischen Bauten, die heute sehr weitläufig als Museum geöffnet sind, ein wirklich imposantes Großbauprojekt dar, das den touristischen Besuch absolut lohnt. Wohl auch aufgrund der Nähe zu Bulgarien, liegt der zum Besuch freigegebene Teil der Tunnelbauten in einem militärischen Schutzgebiet, was aber zu keinerlei Problemen geführt hat, ganz im Gegenteil: Wir konnten beliebige Fragen stellen, die fachlich kompetent von unserer Begleitperson in fließendem Englisch beantwortet wurden. Zum Eintritt in das Gelände musste lediglich ein Ausweis hinterlegt werden.

Wer einmal das Tunnelsystem betreten hat, kann auch umgehend nachvollziehen, warum es durchaus sinnvoll ist, eine fachlich versierte Begleitperson dabei zu haben, so endlos lang sind Gänge und Tunnelanlagen. Ab 1936 wurde die Umgebung des Roupel-Passes am Strymonas-Tal durch den griechischen Diktator Metaxas im Rahmen der so genannten Metaxas-Linie als Teil des militärischen Schutzwalls gegen einen vermuteten Angriff von bulgarischem Territorium aus ausgebaut. Der Schutzwall, besser die Tunnelanlagen, tragen ihren Namen nach Ioannis Metaxas, einem griechischen General und Politiker, der zwischen 1936 und 1941 Griechenland als Diktator regierte. Die Metaxas-Linie war damit die bedeutenste Verteidigungswallanlage der griechischen Armee entlang der griechisch-bulgarischen Grenze in Ostmakedonien und Thrakien.

Im Zweiten Weltkrieg trat dann tatsächlich der Verteidigungsfall am 6. April 1941 ein, die Angreifer waren allerdings Soldaten der Deutschen Wehrmacht. Das Strymonas-Tal und seine Umgebung, insbesondere der Roupel-Pass, waren Schauplatz der Invasion Griechenlands durch Truppen der Wehrmacht im Rahmen des Unternehmens Marita während des so genannten Balkanfeldzugs. Hierbei griffen Wehrmachtsverbände die befestigten Stellungen der griechischen Armee frontal an und durchbrachen diese trotz heftiger Gegenwehr binnen weniger Tage aufgrund des massiven Einsatzes von Bombern. Während der Besatzung Griechenlands im Zweiten Weltkrieg markierte die Struma die westliche Grenze der bulgarischen Besatzungszone.

Im Verlauf des deutschen Angriffs auf Griechenland, der am 6. April 1941 begann, gelang es der deutschen 5. Gebirgs-Division unter Generalmajor Julius Ringel trotz starken Widerstandes, die Metaxas-Linie an einigen Stellen zu durchbrechen und die restlichen an der Linie verschanzten griechischen Truppen zu umzingeln und zur Kapitulation zu zwingen.

Mit der anschließenden Besetzung Griechenlands ging der Balkanfeldzug zu Ende, einige Jahre später war Deutschland besiegt.

Nach Einfahrt in das Schutzgelände wurden wir von den anwesenden Soldaten herzlich begrüßt, gar auf einen Kaffee eingeladen, der uns in der Kantine serviert wurde. Schnell war unser lokaler Guide vor Ort, so das unser Besichtigungsrundgang starten konnte. Hin und wieder fragten wir hinsichtlich des Fotografierens, rein sicherheitshalber nach, es gab jedoch keinerlei Beschränkungen, weder innerhalb noch außerhalb der Bunkeranlagen. Die gesamte zu besichtigende Anlage bietet einen wirklich imposanten Einblick in die damalige Kriegsgeschichte, die wir so zusammen mit den ausgestellten Exponaten nicht vermutet hätten.

Und auch wenn der Anlass dieser Bauten ein schrecklicher war, ist es doch immer wieder erstaunlich, zu welchen Leistungen Menschen innerhalb kurzer Zeiträume in der Lage sind, denn bereits nach vier Jahren waren die Bauten abgeschlossen. Um das Bauvorhaben nicht durch Lärm hinsichtlich der nahen Grenzanlagen zu verraten, konnten im Tunnelbau weder Sprengungen noch Maschinen eingesetzt werden, alle Anlagen wurden also mit reiner Menschenkraft erledigt. Die Arbeitskräfte erhielten zwar hohe Löhne ausgezahlt, wussten aber weder wo sich die Baustellen befinden noch welchem Zweck sie dienen sollten. Es wurde nur Bauarbeiter von den Inseln und vom Peloponnes eingesetzt.

Eine Empfehlung für den Aufenthalt in Griechenland, wenn es nicht nur um Strandurlaub gehen soll. Einmal im Jahr gibt es ein lokales Schauspiel zu den Ereignissen des Jahres 1941. Weitere Infos dazu folgen in Kürze.

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