Die Feuchtgebiete am Kerkini See in der Region Serres

Die Feuchtgebiete am Kerkini See in der Region Serres

Die ersten Impressionen am Kerkini See waren so beeindruckend, das wir uns kurzfristig entschlossen hatten, den See komplett zu umfahren, zumal sich die riesigen Feuchtgebiete mehr an den nordwestlichen Uferbereichen vor der imposanten Bergkette befinden, die die Grenze zu Bulgarien bildet.

Die Bereiche der Flusszuläufe, hier insbesondere des Strymonas Flusses, sind von großen Schilfgebieten umgeben, die weit in die Seefläche hineinreichen. Inmitten in der Ortschaft Mandraki führt ein Abzweiger, gut beschildert, zu einer kleinen betonierten Steganlage, die in das Feuchtgebiet hineinführt und hervorragend als Aussichtsplattform in das Feuchtgebiet genutzt werden kann.

Der See zeigt im Moment einen sehr geringen Wasserstand, weshalb sich die Wasservögel weit draußen auf dem See befinden. Zunächst fast unbemerkt, entdeckten wir dann doch eine Gruppe von Gänsen, die auf dem Sumpfland grasten. Der niedrige Wasserstand ist auch für die Fischer ein großes Problem, denn sie müssen weit hinaus in das Seegebiet fahren, um zu ihren Booten zu gelangen. In einigen Bildern gut zu erkennen, wie weit zurück sich das Wasser gezogen hat.

Weltweit sind Feuchtgebiete von großer ökologischer Bedeutung, da sie für Wasservögel als Rast- und Überwinterungsplatz dienen. Feuchtgebiete bedecken rund sechs Prozent der Erdoberfläche und erbringen immerhin 24 Prozent der Nettoprimärproduktion – sie sind also hochproduktive Ökosysteme. Außerdem dienen sie als Grundwasserfilter und als Überschwemmungsschutz. Feuchtgebiete von internationaler Bedeutung (zum Beispiel für den Vogelschutz) sind daher nach der Konvention von Ramsar unter Schutz gestellt.

Die Definition in der Konvention von Ramsar lautet: „Feuchtgebiete im Sinne dieses internationalen Übereinkommens sind Feuchtwiesen, Moor- und Sumpfgebiete oder Gewässer, die natürlich oder künstlich, dauernd oder zeitweilig, stehend oder fließend, Süß-, Brack- oder Salzwasser sind, einschließlich solcher Meeresgebiete, die eine Tiefe von sechs Metern bei Niedrigwasser nicht übersteigen.“

Eine besondere Bedeutung haben Feuchtgebiete für den Klimaschutz, da sie als Kohlenstoffsenke wirken und weltweit große Mengen an Kohlenstoff speichern. Sie können damit zur Reduzierung des Treibhauseffektes erheblich beitragen. Da viele Feuchtgebiete gleichzeitig Netto-Emittenten des starken Treibhausgases Methan sind, ist ihr tatsächlicher Beitrag aber vom Einzelfall abhängig und teilweise schwer feststellbar. Wenn Moore entwässert werden, emittieren sie Teile des gespeicherten Kohlenstoffs in Form von Kohlendioxid und Lachgas, was den Treibhauseffekt zusätzlich verstärkt.

Eine weitere Bedeutung der Feuchtgebiete liegt in ihrer Funktion als Wasserspeicher. Moore und Sümpfe können große Mengen Wasser aufnehmen und langsam und zeitversetzt wieder abgeben. Damit helfen sie, in unterliegenden Gebieten die Gefahr von Hochwassern zu reduzieren. Andererseits können sie den Niedrigwasserabfluss stützen und damit Austrocknungsphasen verhindern. Feuchtgebiete dienen auch als Senke für Schadstoffe und Nährstoffeinträge und können so unterliegende Gebiete und Gewässer entlasten. Durch die Nährstoff-Senkenfunktion sind viele Feuchtgebiete außergewöhnlich produktiv.

Der Schutz und Erhalt dieser Gebiete ist also von immenser Bedeutung und sollte somit nicht allein im Interesse der Wasservögel sondern der Menschheit selbst liegen, was einigen Fischern verständlicherweise schwer fällt, da sie in der Wasservogelwelt starke Konkurrenz sieht. Während unserer Fahrt um den See herum, sieht uns zahlreiche Beobachtungstürme aufgefallen, die für jedermann zugänglich sind. Wir hatten dann auch noch das Glück, auf eine große Gruppe von Pelikanen zu treffen, die versteckt in einer Bucht fischten. Aber dazu später mehr.

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