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Über den Brennerpass - zum Gardasee

Über den Brennerpass - dem Gardasee

Langsam näherten sich auch in Augsburg die Temperaturen der Jahreszeit "Winter" und damit auch das diesjährige Ende unserer Projekttour entlang Römischer Straßen nördlich der Alpen, hatten wir doch gerade erst aus dem Wetterbericht vernommen, das am Brenners etwa 50 Zentimeter Neuschnee gefallen waren.

Aber da sowohl der Caravan als auch das Auto bereits "winterfest" gemacht worden waren, sahen wir der Überquerung der Alpen relativ gelassen entgegen, zumal der Brennerpass mit 1.370 Metern der niedrigste Gebirgspass des östlichen Alpenhauptkamms ist (der niedrigste Talpass in den Ostalpen ist der Schoberpass mit 849 Metern, aber das sei nur am Rande vermerkt). Der Brenner, wie er allgemein genannt wird, ist die am meisten befahrene Verbindungsroute über die Alpen durch die beiden Haupttäler Sill- und Inntal von Deutschland bzw. Österreich kommend nach Italien, ähnlich stark frequentiert sind noch der St. Gotthard, der Simplon sowie der Mont Cenis. Dabei ist der moderne Mensch längst nicht der Erste, der sich an die Überquerung der Alpen gemacht hat.

Spektakulärer Alpenfund - Ötzi

b_450_450_16777215_00_images_italy_verona_brenner-oetzi.jpgWer erinnert sich nicht noch an den spektakulären Fund des Iceman " Ötzi", der sich, wohl neben vielen anderen alpinen Jägern, schon vor 5.300 Jahren, also in der Steinzeit, auf den beschwerlichen Weg über die Alpen gemacht hatte. Nur etwa 50 Kilometer westlich des Brenners wurde das wirklich extrem gut konservierte Skelett des Eismannes auf über 3.200 Metern Höhe gefunden und zunächst recht respektlos behandelt. Erst bei den Laboruntersuchungen stellte man dann die Einzigartigkeit des Fundes aufgrund seines tatsächlichen Alters fest.

Bereits in der Antike nutzten ganze Völker den Brennerpass als Alpenübergang nach Italien. So zogen auch die germanischen Kimber über den Brenner, als sie im Jahre 102 vor Christus in das entstehende Römische Reich eindrangen. Um zukünftig feindlich gesinnten Völkern den Zugang nach Italien zu verwehren, wurde dann die Alpenregion schrittweise von den Römern besetzt. Um 15 vor Christus besiegten die Römer unter den brüderlichen Heerführern Tiberius und Drusus in der Schlacht bei Bozen die Räter und in der Folge zog ein römisches Heer unter der Leitung von Drusus gegen den schwachen Widerstand der dort lebenden, einheimischen Stämme über den Alpenhauptkamm Richtung Norden. Vermutlich beim heutigen Augsburg-Oberhausen vereinte sich Drusus mit den aus Gallien über die Bodenseeregion kommenden Truppen unter Tiberius. Während Drusus selbst dabei das Gebirge über den Reschenpass überquerte, drangen parallel in einer Zangenbewegung seine Heerführer Publius Silius Nerva westlich davon durch das Unterengadin und Lucius Calpurnius Piso östlich davon über den Brenner nach Norden vor.

Historiker Strabon berichtet von den Heereszügen

b_450_450_16777215_00_images_italy_verona_brenner-autobahn-1.jpgDer griechische Geograph und Historiker Strabon berichtet in seinen Aufzeichnungen zu den Heerzügen, dass insbesondere die alteingesessene Bevölkerung südlich des Brenner zum Teil völlig ausgerottet oder versklavt wurde. Die Region wurde in der Folgezeit von einigen wenigen römischen Siedlern bewohnt, aber auch norische Siedler ließen sich im Eisacktal und seinen vielen Nebentälern nieder. Die überlebende, einheimische Bevölkerung keltischer Abstammung bewohnte weiterhin die kargen Seitentäler. So werden die so genannten Breuni noch bis in das 10. Jahrhundert hinein urkundlich erwähnt, ehe sie gänzlich in der bairischen Bevölkerung aufgingen.

Im expandierenden Römischen Reich bildete der Brennerpass auch weiterhin die wohl bedeutendste Handelsverbindung zwischen Italien und der Provinz Raetia. Zwischen 195 und 215 ließ Kaiser Septimius Severus die alten, unbefestigten Pfade ausbauen und eine befestigte Straße errichten, die jedoch relativ schmal und teilweise sehr steil war. Diese heute Via Raetia genannte Römerstraße führte von Verona und Tridentum (Trient) über den Pass nach Veldidena (das heutige Innsbruck) und von dort über den Seefelder Sattel bis Augusta Vindelicorum (Augsburg). Im Jahre 268 stießen die Alamannen über den Brenner bis nach Italien vor, bevor sie im November desselben Jahres in der Schlacht am Lacus Benacus (Gardasee) besiegt wurden.

In mehreren archäologischen Grabungen konnte eine 140 m lange Strecke der Via Raetia in unmittelbarer Nähe der Ortschaft Franzensfeste freigelegt werden.

Via Raetia auch im Mittelalter von Bedeutung

b_450_450_16777215_00_images_italy_verona_brenner-autobahn-4.jpgAufgrund der guten Bauweise und des Unterbaus hielt sich die römische Handelsroute als Teil der Via Imperii bis ins Mittelalter. Im Jahr 952 richtete Kaiser Otto I. die Markgrafschaft Verona ein, um den Brennerpass militärisch zu sichern. Auch im Mittelalter war der Brenner der meist passierte Alpenpass. Der zunehmende Verfall machte allerdings auf vielen Abschnitten nur mehr den Transport mit Saumtieren möglich. Die enge Schlucht des Eisacks nördlich von Bozen blieb völlig weglos; Reisende und Transporte mussten bis ins 14. Jahrhundert südlich von Brixen über das Ritten-Massiv ausweichen. Im Jahr 1314 erhielt der Bozener Kaufmann Heinrich Kunter das Recht, durch die Schlucht von Bozen bis Klausen einen Saumweg herzustellen und dafür Wegzoll zu erheben (daher heißt dieser Abschnitt auch Kunterschlucht). Bereits um 1430 wurden über 90 Prozent des Fernhandelsverkehrs zwischen Augsburg und Venedig – 6500 Frachtwagen pro Jahr – über die auch „untere Straße“ genannte Brennerroute abgewickelt. Im Jahr 1480 wurde der Kuntersweg zur Fahrstraße erweitert, dabei wurde erstmals Schwarzpulver zur Sprengung von Felsen verwendet. Die 1485 erfolgte Gründung einer Faktorei der Fugger in Innsbruck und die Verlegung der bedeutenden Bozner Märkte ab 1487 nach Mittenwald wegen Streitigkeiten zwischen Herzog Siegmund dem Münzreichen und Venedig ließ den Verkehr über den Brenner weiter zunehmen.

Die Brennerautobahn heute - Brücken und Aquädukte

b_450_450_16777215_00_images_italy_verona_brenner-autobahn-2.jpgWie schon erwähnt, zählt der Brenner auch heute noch zu den wichtigsten Alpenpässen für den Handel aber auch für den immens stark zugenommenen Tourismus in den Süden, was zu teilweise heftigen Protesten der lokalen Bevölkerung geführt hat. So ist es gerade wegen des erfolgten Ausbaus als mehrspurige Autobahn auch zu erheblichen Belastungen der Umwelt gekommen, weshalb man heute nach Alternativen sucht und Planungen der Untertunnelungen für den Bahnverkehr stark voran treibt, die einmal helfen sollen, den LKW-Verkehr auf die Bahn zu verlagern. Schon heute gibt es erste Möglichkeiten dieser Reisezüge.

b_450_450_16777215_00_images_italy_verona_brenner-autobahn-3.jpgWir erreichen wenig später den Brenner See, der etwa 1,15 km nördlich des Brennerpasses auf 1.311 Metern Seehöhe liegt. Der Blick auf den See sowie auch die Reste des Schnees der letzten Tage veranlassen uns zu einem kurzen Zwischenstop. Mit einer Fläche von ca. 5,5 ha ist der Brenner See der größte See des Wipptales. Wir kommen kurz mit einem Einheimischen ins Gespräch, der von der prinzipiellen Bademöglichkeit im See spricht, die aber nur selten genutzt wird: selbst im Hochsommer kaum mehr als 12 °C Wassertemperatur. Wir lehnen dankend ab, steigen lieber wieder in das herrlich warme Auto und setzen die Fahrt Richtung Gardasee fort.

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