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Bosnienkrieg und Zerstörung der Stari most Brücke

Bosnienkrieg und Zerstörung der Stari most Brücke

Mostar liegt am Fluss Neretva und verzaubert den Besucher mit seinen engen Gassen, die an einen osmanischen oder türkischen Basar erinnern. Wenn man durch die Straßen schlendert, dann wird man um das wichtigste Bauwerk des Ortes, der Brücke Stari most nicht herum kommen.

Seit ihrem Bau im Jahr 1566 hat die Brücke nicht nur die beiden Stadtteile über den Fluss hinweg miteinander verbunden, sondern galt auch als wichtige Verbindung zwischen den in Mostar lebenden Kulturen. Lange Zeit lebten Muslime und Christen, Kroaten und Serben friedlich zusammen in der kleinen Stadt und verliehen ihr so den multikulturellen Charme. Die Brücke galt seit Jahrhunderten als die symbolische Brücke zwischen Ost und West. Sie erscheint als prägende Figur sogar auf dem Wappen Mostars.

Teilung der Stadt durch Zerstörung der Stari most Brücke

b_450_450_16777215_00_images_bosnien-herzegowina_bosnia-konflikt.jpgIm Krieg in Bosnien und Herzegowina wurde die Brücke am 8. November 1993 zunächst beschädigt und am 9. November gegen 10.00 Uhr nach mehrstündigem Beschuss der kroatischen Armee wohl gezielt zerstört. Es war gegen zehn Uhr morgens, als die ersten Granaten die Brücke getroffen haben, so berichten uns Anwohner, die schon damals hier lebten. Viele Einwohner rührte der Anschlag zu Tränen, sie trauerten um ihr wichtiges Bauwerk, welches als Sinnbild für das bunte Leben in der Stadt galt. Hier trafen sich die Bewohner, flanierten von Ufer zu Ufer als wäre die Brücke von Mostar eine kleine Bühne, die Brückenspringer waren Jahr für Jahr ein Publikumsmagnet für Touristen.Die Menschen trauerten um das wichtigste Bauwerk der Stadt.

Als 1993 die Stari Most zerstört wurde, trieb dieser Vorfall einen Keil in die Stadt. Von nun an war Mostar wieder durch einen Fluss getrennt, sie war nicht mehr eins. Die Kroaten lebten vermehrt im westlichen Teil der Stadt, die Muslime lebten fortan eher abgeschieden auf der östlichen Seite des Flusses. Das, was Mostar vorher ausgezeichnet hat, der tägliche Mix verschiedener Kulturen, die Vereinigung unterschiedlicher Ethnien – all das war nun Vergangenheit. Mit dem Niedergang der Brücke ging eine Zeitlang auch ein Teil Mostars zu Bruch.

Nach Drahtseilhängekonstruktion erfolgt der Brückenneubau

b_450_450_16777215_00_images_bosnien-herzegowina_bosnia-konflikt-2.jpgZehn Jahre später begannen die Aufbauarbeiten der Stari Most. Nach dem Ende des Bosnienkrieges wurde zunächst eine Behelfsbrücke in Form einer Drahtseilhängekonstruktion errichtet. Sie blieb bis zum eigentlichen Beginn des originalgetreuen Wiederaufbaus der Brücke Stari Most bestehen. Dieser begann bereits im Jahre 1995 mit Unterstützung der UNESCO, der Weltbank und der Türkei. Er kostete etwa 15 Millionen Euro. Den Wiederaufbau der Brücke übernahm die türkische Firma ER-BU. Dabei wurden, soweit (wenige) noch vorhanden und nutzbar, die alten Steine wiederverwendet und fehlende aus demselben Steinbruch wie 1566 ersetzt. Insgesamt sollen nun 1088 Steinquader verbaut worden sein. Die Errichtung des Bogens erfolgte ab Sommer 2002, offizielle Wiedereröffnung der Brücke fand unter Anwesenheit von Vertretern aus 60 Staaten am 23. Juli 2004 statt. Ehemals wurden die Kalksteinblöcke mit Klammern aus Stahl verbunden, neu wurde für dieselbe (versteckte) Verbindungstechnik nichtrostender Stahl eingesetzt. Damals wie heute wurden die Metallstäbe mit Blei in die ins Gestein gebohrten Löcher eingegossen. Der Baumeister der ersten Brücke hatten seiner Zeit die Pläne vernichtet.

Wiedereröffnung der Stari most im Jahr 2010

2010 konnte die Brücke endlich wiedereröffnet werden. Mostar ist seitdem endlich wieder eins, es gibt keine Trennung mehr zwischen den Uferseiten.Und auch die Distanz zwischen den Kulturen ist wieder aufgehoben. Ein Stadtbewohner beurteilt die „neue“ Stari Most als Wiedervereinigung zwischen den Menschen: Das wird auch durch dieses Zitat hier besonders deutlich:„Ich habe mich einfach nur gefreut, ich bin mit meiner Freundin damals über die Brücke gegangen, und wir waren sehr glücklich, eine Verbindung zwischen den Menschen nach dem Krieg, und deshalb ist es, glaub ich, wichtiger als vor dem Krieg, die Brücke.“

Strafgerichtshof sieht bewusste Zerstörung eines Kulturdenkmals

b_450_450_16777215_00_images_bosnien-herzegowina_mostar-konflikt-4.jpgIm Mai 2013 verurteilte der Internationale Strafgerichtshof für das ehemalige Jugoslawien sechs Verantwortliche der Kroatischen Republik Herceg-Bosna unter anderem wegen der Zerstörung der Brücke erstinstanzlich zu mehrjährigen Haftstrafen. Im November 2017 wurden alle Urteile nach Berufung bestätigt, Slobodan Praljak vollzog noch im Gerichtssaal Suizid.

Nach Meinung der Anklage des Internationalen Strafgerichtshofs für das ehemalige Jugoslawien (ICTY) im Fall Prlic et al. wurde die Brücke durch den Kroatischen Verteidigungsrat gezielt zerstört.

Im Mai 2013 verurteilte der Strafgerichtshof sechs Verantwortliche der Kroatischen Republik Herceg-Bosna wegen schwerer Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit, aber auch wegen Zerstörung der Brücke erstinstanzlich zu langjährigen Haftstrafen:

Jadranko Prlić, Regierungschef der Republik Herceg-Bosna, zu 25 Jahren
Bruno Stojić, deren Verteidigungsminister, zu 20 Jahren
Slobodan Praljak, ehemaliger General, zu 20 Jahren
Milivoj Petković, ehemaliger General, zu 20 Jahren
Valentin Ćorić, Kommandant der bosnisch-kroatischen Militärpolizei, zu 16 Jahren
Berislav Pušić, ehemaliger Offizier, zu 10 Jahren

b_450_450_16777215_00_images_bosnien-herzegowina_mostar-minefield.jpgPraljak beging am 29. November 2017 in Den Haag Suizid, nachdem er auch im Berufungsverfahren wieder zu 20 Jahren Haft verurteilt worden war und seine Verurteilung kritisiert hatte. Die Urteile gegen seine Mitangeklagten wurden ebenfalls in zweiter Instanz bestätigt.

Nicht nur wegen ihrer architektonischen Einmaligkeit, sondern auch aufgrund der großen Symbolkraft der Brücke wurden das Bauwerk und seine historische Umgebung am 15. Juli 2005 in die Liste des Weltkulturerbes der UNESCO aufgenommen und sind damit die erste Welterbestätte in Bosnien-Herzegowina. Die UNESCO würdigte die Brücke als „Symbol der Versöhnung und internationalen Zusammenarbeit […] und […] Symbol für das Zusammenleben von verschiedenen religiösen, kulturellen und ethnischen Gemeinden“. Zudem ist sie ein geschütztes Kulturgut nach der Haager Konvention.

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