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Aus Furten werden Brücken – zur Siedlungsgeschichte

Aus Furten werden Brücken – zur Siedlungsgeschichte

Seit der Sesshaftwerdung der Menschen hat es immer bestimmte Voraussetzungen zum Siedeln gegeben, wozu auch das Vorhandensein von Trinkwasser einen großen Anteil beitrug.

Klar war damit, dass Siedlungen zunächst an Flüssen und Seen oder zumindest im Nahbereich vorhandenen Trinkwassers entstehen würden. Dies hat allerdings zur Folge, dass man sich auch mit dem Thema Wasser, besser Hochwasser, beschäftigen musste. So entstanden häufig Pfahlbauten an den Ufern der Seen, wurden erste Brücken über die Flüsse oder Stege über Sumpfgebiete errichtet, wobei die dafür verwendeten Baumaterialien zunächst überwiegend aus Hölzern der Umgebung bestanden.

Furten mit Zollstationen sind ein Zwischenschritt zum Brückenbau

b_450_450_16777215_00_images_kultur_kunst_handwerk_bruecke-holzkonstruktion.jpgEin interessanter Ansatzpunkt im Zusammenhang mit Flussquerungen sind die so genannten Furten. Die ältesten Furten entstanden an natürlichen Flachstellen eines Fließgewässers. Dabei wurde die Änderung der Morphologie der Fließgewässer genutzt, um ein gefahrenfreies Passieren des Flusses zu ermöglichen.

Bei mäandrierenden Fließgewässern befinden sich Furten regelmäßig am Wechsel von Prallhang zum Gleitufer. Die abschnittsweise Erhöhung des Sohlen Niveaus ist integraler Bestandteil der typischen Furt-Kolk-Sequenzen von Tieflandflüssen. Bei größeren Flüssen mit verzweigten Abschnitten sind die Furten überwiegend im Bereich von Stromspaltungsgebieten gelegen. Da die Querung von mehreren Nebenarmen weniger risikobehaftet war als die Nutzung des Hauptarmes, welcher höhere Fließgeschwindigkeiten und größere Sohlen Tiefen aufweist.

Noch heute deuten zahlreiche Städtenamen auf ehemals zur Flußquerung genutzte Flachwasserstellen hin, genannt werden sollen hier lediglich vier Städtenamen aus Deutschland und zwei aus England: Schweinfurt, Erfurt, Frankfurt, Furtwangen sowie Oxford und Stratford Upon Avon.

Schnell wurde den Anwohnern im Zuge zunehmenden Transports von Gütern klar, dass sich diese Örtlichkeiten auch sehr gut zur Erhebung von Zöllen oder Passagegebühren eignete. Verfahren, die später auch mit zur Finanzierung der ersten Brücken genutzt wurden.

Holzstege und Brücken zur Überwindung von Wasser

b_450_450_16777215_00_images_kultur_kunst_handwerk_bruecken-holzpfad.jpgDer eigentliche Brückenbaus begann in vorgeschichtlicher Zeit mit umgestürzten Bäumen, bewusst platzierten Stämmen, Lianen, Steinen und hölzernen Planken, die als Brücken mit geringer Spannweite kurze Distanzen überwanden, und mündet heutzutage mit vielen kilometerlangen Brücken und mit Hängebrücken, deren Schwingungsdämpfer computergesteuert sind. Aber bis dahin ist es noch ein weiter Weg.

Alte Holzbrücken haben nirgends die Zeiten überdauert, aber aus der Mittelsteinzeit sind so genannte Bohlenwege bekannt, auf denen Sümpfe überquert wurden. Bekannte Beispiele stammen aus den Somerset Levels in England und aus Niedersachsen, besonders in den Torf- und Moorgebieten. In London haben sich bronzezeitliche Brückenreste in der Themse bei Vauxhall erhalten. Reste einer eisenzeitlichen Holzbrücke wurden in La Tène in der Schweiz gefunden.

Erhaltene Keilschrifttexte aus altassyrischer Zeit belegen, dass es auch in Anatolien bereits Brücken gab. So gab es eine Brücke in Purušhattum; ein assyrischer Kaufmann zahlte hier eine Maut von 15 Schekel Kupfer pro Esel pro Überquerung. Eine andere Brücke lag zwischen Šalatuar und Wahušana.

In hethitischer Zeit ist eine Brücke bei Tapikka schriftlich belegt. Die Pfeiler am Ufer bestanden aus Stein, die Brücke selber aus Holz.

Die älteste römische Holzbrücke war laut der Überlieferung der im 7. Jahrhundert v. Chr. errichtete Pons Sublicius über den Tiber in Italien.

Eine besondere Bauweise – die Schiffsbrücken

b_450_450_16777215_00_images_kultur_kunst_handwerk_bruecken-holzbau.jpgSchiffsbrücken zur Überquerung von Flüssen oder gar Meerengen hat es ebenfalls schon früh gegeben. Herodot berichtet, der persische König Dareios I. sei bei seinem Feldzug gegen die Skythen (513/512 v. Chr.) mit seinem 70.000 Mann starken Heer auf der von ihm befohlenen Schiffbrücke über den Bosporus nach Europa gelangt. Im Laufe desselben Feldzuges habe seine Armee die Donau ebenfalls auf einer Schiffbrücke überquert. Xerxes I. habe (ca. 480 v. Chr.) die Schiffbrücken über den Hellespont, zwei aus jeweils über 300 Schiffen bestehende Brücken, bauen lassen, um die Dardanellen zu überqueren.

Beginn des Brückenbaus aus Steinen und Quadern

b_450_450_16777215_00_images_kultur_kunst_handwerk_bruecken-holzpfad-bruecke.jpgSteine hingegen wurden zuerst in der Form von Trittsteinen zur Überquerung von Bächen verwendet und vermutlich bald zu Steinplattenbrücken weiterentwickelt. Diese sind einfache Brücken aus großen Steinplatten, die lose auf die Ufer oder auf Steinpfeiler gelegt wurden. Beispiele sind die Brücke in Lablachère in Frankreich und die Tarr Steps im Exmoor-Nationalpark in England, die möglicherweise aus der Bronzezeit stammen. Solche Steinplattenbrücken (Clapper bridges) wurden jedenfalls seit dem Mittelalter in England und Wales, aber auch in Spanien und Portugal gebaut. Die längste Steinplattenbrücke ist die über zwei Kilometer lange Anping-Brücke, die zwischen 1138 und 1151 in Jinjiang, Provinz Fujian, China gebaut wurde und bis 1905 die längste Brücke Chinas war.

Der Bau von Steinbogenbrücken begann mit Kragbogenkonstruktionen. Die Brücken von Arkadiko auf dem Peloponnes, die von den Mykenern um 1300 v. Chr. zur Verbindung mit der Küste errichtet wurden, sind die ältesten erhaltenen Steinbogenbrücken Griechenlands und vielleicht sogar der Welt. Sie werden noch heute genutzt.

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