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Gedichte und Anekdoten aus Friesland - 3. Folge

Gedichte und Anekdoten aus Friesland - 3.Folge

Unsere Tour durch den hohen Norden Deutschlands, die uns von Emden über Greetsiel, Jever und Schillig bis zurück nach Osnabrück geführt hatte, brachte uns auch die Bekanntschaft mit der Familie eines friesischen Dichters und Anekdotenschreibers, der leider schon vor vielen Jahren verstorben ist.

Nach einigen Tagen des Miteinanders in der Familie und dem Kennenlernen unseres Kulturportals alaturka war es dann soweit. Man trat mit der Bitte an uns heran, doch die kurzweiligen Gedichte und Anekdoten ohne Nennung des vollständigen Namens des Autoren zu veröffentlichen, entsprechend verwenden wir das Kürzel ro. Einer Bitte, der wir gerne nachkommen. Lesen Sie auf den folgenden Seiten also Gedichte und Anekdoten aus Friesland, teilweise in Platt- teilweise in Hochdeutsch.

Kommunalwahl 1972   

Die Parteien ziehen entschlossen
In den Wahlkampf unverdrossen
Immer frisch und ständig munter
Mal geht´s rauf, mal geht´s runter.
Alle woll´n für uns das Beste,
wenig Arbeit, frohe Feste,
Leben wie im Paradiese, Sport auf einer grünen Wiese.
Und an Geld soll es nicht fehlen,
doch woher nehmen und nicht stehlen?!
Tun uns auch die Schulden drücken,
mit Humor sie überbrücken.
Urlaub wie es bisher war,
besser noch: zweimal im Jahr.
Und die Arbeitszeit verkürzen,
niemals in die Arbeit stürzen.
Die Freizeit sinnvoll zu gestalten, 
immer an den Ball sich halten.
Recht viel Sport und freie Liebe,
denn Gelegenheit macht Diebe.
Alles mit Geduld ertragen,
nie kritisieren und nicht klagen.
Auf Regen folgt stets Sonnenschein,
sonnig soll unsere Zukunft sein.
Drum, ihr Bürger, allemal,
in vierzehn Tagen hin zur Wahl.
Helft alle mit die Zukunft bauen,
und ihr felsenfest vertrauen.
Wählen, das ist doch Bürgerpflicht,
wohl keiner, der die Wahl vergisst.
Welche Partei die beste ist, 
das weiß ich aber wirklich nicht.   
(ro, Vom 6.10.1972), (passend zur gerade beendeten Wahl in Niedersachsen Anfang 2013)

Winterfreuden – Futternot

Up´t Graften is nu veel Bedrief,
dor is dat feinste Schöfelis.
De Kinner hebt nu ehr Pläseer:
„Kiekt jo dat an, kamt eben her!“

De Winter, de leet up sick töben,
doch nu kriegt se noch ehr Vergnögen.
Up´t Is is een gesunden Sport,
dat is doch olle Freesenort.

„Gift dat keen Winter, gift keen Sömmer“,
dat stunn all mol in de Kalender,
Drüm lot´wi uns dat nich verdreten,
Brikett möt´wi ´n poor mehr anböten.

As Kind gung ick ok gern up´t Is,
nu sünd de Knaken olt un stief.
Un wenn dat nu ganz düchtig früst,
krup ick bietieds in´t warme Nüst.

De Minschen hebt all Hus un Brot,
de Tierwelt buten, de litt Not,
De lüttken Vögels willt gern leben,
drüm möt´wi ehr wat Futter geben!

So is un blift dat up de Welt,
de een hett Not, de anner Geld.
Doch wer gesund is, hett to eten, 
schall ok de annern nich vergeten.
(ro, Vom 29.01.1972)

Wintersport

Wenn´s im Winter friert und schneit,
ziehn in den Harz gar viele Leut,
Skilaufen – ein gesunder Sport-
Braunlage – ein bekannter Ort

Auf Skiern oder Rodelschlitten,
die Sportart ist doch oft umstritten,
den Abhang runter mit viel Wucht,
hinab ins Tal bis an die Schlucht.

Doch jeder Sport verlangt Geschick,
schon mancher brach sich das Genick.
Üb´Vorsicht! Dies präg` stets dir ein;
Leichtfertig bricht man Arm und Bein.

Doch nun hinein in das Vergnügen,
der Schnee bleibt, hoffen wir, noch liegen.
Ich grüß´euch alle mit Ski-Heil,
kein Mißgeschick wird´euch zuteil.

Ich aber bin kein Sport-Tourist,
und bleib´ zu Haus, weil´s besser ist.
Doch wünsch´ich allen frohe Tage
Beim Wintersport im Harz, Braunlage.
(ro, Vom  1.03.1973)

Unweer

Nu kummt dat Weer van anner Siet,
Ick sitt bie´t Füer un smök de Piep.
Een Schneeschuer jogt dat anner,
dat is woll all dörnanner.

De ganze Welt, se is verdreiht;
Of nu de Erd`sick wirklich dreiht?
Wat weer dat fröher doch beständig,
Nu is dat all so wetterwendisch.

Na Lichtmess´kann dat noch got freer´n,
doch kann uns nich mehr veel passeern.
De Dag´, de hebt doch düchtig wunnen,
dat makt woll annähernd twee Stunden.

Bie Fröstweer deit de Mensch gesunden, 
de Krankheit wurd´denn öwerwunden.
Dit Weer, dat is ganz ungesund,
na buten geiht nich mol de Hund.

Dat Fröhjahr schall noch woll weerkamen,
so säker, as in´t Kark dat Amen.
Denn gah ick wedder öwer Land,
Zigarr´in´n Mund un Stock in Hand.

Wat is de Luft hier rein un klar!
Ja, de Natur is wunderbar.
Un wenn denn erst grönt Strük un Böm,
wat is de Welt dann wunderschön.
(ro, Vom 23.2.1973)

Sturmböen

Mit unserer Macht ist nichts getan,
wir sind gar bald verloren.
Es braust ein Sturm, fast ein Orkan
Wohl über unsere Fluren.

Es packt uns alle kalter Graus,
wie kann so was geschehen.
Sind wir noch sicher hier im Haus
Die Welt kann untergehen.

Wir leben hier im Wohlstandsland,
braucht keiner zu hungern und frieren.
Wir nehmen aus des Schöpfers Hand – 
Ob wir mit Dank quittieren?

O Mensch bedenke was du bist,
doch nur ein machtlos Wesen.
Wir leben in der Zuversicht
Wer krank ist, wird genesen.
(ro, Vom 1.12.1972)

Vörjahr

Wenn Vörjahrs geit de Wind na buten,
un wenn in´t Klei wird gries de Kluten,
denn fangt de Vörjahrsarbeit an,
dat Döschen ist all´n tiedlang dahn.

De Peer van´t Stall, un rut in´t Feld, 
dormit de Acker ward bestellt.
Wenn de Frücht in´t Grund is, kann se wassen,
de Märtmond schall man nich verpassen.

So as dat wär in fröher Tieden,
is dat nu aber nicht mehr blewen:
De Technik hett dat öwerrullt,
upt Land nu de Maschinen brullt.

De Landarbeit, se weer woll stur,
doch alle weern se gern biet Bur,
De frische Luft un kräftig Aeten, 
dat deiht man nich so licht vergeten.

Werns abends möh un lahm de Knaken,
kunn man ok nachts bestimmt got slapen,
de anner Dag must wieder gahn,
mörgens Klock fief het dat: Upstahn.

Wie Oln dot dor noch gern van snacken,
de Jungen dot dor öwer lachen:
Wat wern jie fröher doch noch dumm
Un schuften jo bold scheew un krumm.

Doch Schaden hett dat ok nich dahn,
wat froh gewohnt, is old getan.
Wi wünscht de Jugend nu dat best, 
up Grund van´t Jugendschutzgesetz.
(ro, Vom 30.03.1972)

O´wei, o´wei, o´wei

O´wei, o´wei, o´wei,
wat is dat för´n Geklei:
Wi hebt doch toveel Regenweer,
wor kummt bloß all dat Water her.

O´wei, o´wei, o´wei,
dit weer weer got in´n Mai,
Nu aber brukt wi Sünnenschien, 
dat endlich kummt de Arntd herin.

O´wei, o´wei, o´wei,
ons Höhner legt kein Ei,
dat bie dat kolle Regenweer
hebt se keen Lüst to Legen mehr.

O´wei, o´wei, o´wei,
wat is dat för´n Geschrei,
seh hebt sick öwerall in´t Plünnen,
so kann de Wirtschaft nie gesünden.

O´wei, o´wei, o´wei,
ick hör to keen Partei,
De willt doch alle nu runs Best,
se sülwst kamt erst, wi kriegt den´n Rest.

O´wei, o´wei, o´wei,
dat segt ok Opa Krei,
dat wurd doch all so furchtbor düer,
Kleddage, Husrat un ok Füer.

O´wei, o´wei, o´wei,
wann gift´dat´n annern Dreih?
Dat Geld deit uns noch mol weglopen,
för´n Mark kannst´nich mehr ganz veel kopen,
Wi hebt dat all tweemol erfohren,
lohnt sick vandag nu noch dat sporen?!

(ro, Vom 1.09.1972)

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