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Die Begegnung mit dem Eichhörnchen in Ohrid

Die Begegnung mit dem Eichhörnchen in Ohrid

Langsam macht sich der Herbst am hoch gelegenen Ohridsee bemerkbar, zunächst in ungewöhnlich kräftigen Regenschauern, der den Wasserspiegel des Sees merklich ansteigen lässt, dann an den mittlerweile vielfarbigen Laubwäldern rundum.

In einer Regenpause wollen Julia, Davide, Lennart und ich zwecks Stadtbummels verbunden mit einigen Einkäufen nach Ohrid, dem römischen Lynkestis fahren zumal Julia und Davide noch nicht vor Ort waren. Merklich leerer ist es im Ort geworden, was wir dem touristischen Gedränge in den Monaten Juli und August vorziehen. Für die Händler und Bewohner der Stadt ist die Saison fast schon vorüber und wie immer viel zu kurz.

Dem hölzernen Pfad entlang des Seeufers folgend, sind zwar einige Schwimmer im See auszumachen, die Uferpromenade mit ihren einladenden Restaurants ist allerdings auch nur noch rar besucht. Wir steigen dann zur Kapelle Sveti Jovan Kaneo auf, genießen trotz überwiegend grauen Himmels den Ausblick auf den See, bevor es weiter bergauf zur Ranochristijanska Bazilika geht. Lennart war zwischenzeitig einem anderen Weg gefolgt, der zu einer Badebucht unterhalb der Burg führen sollte, was er zu erkunden gedachte. Der Weg hinauf bis zur Festung führt uns durch ein Mischwaldgebiet, als wir zunächst durch raschelndes Laub aufmerksam werden, dann in Sichtkontakt mit einem Eichhörnchen treten, dass sich mit dem Anlegen seines Wintervorrats beschäftigt. Wir halten inne und beobachten die Aktivitäten etwas genauer.  

Eichhörnchen legen im Herbst Vorräte für den Winter an, unseres hatte eine Haselnuss gefunden. Dafür ist es wichtig, dass sie ausreichend Nahrung finden, um die Vorratslager zu füllen. Nicht immer gelingt dies, in den strengeren Wintern verhungern unter Umständen viele der Tiere. Sie vergraben die Nahrung entweder im Boden, oft in der Nähe von Baumwurzeln oder verstauen sie in Rindenspalten oder Astgabeln als Wintervorrat.

Im Winter dienen die Vorräte oft als einzige Nahrungsquelle. Werden die eingegrabenen Vorräte in ihrer Position vergessen, beginnen die Samen im Frühjahr zu keimen. Deshalb spricht man den Eichhörnchen eine wichtige Rolle bei der Erneuerung und Verjüngung des Waldes zu. Für das Wiederfinden der im Herbst gesammelten Nahrung ist der Geruchssinn sehr wichtig. Auch wenn sich Eichhörnchen einige ihrer vergrabenen Vorräte merken, sind sie doch nicht in der Lage, sich alle Verstecke einzuprägen.

Eichhörnchen sind tagaktiv, wirklich sehr aktiv und schnell. Wir wollen Fotos, doch die Tiere klettern sehr geschickt und bewegen sich stoßweise voran, ihre Bewegungen sind sehr schnell und präzise, kaum eine gute Chance für ein Foto. Dabei spielt es keine Rolle, ob sie einen Baumstamm oder eine raue Hausfassade hinauf- oder mit dem Kopf voran hinunterklettern. Wenn sie abwärts klettern, drehen sie ihre hinteren Pfoten nach außen und hinten. Mit einem Sprung können die Tiere leicht Entfernungen von vier bis fünf Metern überbrücken. Eichhörnchen wagen sich wegen ihres geringen Gewichtes auch auf sehr dünne Zweige, dabei bewegen sie sich stets springend vorwärts und sind damit jedem Verfolger absolut überlegen.

Zum Schlafen und Ruhen bauen Eichhörnchen Nester, die Kobel genannt werden. Dabei handelt es sich um hohlkugelförmige Bauten, die in einer Astgabel oder an der Basis eines Astes platziert, normalerweise in Höhen über sechs Metern entstehen. Der Durchmesser des Nestes beträgt etwa 30 bis 50 cm, während der Innendurchmesser bei 15 bis 20 cm liegt. Der Kobel wird aus Zweigen, Nadeln und Blättern errichtet, innen wird er mit Moosen, Blättern und Gras ausgepolstert. Er ist beinahe wasserdicht, durch die dicke Wandstärke bietet er im Winter einen guten Wärmeschutz. Die Kobel besitzen mindestens zwei Schlupflöcher, wobei eines davon immer nach unten weist, weil Eichhörnchen, anders als Vögel, von unten in ihre Behausung gehen.

Der Bau eines Kobels dauert etwa drei bis fünf Tage. Da es recht häufig vorkommt, dass die Tiere wegen Parasitenbefall oder Störungen umziehen müssen, bauen sie zwei bis acht Nester und nutzen diese stets gleichzeitig. Dabei wird unterschieden zwischen Schlafkobeln für die Nacht und Schattenkobeln für Ruhephasen am Tage.

Von der in der Antike verbreiteten Ansicht, dass sich Eichhörnchen mit ihrem gewaltigen Schwanz selber Schatten geben könnten, stammt ihr griechischer Name „Schattenschwanz“. Dass Eichhörnchen früher auch von Menschen gejagt und gegessen wurden, belegen Funde von Überresten in den jungsteinzeitliche Pfahlbauten der Schweiz.

Eichhörnchen selbst gehören zu den Allesfressern. Dabei variiert die Nahrung der Tiere je nach Jahreszeit. Sie besteht in erster Linie aus Beeren, Nüssen und anderen Früchten sowie Samen. Im Kobel lagern sie keine Vorräte. Das Eichhörnchen lebt in alten Waldbeständen mit geschlossenem Kronendach. Hierbei kann es sich um Nadel- oder Mischwald handeln.

Uns gelingen dann doch einige Fotos und da auch Lennart nach seiner Sonderexkursion zur Badebucht "Plaza Labino" wieder zu uns gestoßen ist, setzen wir den Weg fort.

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