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Mythos Giftschlangen: belegbar oder reine Phantasie

Der Anruf eines befreundetes Ehepaars schreckte auf und veranlasste uns zu einer kleinen Recherche dieses schier unerschöpflichen Themas:

Schlangen in und am Haus! Ein Nachbar des Ehepaars hatte gesehen, das eine etwa ein Meter lange und etwa Unterarm kräftige schwarze Schlange sich am Leitungssystem hinauf auf die Dachterrasse schlängelte um dort wahrscheinlich auf die Jagd nach Nagern oder anderem verwertbarem Futter zu gehen.

Dort vermutlich einmal erfolgreich auf der Pirsch gewesen, hatte es sich diese Schlangen angewöhnt, all abendlich wieder zu kommen.

In der Türkei sind bislang 54 Schlangenarten bekannt wovon 38 Arten ungiftig und daher gefahrlos für Menschen sind. Allerdings gibt es auch 13 giftige Arten und drei weitere Arten, deren Biss als halbgiftig, d.h. relativ ungefährlich für den Menschen, bezeichnet wird. Vorsicht bei unbekannten Arten ist also durchaus angebracht.

Schlangen haben seit Menschen Gedenken einerseits den Ruf von aggressiven, heimtückischen und gar gefährlichen Tieren, die es auszurotten gilt und andererseits fast etwas heiliges, unantastbares ja Göttliches, so das sie verehrt und beschützt werden. Im überwiegend christlichen Europa geht der dort immer noch vorhandene schlechte Ruf der Schlangen wohl ursächlich auf die Bibel zurück, da bereits im alten Testament die Schlange gegen das ausdrückliche Verbot Gottes der Eva den verbotenen Apfel vom Baum der Erkenntnis zum Verzehr anbot mit dem diese dann den Adam verführte was in der Folge zur Vertreibung aus dem Paradies führte.

Fast zeitlich parallel und ebenfalls mythenumrankt entstammt die Geschichte um den Selbstmord der Pharaonin Kleopatra von Ägypten (69 – 30 vor Christus) und zumindest zeitweise Geliebte des römischen Kaisers Julius Caesar, die am 12. August des Jahres 30 vor Christus ihre Hand in einen Korb mit mehreren Uräusschlangen (nordafrikanische Kobra) gesteckt haben soll um somit vor Kummer und Gram ihren Tod selbst herbeizuführen.

In der griechischen Mythologie finden wir die tragische Figur der Eurydike, die auf eine Schlange tritt und von ihr gebissen wird. Durch den Biss verstarb sie und gelangte so in die Unterwelt. Ihr Ehemann, der begnadete Sänger Orpheus, gelangte zu ihr um sie zurück in die Welt der Lebenden zu holen. Auf dem Rückweg drehte er sich jedoch zu ihr um, was ihm ausdrücklich untersagt war und so misslang die Aktion. Wohl jedem ist diese Oper mit der Musik von Jacques Offenbach und vertextet von Christian Beyer bekannt: „Orpheus in der Unterwelt“.

Geradezu das Gegenteil besagt der Mythos um Äskulap, dem Sohn des Gottes Apoll und der sterblichen Koronis. Apoll tötete seine untreue Frau Koronis und übergab seinen Sohn dem Zentauren Cheiron. Von ihm wurde Äskulap zum Heiler und Helfer ausgebildet. Als Äskulap verbotener Weise einen Toten wieder zum Leben erweckte, wurde er selbst von Zeus getötet, womit Äskulap zur Kultfigur wurde. Im 6 Jahrhundert vor Christus verbreitete sich der Äskulap Kult zunächst von Epidaurus aus über das gesamte hellenistische Reich und löste Apoll as Gott der Heilkunst ab. Während einer verheerenden Pestepidemie im Rom des Jahres 293 vor Christus wurde Äskulap zu der am stärksten verehrten römischen Götterfigur überhaupt. Noch heute ist Äskulap mit seinem Stab Schutzpatron und Symbol der Ärzteschaft und um seinen Stab windet sich eine Schlange, die allerdings ungiftige, etwa 1,40 – 2,00 Meter lang werdende und in Frankreich, Italien, Griechenland und in der Türkei vorkommende Äskulapnatter.

In einigen Regionen Südostasiens, die stark von Kobras durchsiedelt waren, einer nun wirklich giftigen Schlangenart, veranstalteten Menschen regelrechte Jagden auf die Art mit der Folge, das Ratten sich so stark vermehren konnten und damit einhergehend Krankheiten und Epidemien ausbrachen.

Vielen Lesern und Fans der Bücher von Karl May dürfte der Begriff noch im Ohr sein: „Du sprichst mit gespaltener Zunge“, eine Redewendung die genutzt wurde um damit auf eine lügnerische oder nicht der Wahrheit entsprechendes Aussage seines Gegenübers hinzuweisen. Ursächlich die züngelnden Spitzen der Schlange in Verbindung mit den nachgesagten Charakterzügen war der Uransatz dieser Redewendung und bedeutete oft ein zweideutiges Verhalten.

Nach Schätzungen des WHO werden weltweit jährlich rund 2,3 Millionen Menschen von Schlangen gebissen, wovon etwa 40.000 Bisse tödlich enden. Die meisten registrierten Schlangenbisse geschehen in den warmen Sommermonaten, wenn Einheimische ohne Schuhwerk und mit kurzer Hose durch das meist trockene Gelände laufen. Die Schlange selbst ist ein Fluchttier, das sie schon aus großer Entfernung Menschen über den Trittschall wahrnimmt. Aggressiv wird sie in der Regel nur dann, wenn sie überrascht und in die Enge getrieben wird.

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