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Schloss Schönbrunn und die Römische Ruine

Schloss Schönbrunn, die Römische Ruine und das Palmenhaus

Ein weiteres Mal sollten uns vertiefende Gespräche um die Einrichtung eines Camperstopps und dessen Vorteile in Hinsicht auf die Weiterentwicklung des örtlichen Kultur- und Reisetourismus nach Wien und Brunn am Gebirge führen,

die wir später auch zum Besuch des winterlichen Schlosses Schönbrunn und der Stadt Wien nutzen konnten. So wurden während der samstäglichen Diskussionsrunde zunächst Unterschiede zwischen einem Camperstopp und Campingplatz diskutiert, Zahlen und Statistiken basierend auf der Entwicklung der Camperplätze in Deutschland analysiert und dessen positive Effekte auf die jeweiligen Gemeinden herausgestellt. Viele Reisende, die bisher die mehr als 3.600 Camperstopps in Deutschland nutzen, suchen bislang in Österreich, bis auf wenige örtliche Ausnahmen, vergeblich nach diesen effektiven Einrichtungen, die den Tourismus und damit die örtliche Wirtschaft so immens befördern können. Gerade auch unsere Erkenntnisse neuester Zahlen, die wir während des so genannten Stellplatz-Gipfels während der CMT in Stuttgart haben gewinnen können, bestätigen die Möglichkeiten eindeutig. Noch immer liegen die Zuwächse an jährlich neu zugelassenen Camperfahrzeugen im 2-stelligen Prozentbereich.

Gegen Mittag hatten wir uns dann mit der Architekturstudentin Zeynep aus Ankara verabredet, die für ein Auslandsjahr in Wien studiert und uns gern ihre favorisierten Plätze in Wien zeigen wollte. Hintergrund war in diesem Fall auch ein angestrebtes Treffen mit Frau Dr. Barbara Mohapp-Holzmeister, der Tochter des bekannten Architekten Clemens Holzmeister, der als Migrant für zahlreiche Großbauten in Ankara während der 30er Jahre des vergangenen Jahrhunderts  unter Atatürk bekannt geworden ist, darunter auch das Parlamentsgebäude. Wir hatten darüber bereits berichtet und auch eine Buchveröffentlichung des Goethe Instituts Ankara hierzu vorgestellt. Noch heute unterrichten "Schüler" von Clemens Holzmeister an der Hochschule für Architektur in Ankara, so auch eine Professorin als Zeyneps Ausbilderin, die eng mit Barbara Mohapp-Holzmeister befreundet ist, womit sich der Kreis wieder schließt.

Unser Treffen war an der U-Bahnstation Hietzing geplant, von wo wir zunächst durch den Schlossgarten des Schlosses Schönbrunn im 13. Bezirk Wiens in Richtung Innenstadt spazierten. Der Name des weltbekannten Schlosses Schönbrunn geht auf einen dem Kaiser Matthias geschriebenen Ausspruch zurück, der hier im Jahr 1619 auf der Jagd einen artesischen Brunnen „entdeckt“ haben soll und ausgerufen hat: „Welch’ schöner Brunn“. Als Residenz für Kaiserin Eleonora Gonzaga zwischen 1638 und 1643 gebaut, wurde die Anlage in der Zweiten Wiener Türkenbelagerung 1683 schwer beschädigt. 1687 gab Leopold I. für seinen Thronfolger Joseph I. einen repräsentativen Neubau von Johann Bernhard Fischer von Erlach in Auftrag. Schönbrunn ist das größte Schloss und eines der bedeutendsten und meistbesuchten Kulturgüter Österreichs. Das Schloss und der etwa 160 ha große Park sind seit 1996 Teil des UNESCO-Weltkulturerbes.

Unser Weg durch die jetzt verschneite Parkanlage führte uns auch zur so genannten Römischen Ruine, die von Hohenberg entworfen und 1778 errichtet wurde und sich an Piranesis Darstellungen der Ruine des römischen Vespasian-und-Titustempels orientiert. Sie hieß zunächst Ruine von Karthago. Bei der Restaurierung, die 2003 abgeschlossen war, wurde anhand eines zeitgenössischen Aquarells und auf den Steinen verbliebener Farbreste die ursprüngliche Färbung wieder aufgebracht.

Die Anlage besteht aus einem mächtigen Rundbogen und seitlichen Mauerflügeln, die ein rechteckiges Bassin umfassen und dabei den Eindruck eines versinkenden antiken Palastes erwecken. Im Bassin befindet sich auf einer künstlichen Insel eine von Beyer geschaffene Figurengruppe aus Sterzinger Marmor, welche die Flussgötter von Moldau und Elbe darstellt.

Aus halber Höhe des Hanges im Hintergrund, exakt in der Achse des Torbogens, überragt die Statue des die Mächte des Bösen bekämpfenden Herkules das Ensemble. Geplant war, von dort aus Wasserkaskaden, einer Sintflut gleich, auf Karthago hinzuleiten, was jedoch nie umgesetzt wurde: Es mangelte an Wasser und Geld. In der bestehenden Gras bewachsenen Schneise sind die dafür angelegten Terrassen jedoch noch erkennbar.

Künstliche Ruinen, die im Zuge der aufkommenden Romantik ab Mitte des 18. Jahrhunderts sehr beliebt wurden, symbolisieren ambivalent den Untergang einstiger Größe ebenso wie den Bezug zur eigenen heroischen Vergangenheit (indem sie deren vorgebliche Überreste verherrlichen). Dies erklärt auch die Umdeutung des Gemäuers, das erst seit etwa 1800 Römische Ruine genannt wird und dadurch den Anspruch der Habsburger ausdrückt, dieses Imperium fortzuführen. Unweit davon ergänzt der kurz zuvor errichtete Obelisk-Brunnen das ikonographische Programm der Gartengestaltung und vertieft denselben Anspruch.

Eine weitere Hauptattraktion im Schlosspark ist das Palmenhaus. Es wurde von Kaiser Franz Joseph I. 1880 bei seinem Hofarchitekten Franz Xaver Segenschmid in Auftrag gegeben, um die bis dahin auf mehrere Glashäuser verteilten umfangreichen aus aller Welt zusammengetragenen habsburgischen Pflanzensammlungen in würdigem Rahmen zu präsentieren. Nach nur zwei Jahren Bauzeit konnte das Glashaus eröffnet werden. 1883 war die erste Bepflanzung abgeschlossen. Mit einer Gesamtlänge von 111 m, einer Breite von 28 m und einer Höhe von 25 m ist das Palmenhaus Schönbrunn das größte Glashaus des europäischen Festlands und eines der drei größten der Welt. Es beherbergt rund 4500 Pflanzenarten, von denen nur ein Teil fest eingepflanzt ist, ein größerer Teil aber je nach Saison als blühende Kübelpflanzen präsentiert wird.

Da langsam auch der Himmel etwas blau zeigte, setzten wir unseren Spaziergang durch den Schlosspark fort und werden weiter berichten.

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Unser Buchvorschlag zum Thema Wien:

wien mueller verlagMu­sen­tem­pel wie das Burg­thea­ter oder pracht­vol­le Pa­läs­te wie die Hof­burg oder Schloss Schön­brunn zie­hen das ganze Jahr über scha­ren­wei­se Tou­ris­ten aus aller Welt an – Wien hat immer Sai­son!
Dabei sind es nicht nur die bau­li­chen Zeug­nis­se der Ver­gan­gen­heit, die Wien zu einem Glanz­punkt auf der Karte des eu­ro­päi­schen Städ­te­tou­ris­mus ma­chen. Seit den 80er Jah­ren be­le­ben Sze­ne­knei­pen und De­si­gner­re­stau­rants das gas­tro­no­mi­sche An­ge­bot der le­gen­dä­ren Kaf­fee­häu­ser und Heu­ri­gen.

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