Łódź – einst wichtigster Standort der Textilindustrie in Polen
- Geschrieben von Portal Editor
Łódź - Im 19. Jahrhundert entstanden im Zuge der Industrialisierung zahlreiche Industriestädte wie Manchester, Chemnitz, Łódź und Berlin, die durch Fabriken, eine wachsende Bevölkerung und verbesserte Verkehrsanbindungen wie die Eisenbahn gekennzeichnet waren.
Während der Ausstellung im Technikmuseum Chemnitz gab es zahlreiche Exponate, die sich mit der Geschichte der Entwicklung der Industriestädte am Beispiel Chemnitz, Łódź und weitere befasst. Charakteristisch für diese Städte waren Mietskasernen, eine räumliche Trennung von Wohnen und Arbeiten sowie die Entstehung neuer Verkehrswege und öffentlicher Einrichtungen. Wir haben uns insbesondere für die Entwicklung von Łódź als Partnerstadt von Chemnitz interessiert und folgende Erkenntnisse zusammengefasst:
Zar Alexander I baut Łódź zur Industriestadt aus
Zu Beginn des 19. Jahrhunderts wuchs die Stadt Łódź vor allem durch die Textilindustrie rasant, die Stadt galt allgemein als Manchester Polens.
Neue Baugebiete im Süden des Ortes zogen 1823 die ersten deutschen Tuchmacher an, die zumeist im Westen Deutschlands sowie in Sachsen, Böhmen und Schlesien angeworben wurden und später auch aus der preußischen Provinz Posen stammten.
Die deutschen Weber, Spinner und Färber, die bald die Bevölkerungsmehrheit bildeten, übten zu Beginn ihr Handwerk traditionell in Heimarbeit aus.
Eine der ersten Fabriken wird 1826 von Christian Wendisch gegründet. Vieles deutet darauf hin, dass er aus Chemnitz kommt – Mobilität von Menschen und der Transfer von Wissen sind ein wichtiger Motor der Industrialisierung.
Vier Kulturen prägen Łódź zu der Zeit: die polnische, die deutsche, die jüdische und die russische tragen zum Erfolg der Industriestadt bei.
Um 1900 waren immer noch 80 % der Łódźer Bürger Analphabeten. Die Tuchmacherinnung wurde 1825 als erste Innung der Stadt gegründet. Der Novemberaufstand von 1830/31 bremste Łódźs Aufschwung.
Nach den Kämpfen ging der Aufschwung allerdings weiter und so errichtete Louis Geyer (auch Ludwik Geyer) 1836 eine Textilfabrik, die sogenannte Weiße Fabrik.
1848 wurde Juden erstmals erlaubt, sich in der neu errichteten Fabrikstadt niederzulassen.
Einer der Pionier der Textilindustrie Ludwik Geyer
Doch die Blütezeit endet, als nach Fehlinvestitionen, einem Brand und aufgrund wachsender Konkurrenz der Betrieb 1862 eingestellt werden muss. 1867 folgen neue Betreiber, die Nachfahren Geyer´s sind. Nach dem zweiten Weltkrieg werden unter dem Namen „Eskimo“ bis 2002 Textilprodukte hergestellt.
Karl Wilhelm Scheibler gründet seine erste Fabrik in den 1850er Jahren und das „Pfaffendorf“ entwickelt sich zum größten Fabrikareal der Stadt. 1854 nahm Carl Scheibler seine erste Maschinenfabrik in Betrieb und ein Jahr später errichtete er eine moderne Spinnerei hier.
Neben den Produktionsgebäuden gibt es eine große Arbeitersiedlung, ein Krankenhaus, eine Feuerwache, ein Kraftwerk und Gotteshäuser verschiedener Konfessionen – es ist eine Stadt in der Stadt. In den 1920er Jahren erfolgt die Fusion mit den Grohmann-Werken und 1945 die Verstaatlichung.
Unter dem Namen Uniontex wird bis in die 2.000 Jahre produziert.
Insolvenzen, Schließungen und Reprivatisierungen in Łódź
Auch industriell geht es wieder aufwärts. Textilprodukte spielen nach wie vor eine Rolle, Ariadna und Dywilan produzieren noch heute. Viele internationale Konzerne wie Bosch oder Siemens haben hier ihre Werke.
Darüber hinaus gewinnt die Kreativwirtschaft an Bedeutung. Auch die Bewerbung, wenn auch nicht die Benennung zur Kulturhauptstadt Europas in 2016 bringt weiteren Aufschwung.
Museum im Andenken der Textilindustrie
Das Museum ist in mehrere Abteilungen unterteilt: für Wandteppiche, industrielle Textilien, Volkstextilien, Mode, Technik, Ausstellungsorganisation, Bücherei und Archiv und den Bildungsbereich.
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