Malatya - Weitere Hintergründe der historischen Stadt

Malatya - Historischer Hintergrund

Malatya bestand mit dem Ortsnamen Melid (heute Arslantepe) bereits in hethitischer Zeit. Nach dem Fall des Großreichs wurde es von den Nachkommen Kuzi-Teššups von Karkemiš, eines Enkels von Šuppiluliuma II., dem letzten Herrscher des hethitischen Großreichs regiert.

Das Territorium umfasste die Ebene von Malatya am westlichen Euphratufer bis nach Elbistan. Es grenzte im Osten an Išuwa. Assyrische Feldzüge sind unter Salmanasser III. (844, 836, 835) belegt. Um 800 wurde das Assyrer Reich von Urartu bedrängt. Unter Tukulti-apil-Ešarra III. wurde die Stadt tributpflichtig, bis Sargon II. die Stadt an den König von Kummuh übergab. Nach 708 wurde eine direkte assyrische Herrschaft eingerichtet, die aber nur bis 705 Bestand hatte. Unter Sanherib und Assurhaddon sind Feldzüge gegen Melid überliefert. Schließlich wurde das alte Melid von den Assyrern niedergebrannt. Die Überreste sind heute als Arslantepe bekannt. Später wurde die Stadt an anderer Stelle wiedererrichtet.

Die Römer übernehmen Malatya - dann die Seldschuken

b_450_450_16777215_00_images_roemer_strassen_roemischer_straenbau.jpgSpäter kam die Stadt unter persische, seleukidische und römische Herrschaft. In römischer Zeit war sie der Sitz der Legio XII Fulminata. 358 fand hier die Synode von Melitene statt, auf der Eustathius von Sebaste abgesetzt wurde. 575 war sie Schauplatz der Schlacht bei Melitene, in der der byzantinische Feldherr Justinian den persischen Großkönig Chosrau I. besiegte. Die kurzfristige Herrschaft von Melias dem Großen zurzeit von Johannes Tzimiskes endete mit der Schlacht von Amida und der Hinrichtung von Melias 973. 1069 fiel Melitene erstmals an die Seldschuken. Nach der Schlacht von Manzikert 1071 gelangte Melitene in den Machtbereich des byzantinischen Generals Philaretos Brachamios; nach dessen Tod um 1090 wurde die Stadt von einem armenischen Herrscher namens Gabriel regiert, der Beziehungen zu den entstehenden Kreuzfahrerstaaten aufnahm. 1103 wurde Melitene von den Danischmenden erobert und Gabriel getötet.

Nach dem Tod des Danischmenden-Herrschers Gümüştekin Danischmend Ghazi fiel die Stadt an dessen jüngeren Sohn Sangur, der sich jedoch nicht gegen den Seldschukenfürsten Kılıç Arslan I. halten konnte, der somit Melitene im Herbst 1106 erobern konnte. Infolge des Todes von Kılıç Arslan 1107 und der Gefangenschaft seines ältesten Sohnes Malik Schahs I. geriet die Stadt an den jüngeren Sohn Toghrul Arslan, dessen Mutter und deren neuen Mann, den Ortoqiden Balak ibn Bahram. 1124 starb Balak in der Schlacht und Melitene wurde von Emir Ghazi für die Danischmenden zurückerobert, zur Freude der einheimischen Christen, da Emir Ghazi als milder und gerechter Herrscher galt.

Als 1243 die Mongolen einfielen, versuchten viele Einwohner, nach Syrien zu fliehen, wurden aber von den Mongolen gefangen genommen. Dem syrischen Metropoliten Dionysios gelang es, einen Frieden mit den Mongolen auszuhandeln, die Stadt wurde übergeben, ohne geplündert zu werden. 1273 litt die Stadt sehr unter arabischen Angriffen, zahlreiche Einwohner umliegender Ortschaften wurden als Sklaven verkauft. 1516 fiel Malatya an die Osmanen. Im 19. Jahrhundert zog die Stadt quasi ein paar Kilometer weiter.

Das heutige Malatya ist also die dritte Stadt neben dem antiken Melid bzw. Arslantepe der Hethiter und dem mittelalterlichen Melitene mit dem Namen Malatya. Das Malatya aus der früheren Zeit heißt heute Battalgazi und wird im Volksmund auch noch Alt-Malatya (Eskimalatya) genannt.

Arslantepe - der Löwenhügel bei Malatya

b_450_450_16777215_00_images_turkey_eastern_anatolia_malatya-moschee-2.jpgArslantepe, auch Arslan Tepe, Aslantepe, „Löwenhügel“, war eine seit dem 3. Jahrtausend v. Chr. befestigte Siedlung in Kleinasien. Der heutige Tell (Grabungshügel) mit Funden vor allem aus der Bronze- bis in die neo-hethitische Zeit liegt in Ostanatolien, sechs Kilometer nordöstlich der Stadt Malatya. Der Siedlungshügel hat eine ovale Form, die sich von Südwesten nach Nordosten erstreckt. Er hat eine Oberfläche von etwa 4,5 Hektar und erhebt sich etwa 30 Meter über der Umgebung.

Die frühe Kupferproduktion ist von besonderem Interesse, weil die damalige Bevölkerung dem Kupfer erstmals Arsen beimischte (Arsenbronze) und so die ersten Schwerter herstellen konnte. Seit der Kupferzeit (4. Jahrtausend v. Chr.) war Arslantepe kontinuierlich besiedelt. Der älteste ausgegrabene Palast stammt aus dem Jahr 3350 v. Chr., etwa um 2900 v. Chr. in der frühen Bronzezeit entstand eine Stadtmauer.

Ein Zerstörungshorizont kennzeichnet das Ende von Arslantepe VI A. Ab dem darauffolgenden Arslantepe VI B weisen sowohl typische schwarz-rote Keramik als auch Gebäude mit doppelten Reihen von Pfostenlöchern auf die süd-kaukasische Kura-Araxes-Kultur als Eroberer. Ausgrabungen durch L. Delaporte fanden in den Jahren von 1932 bis 1939 und 1947 durch Claude F. A. Schaeffer (unpubliziert) statt. Seit 1961 untersuchen italienische Archäologen den Tepe. Die Leitung übernahm 1990 die römische Professorin Marcella Frangipane, die bis heute dort tätig ist. Funde aus Arslantepe wurden bis in die 1970er Jahre in das Museum für anatolische Zivilisationen in Ankara gebracht, später ins Archäologische Museum Malatya.

Verfolgung der armenischen Bevölkerung

b_450_450_16777215_00_images_turkey_eastern_anatolia_malatya-anemon.jpgWährend der Hamidischen Massaker von 1895 bis 1896 wurden allein in Malatya 7.500 armenische Zivilisten von fanatischen Muslimen und türkisch-kurdischen Einheiten getötet. Im Anschluss darauf fand ein nach Malatya gesandtes und von Julian B. Hubbell geleitetes Rettungsteam des Roten Kreuzes heraus, dass 1.500 armenische Häuser ausgeplündert und 375 komplett niedergebrannt wurden.

Gemäß der Catholic Encyclopedia von 1913 war die Stadt Malatya zu dem Zeitpunkt von 30.000 Personen bevölkert, mit einer klaren türkischen Mehrheit und einer armenischen Bevölkerung von 3.000, von denen 800 Katholiken waren. Eine neuere Quelle allerdings konstatiert, dass Malatyas Bevölkerung etwa 40.000 betrug, von denen die Hälfte (20.000) Armenier waren. Von den fünf Kirchen in der Stadt gehörten drei zu den Armeniern. Sie waren federführend im Handel, der Seidenraupenzucht, Seidenhandel und Landwirtschaft tätig. Im Frühjahr 1915 wurden die Armenier der Stadt von osmanischen Autoritäten verhaftet und in die Syrische Wüste geschickt – Todesmärsche, die zum Völkermord an den Armeniern kulminierten. Die Überlebenden siedelten sich in verschiedenen Ländern an.

Die überlebenden, nach Armenien geflohenen Armenier gründeten in Jerewan das Stadtviertel Malatia-Sebastia.

Flüchtlingslager während der Corona-Pandemie

Im Zuge des syrischen Bürgerkriegs ließ die türkische Regierung im Februar und März 2020 nach dem Bruch des EU-Türkei-Abkommens die Grenzen für Flüchtlinge nach Griechenland öffnen. Daraufhin schloss Griechenland seine Landgrenzen zur Türkei, sodass die gestrandeten Flüchtlinge nahe der Grenze, noch auf türkischem Territorium ein Zeltlager errichteten. Nachdem im März 2020 COVID-19-Pandemie ausbrach, wurde nahe Malatya ein aus Containern bestehendes Flüchtlingslager errichtet, in dem vor allem jene Flüchtlinge untergebracht wurden, die zuvor an der tükisch-griechischen Grenze in Zelten ausharrten.

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