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Wir waren 4 Wochen weg - Türkeitour 2011

Wir waren 4 Wochen weg - Türkeitour 2011

Und so begann unsere Türkeitour 2011, die als Erste von zwei weiteren, geplanten Touren durch die Türkei von mir geplant und durchgeführt wird -  Arno Israel.

Unsere Türkei Motorradreise 2011

Start am Donnerstag. dem 9. Juni 2011 mit dem  Ziel Füssen im Allgäu in etwa ca. 655 km Entfernung.

Freitag, den  10. Juni Wir starteten in Richtung Pove di Grappa in Italien ca.404 km.

Samstag, den 11. Juni nach Venedig ca. 90 km zur 12 Uhr Fähre von „Annek Lines“ nach Griechenland, 25 Stunden  Fahrzeit.
Sonntag, den 12. Juni   Um 13 Uhr Ankunft in der griechischen Hafenstadt Igoumenitsa. Am neuen Hafen beginnt direkt die Autobahn in Richtung Thessaloniki / Türkei. Man muss nur die Hafenausfahrt verlassen und gegenüber auf die Autobahn E55/E90 in Richtung Thessaloniki fahren. Nach 361 km waren wir gegen 18:30 Uhr in  Thessaloniki. Nach einer Stunde suchen, fanden wir das Hotel Ambassador in der Nähe des Flughafens. Den schönen Pool konnten wir nicht nutzen, wir waren zu sehr geschafft. Nur noch Duschen, Essen und Schlafen, mehr ging nicht.

Montag, den 13. Juni  Gegen  9.30 Uhr waren wir startklar. Um 18 Uhr sind wir nach ca. 489 km in Barbaros / Tekirdag am Hafen angekommen und haben auf die Fähre nach Erdek gewartet. Es ist immer noch Montag, der 13. Juni gegen 23:30 Uhr, als wir nach Überquerung des Marmarameeres in Erdek nach 4 Std. Fahrzeit angekommen sind. In Erdek beginnt der asiatische Teil unserer Reise.

Dienstag, den 14. Juni   Heute sind wir zum Ausruhen in Erdek geblieben und haben einen sehr schönen Sonnentag genossen. Strand und Stadt haben wir zu Fuß erkundet.

Mittwoch, den 15.Juni Unsere Reise ging weiter über Bandirma, Bursa bis nach Eskisehir ca. 290 km. Hier haben wir ein sehr  tolles Hotelerlebnis gehabt, sowie die Ohnmacht eines Schrankenwärters beobachten können, der ca. 10 Minuten damit verbrachte, die Schranken eines Bahnüberganges zu schließen. Immer wieder fuhren PKW und LKW in den Gleisbereich und der Wärter musste die Schranke wieder hoch kurbeln um die Autos raus zu lassen, doch dann waren schon wieder ein paar ganz Eilige in den Gleisbereich gefahren und das Spiel begann erneut. Erst als der Güterzug laut Signal bei der Annäherung an den Übergang gab, blieben Autos und Fußgänger stehen.

Donnerstag, den 16. Juni  Unser  Tagesziel heute ist Egirdir, eine Stadt am gleichnamigen See, die Strecke betrug  um die 300 km. Wir sind aber nicht auf direktem Wege dorthin gefahren, denn wir haben auf der Straßenkarte eine Sehenswürdigkeit, die abseits der direkten Strecke liegt, entdeckt. Ich habe Inge nicht überreden müssen, diesen Abstecher zu machen. Vor einigen Jahren war ich auf einer archäologischen Reise mit Dr. Jörg Wagner und Dr. Dietrich Berndt dort und ich habe damals den Ort als mystisch empfunden (Dr. D. Berndt hat das Buch "Midasstadt in Phygrien" 2002 verfasst). Unser Zwischenziel ist "Midasstadt" (Midas Sehiri), eine antike  phrygische Stadt, 50 km nordöstlich von Afyon und 30 km südlich  von Seyitgazi. Das mystische Midas Monument erreicht man am besten von dem kleinen Ort Yasilikaya. Es ist eine Kultstätte für die Göttin Kybele. Dieser Besuch der Kultstätte hat mich wieder sehr beeindruckt. Dieses Gefühl, dass über diesem Ort eine Mystik liegt, hat mich erneut ergriffen. Leider haben wir nicht Zeit genug gehabt um uns alles ausführlich anzusehen. Wir wollten ja  weiter  nach Egirdir.  Auf einer, in den Egirdir-See hineinragenden Halbinsel, fanden wir zum Abschluss der Tagesetappe eine nette kleine Pension, wo wir uns für je 20,-  Euro die Zimmer aussuchen konnten.

Am Freitag, den 17. Juni führte uns unsereReise aus dem anatolischen Hochland in die Ebene nach Kappadokien, insgesamt 470 anstrengende Kilometer. Natürlich nicht ohne wieder einen Abstecher zu machen, unser Zwischenziel hieß dieses Mal „Obruk Hani“. In dem Ort Obruk soll die  Ruine einer Karawanserei (Han) sein, so habe ich zu Hause in einem Reisebericht gelesen. Nicht sehr sehenswert, jedoch 100 Meter dahinter soll sich eine tiefblaue  Doline befinden, die an die 80 Meter tief ist und einen Durchmesser von über 100 Metern hat. Sie war leicht zu finden. Sie ist gefüllt mit Grundwasser, welches von der Bauernschaft in der Vergangenheit abgepumpt wurde. Die Wasseroberfläche ist jetzt durch ein erneutes Absinken des Kalkbodens so tief, so dass ohne großen Aufwand und Kosten nicht mehr abgepumpt werden kann.

Als wir an der Böschung zur Doline standen wurde uns erst richtig klar, wie groß der Tagesbruch tatsächlich ist. Nachdem wir einige Fotos geschossen hatten, gab es plötzlich Alarm. Am Rand der Doline ist ein Feuer ausgebrochen und einige Arbeiter schleppten schnell Schläuche herbei um das Feuer zu löschen. Das sehr trockene hohe Gras brannte schon in einer großen Fläche ausgehend von Rand der Doline (unten links im Bild). Es brannte schon den  Hang hinauf, auf  dem wir standen,  um die Doline anzuschauen. Wir gingen schleunigst zu unseren Moto's zurück und machten uns schnell aus dem Rauch.

Ankunft in Göreme nach 6,5 Stunden anstrengender Fahrerei auf den schlechtesten Straßen der ganzen Reise. Müde, hungrig und durstig machten wir uns auf Hotelsuche. Nicht weit von dem Freiluftmuseum des Ortes Göreme fanden wir eine kleine  Pension. Wir blieben dort einige Tage. Ganz in der Nähe von Göreme, bei der StadtAvanos,  liegt eine sehr schöne privat restaurierte Karawanserei mit dem Namen „Sari Han.“  Hier erlebten wir eine Aufführung der kultigen,  tanzenden Derwische. Sehr beeindruckend, erst recht wenn man die dahinter stehendeGeschichte kennt.

Montag, den 20. Juni    Nach 3 Tagen Pause kommt am Abend wieder eine Mammutstrecke von 393 km heraus. Von Göreme aus führte uns die Tagestour über flaches, landwirtschaftlich genutztes Gelände bis zu den flach ansteigenden Ausläufern des Taurus Gebirges. Hier gibt es, um schnell an die Küste zu kommen, eine Autobahn durch das Gebirge. Wir sind die alte Landstraße gefahren und haben dabei die Kilikische Pforte als geologisches Zwischenziel passiert. Die Kilikische Pforte (türkisch Gülek Boğazı) ist die wichtigste Verbindung zwischenKilikien, dem Mittelmeer und dem Hochland von Anatolien. Wir fuhren über Tarsus nach Mersin auf der D400 bis zu dem Ort Erdemli. Die Temperaturen machten uns sehr zu schaffen. Aus dem Gebirge bei 25 Grad C. kommend, erwarteten uns hier 38 - 42 Grad C. Das digitale Thermometer hatte schon lange, wegen der Hitze, gestreikt. Es zeigte nichts mehr an, so dass wir die aktuelle Temperatur nur noch schätzen konnten. Erst als wir wieder in derDeutschland waren und ich mir die Strecke und auch die Orte (Erdemli) bei Wikipedia angeschaut habe, ist mir aufgefallen, dass wir einiges verpasst haben. In der Nähe (ca.25 km) von Erdemli ist der Ort Kizkalesi. Da hätten wir noch einen Tag verbringen sollen. Vielleicht schauen wir uns da beim nächsten Teil der Reise um.

Dienstag, den 21. Juni     Das Fahren auf der Küstenstraße haben wir wegen der großen Hitze schnell wieder gelassen und sind in die angrenzenden Berge des Taurus Gebirges gefahren. Hier war die Luft angenehm kühl und vom Tourismus noch nichts zu sehen. Am Vortag steckten wir im Verkehrschaos und jetzt fahren wir schon 20 bis 30 km ohne andere Menschen zu sehen. Nur Felsen und Steine,  über Berge und durch Täler. Nach 355 km sind wir an dem heutigen Etappenziel Anamur angekommen. Eine kleine Pension direkt am Strand, ein schönes Zimmer mit Terrasse. Hier haben wir uns schnell erholt. Esstisch unter Palmen, leckeres Essen und kühles Bier direkt am Strand. Da spielte es auch keine Rolle mehr, das es ein Tuborg-Bier war, Brrrrrr.
Mittwoch, den 22. Juni    Über die Küstenstraße nach Beldibi am Meer, 298 anstrengende Kilometer. Dieses Mal hat es mit der Hotelsuche länger gedauert. Die touristische Lage am Meer und die Hauptgäste aus Russland und Bulgarien haben die strandnahen Hotels  fest in der  Hand. Wir haben lange nach einem Hotel gesucht, aber nicht wirklich etwas gefunden. Auch das Hotel in dem wir nun blieben, bot nur „all Inklusive“, mit Armband und fest in Bulgarischer Hand. Na ja, für einen halben Tag geht das, morgen geht es ja weiter. Schnell noch eine Runde im Pool gedreht und dann zum Abendessen.

Donnerstag, den 23. Juni    197 km von Beldibi nach Kas. Jetzt ist für 3 Tage Entspannung angesagt. Aber vorher wollen wir noch einen Ort besuchen, den mir Biker Kollege  Ceo empfohlen hat. Adrasan heißt der Ort, hier macht er regelmäßig Tauchurlaub. Bei Olympos biegen wir von der Küstenstraße ab, ohne den Ort zu besuchen und fahren auf einer sehr alten,  teilweise gepflasterten Straße bis ans Meer. Hier finden wir auch die deutschsprachige Tauchbasis, wo Ceo oft Urlaub macht. In einem Lokal am Meer unter altem Oleander machten wir im Schatten eine Pause und haben für eine knappe Stunde die Seele baumeln lassen. Wer hier Urlaub machen möchte und dabei Ruhe sucht, ist prima aufgehoben. Der Ort liegt abseits vom Tourismus,   ist aber mit einer guten Infrastruktur versehen. Geschäfte und Hotels / Pensionen, einige Fischlokale,  bei denen der Fisch garantiert frisch ist, sind dort auf einer Entfernung von 800 Metern zu finden. Also, für eine Woche individuellen Urlaub sehr zu empfehlen. Wer dort tauchen will hält es auch viel länger aus.

Wir machten uns wieder auf den Weg und fuhren in Richtung Kas. Als wir die Ortschaft Adrasan durchquerten, sahen wir eine neue Tankstelle und eine neue Straße die in Richtung Küstenstraße D400 führte. Da gab es nur ein Hindernis - die Straße war durch Baken gesperrt. Wir umfuhren die Baken und ignorierten die Absperrung. Die Sperrung der Straße war berechtigt, sie war nur am Anfang geteert danach kam Schotter und Split. Sie führte aber zu unserem Ziel an die Küstenstraße D400. An Schotterpisten haben wir uns ja zwangsläufig gewöhnen müssen und kleinere Strecken machte uns nichts mehr aus. In Kas angekommen blieben wir auf einer Straße in Hafennähe stehen um uns zu orientieren und schon wurden wir wieder angesprochen. Auf Deutsch fragte man uns ob wir Hilfe benötigen. Ja, sagten wir, ein Hotel wäre jetzt gut. Kurze Zeit später hatten wir am Hafen ein Hotel und gute Stellplätze für unsere Moto's. Wir waren im Hotel La Villa untergekommen. Das Hotel hat Hanglage und es waren 70 Stufen bis zu meinem Zimmer. Inge musste noch 12 Stufen höher zu ihrem Zimmer klettern. Nach einer fast 3-tägigen Pause war am Morgen des 26. Juni wieder aufrüsten angesagt. Die Pause hat uns beiden sehr gut getan, wir haben aber noch einige Ziele die wir in unserem Zeitplan erreichen möchten und ganz ehrlich, das Motorradfahren fehlte uns schon. Bis alles wieder am Moto fest verstaut war waren wir nass geschwitzt. Es war erst kurz nach 9 Uhr.

Sonntag, den 26. Juni    Von Kas überDenizli nach Pamukkale,  300 km zu den berühmten türkischen Sinterterrassen und den Ausgrabungen der antiken StadtHierapolis. Die Fahrt ging wieder in die Taurus Berge, nur weg von der Mittelmeerhitze. Von Meereshöhe ins Gebirge auf 1.100 Meter in ca. 50 km. Da war es uns erst einmal kalt, es dauerte etwas,  bis wir uns an den Temperaturunterschied gewöhnt hatten. Nach einigen Stunden Fahrt mit vielen kleinen Erlebnissen fuhren wir in einer Gegend, die auch in Bayern liegen könnte. Ganz toll, grünes Gras, Kühe und kleine Ortschaften die bäuerlich geprägt waren. Nach einiger Zeit konnten wir von den Bergen aus die Ebene von Denizli sehen. 700 Meter Höhenunterschied wurden durch tolle Serpentinenstraßen überbrückt. Auf der guten Straße hat kein Auto mit uns mithalten können. Wir rauschten nur so hinab ins Tal. Endlich wieder mal richtige schnelle Kurven. 
Denizli liegt auf ca. 350 Meter Höhe. Erste Siedlungen in der Gegend des heutigen Denizli werden auf etwa 4000 v. Chr. datiert. Das Gebiet wurde von Hethitern, Phrygern, Griechen, Römern, Seldschuken und Mongolen erobert bzw. besiedelt. Die Provinzhauptstadt Denizli liegt in einer großen Talmulde,  an deren Ende sich wieder hohe Berge erheben. Pamukkale mit den Sinterterrassen liegt an einem solchen Berghang und von weitem sieht es aus, als ob dort oben Schnee liegt. Das ist aber der, von unterirdischen, heißen Quellen gelöste weiße Kalk, der oben am Berg austritt und beim Abfließen wieder erkaltet und an der Bergflanke als kleine Terrassen hängen bleibt. Bei unserer Fahrt durch Denizli hatten wir immer diesen weißen Berg (türkisch = Baumwollschlösschen) vor uns.

Angekommen in Pamukkale haben wir das gegoogelte und im Voraus telefonisch gebuchte Hotel Algäu (das heißt und schreibt sich tatsächlich so) als nicht brauchbar abgetan und uns auf die Suche nach einer besserenUnterkunft gemacht. Nach 500 Metern  Fahrt hat uns eine Frau auf einem Roller eingeholt und auf Deutsch erklärt, dass sie eine viel schönere Pension in der Nähe hat und auch Zimmer frei sind. Wir folgten ihr und tatsächlich, es war eine schöne und saubere Pension und zu essen gab es auch etwas. Diese Pension können wir anderen Gästen sehr empfehlen. Buchbar ist die Pension über Facebook unter "Sinter Terrasse Hotel". Die Inhaberin spricht Deutsch. Wir haben also unsere Zimmer bezogen, schnell geduscht und leichte Sommerbekleidung angezogen.
 Zu Fuß sind wir zu den Sinterterrassen gelaufen. 500 Meter waren das ungefähr von der Pension dann sperrte ein Tickethäuschen den Weg. Ein uniformierter Sicherheitsmann bewachte die Drehkreuze. Erst ein Ticket für 20 TL kaufen, ins Drehkreuz stecken und wenn es piept,  kann man durch – bewacht von einem Sicherheitsmann. Es lohnt sich aber wirklich, man hat mit der antiken Stadt Hierapolis, hier lebte einst der Apostel Philippus, und mit den Sinterterrassen ein unvergessliches Erlebnis.

Wir waren gegen 19 Uhr wieder in der Pension, weil Inge das Eröffnungsspiel der Frauen Fußball-WM Deutschland-Kanada im Fernsehen anschauen wollte. Inge hat mit den Wirtsleuten gesprochen und die haben den Fernseher ins Freie geholt, den Sat- Receiver angeschlossen und den deutschen Sender ARD gesucht. Leider hat das nicht geklappt, wir haben nur das ZDF empfangen können, ARD wurde nicht über Türk-Sat gesendet. Auch per Internet an den Live-Stream zu kommen, war uns nicht möglich. Dazu wurde vorher ein Computer ins Freie geschleppt und mit einem Internetstick verbunden. Also hat Inge mit Skype den Kontakt zu einer Freundin gehalten,  um die Ergebnisse (2:1) zu erfahren. Derweil haben wir im kühlen Garten unter Bäumen gesessen und uns auf den nächsten Tag vorbereitet.

Montag, den  27. Juni    Von Pamukkale nach Gümüldür 312 km. 9 Uhr Frühstück im Garten, Start 10 Uhr in Richtung Denizli. Von unseren Gastwirten (Hanci) erfuhren wir, wo die nächste Tankstelle ist. Gar nicht weit von der Pension auf der Hauptstraße in Richtung Denizli fanden wir die Tankstelle. Nachdem wir wieder für 300 km gerüstet waren ging die Fahrt zunächst auf der D320, eine breite Hauptstraße, in Richtung Aydin los. Nach 100 km hatten wir keine Lust mehr auf starken Verkehr und sind bei Atca in Richtung Yenipazar abgebogen. Auf einer wirklich schönen kleinen Landstraße fuhren wir dann ohne viel Verkehr in Richtung Kusadasi. Die Strecke ging durch das landwirtschaftlich genutzte Gebiet des Großen Mäandertales. Hier war noch alles grün und stand in Blüte. Am Straßenrand wurden Aprikosen (Kaisi) und Kirschen (Kiraz) frisch vom Baum zum Kauf angeboten. Ich fand, dass die paar Kilometer ab vom Trubel der Hauptstraße, sich absolut gelohnt haben. Wir sind durch jedes kleine Dorf gekommen und Hunde und Hühner liefen uns hinterher. In einem kleinen Dörfchen,  wo wir zum Wassereinkauf angehalten haben,  wurden wir argwöhnisch beobachtet.

Nachdem ich meine frische Wasserflasche ordentlich verstaut und Inge ihr obligatorisches Mars gegessen hatte ging es weiter. Durch die kleine Stadt Söke nach Kusadasi. Kusadasi in der Mittagszeit - Verkehr ohne Ende, Mittagshitze, überfüllte Straßen und undurchsichtige Verkehrsführung erschwerte die Orientierung. Wir fanden dann aber unser Ziel, nämlich die Küste und das Meer. Die Suche nach einem Rastplatz im Schatten ging so ziemlich in die Hose. Nirgends war Schatten, so haben wir wieder einmal alle Verkehrsregeln über den Haufen geworfen und sind über den Bürgersteig auf die Strandpromenade gefahren. Hier stellten wir die Moto’s ab und setzten und in Sichtweite der Moto’s in ein Lokal, bestellten Cola und Sesamringe (Susamli Halkalar). Inzwischen haben wir zwei Uniformierte  beobachtet,  die die Promenade bewachten. Bei unseren Moto’s blieben sie stehen und besprachen sich. Als sie mit ihrem Funkgerät sprachen,  haben wir uns beeilt und sind schnell zu den Moto’s gegangen. Helm auf, Jacke zu und weg bevor der Abschlepper kommt, waren unsere Gedanken. Im nach hinein glaube ich, das diese Flucht nicht nötig war. Aber man weiß nicht, was die Obrigkeit im Ausland vorhat. Also fuhren wir weiter nach Ephesos.

Die bedeutende Ausgrabung liegt ca. 10 km nordöstlich von Kusadasi. Ephesos war im Altertum eine der ältesten, größten und bedeutendsten griechischen Städte Kleinasiens und beherbergte mit dem Tempel der Artemis (Artemision) eines der Sieben Weltwunder. Vor unserer Reise haben wir auch diese sehenswerten Orte besprochen und in die Reiseplanung mit aufgenommen. Mit unserer Zeitplanung war es demnach so, dass die Besichtigungen oftmals zwischen den Start- und Zielpunkten liegen. Deshalb hat Inge sich mit einem abschließbaren Stahlnetz ausgerüstet. Welches hier zum Einsatz kam. Wir parkten unsere Moto’s neben einem VW-Bulli und einer kleinen Pausen- Bude für die Wachleute. Wachleute, die übrigens überall und immer gegenwärtig waren. Ein wirklicher Gewinn in Bezug auf das Sicherheitsgefühl. Fast unsichtbar zwischen dem Bulli und dem Büdchen zogen wir uns um und sicherten die Jacken und Hosen am Moto. Inge war blitzschnell aus ihrer Oberbekleidung und hatte plötzlich eine Bluse und eine ¾ lange leichte Hose an. Mit dem Stahlnetz sicherte sie ihre Bekleidung. Ich habe nur die Jacke ausgezogen und durch die Ärmel ein Spiralschloss gezogen und am Gepäckträger angeschlossen. Es wurde in der Mittagshitze keine ausführliche Besichtigung, sondern nur ein Rundgang durch das gesamte Ausgrabungsgelände. Viele Fotos wurden gemacht und hier und da waren die Informationstafeln auch sehr informativ.

Anschließend fuhren wir noch zu dem Haus, in dem Jesus Mutter Maria gestorben sein soll. Ein spürbarer mystischer Ort. Das Haus liegt etwa 7 km von Selçuk entfernt auf dem Nachtigallenberg (Bülbül Dagi). Unterhalb des Wohnhauses entspringt eine Quelle, welche Wünsche in Erfüllung gehen lässt, wenn man das Wasser daraus trinkt. Der Apostel Paulus soll Maria, um sie vor den Römern zu beschützen, hierher mitgenommen haben. Nach der Besichtigung fuhren wir weiter zum Meer und dort die Küstenstraße entlang bis nach Gümüldür. Hier wollte ich einen türkischen Freund besuchen der dort ein kleines Hotel als Manager geführt hat. Leider haben wir ihn nicht angetroffen, sein Onkel führt jetzt das Hotel. Auf seinen Neffen war  er nicht gut zu sprechen, das  spürte ich. Also, sind wir in ein Haus daneben, auch eine kleine  Pension, gegangen. Ich habe dort vor 7 Jahren einmal für ein paar Tage gewohnt. Die Inhaberin, Frau Eylül Nuray, eine liebenswerte Person hat mich schon von weitem wieder erkannt und war hoch erfreut als wir dann auch noch bei ihr Übernachten wollten. Nachdem wir uns umgezogen hatten,  ist sie mit uns zu einem Lokal gegangen und hat für uns den Preis für Speis und Trank ausgehandelt. Gegessen und getrunken, satt und zufrieden, sind wir zurück zur Pension gegangen. Ich habe noch ein paar Erinnerungen mit Nuray ausgetauscht und dabei einen Raki getrunken und bin so gegen 24 Uhr ins Bett. Am nächsten Tag soll es ja früh schon weiter nach Izmir gehen.

Dienstag, den 28. Juni    Von Gümüldür nach sind es nur  Izmir 81 km. Ich hatte am Abend noch mit Oya* telefoniert und sie gebeten,  für uns zwei Einzelzimmer in Izmir zu buchen. (*Oya ist eine junge Türkin, eine gute Seele, die ich über meinen Freund Dr. Jörg Wagner kennen gelernt habe. Sie spricht perfekt Deutsch, ist Juristin und zugelassene Reiseleiterin. Ein wahres Organisationstalent, welches man in der Türkei ganz selten findet). Die Bestätigung kam per SMS beim Frühstück, zwei Zimmer im „IZMIR PALAST Hotel“ sind gebucht. Nach demFrühstück machten wir uns auf den Weg nach Izmir. Die Fahrt führte uns ein Stück an der Küste entlang und dann durch grüne Täler. Mit der Sonne von der rechten Seite, war es viel schöner als am Abend zuvor, wo wir gegen die untergehende Sonne fuhren. Als wir die Stadt Seferihisar passierten, fuhren wir schon schöne 20 km durch kleine Wälder und Wiesenlandschaften.
 Auf dem Weg nach Izmir unterquerten wir die neue Autobahn Cesme-Izmir und sind dann auf die D 300 gekommen. Sie führt direkt an der Küste entlang bis in die Stadt. Aus früherer Zeit sind mir einige markante Punkte in Erinnerung und es fiel mir leicht den richtigen Weg zu finden. Das Hotel kannte ich auch schon aus einigen früheren Besuchen von Izmir und dessen geografische Lage war mir auch noch in guter Erinnerung. Wir fanden das Hotel schnell und checkten ein. Luxuriöse Zimmer zur Meerseite mit Balkon für beide. Wir machten uns frisch und spazierten am Meer entlang und dann durch das Basarviertel. Bei Straßenmusikanten und einer Teestube machten wir eine kleine Tee Pause. Der Basar von Izmir ist kein Touristenbasar, hier kauft die Bevölkerung alles was zum täglichen Bedarf gehört ein. Vom Hochzeitskleid bis zum Hosenknopf, Haushaltsgeräte, Lebensmittel, Haustiere - einfach alles. An einer Ecke war ein kleiner Schlüsseldienst mit einem ebenso kleinen Mann, dem zeigte ich meine Yamaha Schlüssel und fragte ob er Zweitschlüssel anfertigen kann. Ratz-Fatz hat er die passenden Rohlinge ausgesucht. Selbst ein gummiertes Original Yamaha Zündschlüssel war in seinem Sortiment. Es dauerte nicht lange dann waren drei Schlüssel fertig. Zündschlüssel, Kofferschlüssel und der Schlüssel für mein ABUS-Bügelschloss. Für alles wollte er 4 YTL haben. Ich gab ihm 8 YTL, das sind ungefähr 4 €, als danke schön (Teschekür) für die Express Arbeit.

Am Abend waren wir mit Oya auf ein Bier verabredet, wir trafen sie in einem Straßenkaffee. Während wir dort saßen und auch etwas gegessen hatten,  wurde es sehr windig und auch kühl. Die aufmerksamen Kellner merkten schnell, dass die Gäste frieren und sie verteilten Wolldecken. Als es dann Dunkel wurde und Oya sich verabschiedete gingen wir wieder am Meer entlang zurück zu unserem Hotel. Die Wellen schlugen teilweise über die Befestigungen. Der Wind war sehr stark geworden und einige Schiffe sind in der Bucht von Izmir geblieben, um abzuwarten. Wir konnten das von unseren Balkonen gut beobachten.

Mittwoch, den 29. Juni   Von Izmir nach Candarli/Bergama ca. 250 km. Wie immer, nach dem Frühstück Moto packen Helm auf und los geht's. Am Morgen war der Himmel blau und der Sturm hatte sich gelegt. Die Karte vonIzmir zeigte uns, dass wir rund um die ganze Bucht mussten, um nach Candarli zu kommen. Da die Stadt an der Küstenlinie liegt sind wir unendliche 45 km nur durch die Stadt gefahren. Zwar immer Richtung Norden, aber nur Stadtverkehr mit Ampeln und chaotischen Verkehr. Bestimmt gibt es auch Schnellstraßen dort, wir haben sie nur nicht gefunden. Endlich, nach 1 ½ Std. sehen wir das Ortsausgangsschild von Izmir. Inzwischen war es wieder windig und der Himmel wurde dunkel und es zogen Regenwolken auf. Wir beschlossen, nach Candarli zu fahren um dort zu übernachten und am nächsten Tag nach Bergama zu fahren. Candarli liegt auf einer Landzunge am Nordufer der Bucht von Candarli (Candarli Körfezi) an der Ägäis Küste. Candarli ist in der Saison ein gut besuchter Badeort. Auf dem Weg dorthin, über schlechte Straßen und lange Baustellenabschnitte, fing es an zu regnen und es wurde sehr windig. Leider war in Candarli noch keine Saison und es ist, wohl auch wegen des Regens, überhaupt kein schöner Ort. Wir fanden nur ein Hotel mit vielen kleinen Bungalows. Das Hotel war noch nicht geöffnet, aber der Besitzer war da und zeigte uns die Bungalows. Beim Besichtigen der Bungalows haben wir festgestellt, das alles ziemlich verwahrlost war und es roch überall muffig. Ich hatte den Eindruck, dass die Betten und das Bettzeug nach den letzten Gästen in vergangenem Jahr so belassen worden waren, wie der Bungalow verlassen wurde. Nichts für mich.

Also fuhren wir wieder bis zur Hauptstraße (ca. 20 km) zurück und machten uns auf den direkten Weg nach Bergama. Über Straßen, die sich noch im Bau befanden, Kilometerlang einspurig mit Gegenverkehr und vielen Streckenabschnitte auf Schotter. Das Wetter wurde wechselhaft und zwischen Schauern schien ab und an die Sonne. Auf der Hauptstraße in Bergama hielten wir bei langsamer Fahrt Ausschau nach Hotels, Pensionen und der örtlichen Tourist Information. Eine Beschilderung gab es nicht, jedenfalls nicht sichtbar für Fremde. In Inges Reiseführer gab es auch eine Hotel / Pension Empfehlung für Bergama. Wir hielten Ausschau nach der Pension "Akropolis Guesthouse". Ganz langsam durchquerten wir Bergama, ohne Suchergebnis blieben wir am Stadtausgang stehen um zu beraten, was nun zu tun sei.

Ein Autofahrer hielt an und fragte uns, natürlich auf Deutsch, ob und ggf. wie er uns helfen kann. Wir sagten ihm, welche Pension wir suchen. Er war überrascht und sagte, das seien Freunde von ihm und er führte uns dorthin. Die Auswahl der Pension aus Inges Reiseführer war reine Glückssache. Das Haus ist wirklich nett und zu empfehlen. Es gibt dort auch zu Essen und zu Trinken. Ein rechteckiger Innenhof mit Sitzgelegenheiten, einem mini Pool und Platz für die Moto's. Der Inhaber ist ein Türke, der Englisch und ein wenig Deutsch spricht. Sein Freund und Sommer- Lebensgefährte ist ein Österreicher. Beide sind gut drauf und managen die Pension. Wir sind nach einer kurzen Pause, Inge hat sich im Pool erfrischt, zu einer ersten Besichtigungstour zur nahegelegenen "Roten Halle" gelaufen. Hier überraschte uns wieder ein Regenschauer nach dem anderen. Inge ist in ein gegenüber liegendes Geschäft geflüchtet und hat einem deutsch sprechenden alten Mann zwei seiner schönsten Ketten abgekauft.

Einen weiteren Rundgang durch Bergama haben wir trotz des Regens aber noch gemacht. Ich wusste aus den voraus gegangenen Besuchen wo das archäologische Museum in Bergama war. Leider waren wir zu spät dran und haben den Besuch auf den nächsten Tag verschoben. Im Museum, so erinnere ich mich, ist eine weibliche Figur aus Marmor ca. 1,5 Meter hoch, eine Quellnymphe  wird sie von Archäologen genannt und als Aphrodite gedeutet. Sie wurde in der inzwischen gefluteten Ausgrabung von Allianoi 2005 unversehrt ausgegraben. Allianoi stand mit auf unserem Besuchszettel. Die Ausgrabung war ca. 18 km nordöstlich von Bergama, eine Ausgrabung die in ca. 6-7 Metern Tiefe unter angeschwemmten Sedimenten lag und in der Römerzeit (125 Jahre n. Chr.) als medizinisches Bad genutzt wurde. Leider ist der Ort nicht mehr zu besichtigen, er ist durch einen sehr umstrittenen Staudammbau überflutet und dadurch unzugänglich geworden. Alle Proteste von Archäologen und vielen anderen Interessierten haben nichts genutzt, die wirtschaftliche Nutzung der aus Wasser zu gewinnenden Energie war wichtiger.

Als wir wieder zurück in unserer Pension waren und gegessen hatten, saßen wir noch eine Weile  im Garten und unterhielten uns über den nächsten Tag. Unterstützt durch Inges Reiseführer, der übrigens eine große Menge an gut recherchierten Informationen über Bergama / Pergamon bietet, wollen wir uns morgen die Akropolis vonPergamon anschauen. Als es dunkel und kühl wurde, sind wir  in unsere Zimmer um Kraft zu tanken, für den bestimmt anstrengenden Tag mit viel Sonne in der Ausgrabung von Pergamon.

Donnerstag, den  30. Juni     Nach einem ausgiebigen Frühstück auf der Sonnenterrasse sind wir leicht verspätet auf unsere Besichtigungstour gegangen. Unsere Pension war nur ca. 600 Meter Luftlinie von der Seilbahn, welche die Touristen auf den Hausberg von Bergama bringt, entfernt. Somit war es klar,  dass wir uns, ausgestattet mit leichter Sommerbekleidung, Kopfbedeckung, Sonnencreme Schutzfaktor 15, Reiseführer, Fotoapparate und reichlich Trinkwasser,  zu Fuß auf den Weg machten. Durch viele kleine, verwinkelte Gassen gelangten wir, in der prallen Sonne, bis zur Seilbahn. Eine supermoderne  Anlage, gut dass es sie gibt. Wir sind froh, dass wir nicht den vorhandenen, steilen Weg zu Fuß gehen müssen.

Die Erklärungen im Reiseführer zum Thema Pergamon sind sehr ausführlich und die Beschreibungen der Bauwerke werden sogar in der Reihenfolge  beschrieben, in der auch der Fußweg verläuft. Wir nehmen uns sehr viel Zeit überall herum zu laufen, uns auch mal hinzusetzen und einfach nur in die Gegend zu sehen. Das teilrestaurierte Theater ist atemraubend, aber auch die anderen Bauwerke – bzw. deren Reste – bieten immer wieder sehr schöne Perspektiven. Beeindruckend ist die Anlage eines dreistufigen Gymnasiums. Hier wurde die Elite der Römer schon vom Kindergarten bis zum Studienende begleitet, geschult und sportlich aufgebaut. Es ist sehr heiß, aber es geht ein kühler Wind und weil wir den Weg über die Ausgrabung von oben nach unten gehen ist es nicht so anstrengend. Ein relativ neues, ausgegrabenes Gebäude, in dem Mosaik-Böden einer römischen Villa präsentiert werden, ist geöffnet und wir sind zeitweise die einzigen Besucher. Es bleibt uns Zeit, viele Fotos der besonders gut erhaltenen Mosaiken zu machen.

Der Weg aus der Anlage ist gut vorbereitet, überall stehen Schilder und Hinweistafeln mit Pfeilen, welche die Richtung zum Ausgang anzeigen. Im Reiseführer ist eine Abkürzung beschrieben, folgt man ihr, so spart man sich den schattenlosen Weg bis zur Seilbahn und den anschließenden Weg durch die vielen kleinen Gassen zur Pension. Also nehmen wir die Abkürzung. Sie führt uns rechts ab vom Hauptweg und endet vor einem 2 Meter hohen Maschendrahtzaun. Wie im Reiseführer beschrieben,  finden wir auch die Stelle im Zaun, welche einfach geöffnet werden kann. Hier haben Einheimische den Zaun zum Passieren durchgeschnitten und dann mit einer Schnur wieder verschlossen. Wir brauchten also nur die Schnur zu lösen, durch den Zaun zu steigen und von der anderen Seite wieder das Band so einzufädeln, dass der Zaun wieder zu ist. Der Reiseführer hat uns überzeugt. Wir sparten uns so einen 20 minütigen Fußweg in der prallen Sonne.

Wieder in unserer Pension angekommen, machten wir eine ausgiebige Pause, um uns dann auf den Weg zum Archäologischen Museum zu machen. Durch die im Museum ausgestellten Marmor Figuren und Wandverkleidungen wurde schnell klar, wie schön die Tempel und Paläste vor 2000 Jahren ausgesehen haben. Nach dem Museumsbesuch blieben wir in der Stadt und pflegten unsere Füße in einem schattigeren Biergarten. Mit Essen und Trinken ging es uns bald wieder gut. Wir machten uns wieder auf den Weg zu unserer Pension, um vor der nächsten Etappe ausgeruht zu sein. Als Ergänzung zu dem hier gesehenen muss jetzt auch das Pergamonmuseum in Berlin besucht werden. Damit der in der Akropolis stehende leere Sockel des Zeus Altars  (welcher in Berlin im Pergamon-Museum als Pergamon Altar ausgestellt wird), die Vorstellungen konkretisiert. Noch mehr Neugierde auf das Berliner Museum macht nun, die in der Zeitschrift GEO Nr.10 Oktober 2011 beschriebene neu installierte Rotunde von Pergamon.

Freitag, den 1. Juli   Von Bergama nach Canakkale ca. 250 km steht auf unserem Zettel. Doch vorher noch zu der Ausgrabung von Asklepieion, einer weiteren Sehenswürdigkeit von Bergama. In und um Bergama sind neben der Akropolis noch viele Ausgrabungen und römische Reste zu sehen. Wen es interessiert, hier ist mindestens zwei Wochen Aufenthalt zur Besichtigung nötig.  Asklepieion – eine von den Römern im 4. Jahrhundert v. Chr. errichtete Anlage. Ein antikes griechisches Heiligtum des Asklepios, mit angeschlossenem Sanatorium. Zu den Funden aus Bergama-Asklepieion zählen unter anderem auch eine Statue des Kaisers Hadrian, römischer Kaiser von 117 bis 138 v.Chr., gefunden in der Bibliothek des Asklepieion.

Habe ich nicht schon mehrfach von den Deutsch sprechenden hilfsbereiten Türken gesprochen? Ein Deutschsprechender Türke, mit österreichischem Akzent begrüßt uns am Kassenhäuschen vor der Ausgrabung. Er macht hier Dienst und freut sich sichtlich darüber, wieder Deutsch sprechen zu können. Da unser Reiseführer eingepackt war, habe ich auf ein, an der Kasse zum Kauf erhältlichen Führer gezeigt und gefragt, was er kostet. Der freundliche junge Mann gab uns das Heft mit der Bitte, es sorgsam zu behandeln und zurück zugeben, für umsonst. Er bot uns auch an, unsere Motorrad- Jacken in seinem Häuschen aufzubewahren, was wir gerne annahmen. So gingen wir mit einem geliehenen Heft und ohne die Jacken in die Anlage. Sie ist klein aber sehr interessant. Ein ca. 20 Meter langer von Ost nach West laufender Tunnel, der 1 Meter unter der Oberfläche verläuft, hat uns sehr interessiert. Von einer schon 600 v. Chr. datierten heiligen Quelle wurde das Wasser über die Treppenstufen hinab geleitet. Unter dem Tunnelboden ist der Wasserlauf so verändert worden, dass über kleine Stufen auf der gesamten Länge das Tunnels ein ganz leises Plätschern zu hören ist. Mir fiel das auf, als ich alleine im Tunnel, bei vollkommener Ruhe, eine Einstellung an meiner Kamera vornahm. Das Plätschern war so leise, dass es nur mit einer gewissen Konzentration hörbar war. Der Tunnel ist angelegt worden, um Menschen zu beruhigen. Die alten Römer wussten schon damals wie man Menschen entschleunigt. Das Theater von Asklepieion ist restauriert und wird heute zu verschiedenen Veranstaltungen noch genutzt. Uns sind die, mit Kreide aufgemalten  Sitznummern aufgefallen. Am Ende der Besichtigung gaben wir das sehr hilfreiche Informationsheft zurück und verabschiedeten uns von dem neuen Freund, der unbedingt auf einem Foto mit uns sein wollte. Von hier aus sind wir in Richtung Ayvalik gestartet. Nicht die Hauptstraße D 400 sondern eine kleine Nebenstraße, die kurvenreich durch dichte Pinienwälder führte. Die Pinien dufteten sehr stark und am Rand der Straße lagerten die geernteten Zapfen zum Nachreifen. Am Ende der schönen Strecke landen wir doch wieder auf der D 400, auf der wir aber nicht weit fuhren. Im Ort Kücukkuyu fuhren wir auf einer sehr schmalen Straße direkt am Meer entlang, vorbei an kleinen Pensionen, Ferienhäusern und Campingplätzen.

Die Ruinen von Assos waren dieses Mal unser Ziel. Wir sahen über weite Strecken den Berg auf dem die Reste von Assos ausgegraben werden. Wir sind um den Berg auf schlecht gepflasterter alten Straße herum gefahren, es ging steil und kurvig bergab. Das Kopfsteinpflaster wurde immer schlechter und streckenweise traute sich Inge nicht mehr zur Seite zu schauen weil da der fast senkrechte Abgrund und das Meer lauerten. Die Straße ohne Leitplanken oder ähnliche Sicherheitseinrichtungen endete als steile und ganz schmale Sackgasse ohne Haltepunkte und Wendemöglichkeiten. Wir hatten massive Probleme „umfallfrei“ zu wenden. Leider haben wir hier keine Fotos gemacht. Ich glaube, dass wir zu sehr mit unseren Wendemanövern beschäftigt waren. Die Straße führte zu dem antiken Hafen Iskele. In einer privaten Hofeinfahrt war die einzige waagerechte Fläche wo man wenden konnte. Kaum auf dieser ebenen Fläche angehalten, kam schon die Besitzerin des Hauses und erklärte uns, das das privat sei und wir hier nicht stehen bleiben können. Nachdem wir einen großen Schluck Wasser getrunken hatten, machten wir uns auf den Rückweg, ohne uns den Hafen von Iskele anzusehen. Wir suchten uns ein Lokal, um eine kleine Pause zu machen. Hier überlegten wir, wie es weitergehen soll. Die Ruinen von Assos sahen wir nur von weitem. Nicht so schlimm, war unsere einhellige Meinung, weil nun mehr Zeit für die Ausgrabung von Alexander Troas blieb. Die an der Küste verlaufende Straße erwies sich nach ein paar Kilometern als nicht tauglich und wir suchten eine andere Straße die uns zu Alexander Troas führen sollte. An einer neuen Umgehungsstraße bei Assos fiel uns ein osmanischer Brückenbau auf. Die Sonne machte uns an diesem Tag sehr zu schaffen und irgendwie  fanden wir  den Abzweig nicht, der uns nach Alexander Troas führen sollte. Bei Inge machte sich der Kreislauf bemerkbar und wir entschlossen uns direkt zu dem, von Oya vorgebuchten Hotel Iris in Gützelyali in der Nähe von Canakkale zu fahren. Am nächsten Tag sollte dann die Ausgrabung von Trojabesichtigt und noch einmal versucht werden,  Alexander Troas zu finden.

Samstag, den 2. Juli    Troja und Canakkale, waren unsere  Ziele für Heute. Nach dem Frühstück sind wir ohne Gepäck in Richtung Troja aufgebrochen und haben in der Ausgrabung den halben Tag verbracht. Inges Reiseführer hat für Troja nicht viel hergegeben. Umso mehr haben uns die Erklärungen von den vielen Objekttafeln genutzt. Viele Mauern sind freigelegt, allerdings kann man keine restaurierten Gebäude finden. Immer wieder Fragmente von Fundamenten, Mauern, Bilder davon auf Tafeln, die die verschiedenen Schichten und Jahre beschrieben. Den archäologisch umstrittenen Schliemann-Graben kann man ganz deutlich ausmachen sowie den verlandeten früheren Hafen von Troja. Eindrucksvoll und schön, meinte Inge und erklärte, sich die Geschichten und Erzählungen um die Ausgrabungen zu Hause in Ruhe anzulesen. Wofür ist das Internet da, wenn nicht für solche Recherchen. Ein kleines Buch mit den Ergebnissen der neuesten Grabungen hat sie sich am Ende des Rundganges aus demTroja-Shop mitgenommen.

Unsere Erfahrungen mit heißen Sitzbänken haben uns veranlasst die Moto’s unter einem Baum so zu Parken dass die Sonne die schwarzen Sitzflächen nicht erreichen konnte. Als wir zu unseren Moto’s zurück kamen, waren wir fast zugeparkt. Die Vorsichtsmaßnahme, im Schatten zu parken, hatten auch viele Autofahrer ergriffen. Nach einigem Rangieren sind wir dann frei gekommen und konnten unsere Fahrt fortsetzen. Wir hatten noch viel Zeit und folgten meinem Vorschlag, zum Atatürk Kriegerdenkmal auf der Halbinsel Gelibolu zu fahren. Von Troja aus führte laut Karte eine große Straße nach Canakkale und von dort eine Fährverbindung zur europäischen Seite desMarmara Meeres. Die Fahrt dorthin hat sehr viel Zeit beansprucht, die große Straße erwies sich als eine einzige Baustelle. Viele Teilstücke waren geschottert, andere frisch mit flüssigem Teer geflutet. Durch die Mittagshitze ist der Teer nicht erstarrt sondern blieb dickflüssig. Die Autos und LKW drückten den Teer neben die Fahrspur und darunter war dann wieder Schotter. Ungemütlich wurde es, wenn man die Spur verlassen wollte und durch den Wulst von dickflüssigem Teer schlingerte. Endlich kam der Abzweig zur Stadtmitte von Canakkale. Eine schnurgerade, 4 spurige Stadtstraße mit kaum vorstellbaren Spurrillen und bis zu 10 cm tiefliegenden Gullideckeln machte uns neben dem wahnsinnigen Stadtverkehr nun zu schaffen.

Wir waren informiert, dass aus der Stadt zwei Fähren nach Gelibolu abfahren. Uns wurde empfohlen, von der Hafenstraße in einem Kreisverkehr die dritte Ausfahrt zu nehmen,  um dann den kleinen Anleger der Fähre nach kurzer Fahrt schon sehen zu können. Wir haben alles richtig gemacht, nur den Anleger nicht gefunden. Irgendwann haben wir einen Anleger gefunden und das Personal winkte uns zu, schnell zu machen, weil die Fähre gleich wieder abfährt. Schnell kauften wir uns die Tickets und fuhren auf die Fähre. Hier standen wir ein einer Reihe von PKW und warteten darauf, dass die Fähre abfährt. Es dauerte rund 20 Minuten, dann war die Fähre voll und kein Platz mehr frei, nun fuhr die Fähre ab. Auf der anderen Seite war dann eine schöne kleine kurvige Küstenstraße die Entschädigung für die voraus gegangenen Qualen. Wir fuhren ein Rennen mit einem größeren Lieferwagen, der offensichtlich nicht ertragen konnte, dass wir ihn überholten. Nach einigen Kilometern war er nicht mehr zu sehen und wir ließen es wieder ruhiger angehen. Bei einer Trinkpause erklärte mir Inge, dass sie bald Tanken müsse. Da wir so ziemlich den gleichen Verbrauch hatten, zeigte mir ein Blick auf meinen Tankanzeiger, dass sie Recht hatte und auch mein Sprit zu Ende ging. Bis zur nächsten Ansiedlung waren es mehr als 30 Kilometer und es war nicht klar, ob dort auch eine Tankstelle ist. Unser Vorrat reichte knapp für noch 50 km.

Es blieb uns leider nichts anderes übrig als zur Fähre zurück zu fahren und nach Canakkale überzusetzen. Schade, das haben wir vergeigt, an der Südspitze von Gelibolu ist ein Nationalpark mit dem Kriegerdenkmal. Sehenswert auf jeden Fall. Wir nahmen die kleine Fähre, die wir auf der anderen Seite nicht gefunden haben. Gleich nach dem Anleger war eine Tankstelle und ich bekam knapp 21 Liter Super eingefüllt. 24 Liter fasst der Tank meiner XJ 900, das war schon knapp. Wir fuhren zurück zu unserem Hotel Iris nach Gützelyali. Auch diese Rückfahrt war ein Abenteuer. Auf den Stadtstraßen wurden wir wegen einiger Baustellen zu einem großen Bogen gezwungen um auf der falschen Seite der Stadt wieder auf die Hauptstraße zu gelangen. Hier ging dann das „Schwimmen auf dickflüssigem Teer“ wieder los. Wir waren froh, als wir heil beim Hotel angekommen sind. Erst einmal eine Dusche und dann ein Bier. Wir haben uns an diesem Abend entschlossen 3 Tage früher als geplant in Richtung Heimat auf zu brechen und schon am Dienstag die Fähre von Igoumenitsa nach Venedig zu nehmen.

Sonntag, den 3. Juli     Frühstück um 8 Uhr, gegen 9 Uhr sind wir dann los in Richtung Heimat. Jetzt stehen 2 Tage Autobahn bevor. Den Weg nach Canakkale zur Fähre kannten wir nun und es ging auch schnell bis zur kleinen Fähre. Nach kurzer Fahrt kommen wir wieder auf europäischen Boden. Zunächst sind wir auf einer schönen, kleinen, kurvigen Straße direkt am Meer, zügig vorangekommen. Aber auch diese Straße wird verbreitert. Immer mehr Baustellen, immer mehr Verkehr. Trotzdem kommen wir gut durch und sind schon gegen Mittag an der Türkisch-Griechischen Grenze. Auch die Formalitäten waren rasch erledigt und die neue griechische Autobahn war eine Wohltat. Keine Baustelle, sehr gut ausgebaut, eben neu. Von der Hinfahrt wussten wir, dass es auf der Autobahn keine Tankstellen gibt. Wir sind in Alexandropolis von der Autobahn abgefahren um zu Tanken und etwas zu Essen. Hier heißt das Fleisch vom Drehspieß wieder Gyros und es ist Schweinefleisch, hmm lecker. Nach der Pause sind wir wieder zurück zur Autobahn und in Richtung Kavala aufgefahren. Die Autobahn ist wenig befahren und es wird langweilig. Kurz vor Kavala fängt es wieder an Spaß zu machen. Es kommen Streckenabschnitte mit Kurven, die richtige Schräglagen zulassen. Um 15:30 Uhr sind wir schon bei Kavala. An der Autobahnabfahrt, so haben wir mit Helmut verabredet, werden wir abgeholt. Auch hier hatte Oya ihr Organisationstalent bewiesen. Helmut und Renate, kennen Oya aus Izmir. Oya wusste, dass sie in Agios Andreas, einem kleinen Ort in der Nähe von Kavala, sich eine Villa neu gebaut haben und dass auch Zimmer vermietet werden. Sie stellte den Kontakt her. Am Vortag haben wir, Helmut und ich telefoniert, um die Zimmer zu bestätigen. Wie verabredet, brauchte ich nur von der Autobahnabfahrt zu telefonieren und er kam um uns abzuholen. Das Haus liegt ziemlich abseits mit einer ungewöhnlich steilen Anfahrt. Die Beschreibung von Helmut: Am Ortschild Agios Andreas rechts ab den Berg hoch bis zur Mülltonne Nr. 200, zwei Mal links ab dann den Berg hoch, das erste Haus auf der rechten Seite ist das Ziel. Das Haus ist wirklich eine Villa, es ist traumhaft eingerichtet und hat eine fantastische Lage. Wir wurden sehr freundlich empfangen. Am Abend hat Helmut uns  mit seinem Auto noch ans Meer zu einem Strandlokal mit deutscher Küche gefahren, wo wir ausgiebig zu Abend gegessen haben. Direkt am Meer, bei mildem Wind und schönem Abendrot. Das war ein Abend der dem Urlaubsausklang würdig ist.

Montag, den 4. Juli  Von Kavala nach Igoumenitsa 480 km Autobahn. Nach einem ausgiebigen Frühstück sind wir gegen 9:30 Uhr Richtung Igoumenitsa gestartet. Auf der gut ausgebauten Autobahn hat man das Gefühl, dass es nur Bergab geht. Ein großer Knotenpunkt hinter Thessaloniki hat noch einmal unsere volle Aufmerksamkeit gefordert. Die sonst übliche Beschilderung in zwei Sprachen, eine mit den griechischen Schriftzeichen und eine mit den für uns lesbaren Zeichen fehlte. Die einzige Orientierung waren die E- Nummern der Autobahnen. Wir folgten von der Türkei bis zum Hafen von Igoumenitsa der „E 90“. Bei einem der Tankstopps habe ich wohl E10-Sprit bekommen ohne es zu wissen. Die Leistung war schlecht und der Verbrauch war viel höher als mit „normalem Super“. Ich habe mir schon Sorgen gemacht und geglaubt, dass ein Zylinder ausgefallen ist. Nur das nicht! Aufmerksam habe ich auf den Motor gehört und festgestellt, er hört sich genauso an wie sonst auch. Da ich keinen Fehler feststellen konnte, fuhr ich etwas vorsichtiger und beschränkte die Höchstgeschwindigkeit auf 120 km/h. Erlaubt sind auf Autobahnen in Griechenland sowie so nur 90 km/h für Motorräder.

Am frühen Nachmittag sind wir in Igoumenitsa angekommen. Auf der Straße in die Stadt haben wir eine Reederei Agentur der Annek Lines gesehen und sofort die Tickets für die Rückfahrt nach Venedig gekauft. Die Suche nach einem Hotel mit guter Parkmöglichkeit für die Motos war auch schnell gefunden. Wir machten eine Stunde Pause und haben uns dann zu einem Meerspaziergang getroffen. In einem kleinen Lokal haben wir unsere fast 4 wöchigeReise noch einmal Revue passieren lassen und die nächsten 3 Tage besprochen.

Dienstag, den 5. Juli     Ohne Frühstück um 8 Uhr zum Fährhafen und gleich auf die Fähre gefahren und die Moto’s verladen. Die Fahrzeit der Fähre war genau 24 Stunden. Von Venedig bis kurz vor dem Brenner sind wir Autobahn gefahren. Auf der alten Brennerstraße sind wir bis zum Stubaital gefahren. Hier haben wir zwischen hoch aufragenden Bergen eine Kaffeepause gemacht. Über die Ö-Bundesstraßen sind wir über Innsbruck und den  Fernpass bis Füssen gefahren. In der Pension, wo wir schon auf der Hinfahrt übernachtet haben, waren noch zwei Zimmer frei und wir blieben dort.

Mittwoch, den 6. Juli    Heute fahren wir wieder nur Autobahn und wollen durchfahren bis nach Hause. Mit einigen Pausen sind wir zum Ende der Reise wieder auf der A45 und verabschieden uns auf einem Autobahnparkplatz, denn nun trennen uns wieder die jeweiligen Wohnorte. Etwa Zeitgleich sind wir, heil und zufrieden nach 7.650 gefahrenen Kilometern, gegen 18 Uhr zu Hause angekommen.

Fazit: Es hat sich auf jeden Fall gelohnt. Die Planung des 2.Teils der Türkeireise kann nun beginnen.

Für die kommenden Jahre sind weitere Exkursionen von Arno Israel in Vorbereitung. Interessenten zum Mitfahren können sich gern unter der folgenden Email Adresse an Arno wenden:  Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!

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