Erste Motorraderfahrungen in Kleinasien Teil 1

Türkei-Motorraderfahrungen 2009

Eine simple Email und die Liebe zum Motorradfahren hatten uns auch mit Petra und Hans-Jürgen aus Dreieich zusammen geführt.

Hans-Jürgen war über die Artikel von Detlev Simon, der ausführlich über seine Motorradtouren im Kulturportal alaturka berichtet hatte, auf die Idee gekommen, auch seine Erfahrungen einem breiteren Leserspektrum zur Verfügung zu stellen. Erfahrungen sind ein wichtiges Gut, besonders dann, wenn man sie teilen kann. In den kommenden Wochen werden wir zunächst den Erfahrungsbericht von Petra und Hans-Jürgen von der ersten Türkeireise aus dem Jahr 2009 online stellen, dann erfolgt der Bericht der zweiten Reise durch Syrien, Jordanien und die Türkei, dem sich ab Mai 2014 dann aktuell die dritte Türkeireise anschließen wird. Aber bitte lesen Sie selbst, was Petra und Hans-Jürgen über sich selbst erzählen und wie sie zu ihrer ersten Reise kamen.

Petra und Hans-Jürgen aus Dreieich

Wir, Petra und Hans-Jürgen aus Dreieich sind 63 und 62 Jahre alt, seit 42 Jahren verheiratet, haben 2 Söhne und 4 Enkel. Seit 1994 fahren wir Motorrad. Das erste Motorrad war eine Kawasaki VN 750, das Zweite eine BMW R 1200 RT 3 ab 2006 und das dritte Motorrad eine BMW R 1200 RT seit dem Jahr 2010.

Was man mit einer RT (Reisetourer) macht, fragen Sie? Touren natürlich, … und die haben wir dann in die Wirklichkeit umgesetzt. Zunächst Italien / Dolomiten, jedes Jahr in die Französischen Seealpen - Sizilien - Kroatien - einmal Türkei 2009, einmal Türkei – Syrien - Jordanien und zurück im Jahr 2010, einmal Frankreich bis zur Bretagne und einmal rundherum 2013. Wir fahren zu 97 % gemeinsam. Im Jahr fahren wir ca. 15.000 bis 18.000 Kilometer. Seit 2007 gehöre ich dem RT-Freunde Forum an. Informiere mich natürlich auch im Forum Wüstenschiff über Reisen.

Wir werden so lange Motorrad fahren, bis wir herunterfallen. grins..

Wie kam Ich auf die Idee mit dem Motorrad in die Türkei zu fahren?

Ich wäre nie auf die Idee gekommen mit dem Motorrad in die Türkei zu fahren. Die Türkei kennt man doch nur per Flugzeug an die türkische Riviera. Jubel, Trubel, Heiterkeit. Doch in irgendeiner Motorradzeitschrift 2007/2008 war ein Bericht über eine Reise mit dem Motorrad in die Türkei. Wow, das hörte sich gut an. Von da an, ließ mich der Gedanke nicht mehr los. Die Vorbereitung für 2008 war zu kurz, da die beste Reisezeit eigentlich im Frühsommer April bis Juni sein soll. Daher habe ich mich so langsam mit dem Gedanken Türkei näher befasst. Meine Frau Petra war sofort Feuer und Flamme. Danach nahmen die Vorbereitungen langsam Formen an.

Die Vorbereitungen

Als erstes kümmerten wir uns um einen Türkischkurs für Anfänger an einer Volkshochschule. Das klappte schon mal. Der Kurs fing im September 2008 an und ging bis Dezember 2008. Ich nehme es einfach vorweg. Wir haben dann bis Anfang Mai 2009 verlängert. Unserer Türkischlehrerin war selbstverständlich eine Türkin, mit Namen Nurhak. Sie brachte uns in dieser Zeit die türkische Sprache näher.

Im Herbst 2008 wurden folgende hilfreiche Unterlagen besorgt: Das Buch „Türkei“ von Bussmann und Tröger. Die Länderkarte Türkei vom ADAC im Maßstab 1:750.000, die uns trotz Navi sehr gute Dienste erwies. Von Basarsoft „Türkiye 1008/04“ die SD-Karte für mein Zumo 550. Abklärung mit der Versicherung wegen Haftpflicht, Teil– und Vollkasko. Die Voll- und Teilkasko lehnte meine Versicherung für den asiatischen Teil der Türkei ab. Besorgung der Anschriften der Deutschen Botschaft, von BMW-Werkstätten für den Notfall. Abklärung mit ADAC wegen Notfall-Rufnummern auch für den asiatischen Teil der Türkei.

Im Januar 2009 wurde der Optima Express (Autoreisezug) von Villach nach Edirne gebucht, sowie auch die Fährpassage von Cesme nach Ancona. Unsere Bekannten, Freunde, Kolleginnen / Kollegen wurden immer wieder „genervt“ mit unserer baldigen Reise am 11. Mai 2009.

Notwendige Impfungen erfolgten noch vorher durch unseren Hausarzt, der unsere Fahrt in die Türkei nicht nachvollziehen konnte. Er warnte uns unter Anderem vor der „gefährlichen“ Fahrweise der Türken.

Die Fahrt geht los.

Nachdem das Moped noch mal in der Inspektion und nun alles gepackt war, ging die Fahrt am 11. Mai um 8.30 Uhr los. Über Nürnberg, München, Salzburg, fuhren wir bis Villach. Gegen 16.00 Uhr eine Pension gefunden, spazieren gegangen, Abendessen, noch einen Absacker und ins Bett. Ein großes unbekanntes Abenteuer wartete auf uns.

Am nächsten Morgen Abfahrt in die Innenstadt, in der Nähe des Bahnhofes zu Mittag gegessen, eingekauft und sich schon mal an der Zugabfertigung umgeschaut. Na, da war aber schon was los. Autos, Autos und noch mal Autos. 93 an der Zahl. Mit uns kam auch noch ein österreichisches Ehepaar aus der Nähe von Linz an. Kurzer Plausch und dann an der Abfertigung angestellt. Die Abfertigung war in einer halben Stunde erledigt. Warum ich nach dem Namen meines Vaters gefragt wurde, Warum ????? konnte mir keiner sagen.

Während unserer Wartezeit kam Petra schon mit mitreisenden Frauen ins Gespräch.    

Gegen 15.20 Uhr fing die Beladung an. Zuerst die Autos oben, dann die beiden Motorräder unten und dann der Rest der Autos. Gegen 16.30 Uhr durften wir in das Abteil. Wir hatten aufgrund von Hinweisen ein 6er Abteil für uns alleine gebucht. Nach dem Bezug des Abteils, Koffer / Tankrucksack verstaut, umgezogen in die praktischen Jeans und dann mal die Waggons erkundet. Das Mittags eingekaufte Bier wollte ich in der „Küche“ im Speisewagen kalt legen lassen, weil es bei der Buchung hieß, es gibt keine alkoholischen Getränke. O Wunder, der Zugbegleiter teilte mir mit, dass das gute Bier mit dem Schlüssel aus dem Norden gegen einen Obolus von 2 € zu erwerben war. Na denn Prost. Gegen ein kleines Bakschisch, legte er mir aber mein Bier in die Kühlung.

Pünktlich um 17.09 fuhr der Zug mit 93 Autos und 2 Motorrädern ab in Richtung Türkei. Nach meiner „Besichtigung“ der Waggons haben wir unser mitgebrachtes Essen ausgepackt, Bier aus der Kühlung abgeholt und nun ging es ans leckere Abendessen. Nach dem Essen noch ein bisschen gequatscht und nach einem langen Tag die heruntergeklappten Betten mit den vorhanden Bezügen und Kopfkissen versehen und die erste Nacht im Zug geschlafen. Am nächsten Morgen 6.45 Uhr wecken durch den Zugbegleiter. Passkontrolle wegen Einreise nach Serbien. 17.00 Uhr Einreise nach Bulgarien. Passkontrolle. Dann weiter durch Bulgarien mit viel Landschaft. Nachts gegen 22.00 Uhr längerer Aufenthalt irgendwo in Bulgarien. Nach Auskunft des Zugbegleiters war irgendetwas an der Achse. Aufenthalt von ca. 3 Std.

Um 5.00 Uhr wecken, wegen Ausreise Bulgarien. Eine ½ Stunde später Einreise in die Türkei, Grenzübertritt in Kapikule.

Ankunft in Edirne um 7.00 Uhr. Vor dem Ausladen erst zum Schalter. Prüfung der Papiere. Das Motorrad wurde in den Pass eingetragen. Einreisestempel bis zum 10.11.2009 erhalten. Na ja solange hatten wir eigentlich nicht vor in der Türkei zu bleiben. Abschied von den Linzern und aufs Moped Richtung Istanbul.

Erneute Kontrolle bei der Ausfahrt aus dem Bahnhofsgelände. Navi eingeschaltet gegen 8.30 Uhr auf die Autobahn Richtung Istanbul.

Istanbul – Byzantion, Konstantinopel– eine Stadt, 2.500 Jahre Geschichte. Sie wurde gegründet, als die Welt noch keine Kontinente kannte. Heute ist sie der bedeutendste Brückenkopf zwischen Asien und Europa.

Als einzige Stadt erstreckt sie sich über zwei Kontinente. Ihre 10 bis 15 Millionen Einwohner –keiner weiß das so genau- machen sie zu einem brodelnden Irrwitz zwischen Orient und Okzident, zwischen Kommerz und Koran.

Unterwegs hatte ich die Adresse des vorgebuchten Hotels in Istanbul / Sultanahmet im Navi eingegeben. Ohne einen einzigen Verfahrer im Hotel angekommen. Allerdings kurz vor dem Hotel sollte ich lt. Navi entgegen einer Einbahnstraße fahren. Was tun?? Zum Glück stand ein Polizist an der Kreuzung, der mir „gestattete“ gegen die Einbahnstraße zu fahren. Ankunft im Hotel 11.20 Uhr. Größere Diskussion mit dem Hotelier und einem „Straßenwächter“ bezüglich eines Parkplatzes auf der Straße vor dem Hotel. Gegen eine Tagesgebühr von 5 € durfte mein Moped genau vor dem Hotel geparkt werden.

Wir blieben 2 1/2 Tage in Istanbul. Blaue Moschee, Hagia Sophia, Topkapi-Palast. Unterirdische Zisterne, Gewürzbasar, Großer Basar, Schiffsfahrt zur Bosporus Brücke, Fahrt mit der Straßenbahn, diverse Moscheen, zwischendurch wurde natürlich auch Türkisch gegessen und getrunken (Efes-Bier, Raki).

Allerdings im Umkreis von 500 Meter um die Blaue Moschee darf kein Alkohol ausgeschenkt werden.

Was ich in diesem Zusammenhang unbedingt erzählen muss, ist der Ruf des Muezzins. Fünfmal in 24 Stunden. Hier in Istanbul kam der Ruf über viele Lautsprecher der Moscheen, und das auch zur Nachtzeit. Der Ruf des Muezzins begleitete uns auch während der ganzen Türkeireise.

Heute ist Sonntag, der 17. Mai, letztes Frühstück auf der Dachterrasse des Hotels mit Blick auf den Bosporus. Abfahrt 8.30 Uhr Richtung Amasra an die Schwarzmeerküste. Es ist sehr heiß 33 Grad. An der Mautstelle hinter der Bosporus Brücke kamen wir nicht weiter. Was tun??. Wir blieben etwas ratlos stehen. Was wir mitbekamen, war, dass alle mit einem Kärtchen die Schranke öffneten. Plötzlich fuhr ein X3 Fahrer an uns vorbei, verwendete ein „Kärtchen und fuhr durch die Schranke, hielt an, kam zurück und deute uns an, wir sollten Durchfahren und er verwendete seine „Karte“. Wir bedankten uns und wollten bezahlen. Seine Gestik ließ keinen Widerspruch zu, dass er uns gerne geholfen hat.

Diese Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft der Türken sollte uns später noch vielmals wiederfahren. Die Fahrt erfolgte über ein Teil der Autobahn bis kurz vor Gerede. Von hier aus Richtung Norden bis Amasra. Ich fuhr wieder mal zu lange ohne Pause zu machen. Meine beste Sozia, die wirklich stark erkältet war, meldete sich entsprechend zu Wort. Hinzu kam, dass sie ja mit Helm kaum ihre Nase putzen konnte. Ankunft in Amasra gegen 15.00 Uhr.

Amasra: Links eine Bucht, rechts eine Bucht, dazwischen Amasra, das zweifelsohne schönste Städtchen der gesamten Schwarzmeerküste. Zimmer im Sahil-Hotel am Hafen mit Meerblick gebucht.

Gegen Nachmittag ein kleiner Spaziergang am Strand mit anschließender kleiner Bootsfahrt um Amasra herum. Die Musik auf dem kleinen Boot animierte eine Reisegruppe zu einer spontanen Tanzeinlage. Nach einem leckeren Abendessen – Dorade gegrillt - ging der Tag zu Ende.

Am nächsten Morgen ging es weiter Richtung Sinop. Der Hotelier in Amasra meinte aufgrund des Straßenzustandes bräuchten wir mindestens 10 Stunden. Das musste ich erst mal verdauen. Petra hat das zum Glück nicht gehört. Ich dachte na ja sooo... schlimm wird das schon nicht werden. Ich sollte sehen, bzw. es „erfahren“. Die Strecke an der Schwarzmeerküste entlang entpuppte sich zu einem Traum, aufgrund der Straßenverhältnisse zu einem Alptraum.

Es gab tolle Kurven, Berg hoch, Berg runter, einmal der Blick aus der Höhe auf das blaue Schwarze Meer und einmal wieder auf gleicher Höhe. Eine einmalige Landschaft, die immer wieder faszinierte. Die Küstenstraße bis Inebolu war übersät von Löchern und Unebenheiten. Ein Straßenschaden neben dem anderen, welliger Belag, mal kein Belag, nur Schotter. An der Küstenstraße, hoch oben über dem Meer, abgebrochene Randstreifen, die mit einer Baake, einer Fahrbahnverengung und einer Geschwindigkeitsbeschränkung beschildert waren –wenigstens das-. Für die ersten 40 Kilometer benötigten wir eine Stunde. Für die ersten 150 Km 3 ½ Stunden. Das Fahren mit einer RT auf dieser Straße war mal so richtig Arbeit. Ab Inebolu wurde die Straße allerdings besser. Ankunft in Sinop gegen 16.30 Uhr und geschafft.

Sinop ist eine jugendliche Stadt mit altem Erbe, deren Attraktivität jedoch mehr und mehr verloren geht. Im Hotel Melia Kasim haben wir ein Zimmer mit Meerblick gebucht. Ich hätte aber vorher in den Reiseführer schauen sollen, der hat das Hotel wie folgt beschrieben „in die Jahre gekommener, abgewohnter Kasten“. Naja, aber auch das ging vorüber. Durch die zwar sehr anstrengende, aber auch doch wieder schöne Fahrt vom Tage waren wir entschädigt. Beim Abendspaziergang suchten wir ein Geschäft, welches Tempotaschentücher führte, da Petra wie bereits erwähnt Schnupfen hatte. Hier lernten wir erneut die Hilfsbereitschaft der Türken kennen. Beim Eintritt in ein Geschäft, kam ein junger Mann über die Straße „geschossen“ und fragte: Ob er uns helfen kann? Zwischenzeitlich hatten wir aber über das Lexikon des Wort „-kagit mendil-. Wir bedankten uns und waren wieder mal platt, über so viel Hilfsbereitschaft.

19. Mai – Feiertag in der Türkei. Am 19. Mai 1919 organisierte Mustafa Kemal Pascha – besser bekannt unter dem Namen Atatürk, den militärischen und politischen Widerstand in der Türkei. Nach dem Frühstück ging es Richtung Kappadokien. Allerdings war für uns klar, dass wir diese Strecke bis Göreme nicht an einem Tag fahren können. Die Fahrt ging von Sinop über Boyaba bis Osmancik. Die Strecke war sehr interessant, aber auch einsam. Unterwegs sahen wir viele Felder, die hauptsächlich durch Frauen von Hand bearbeitet wurden.

Wir fuhren durch kleine einsame Dörfer. In einem Dorf kam uns ein Eselskarren mit Mann und Frau entgegen. Ebenso eine „alte Frau, die einen großen Bündel Reisig auf dem Rücken trug. Ein Foto konnte ich davon nicht machen, da mich die Tätigkeit der alten Frau so beeindruckte und ich mich eigentlich schämte in welcher Zivilisation und in welchem Wohlstand ich lebe. Auf der Strecke gab es wieder zum Teil sehr schlechte Straßen, an manchen Stellen war die Straße durch Muren Abgänge nur noch mit Schotter versehen.

Die Berge hatten die unterschiedlichsten Farben von Rot über Grau bis Silber.

In einem Tal, das wir durchfuhren, wurde Tee angebaut. Nach dem Durchfahren des Tales haben wir in Osmancik eine kleine Pause gemacht, da wir uns mit etwas Essbaren versorgen wollten.

Als wir anhielten und vom Motorrad abgestiegen waren, umringten uns im Nu ca. 20 Personen. Petra ging zum Bäcker einkaufen und ich musste dann Fragen beantworten, die von den Türken an mich gestellt wurden. Ein älterer Türke, der kurze Zeit in Deutschland gelebt hatte, half beim Übersetzen. Es wurden folgende Fragen gestellt: Von wo kommt ihr? BMW cok güzel (BMW sehr gut), wie viel PS und was das Motorrad gekostet hat. Es war schon ein kleiner Auflauf, der uns allerdings schon etwas bedrückte, wegen der „Besonderheit“ ein solches Motorrad zu fahren.

Von Osmancik ging es weiter über Corum nach Bogazkale. Unterwegs wurden wir an einem Kiosk, an dem wir erst 2 Cola gekauft haben, von Abdulla noch zum „Cay“ eingeladen.

Ankunft in Bogazkale gegen 16.00 Uhr. Haben gleich das Hotel am Ortseingang mit dem Namen Asikoglu gebucht. Das Zimmer konnten wir uns aussuchen.

Bei Bogazkale liegen die Ruinen der berühmten Ausgrabungsstätte Hattusa auf ca. 1.125 Meter Höhe. Nachdem wir das Zimmer bezogen hatten fuhren wir zu der nahegelegenen Ausgrabungsstätte „Hattusa“. Hier stellten die Hethiter vor Jahrtausenden die erste Hochkultur auf anatolischem Boden auf. Ihre Hauptstadt war Hattusa. Heute ist sie als Kulturdenkmal in der Weltkulturerbeliste der UNESCO vermerkt.

Wer die Größe der untergegangen Hauptstadt zu Fuß ermessen will, muss drei bis fünf Stunden einplanen. Bequemer ist es jedoch, dies mit dem Taxi oder mit dem eigenen Fahrzeug zu fahren.

Wir befuhren das Gelände mit dem Moped. Gegen den Uhrzeigersinn besichtigten wir das Löwentor, Königstor, Oberstadt und die Hieroglyphenkammer.

Beim Begehen der Anlage soweit als möglich, konnte man so richtig die Kultur fühlen, die sich hier vor mehr als 2000 Jahren abspielte.

Das Abendessen nahmen wir in einem sehr gemütlichen Vorraum der eigentlichen Gaststätte ein. Anwesend waren noch weitere 8 Gäste., 3 Deutsche und 5 Italiener. Das Essen war zwar sehr lecker, aber etwas überteuert. In der Nacht zog ein Gewitter auf. Der erste Regen in der Türkei.

Mittwoch, 20. Mai. Das Wetter zeigte sich nicht so schön, wie die Tage zuvor. Mal Sonne, mal dunkle Wolken. Das Moped führte uns endlich nach Kappadokien, genauer nach Göreme.

Die Fahrt ging über Yozgat, Avanos nach Göreme auf recht guten Straßen.

Göreme: Das Dorf inmitten der surrealen Tufflandschaft, ist heute ein Synonym für Kappadokien.

Auf dem Marktplatz/Busbahnhof angekommen erkundigte ich mich nach Hotels. Die Hotels die ein Mitarbeiter einer Ballonfahrerfirma anrief, waren alle belegt. Uff, das hörte sich nicht gut an. Ich fuhr zu einem Hotel, dass vom Reiseführer empfohlen wurde.

Auch nichts, voll belegt. Auf Nachfrage, teilte der Portier mit, sein Freund habe ein Cave Hotel.

Er rief dort an und nach 5 Minuten fuhr ein junger Mann vor, der Englisch sprach und uns zu seinem Hotel fuhr. Wir landeten hoch oben über Göreme, mit einem fantastischen Blick über das Land. Da das Hotel nicht voll belegt war, konnten wir uns auch hier das Zimmer –ein richtiges Höhlenzimmer- aussuchen.

Mustafa, so hieß unser Hotelier, war sehr hilfsbereit. Er buchte auf unseren Wunsch eine Ballonfahrt und einen Tagesausflug in die Umgebung. Dazu später mehr. Am Nachmittag besuchten wir noch das Open Air Museum etwas außerhalb Göreme. In diesem Museum gibt es sechs Kirchen aus der frühen Christenzeit, 3. / 4. Jahrhundert. Die Malereien in den Kirchen sind zum Teil noch sehr gut erhalten, sodass das Fotografieren verboten war.

In einem sehr netten Lokal, saßen wir auf der Terrasse und ließen es uns bei Raki, Efes-Bier, für Petra Tüvlü ( Gemüse in der Auflaufform) und für mich Tavuk (Hühnchen) gut gehen. Nach einem Bier im Dunkeln auf unserer Terrasse mit einem Blick auf das beleuchtete Göreme, ließen wir den Tag zu Ende gehen.

Am nächsten Morgen um 5.00 Uhr Abholung durch die Ballonfahrerfirma. Ankunft in deren Büro. Hier mussten wir feststellen, dass uns die falsche Firma abgeholt hatte, da der Fahrer das Hotel verwechselt hatte.

Schnell zurück und 10 Minuten später kam die richtige Firma. Fahrt zu einem Platz ca. einem Kilometer außerhalb von Göreme. Bei unserer Ankunft war der Ballon noch nicht ausgepackt. Kurz darauf jedoch wurden die Ballons und Passagiergondeln abgeladen und die Ballons mit einem Drucklüfter aufgeblasen. Nach 10 Minuten plötzlich alles ruhig. Der Verantwortliche hatte den weiteren Aufbau gecancelt, da ein nicht berechenbarer Wind aufkam. Die wartenden Menschen wurde wieder nach Hause gebracht. Allerdings hatte unser Mustafa, das so eingerichtet, dass wir am gleichen Tag noch die Tagestour durch Kappadokien mitmachen konnten.

Nach einem türkischen Frühstück holte uns ein Bus um 10.00 Uhr ab. Die Fahrt ging über die Nordseite von Göreme mit einem tollen Blick über die Landschaft. Weiter ging es über Uchisar nach Derinkuyu. In dieser Stadt gibt es eine unterirdische „Stadt“ mit acht Stockwerken. Sie diente zur Zeit der Christenverfolgung durch die Römer und später im Zuge der Arabereinfälle im 7. Jahrhundert, als Fluchtstätten.

Weiter ging es zur Ihlara-Schlucht, die sich 15 Kilometer durch das Peristrema-Tal schlängelt.

Die Schlucht wird auch als „Crand Canyon der Türkei“ bezeichnet. Mit einem 1 ¼ -stündigen Spaziergang erkundeten wir diese Schlucht. Anschließend wurden wir am Fuße des Flusses Melendiz mit einem leckeren Essen belohnt.

Rückkehr nach Göreme um 19.00 Uhr.

Für 20.00 Uhr waren wir am Morgen vom Herrn des Hauses, Baba von Mustafa, zum familiären Abendessen eingeladen.

Der Sohn Mustafa bediente uns, as heißt Baba (Vater), Anne (Mutter), Petra und mich.

Als Vorspeise gab es eine Suppe, Hauptspeise Reis mit Auberginen mit Fleischfüllung und Salat. Der Nachtisch bestand aus einem sehr, sehr süßen „Toastbrot“ mit Sirup getränkt, mit 3 Baklava. Gegen 21.30 Uhr verabschiedete sich die Frau des Hauses als der Muezzin rief. Gegen 22.30 Uhr ging der Tag dann noch mit einem Bier auf unserer Terrasse zu Ende.

Am nächsten Morgen hieß es wieder um 5.00 Uhr aufstehen, 5.15 Uhr Abholung durch die Ballonfirma. Mit uns im Bus waren noch weitere Ballonfahrer. Als wir auf dem Sammelplatz ankamen, wurden die Ballons bereits per Drucklüfter aufgeblasen.

Vor dem Start gab es etwas zu trinken Tee, Kaffee Kekse und Süßigkeiten, wegen des Zuckerspiegels am frühren Morgen.

Nach rund einer ½ Stunde stellten sich die Ballone und die Flammen wurden gezündet, um mit der Wärme die Ballons ganz zu füllen. Bei strahlend blauem Himmel und einer Sonne, die langsam emporstieg, durften wir nun mit Unterstützung der Helfer die angehängten Körbe besteigen. An jedem Ballon hing eine Gondel für 20 Personen, plus einem eigenen Platz für den Ballonführer. Die Gondel endlich erklommen erhielten wir noch ein paar Instruktionen des Ballonführers und schon ging es in die Höhe. Meine Angst, die ich hatte, legte sich, als der Ballon langsam gen Himmel stieg. Das man vor der Ballonfahrt etwas zu sich nehmen sollte, zeigte sich, als plötzlich ein Passagier „in die Knie ging“. Seine Frau rief ganz aufgeregt nach dem Ballonfahrer. Dieser beruhigte sie und empfahl etwas Süßes zu essen. Solche „Zusammenbrüche“ sind in der Regel auf Zuckermangel zurückzuführen. Nach kurzer Zeit kam der Passagier wieder zu sich.

Ein weiterer Mitfahrer gab ihm ein Stück Schokolade zu essen, sodass sich der Kreislauf langsam wieder stabilisierte. Allerdings lehnte er aber, bis wir zu Boden gingen, sehr bleich am Korbrand an.

Die Sicht war aufgrund des klaren Wetters ein ganz tolles Erlebnis. In einem Umkreis von ca. 1 Quadratkilometer stiegen 30 Ballone in den Himmel. Es war ein einzigartiges Schauspiel das sich uns bot. Wir stiegen bis auf 1.500.m und fuhren Richtung Nord-Ost. Ein wirklich traumhafter Blick auf die Landschaft Kappadokiens erschloss sich uns in dieser Höhe. Man konnte sich nicht satt sehen.

Nach einer Stunde und 10 Minuten ging es so langsam wieder Richtung Erde. Nach einer sehr sanften Landung, gab es wie bei absolvierten Ballonfahrten üblich, ein Glas Sekt und eine Teilnehmer- Urkunde.

Von unserem Landeplatz aus wurden wir wieder mit Fahrzeugen nach Göreme zurückgebracht.

Der Nachmittag wurde zum Ausruhen und kleinen Einkäufen genutzt. Aufgrund meines langsam anfliegenden Schnupfens holte ich mir ein Schnupfenmittel in der Apotheke. Es war ein kleines Wundermittel, da ich nach der Einnahme für ca. 24 Stunden von den Plagen eines Schnupfens befreit war.

Wir hatten Mustafa unseren Hotelier um Rat gefragt bezüglich einer Unterkunft im Bereich Kahta/ Nemrut. Er telefonierte für uns mit dem Hotel Nemrut in Kahta. Die Offerte des Hoteliers im Hotel Nemrut waren 48 TL mit Frühstück und Abendessen pro Person. Hierzu später mehr. Hätte ich doch nur wieder auf den „Reiseführer„ gehört. Man lernt halt nie aus.

Gegen Abend fing es an zu regnen und es wurde empfindlich kühl. Schließlich lag Göreme auf einer Höhe von 1000 Metern.

Am nächsten Tag verabschiedeten wir uns mit einem wehmütigen Abschiedsblick von unserer Terrasse, von Göreme, von Mustafa und seinen Eltern.

Und los ging es, über Kayseri, Pinarbasi, Göksun nach Kahramanmarasch (Abk. Marasch). Unterwegs eine herrliche Landschaft mit Bergen, Tälern und kaum Verkehr. Unterwegs lernten wir erneut die Gastfreundschaft der Türken kennen. Bei einer Rast erfrischten wir uns an einer Quelle, dabei wurden wir von 2 Türken angesprochen. Beide arbeiteten in Deutschland, der eine in Heilbronn der andere in Hannover. Auf dem Rastplatz wurde auch gerösteter Mais angeboten. Während des Gespräches mit den beiden Türken, sprach uns der Maisröster an, ob er uns zu einem Cay einladen darf. Selbstverständlich sagten wir zu und kauften auch einen leckeren, aber trockenen Mais.

Weiter fuhren wir durch einsame Täler ohne dass wir einem Fahrzeug begegneten. Da es sehr frisch war, machten wir an einer Raststätte eine weitere Pause, um uns aufzuwärmen. Diese Raststätte mitten in der „Wildnis“ hatte eine Mosche in der die Muslime beten konnten.

Gegen 14.30 Uhr sind wir in Marasch angekommen.

Kahramanmarasch oder Marasch: Die am Fuße des 2.342 m hohen Ahir Dag gelegene Provinzhauptstadt präsentiert sich modern und angenehm. Den bescheidenen Wohlstand verdankt sie der fruchtbaren Umgebung (Baumwolle, Zitrusfrüchte, Wein und Tabak. Die Stadt bietet jedoch kaum Sehenswürdigkeiten. Kriege und Erdbeben haben die alte Bausubstanz weitgehend zerstört. Für die Einheimischen heißt die Stadt immer noch Marasch. Den Ehrentitel kahraman (heldenhaft) erhielt sie für ihren erbitterten Widerstand gegen die englische und französische Fremdherrschaft nach dem Ersten Weltkrieg.

Dank Navi, war es kein Problem das Hotel zu finden. Als ich vor dem Hotel parkte, Petra ging in das Hotel um ein Zimmer zu buchen, wurde ich erneut von interessierten Türken umringt. Oh BMW gut, meinte ein Türke der 3 Jahre in Deutschland lebte. Wieder die Fragen, wie schnell, was das Moped kostet und wie viel PS. Das ging alles wieder mit Türkisch-Deutscher Übersetzung und Händen und Füßen.

Petra kam zurück und hatte ein Zimmer für 50 TL gebucht. Das Moped sollte ich auf der Straße stehen lassen. Das war aber nicht meine Überlegung. Mein Türkisch-Deutscher „Freund“ half mir in dem unmittelbar neben dem Hotel liegenden Parkhaus, das Moped unterzustellen. Die Kosten betrugen hier 3 TL für 20 Stunden. Petra erzählte mir dann, dass sie den Hotelier von 70 TL auf 50 TL für das Zimmer heruntergehandelt habe, wobei der Türkische Hotelier dann auf englisch meinte, das wäre der letzte Preis „Wir seien ja wohl nicht auf einem türkischen Basar“. Petra war über diese Aussage schon etwas baff. Naja, so etwas soll es auch geben.

Nach dem Bezug des Zimmer, Duschen etc. stürzten wir uns in das Großstadtgewühl von Marasch, schlenderten über die Hauptstraße, durch den Basar, probierten diverse Sachen, Chipsähnliches ??, grünen Teig der nach Pistazien schmeckte. Natürlich naschten wir auch das Türkeiweit-Europaweit bekannte Dondurma-Eis. Diese Eis kommt speziell aus Marasch. Es hat eine sehr feste Konsistenz, sodass ich es mit dem Löffel essen musste. Der Geschmack war von mir nicht zuzuordnen, vielleicht etwas streng???

Nach der Beschreibung des Reiseführers sollte dem Hotel ein gutes Restaurant mit Bierausschank angeschlossen sein. Weit gefehlt. Ich ging also schon mal zum Restaurant, wunderte mich aber, dass der „Speisesaal“ bis auf fünf Personen leer war. Setzte mich aber um zumindest vielleicht doch ein gezapftes Bier zu erhalten. Also bestellte ich zwei Bier. Iki Efes lütfen-.

Der türkische Mitarbeiter schaute mich groß an und sagte etwas zu mir. Ich verstand jedoch kein Wort. Siehe da, ein Türke übersetzte es auf Deutsch.

Ich sollte der „Bedienung 10 TL geben, damit er Bier aus einem Laden holen kann. Ich stutzte gab ihm aber 10 TL. Nach 5 Minuten kam er zurück und stellte mir zwei Flaschen Efes auf den Tisch. Petra kam zwischenzeitlich, wir tranken unser Bier und beratschlagten, was machen wir jetzt? Wir kamen zu dem Entschluss, wir gehen wieder und essen in einer Lokanta. Gesagt, getan ein paar Minuten später saßen wir in einer wirklich sehr sauberen Lokanta, schräg gegenüber dem Hotel. Da es ja nur in speziellen Gaststätten Bier gibt, in einer Lokanta jedoch nicht, tranken wir eine Cola. Nach dem Bezahlen, das an der Theke erfolgte, hielt uns der Inhaber eine kleine Flasche entgegen und machte die Bewegung des Hände Waschens. Ich hielt die Hände geöffnet hin und er schüttete mir eine streng riechende Flüssigkeit über die Hände. Der Geruch war in etwa dem Tannennadelduft ähnlich.

Na, gut roch das Zeug nicht und meine Hände rochen noch eine Stunde später danach. Dies sollte uns aber noch des Öfteren passieren.

Da ich eigentlich schon sehr gerne mein Abendbier haben wollte, schauten wir uns während des Verdauungsspazierganges um. Nach einigem Fragen wurden wir auf ein Geschäft verwiesen. Bier gab es in keinem Einkaufsmarkt oder ähnliches wie bei uns in Deutschland. Dort mühte ich mich dann wieder auf türkisch ab, iki Efes lütfen. Der Verkäufer, lächelte und antwortete auf reinstem Deutsch, das ist kein Problem, wollen Sie es gekühlt oder warm. Upps, das war eine Überraschung. Gut, wir nahmen zwei gekühlte Bier, kauften noch 15o Gramm Pistazien und verzehrten dies in der Lobby des Hotels.

Sonntag, 24. Mai. Abfahrt 8.30 Uhr. Die Fahrt aus Marasch war ohne Problem. Wir mussten uns Richtung Adiyaman halten. War wieder eine wirklich interessante Gegend. Eintönigkeit war nicht angesagt.

Zwischen Marasch und Adiyaman

Unterwegs stutzten wir doch etwas, in einer einsamen Gegend standen 6 türkische Panzer mit ausgerichteten Rohren. Etwas weiter ein panzerähnliches Fahrzeug mit UN-Soldaten und umgehängten Gewehren. Welcher Zusammenhang da bestand, war uns nicht klar, wollten wir ja auch eigentlich nicht wissen.

Weiterhin erwartete uns auf dieser Strecke zwei mal die „Polis“ mit Geschwindigkeits- -kontrollen. Zum Glück fuhren wir nicht zu schnell. Geschwindigkeitsüberschreitungen werden hier mit 200 TL geahndet.

Es kamen jedoch vereinzelte Baustellen von kurzer Länge, die nicht so gut mit meiner Q zu fahren waren. Es wurde jedoch noch schlimmer. Kurz nach Adiyaman ein Hinweisschild 12 KM –Dikkat-= Baustelle.

Naja, wir dachten uns nichts schlimmes dabei. Aber dann.....................,die Straße war bis zu 30 Meter breit, teils Schotter, teils weicher Kies, Sand, große und kleine Steine. Eine Absperrung oder Absicherung nach deutschem Vorbild, weit gefehlt. Die Autos, LKw´s und auch Mopeds, überholten rechts und links. Der Gegenverkehr kam auf Einen zugefahren und die Baustellenfahrzeuge auch noch dazwischen. Die Temperatur betrug laut Anzeige 36 Grad. Wegen des Straßenzustandes konnte ich fast nur im 1 bzw. 2 Gang fahren.

Die Öltemperaturanzeige bewegte sich am 3. Strich. Von links kam eine schwarze Wand (Gewitter/Regen) auf uns zu. Von den überholenden Fahrzeugen PKW wie LKW wurde erheblich Staub aufgewirbelt. Wir sahen aus, als hätten wir die Rallye Paris Dakar mitgemacht.

Am Anfang der Strecke hatte ich nicht auf die Kilometeranzeige geschaut, sodass ich jetzt auch nicht mehr wusste, wie lange geht das noch.

Nach ca. zwei Kilometer war die Stadt Kahta in Sicht. Wir fuhren von Westen auf der Hauptstraße bis zur nächsten Kreuzung und fragten an einer Tankstelle nach dem Hotel Nemrut . Der freundliche Tankwart zeigte uns den Weg auf dem wir in die Stadt eingefahren waren. An dieser Tankstelle wurden die Wagen gewaschen, die zuvor durch die Baustelle gefahren waren und entsprechend aussahen. Wir verzichteten dankend auf eine Reinigung des Mopeds.

Das Hotel war nicht leicht zu finden, da es sich hinter einer Baustelle befand. Das Hotel sah eigentlich recht akzeptabel aus. Auf der Eingangstreppe kam mir der Portier entgegen. Ich sprach ihn auf englisch an, wir hätten anrufen lassen und es wäre reserviert worden. Er schaute mich recht ungläubig an. Wir gingen zusammen zur Rezeption und er telefonierte mit dem Inhaber. Ihm war auch nichts bekannt. Auch der Preis für 48 TL pro Person mit Halbpension war nicht realistisch. Abendessen wurde gar nicht angeboten. Das Zimmer kostetet 70 TL incl. Frühstück. Was sollten wir tun, das zuvor angekündigte Gewitter entlud sich gerade über Kahta.

Ich hätte doch wieder mal auf den Reiseführer hören sollen, der führte zu Kahta/Nemrut aus:

-Fast noch mehr als Adiyaman kann sich Kahta um den Titel „Trostloseste Stadt Südostanatoliens“ bewerben.- Hinzu kamen Hinweise vor unserer Reise, dass man in Kahta abgezockt wird. So kam uns auch das Hotel/Hotelier vor. Der Wunsch auf eine Flasche Wasser wurde beantwortet: Haben wir zur Zeit nicht?????. Trotz der negativen Erkenntnisse nahmen wir das Zimmer für zwei Nächte. Gleichzeitig buchten wir bei dem Hotelier die große Fahrt zum Nemrut. Das hieß am nächsten Morgen um 2.30 Uhr aufstehen.

Nach dem Duschen machten wir einen Spaziergang, die Hauptstraße in Kahta entlang. Die Stadt war wirklich trostlos. Darüber hinaus wurden wir angeschaut, als wären wir Außerirdische. Das war schon unangenehm. Auf dem Rückweg schauten wir uns eine Lokanta an und fragte den Wirt, ab wann es Abendessen gibt. Dies war ab 19.00 Uhr möglich. Nach unserer Rückkehr ins Hotel, stornierten wir die zweite Nacht, da wir nicht vor hatten, am nächsten Tag nach der Nemruttour noch einen Tag hier zu verbringen.

Gegen 19.00 Uhr meldete sich das Hungergefühl und gingen dann zum Abendessen. Der Wirt erkannte uns wieder und begrüßte uns wie alte Bekannte.

Nach dem Essen und Bezahlen an der Theke erhielten wir auch hier, das „Reinigungsmittel“ für die Hände. Da es ja kein Bier zum Essen gab, gingen wir in eine „Kneipe“ die neben dem Hotel lag. Dem Werbeschild zufolge gab es dort Tuborg-Bier. Wir setzten uns im Vorgarten, allerdings auf sehr kleine Stühle, die bei uns als Kleinkinderstühle durchgingen.

Wir waren die einzigen Gäste und bestellten zwei Bier, die uns dann auch gebracht wurden. Was uns allerdings verwunderte war, dass viele Autos die Kneipe anfuhren hupten, einer der Männer ging raus, kam wieder rein und mit Flaschen in Papier verpackt wieder raus. Wir saßen noch cirka 1 Stunde, blieben aber auch die einzigen Gäste. War schon komisch. Nach dem Absacker gingen wir um 21.30 Uhr zu Bett.

Am nächsten Morgen ging der Wecker um 02.30 Uhr. Auf uns wartete 1 Fahrer mit einem 8-Sitzer. Abfahrt 3.00 Uhr Richtung Nemrut. Die Fahrt dauerte ca. eine Stunde. Gegen 04.00 Uhr waren wir unterhalb der Bergspitze an einer Hütte angekommen. Unterwegs durften wir noch eine Mautgebühr entrichten. Als wir ausstiegen blies ein sehr kalter Wind. Der Fahrer brachte uns in die Berghütte. Dort befanden sich schon 10 Personen. Wir tranken einen heißen Cay. Entschuldigung aber das muss ich schon erwähnen. Für einen Gang zur Toilette musste man 1 TL bezahlen. Gegen 04.30 Uhr gingen wir dann los. Zum Glück hatten wir unsere Fleecejacken dabei. Besser wäre gewesen, wir hätten die Motorradjacken angezogen. Der ½ - stündige Aufstieg zur Ostterrasse war schon anstrengend zumal ein eisiger Wind wehte.

Die mit uns aufsteigenden Personen waren angezogen wie Strandurlauber.

Sie erhielten von dem Betreiber der Berghütte große Tücher, sodass sie wenigstens einen kleine Schutz gegen den eisigen Wind hatten.

Oben angekommen war es noch dunkel, man konnte aber ahnen, dass bald die Sonne aufgehen würde. Wir suchten Schutz hinter den einzelnen Felsbrocken die sich in der Nähe des Feueraltars befanden. Nach kurzer Zeit erlebten wir einen traumhaften Sonnenaufgang, wie wir ihn bisher noch nicht erlebt hatten. In einer Höhe von 2.150m, einer der höchsten Berge des ehemaligen Mesopotamiens, sahen wir die Sonne aufsteigen.

Der Gipfel des windumtosten Berges ist der größte Grabhügel der Welt, riesige Köpfe aus Stein bewachen ihn. Götterverehrung und Selbstvergötterung kulminieren in dieser einzigartigen Gedenkstätte, die der kommagenische König Antiochos I. (69-36 vor Christus) als Zeichen eines Vertrages mit den Göttern, für sich selbst geschaffen hat.

Wir schauten gebannt auf dieses tolle Schauspiel. Im Sonnenaufgang kamen auch die Steine und die „Götterköpfe“ in einem Licht in Rosa zur Geltung.

Mit zunehmender Helligkeit konnte man auch in das Tal schauen. Klar erkennbar war der Atatürk-Stausee.

Der Atatürk-Stausee am Euphrat ist der erste, wichtigste und größte der 22. Staudämme des Südostanatolischen Projektes. Der nach Mustafa Kemal Atatürk benannte Stausee ist 1,5 mal so groß wie der Bodensee.

Über die Westterrasse gingen / kletterten wir zur Berghütte zurück. Nach einem Cay hatten wir uns wieder ein bisschen aufgewärmt. Wir stiegen in unseren Bus und weiter ging die Besichtigungstour.

Als erstes fuhren wir Arsameia an. Arsameia wurde im dritten Jahrhundert v. Chr. vom armenischen König Arsames (255–225 v. Chr.) gegründet. Dort, wo die Ruinen der mamelukischen Festung Yeni Kale (Neue Burg) stehen lag vermutlich die Palastanlage.

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