Motorradtour in den Orient 2010 / 2 - Craq de Chevaliers

Mit dem Motorrad in den Orient - Craq de Chevaliers

Donnerstag, der 20. Mai. Früh aufstehen war angesagt. Gepackt, gefrühstückt, ausgecheckt und um 8.00 Uhr Abfahrt nach Qualat al Husn.

Dies ist der Ort an dem sich die  Burg Craq de Chevaliers befindet. Mein Tank war noch halb voll. Wegen der unbestimmten Aussagen in Foren und Internetseiten über die Benzinqualität, wollte ich einfach nur nachtanken. Angeblich sollte es Superbenzin in Syrien geben, bestätigen konnte mir das aber niemand. Eine spätere Information von Achim aus Amman bestätigte, dass das Benzin sehr minderwertig ist. Vom Preis konnte es nur minderwertig sein, da der Liter umgerechnet nur 44 Cent gekostet hatte. Allerdings war es nicht so einfach eine Tankstelle zu finden, da diese nicht wie bei uns mit Reklame bestückt sind.
Über Hama und Homs erreichten wir das Hotel Wadi unterhalb der Burg. Das Hotel war kaum belegt. Der Blick aus unserem Zimmer auf die Burg war überwältigend.
Craq de Chevaliers ist die schönste und am besten erhaltene Burg Syriens, seit 2006 UNESCO-Weltkulturerbe. Arabischen Quellen zufolge wurden die ersten Mauern der Burg 1031 durch den Emir von Homs errichtet. Sie wurde 1144 unter der Herrschaft Richard II, Graf von Tripoli zu einem Johanniterorden umfunktioniert, der ein Etappenziel auf dem Weg nach Jerusalem darstellen sollte. Die wichtigste Bauphase der Burg war zur Zeit der Kreuzfahrer zwischen 1150 und 1250.

Von unserem Hotel fuhren wir mit einem Taxi zum Eingang der Burg.
Glücklicherweise nahmen wir uns einen Guide, der uns in englischer Sprache die Geschichte und die Räumlichkeiten der Burg bei einem 1 ½ stündigen Rundgang erklärte. Die Räumlichkeiten und die Ausmaße der Burg waren schon gewaltig.

Zurück im Hotel, ruhten wir etwas aus und ich schrieb mein Fahrtentagebuch auf dem Balkon, bei kühlem Wind und fantastischen Blick auf die Burg. Das Abendessen war nicht erwähnenswert.
Der nächste Tag sollte uns nach Maalula und Damaskus bringen. Nach dem Mini-Frühstück fuhren wir gegen 8.45 Uhr in Richtung Maalula, zum dortigen Thekla Kloster.
Maalula liegt ca. 50 Kilometer nördlich von Damaskus und gehört sicher zu den malerischsten Dörfern des Landes. Das Dorf liegt 1700 Meter hoch inmitten der Berge. Das Einzigartige an Maalula ist die Sprache, die man dort spricht: Aramäisch. Aramäisch war auch die Sprache Jesu.
Am Kloster der Heiligen Thekla. Hier die fromme Legende: Thekla, Tochter eines römischen Offiziers aus Iconium (dem heutigen türkischen Konya) wurde angeblich noch von dem  Apostel Paulus selbst zum Christentum und zu einem Leben in Jungfräulichkeit bekehrt.  Als sie später auf der Flucht vor heidnischen Häschern war, soll sich in einer abweisenden Felswand (eben dort, wo heute das Kloster steht) wundersam eine Grotte geöffnet – und sich hinter ihr wieder verschlossen haben. So entkam sie ihren Häschern.
Selbstverständlich besichtigten wir das Kloster und die Grotte, deren Sickerwasser als Wunder bewirkend verehrt wird.
Bei der Planung unserer Reise hatten wir überlegt, hier im Kloster zu übernachten. Dies hatten wir aber dann vor Ort aufgegeben, da es noch sehr früh am Tage war. So fuhren wir dann weiter in die ca. 50 Kilometer entfernte Stadt Damaskus.

Eine bessere Lösung wäre es gewesen, von Aleppo den Craq de Chevaliers zu besichtigen und dann nach Maalula weiter zu fahren, um dann dort zu übernachten. Dies wäre locker an einem Tag möglich gewesen.
Damaskus auf Arabisch „Dimashg“ oder auch „ash-Sham“ ist die Hauptstadt des Landes und gilt als die älteste, durchgehend bewohnte Stadt der Welt. Hier soll Kain den Abel erschlagen haben. Bei Ausgrabungen hat man ein urbanes Zentrum aus dem 4. Jahrtausend v. Chr. gefunden; eine längere Besiedlung wird vermutet. Bis heute ist Damaskus mit Mystik und Orient verbunden. Dieser Mystik konnten auch wir uns bei der Besichtigung der Stadt nicht entziehen.

In der Stadt Damaskus half mir mein Navi wieder, mich in der riesigen Stadt zurecht zu finden. Die Koordinaten des Hotels „Dar Al Yasmin“ hatte ich zu Hause schon eingeben und es somit auf Anhieb in den engen Altstadt, trotz der kleinen Gassen, gefunden.
Das Hotel war jedoch belegt. Uns wurde das Hotel Sharahyar empfohlen. Während wir auf den Diener des Hotels in der engen Altstadtgasse warteten, nervten uns einige Kinder und Jugendliche doch erheblich. Sie fummelten am Moped rum, wollten sich aufs Moped setzen etc. Als der Diener des Hotels eintraf, sagte er ein paar Worte zu ihnen und sie trollten sich murrend davon. Ein Diener des Hotels lotste uns ca. 1000 Meter quer durch die Altstadt. Petra lief mit dem Diener und ich fuhr, schweißnass gebadet, im Schritttempo hinterher.
Im Hotel wurden wir von einer deutsch sprechenden Rezeptionistin sehr freundlich empfangen. Sie wies uns ein herrliches Zimmer im Innenhof zu. Da konnte ich aber mein Moped, dass leider auf der Straße parken musste, nicht sehen bzw. „hören“. Die nette Dame zeigte mir dann ein Zimmer von dem ich aus mein Moped sehen konnte. Wie sich später herausstellte, war dies  auch gut so. Im schattigen Innenhof, der mit einem Springbrunnen versehen war, wurden wir dann mit einem großen Glas Orangensaft begrüßt.

Zur Sicherung des Mopeds aktivierte ich die Alarmanlage und das Bremsscheibenschloss mit Bewegungsmelder. Das Zimmer war super ausgestattet mit einem Marmorbad, Flachbildschirm mit 350 weltweiten Programmen, natürlich auch mit vielen deutschen Sendern. Gegen 16.00 Uhr gingen wir los um uns zumindest mit einem Teil der riesigen Stadt vertraut zu machen. Es war leider nicht viel los, fast alles war geschlossen. Naja, logisch, heute ist Freitag, der Feiertag in den Arabischen Ländern. Auch gut, kam man auch besser durch die kleine Sucs und Straßen. Wir liefen die „Grade Straße“ Richtung Suc und Moschee.
Von dort weiter zum ehemaligen Hidjaz-Bahnhof. Dort besichtigten wir die ehemalige Dampflok die vor dem Bahnhof ausgestellt war und den Innenraum des Bahnhofes, der jetzt eine Bücherei beherbergt.
Auf dem Rückweg kamen wir an einer Feuerwehrstation vorbei. Selbstverständlich habe ich sie besichtigt und ein Ärmelabzeichen getauscht. Auf dem Rückweg zum Hotel kamen wir uns vor wie in 1001 Nacht. Gegen 20.00 Uhr gingen wir zu einem vom Hotel empfohlenen Restaurant in unmittelbarer Nähe. Das Restaurant war sehr gut hauptsächlich von jungen Syrerinnen und Syrern besetzt. Getrunken wurden Cocktails und zu unserem Erstaunen rauchten viel junge Frauen Wasserpfeife. Die syrischen Speisen schmeckten uns wieder mal ganz vorzüglich. Satt und müde ging es gegen 23.00 Uhr zu Bett.
Samstag, der 22. Mai. Der neunte Tag unserer Reise. Heute wollten wir uns die Umayyaden-Moschee das Wahrzeichen der Stadt, den Suc und die Altstadt ansehen. Los ging es um 10.00 Uhr. Auf dem Weg zur Moschee querten wir ein Teil der Altstadt. Am Eingang der Moschee die gleiche Prozedur wie in Aleppo. Umhang erhalten und Schuhe aus. Die Moschee war um einiges größer und weitaus prachtvoller als die Moschee in Aleppo.
Mit dem Bau der Moschee wurde 705 nach Chr. begonnen. Damit begann die Geschichte der Moschee, nicht aber des Standortes. Diese reicht wesentlich weiter zurück. Schon im 2. Jahrtausend v. Chr. war die Stelle, auf der sich heute die Moschee befindet, ein wichtiger Kultplatz, an dem man dem Wettergott Hadar huldigte.

Der Rundgang dauerte ca. 1 Stunde und war beeindruckend und hier insbesondere der Gebetsraum.
Von der Moschee ging es weiter zu den Sucs und auch dem Handwerkersuc. Wir kamen uns erneut vor wie im Märchen „1001 Nacht“.
Nach unserer Ankunft im Hotel telefonierte ich mit Achim in Amman. Er hatte mir angeboten, bei der Hotelsuche in Jordanien behilflich zu sein. Er nannte mir schon mal das Hotel in Amman, dass er bereits für uns gebucht hatte. Auch wollte er uns am nächsten Tag im Hotel besuchen und sich die „verrückten Deutschen“ mal anschauen, die mit dem Moped bis Jordanien fahren.
Wie schon an anderen Tagen, hatten wir am Abend wieder mal runde und wunde Füße. Es wurde Zeit wieder aufs Moped zu kommen. Erneut wunderbar zu Abend gegessen und gegen 23.00 Uhr zu Bett. Die Nacht sollte nicht so ruhig sein wie die Erste. Vier mal ging in dieser Nacht die Alarmanlage und der Bewegungsmelder des Bremsscheibenschlosses. Bis ich jeweils den Fensterladen auf hatte, waren in 2 Fällen schon die Personen weg, die anderen beide Male, hieß es: „Sorry, only Foto“. Aber auch diese Nacht ging vorüber.

Am nächsten Tag ging es in ein weiteres Abenteuer „Jordanien“. Abfahrt 9.00 Uhr. 110 Kilometer waren es von Damaskus bis zur jordanischen Grenze.
Hier mussten wir uns auch wieder auf eine längeren Abfertigungszeit einstellen. Bei der Ausreise aus Syrien hatten wir sehr nette Polizisten und Zöllner. Dann ging es weiter zur Immigration. Wieder zwei Formulare ausgefüllt, Pässe vorgelegt. Moped notiert, Versicherung fürs Moped abgeschlossen. Geld umgetauscht. Beim Geldumtausch wollte ich mit Euros bezahlen, die eigentlich sehr begehrt sind, aber diesmal, infolge der Währungskrise des Euro, waren den Banken in Jordanien, Syrische Pfund lieber als unsere Euros. Ich war sprachlos. Bei der letzten Kontrolle bei der Ausfahrt, stellte der Polizist fest“ No Visa“. Also wieder zurück, erneut in der Schlange angestellt. Visa beantragt. Nun wollte der Polizist auch noch Petra sehen, also wieder raus, Petra rein, Bild im Pass mit dem „Original“ verglichen. Nun war alles OK, und wir durften wieder zu dem Polizisten an der Grenzausfahrt. Jetzt war alles in Ordnung und wir konnten nach ca. zwei Stunden nach Jordanien einreisen.

Wir fuhren durch ein sehr karges Land, zeitweise hatten wir wieder den heftigen Seitenwind, der uns manchmal eine tolle Seitenlage bescherte. Nach weiteren 100 Kilometern kamen wir in Amman an. Diesmal hatte ich mich beim Navi verschätzt, wir suchten ca. 2 Stunden nach dem Hotel. Nach  mehrmaligen Fragen, fanden wir es endlich im Botschaftsviertel von Amman.
Das Kuriose war, als wir die letzte Person in englisch nach dem Weg fragten, antwortete dieser in österreichischem Dialekt: „do um die Ecken, do isses.“ Die Österreichische Botschaft war ca. 100 Meter von unserem Hotel entfernt.

Das Hisham Hotel war gut bewacht. An vielen umliegenden Häusern standen Soldaten mit Gewehr oder Maschinenpistole und bewachten die Wohnhäuser der Botschafter. Das Hotel, wie auch die anderen Hotels in Jordanien, hatte eine Sicherheitsschleuse, durch die wir hindurch mussten. Daneben stand ebenfalls noch ein Wachmann.
Nach dem wir eingecheckt waren, rief der Portier an und teilte uns mit, Achim sei an der Rezeption. Petra und ich trafen uns mit ihm im Hotelvorraum und bedankten uns für seine Mühe bei der Hotelbuchung in Amman. Auch gab er uns noch weitere Tips für den Aufenthalt, so zum Beispiel, dass wir unbedingt den Berg Nebo und Wadi Rum besuchen müssten. Nach dem Essen und ein paar Bier gingen wir dann zu Bett.
Am nächsten Morgen ging es um 8.30 Uhr über Madaba, der Königstraße nach Petra. Von Amman aus fuhren wir nach Madaba und besuchten dort die St.Georgs-Kirche mit ihrem bekannten Boden-Mosaik, den Ausschnitt aus der Palästinakarte aus dem 6. Jahrhundert.

Von dort fuhren wir zum nahe gelegenen Berg Nebo.
Dem Alten Testament zufolge zeigte Gott Moses “das gelobte Land“ vom 710 Meter hohen Berg Nebo aus. Hier soll Moses auch gestorben sein. Der Ausblick vom Mount Nebo, der einst Moses faszinierte, ist bei klarer Sicht heute noch berauschend; über die Abhänge des Jordangrabens zum Toten Meer und auf der gegenüberliegenden Seite auf die judäischen Gebirgszüge.
In dieser Gedenkstätte beschlich uns doch ein eigenartiges Gefühl. Wir verinnerlichten uns die Geschichte, die sich vor ewiger Zeit hier ereignet hatte. Schon etwas nachdenklich fuhren wir Richtung Petra weiter. Ein Muss, ist natürlich die King´s Road, die eigentlich Königliche Straße heißen müsste. Sie wurde zwar von zahlreichen Königen als Weg benutzt, aber keiner hat sie erfunden oder gebaut. Sie war stets eine besonders wichtige Durchzugsroute für Reisende, Händler und Truppen, z.B. Alexander der Große, Karawanen der Nabatäer usw. Die ersten schriftliche Erwähnung geht auf das Alte Testament zurück. So zogen u. A. auch die Israeliten auf dem Weg in das gelobte Land hierdurch.

Da die Straße mehrere tief eingeschnittene Täler quert und auch um oder über viele Hügel führt, ließ sich kein Geschwindigkeitsrekord aufstellen.
Zu schnell über diese gut ausgebaute Straße zu fahren, wäre wirklich schade gewesen. Das was uns hier geboten wurde, nahm uns teilweise den Atem. Wir waren wieder mal überwältigt.
Selbstverständlich legten wir mehrer Pausen ein, einmal um die atemberaubende Gegend zu genießen und natürlich auch wegen der Hitze, um viel zu trinken. Der Weg führte uns dann weiter nach Petra. Selbstverständlich musste ein Foto mit Petra und dem Hinweis nach PETRA gemacht werden.

In unserem, von Achim vor gebuchten Hotel in Petra, kamen wir gegen 16.00 Uhr an.
Auch hier wurde die Sicherheit wieder groß geschrieben. Unser Hotel lag direkt am Eingang zur Felsenstadt Petra.
Petra, die verlassenen Felsenstadt (arabisch:al-Batra´), im heutigen Jordanien, war in der Antike die Hauptstadt des Reiches der Nabatäer. Wegen ihrer Grabtempel, deren Monumentalfassaden direkt aus dem stehenden Fels gemeißelt wurden, gilt als einzigartiges Kulturdenkmal. Vom 5. Jahrhundert v. Chr. bis zum 3. Jahrhundert nach Chr. war Petra ein bedeutender Handelsplatz und Knotenpunkt der Weihrauchstraße. Zur günstigen Geographie kam die versteckte Lage von Petra mit ihren schroffen Felswänden, sowie einer sicheren Wasserversorgung. Der Ort ist nur über eine etwa 1,5 Kilometer lange und 200 Meter tiefe Felsschlucht, die an ihrer engsten Stelle nur 2 Meter breit ist, zu erreichen.

Seit der Zeit der Kreuzzüge hatte kein Europäer Petra mehr betreten. Erst im Jahre 1812 wurde Petra von einem Schweizer entdeckt. Was haben die nicht entdeckt? Grins.
Nach dem auspacken und duschen erkundeten wir die Stadt. Überall Musik, Musik, Musik. Was war los? Aha, der jordanische Nationalfeiertag. Nach einem jordanischen Abendessen und noch einem Absacker in der Hotelbar gingen wir müde zu Bett.

Am nächsten Tag nach einem interkontinentalen, üppigen Frühstück ging es um 8.00 Uhr zum Eingang der Felsenstadt Petra. Es waren zum Glück noch nicht viele Besucher da, die sollten erst gegen Mittag kommen.
Vom Eingang  bis zum ersten Highlight mussten wir 1,5 Km zurücklegen. Am Ende der schmalen Schlucht, war dann das weltbekannte Schatzhaus (Khazne Faraun)  zu sehen.
Sowohl dieses in Stein gemeißelte Grab, wie auch die anderen Gräber, Monumente und Ruinen waren unbeschreiblich. Dass, was das Auge sieht, kann man weder mit Bildern noch Schilderungen, Dritten vermitteln. Die Gewaltigkeit dieser Felsenstadt ist wirklich ein Weltwunder. Wir wanderten weiter und sahen uns die Steingräber und Ruinen an. Vorbei am Theater, der Byzantinischen Stadtmauer, dem  Großen Tempel, Habis Hügel,  Verkaufs-ständen, kleinen Restaurants, Eseln und Kamelen, gingen wir bis zum Ende des Tales. Von dort ging es über 800 Treppen und 200 Höhenmetern zum Monument  Ed Deir. Der Weg verlief inmitten einer bizarren, immer wieder die Formen ändernden Felslandschaft und einer häufig spektakulären Aussicht.
Die Mittagssonne leuchtete die Felsen in den unterschiedlichen Farben aus.

Motorradtour in den Orient 2010 Teil 1

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