Alabanda – Fundort einer Statue des Kaisers Hadrian

Alabanda – aktuell Fundort einer Statue des Kaisers Hadrian

Vor wenigen Tagen haben Forschende in Alabanda in der Türkei den Kopf und andere Teile einer Statue des römischen Kaisers Hadrian gefunden.

Die Stadt Alabanda, die in der Antike auch mit „karisches Antiochia“ bezeichnet wurde, liegt im Westen des Distrikts Çine, in der Nähe der modernen Stadt Doğanyurt in der türkischen Provinz Aydin. Hmmm, eigentlich ist es eher doch ein Viertel des Dorfes Araphisar Doğanyurt, in dem sich die antike Stadt Alabanda befindet. Die Grabungsstätten liegen etwa 4 km vom Bach Çine (Marsyas) entfernt. Die Ruinenstadt breitete sich an den Hängen von zwei Hügeln aus, die im Westen die Verlängerungen von Karadağ und im Norden der Ine-Ebene sind. Eine asphaltierte Straße nach Alabanda ist ab der Nationalstraße D 550 mit brauner Beschilderung markiert. Nach etwa 7,5 km erreichen wir die Ruinen der antiken Stadt.

Herleitung des Namens Alabanda aus dem Karischen

b_450_450_16777215_00_images_turkey_aegean_region_alabanda-theater.jpgDer Name Alabanda leitet sich von den karischen Wörtern Ala (Pferd) und Banda (Rasse) ab. Der byzantinische Historiker Stephanos erwähnte in seinen Aufzeichnungen, dass die Stadt Alabanda genannt wurde, weil Alabandos, der Sohn von König Schnee, ein Pferderennen gewann. Cicero hingegen sagt in seinem Werk mit dem Titel „The World of Gods“, dass die Stadt ihren Namen von Alabandos, dem Schneegott selbst, erhielt. Später stammen die ersten Informationen über Alabanda aus der Zeit, wobei deren Name dabei allerdings nicht erwähnt wurde, als Alexander der Große im 3. Jahrhundert vor Christus nach Anatolien kam. Der spätere Seleukidenkönig nannte die Stadt Khrysor Antiokhia. In einer in Delphi gefundenen Inschrift wurde entdeckt, dass der Rat von Amphiktion auf Antrag von Antiochus über die Unantastbarkeit Alabandas entschied, und in Übereinstimmung mit dieser Entscheidung wurde dann die Stadt Zeus Khrysaoeos und Apollon Isotimos geweiht.

Zur Lage Alabandas in der Bergregion

b_450_450_16777215_00_images_turkey_aegean_region_alabanda-saeulengang.jpgDie Ruinenstadt liegt zwischen zwei Hügeln, die Region ist besonders für ihren dunklen Marmor bekannt. Laut Stephanos von Byzanz gab es sogar zwei karische Städte namens Alabanda, doch wird dies von keiner weiteren antiken Quelle bestätigt. Die Stadt wurde antiker Mythologie zufolge von dem karischen Lokalheros Alabandos gegründet, eine weitere Gründungslegende.
In der Frühzeit der seleukidischen Periode war Alabanda Teil der Chrysaorischen Liga, einer lockeren Verbindung karischer Städte, unter anderem von Alinda, Mylasa und Stratonikeia, die vor allem den gemeinsamen Handel, aber auch Verteidigungsaufgaben koordinieren wollten. Zu Ehren Antiochos’ III., der der Stadt den Frieden sicherte, wurde Alabanda in Antiochia umbenannt. 201 v. Chr. wurde die Stadt von Philipp V. von Makedonien erobert. Nachdem die Seleukiden in der Schlacht bei Magnesia im Jahr 190 v. Chr. von den Römern unter Lucius Cornelius Scipio Asiaticus geschlagen worden waren, erhielt Alabanda seinen alten Namen zurück. Bald darauf eroberten die Römer auch die Stadt. Quintus Labienus nahm im Jahr 40 v. Chr. die Stadt an der Spitze eines parthischen Trupps ein. Nachdem die Einwohner die Besatzer massakriert hatten, konfiszierten die Parther sämtliche Schätze und Besitztümer. Während der römischen Kaiserzeit war Alabanda nach Plinius dem Älteren Sitz eines conventus und Strabon erwähnt den hohen Lebensstandard und die Dekadenz der Einwohner der Stadt. Bis um die Mitte des 3. Jahrhunderts n. Chr. prägte die Stadt eigene Münzen.
In byzantinischer Zeit erhielt die Stadt einen Bischofssitz, dessen Besetzung anhand von Quellen für die Jahre von 451 bis 879 nachvollziehbar ist. An berühmten Einwohnern der Stadt sind die Redner Menekles und Hierokles zu erwähnen. Die bereits freigelegten Ruinen umfassen unter anderem ein Theater, einen Tempel, ein Buleuterion (dem Versammlungsraum für den Rat der Stadt) und andere Gebäude. Durch Ausgrabungen kamen einige wenige Inschriften zutage.

Fundort von Teilen einer Statue des Kaisers Hadrian

b_450_450_16777215_00_images_turkey_aegean_region_alabanda-hadrian-bonn.jpgJetzt haben Forschende den Kopf und andere Teile einer Statue des römischen Kaisers Hadrian in Alabanda gefunden. Statuen von Kaiser Hadrian gibt es einige wie die hier im Bild gezeigte Statue des Kaisers in einer Ausstellung in Bonn. Durch den Fund in Alabanda sind jetzt weitere Fragmente hinzugekommen. Wissenschaftler schätzen das Alter der Figur auf rund 1.900 Jahre und gehen davon aus, dass das Bildnis zu Ehren des Besuchs des Kaisers in der antiken Stadt Alabanda 120 nach Christus geschaffen wurde. Wie ein Sprecher der Atatürk Universität der Zeitung „Gazete Duvar“ sagte, wurde die etwa zweieinhalb Meter große Statue wahrscheinlich in den folgenden Jahren von Christen zerstört. Der römische Kaiser mit dem vollständigen lateinischen Namen Publius Aelius Traianus Hadrianus dehnte sein Herrschaftsgebiet durch etliche Feldzüge nach Osten hin bis nach Kleinasien aus, so dass die Reichsgrenze wieder am Euphrat lag.
Um die antike Stadt Alabanda in die Welt der Archäologie und des Tourismus einzuführen, werden seit 1999 unter der Leitung der Museumsdirektion Aydın mit Genehmigung des Ministeriums für Kultur und Tourismus, Generaldirektion für Kulturerbe und Museen, Ausgrabungen durchgeführt.

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