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Wir folgen den Spuren der Hethiter nach Hattusa / Ankara

Auf den Spuren der Hethiter

In der Nähe des Dorfes Bogazkale, rund 150 Kilometer östlich von Ankara, befinden sich die Überreste von Hattusa, der einstigen Hauptstadt des Hethiterreichs, das sich im 2. Jahrtausend v. Chr. über Anatolien und den nördlichen Teil des heutigen Syrien erstreckte. 

Die älteste vorhethitische Besiedlung war auf eine natürliche Festung beschränkt, die sich auf die so genannte Unterstadt ausdehnte und im 18. Jahrhundert v. Chr. bereits ummauert war. Um 1600 v. Chr. wurde das heutige Anatolien die Heimat der Hethiter. Gründer des Reichs war Labarna Hattusili I., der Hattusa zur Hauptstadt bestimmte. Von hier aus betrieb der Herrscher seine Expansionspolitik in Richtung Süden.

Die Ruinen der ehemaligen Hauptstadt wurden im 19. Jahrhundert entdeckt, die Ausgrabungen begannen Anfang des 20. Jahrhunderts. Die fast sieben Kilometer lange Stadtmauer bestand vor allem aus mächtigen Steinblöcken, der obere Teil aus Schlammziegeln. Von fünf Toren sind Reste erhalten. Drei der Eingänge weisen Reliefs auf, die Sphingen, Löwen und Krieger zeigen. Die Ausgrabungen förderten außerdem rund 30.000 Keilschrifttafeln zutage, die entziffert werden konnten und einen exzellenten Einblick in Geschichte und Kultur der Hethiter vermitteln, deren Reich im 12. Jahrhundert v. Chr. allmählich unterging. 

Ruinen von Hattusa in der Türkei

Was deutsche Archäologen in den letzten 100 Jahren von der einst prachtvollen Metropole der Hethiter Stück für Stück sorgsam ausgegraben haben, liegt weitläufig verstreut auf hügeligem Gelände: Mauern und Fundamente von Tempeln und Palästen, Stadttore mit mächtigen Wächterfiguren, Wälle und Tunnel, Kultsteine, Wasserbecken, Keilschriftzeichen und Vorratsgefäße. 

Hattusa ist wie ein weit aufgeschlagenes Geschichtsbuch. Doch nur Fachleute verstehen seine Geheimnisse auf den ersten Blick. Der Durchschnittsbesucher benötigt schon sehr viel Fantasie, um diese uralten Geschichten lesen zu können – oder aber einen sachkundigen Führer. Hier kommen Selo und Achmed ins Spiel: Kunsthistoriker der eine, Ausgrabungshelfer der andere. Beide ständig auf Achse in Hattuscha.

b_450_450_16777215_00_images_turkey_central_anatolia_hethite-1.jpgIm zweiten Jahrtausend vor Christus beherrschten die Hethiter fast ganz Anatolien und etliche Vasallenstaaten – zum Beispiel auch Troja. Der Großkönig verkehrte auf Augenhöhe mit Pharaonen und Babyloniern: Man handelte und verhandelte miteinander, schlug sich gegebenenfalls aber auch kräftig auf den Kopf. Dass heutzutage vieles bekannt ist aus der Geschichte, Religion und Kultur dieses lange vergessenen Volkes, ist vor allem 30. 000 Tafeln mit akkadischer Keilschrift zu verdanken. Die Tafeln wurden in Hattusa gefunden und entziffert. So weiß man inzwischen, dass die Hethiter religiös unglaublich tolerant waren: „Wenn sie andere Völker unterwarfen, stürzten sie sich nicht wie allgemein üblich auf deren Götter. Ganz im Gegenteil. Sie übernahmen diese in ihr eigenes Pantheon, um sie gnädig zu stimmen und sich nicht ihrer Rache auszusetzen“, erklärt Selo und verweist auf die 31 Tempel und Heiligtümer der Stadt, dem „Reich der tausend Götter“.

Das Wohlwollen der Götter sichern

Den wichtigsten Gottheiten begegnet man an Hattuschas eindrucksvollstem Ort: dem Felsheiligtum Yazilikaya. In die Wände zweier Felskammern sind Prozessionen männlicher und weiblicher Gottheiten eingemeißelt. An ihrer Spitze stehen der Wettergott Teschup und die Sonnengöttin Hepat. Beide Gottheiten werden von den heiligen Stieren Hurri und Scheri begleitet. Großartig auch die Szene, in der Todesgott Scharruma schützend den Großkönig Tuthaliya IV. umarmt und ihn ins Reich der Toten geleitet. Wie die religiösen Feste der Hethiter vor Ort abliefen, wurde auf zahlreichen Keilschrifttafeln niedergeschrieben. Denn nur die präzise Durchführung der Rituale sicherte das Wohlwollen der Götter.

Löwentor als Falle für Krieger

b_450_450_16777215_00_images_turkey_central_anatolia_hethite-3.jpgWie wehrhaft Hattusa einst war und wie großartig die Stadt auf Besucher gewirkt haben muss, lässt sich an den Resten der imposanten Stadtbefestigung ermessen. Am Löwentor mit seinen dreieinhalb Meter hohen Türpfeilern demonstriert Achmed, wie die Torkammer bei einem Angriff gesichert und zur Falle für feindliche Krieger wurde. Ebenso spannend: ein Gänsemarsch durch den unterirdischen Tunnel, durch den die Krieger unbemerkt Belagerer angreifen konnten.

Die jüngste Attraktion von Hattusa

Hattuschas jüngste Attraktion ist gerade mal fünf Jahre alt, dafür aber besonders eindrucksvoll. Gleich am Eingang rekonstruierten die Archäologen ein 65 Meter langes Stück der alten Wehrmauer. Acht Meter hoch, mehrere Meter dick und mit zwei Wehrtürmen besetzt. Das Ganze aufgeschichtet wie zu Hethiter-Zeiten aus ungebrannten Lehmziegeln. Ein Projekt zur experimentellen Archäologie, das weltweit einmalig ist.

„Und nun stellt euch vor, dass dies hier gerade mal ein Prozent der originalen Stadtmauer darstellt“, verstärkt Selo das Staunen der Besucher. Aber auch außerhalb des Unesco-Weltkulturerbes Hattuscha stößt man auf markante Spuren der Hethiter: In Alacahöyük steht das Sphinx-Tor mit Doppeladler, einst Zugang zu einem ausgedehnten Tempel-Palast-Komplex. In Çorum begeistert ein kleines, aber feines Museum mit allerlei Gebrauchs- und Kultgegenständen, Keilschrifttafeln, Keramiken, Waffen, Schmuck sowie zwei detailgetreu nach gebauten Fürstengräbern samt Skeletten und Beigaben. In Ankara vervollständigt die grandiose Hethiter-Abteilung im Museum für anatolische Zivilisationen das Mosaik dieses Volkes. 

Löwen aus Bergkristall, Sonnenscheiben aus Gold

b_450_450_16777215_00_images_turkey_central_anatolia_hethite-2.jpgHier treffen wir – mal aus Ton geformt, mal aus Metall gegossen – Hurri und Scheri wieder, die heiligen Stiere der Götter. Hier sieht man Götterstatuetten aus Elfenbein und Löwenfiguren aus Bergkristall. Trink- und Opfergefäße in Form tierischer und menschlicher Gestalten. Sonnenscheiben aus Gold, Kosmetikdosen aus Schmucksteinen, Riesenvasen und Keilschrifttafeln. Imposant ist auch der Schatz an monumentalen Steinplastiken und kunstvollen Reliefs, die einst Tempel, Paläste und Stadttore schmückten. Mit Königen und Göttern, Fabelwesen und Gauklern, Opfer- und Kampfszenen, Jagd- und Kriegsbildern. Die meisten stammen aus der Zeit späthethitischer Fürstentümer vom zehnten bis achten Jahrhundert vor Christus.

Untergang ungeklärt

Das hethitische Großreich und Hattuscha waren zu diesem Zeitpunkt bereits untergegangen. Warum, das ist bis heute nicht schlüssig geklärt. Es werden innere Konflikte, häufige Missernten oder Kriege an mehreren Fronten von den Forschern diskutiert. Was jedenfalls geblieben ist von diesem Volk und seiner Kultur, ist eine Reise wert – mitten im Herzen der Türkei.

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