Azulejos – typisch für Porto sind die blauen Kacheln
- Geschrieben von Portal Editor
Azulejos – schon der erste Rundgang durch Porto brachte uns mit den wohl in Portugal und auch in Spanien weit verbreiteten blauen Kacheln zusammen, die man zahlreich an öffentlichen Monumenten und Gebäuden, Hausfassaden und Kirchen, aber auch an Innenwänden zu oftmals künstlerischen Wandbildern zusammengefügt hat.
Häufig sind uns auf den gekachelten Flächen uralte Blumen-, Vögel- und Schiffsmotive aufgefallen, die uns auch in Kleinasien begegnet sind.
Antoni Gaudi verhilft den Kacheln zu neuem Leben
Bis heute nutzt die Architektur die Azulejos als Dekorelement – so wird das Innere von Kirchen, Klöstern und Palästen oftmals großflächig verkleidet.
Wie in anderen Kunstformen entwickelten sich Kachelmotive zu Modeströmungen; eine Variante waren die Azulejos de tapete, steinerne Orientteppiche für die Wand.
Im 19. Jahrhundert „verließen“ die Azulejos zumindest die Innenräume und belebten als Fassaden das Bild der Städte.
Nach dem großen Erdbeben von 1755, das Lissabon zu einem erheblichen Teil zerstörte, waren Azulejos auch schneller und kostengünstiger zu beschaffen als Ziegel.
Schon wenige hundert Meter nach dem Verlassen unserer Unterkunft waren wir auf ein Beispiel dieser blauen Kacheln gestoßen, denn die Außenfassade einer Kirche war fast komplett mit den Azujelos verkleidet, die hier nicht nur der Dekoration der Fassade diente, sondern auch Schutz vor Witterungseinflüssen bot und parallel auch noch Geschichten über Fabeln oder ganz simpel den Alltag der Anwohner erzählen.
Herstellung der Azulejos in Portugal
Zentrum der Herstellung war im 12./13. Jahrhundert Andalusien, dort vor allem Granada. Im 14. Jahrhundert war Valencia für seine Azulejos berühmt. Etwa ab dem 16./17. Jahrhundert wurde Portugal sogar zum Hauptproduzenten der blauen Kacheln.
Richtig alte Fliesen erkennt man übrigens an drei fast fingernagelgroßen Abplatzungen der Glasur, die auf das Abschlagen von kleinen Keramikdreifüßchen zurückzuführen sind, die beim Brennvorgang die übereinander gestapelten Kacheln zwar getrennt hielten, sich aber mit der Glasur verbanden.
In späterer Zeit – etwa ab dem 16. Jahrhundert – wurden die Einzelfliesen in quadratischen Halterungen aus unglasiertem Ton gebrannt, die leicht übereinandergestapelt und mehrmals wiederverwendet werden konnten.
Diese ersten, derartigen Motive stammen meist aus der Zeit der Mauren, die sich vom 8. bis zum 15. Jahrhundert im Süden der Iberischen Halbinsel etabliert hatte.
Um die enorm hohen Handwerkerkosten zu reduzieren, wurde diese Machart schon im 11. Jahrhundert durch die Cuerda-Seca-Technik abgelöst, bei der gefettete Schnüre in eingeritzte Vertiefungen gelegt wurden und so die Farbglasuren beim Brennvorgang getrennt hielten.
Die Wandfliesen konnten somit als Ganzes versetzt werden; diese Techniken hatten auch noch nach der christlichen Reconquista Bestand.
Daraufhin wurden ganze Bildzyklen auf Kacheln gemalt und gebrannt; sie dienten zuerst sakralen Zwecken, sehr schnell jedoch fanden sie ihren Weg auch in die Königs- und Adelspaläste. Reiche Bürger – vor allem in den Niederlanden – konnten sich derartige Dinge ebenfalls leisten und so entstanden die berühmten Delfter Kacheln.
Die blauen Azulejos Portugals sind also durchaus als ein charakteristisches Merkmal portugiesischer Architektur und Kultur zu verstehen, benannt nach dem arabischen Wort für "kleiner polierter Stein".
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