Bremen - Stadtmusikanten und Bremer Roland
- Geschrieben von Portal Editor
Bremen - Immer ist die Zeit zu knapp bemessen! Wir hatten die Fahrt zum Flughafen nach Hannover so geplant, das wir uns zumindest noch einen halben Tag in der Innenstadt von Bremen aufhalten konnten.
Natürlich war uns klar, das dieser halbe Tag nicht annähernd ausreichen würde, all die interessanten Gebäude und Plätze der alten Hansestadt zu besuchen. Aber wenn man schon mal wieder so weit im Norden ist, sollte zumindest die Partnerstadt Izmirs besucht werden, auch wenn es nur für eine kurze Stippvisite reichen würde.
Dies gilt besonders auch für Bremen, das über ein exzellentes Radwegenetz verfügt, das gar andere Städte über Radwanderwege einfach und naturnah erreicht werden können.
Bekannt sind vor allem die Radwege entlang der Weser, die bis zum Ursprung des Flusses, wo sich die beiden Quellflüsse Werra und Fulda vereinigen und hinab nach Bremerhaven bis an die Nordsee genutzt werden.
Das kleine Turmwärterhäuschen hatte es dann meiner Frau auch besonders angetan. Mehrfach wiederholte sie den Satz, wie schön es sein müsste, dort zu wohnen, ohne je in das Häuschen hinein gesehen zu haben, so anmutig war das Äußere. Ja, auch ich muss zugeben, das mir das Ensemble der historischen Gebäude mit ihren imposanten Fassaden gemischt mit dem bunten Markttreiben der anwesenden Marktbetreiber an ihren Ständen sehr gefallen hat.
An der Marktfassade zeigen acht Monumentalskulpturen den Kaiser und die Kurfürsten. Der Figurenzyklus verdeutlicht den Anspruch der Stadt auf Reichsfreiheit. An den Schmalseiten über den Eingängen "Prophetenfiguren", so schaut Petrus zum Dom hingewandt, wobei später eine weltliche Umdeutung hin zu Philosophen erfolgte. Vor der Fassade eine Arkadengalerie mit elf Jochen, im Norden erfolgten seit dem 16. Jahrhundert verschiedene Anbauten.
1616 erfolgte die Fertigstellung der Güldenkammer in der Oberen Halle mit bedeutenden Holzschnittwerken. 1905 gestaltete Heinrich Vogeler die Kammer im Inneren zu einem Gesamtkunstwerk im historisierenden Jugendstil um. 2004 erfolgte dann die Aufnahme des Ensembles des Alten und des Neuen Rathauses gemeinsam mit dem Roland in die UNESCO Liste Welterbe der Menschheit - als ein außergewöhnliches Beispiel eines spätmittelalterlichen Rathauses, das für bürgerliche Autonomie und städtische Freiheit einer bis heute selbstständigen Stadtrepublik steht.
Der Bremer Roland
Die Figur des Rolands, der angeblich ein Neffe Karls des Großen war und der als Heerführer in die Geschichteeinging, wie in Liedern und Epen besungen und berichtet wird, steht als Repräsentant des Kaisers an dieser Stelle, wo er die Marktrechte und Freiheiten verkündet und garantiert, die angeblich durch Karl den Großen der Stadt verliehen worden waren. Wie viel Wahrheit in diesen Epen und Sagen tatsächlich steckt, lässt sich leider durch Dokumente nicht eindeutig belegen. Die Inschrift auf dem Schild der Roland Statue deutet zumindest diesen Umstand an:
„vryheit do ik ju openbar / d’ karl vnd mēnich vorst vorwar / desser stede ghegheuen hat / des danket god’ is mī radt“
„Freiheit tu ich euch öffentlich kund / die Karl und mancher Fürst fürwahr / dieser Stätte gegeben hat / dafür danket Gott, das ist mein Rat!“
Auch davor soll es schon Rolandfiguren gegeben haben. Vor Beginn des Baus des Bremer Rathauses im Jahr 1404 ließ der Bremer Rat durch die Steinmetze Claws Zeelleyher und Jacob Olde einen Roland aus Elmkalkstein herstellen, der mit 170 Bremer Mark bezahlt wurde.
Die Haartracht lässt allerdings den Schluss zu, das es sich um einen freien Mann von ritterlicher Lebensführung handelt. Das erhobene Schwert ist hier eher ein Symbol städtischer Gerichtsbarkeit als das Standesabzeichen des Ritters, denn ihm fehlt die am Gürtel befestigte Schwertscheide. Der Schild mit dem Doppeladlerwappen des Reiches ist Zeichen des so lange umkämpften Bremer Anspruches auf Reichsfreiheit.
Die kleine Gestalt unter den Füßen Rolands wird von der Forschung überwiegend als unterworfener Friesenhäuptling interpretiert.
Während man früher den etwa in Richtung Dom weisenden Blick Rolands als eine gegen den erzbischöflichen Stadtherrn gerichtete Machtgeste ansah, so wird heute mit guten Gründen eine demonstrativ gegen Kirche und Erzbischof gerichtete Botschaft dieser Ausrichtung bestritten.
Und so dichtete der Volksmund auch einen Vers, in plattdeutsch natürlich:
Roland mit dat kruse Haar,
Wat he kickt so sunnerbar!
Roland mit den Wapenrock
Steiht so stief as wi een Stock.
Roland mit de spitzen Knee,
Segg maal, deit di dat nich weh?
Die Bremer Stadtmusikanten
Die nur zwei Meter hohe Bronzestatue von Gerhard Marcks an der linken Seite des Bremer Rathauses aus dem Jahr 1953 ist das wohl bekannteste Wahrzeichen der Stadt Bremen. In den wenigen Jahren hat sich ein regelrechter Mythos um die Figuren entwickelt, der Menschen glauben lässt, dass sich ein Wunsch erfüllt, wenn man die Vorderbeine des Esels umfasst und dabei an seinen Wunsch denkt.
Dieser Mythos ist mittlerweile weltbekannt und so trifft man Reisende aus aller Herren Länder, die die Vorderbeine von Esel oder Hund umfassen. Nur zu deutlich sind die blank geriebenen Fesseln des Esels zu erkennen.
Da sie die Stadt nicht an einem Tag erreichen, müssen sie im Wald übernachten. Sie entdecken dort ein Räuberhaus. Sie erschrecken die Räuber, vertreiben sie mit lautem Geschrei und übernehmen das Haus als Nachtlager.
Ein Räuber, der später in der Nacht erkundet, ob das Haus wieder betreten werden kann, wird von den Tieren nochmals und damit endgültig verjagt. Den Bremer Stadtmusikanten gefällt das Haus so gut, dass sie nicht wieder hinaus wollen und dort bleiben.
Soweit zum Märchen.
Es ist bisher unklar, wie sich der Name so festigen konnte.Vielleicht ist Bremen nur als ein Beispiel zu sehen, wie unterschiedlich sich das Leben zwischen Stadt und Land entwickelt hat.
Der Gedanke der Tiere, sie könnten in Bremen Stadtmusikanten werden, weil ihnen trotz eines arbeitsreichen Lebens in ihrer bisherigen Umgebung ein gewaltsamer Tod droht, da sie infolge ihres Alters nicht mehr so leistungsfähig sind, spricht für eine bessere soziale Qualität der Bremer Kultur aus der Sicht der Bevölkerung des Umlands.
Vergleichbar dem Mythos des Umfassens der Beine des Esels gibt es einen Mythos auch zum Bremer Roland, der besagt, wer ihm einmal das spitze Knie gerieben hat, der wird nach Bremen zurückkehren. Rein vorsorglich haben wir unseren heutigen Kurzbesuch in Bremen mit dem Reiben des Knies des Bremer Roland abgeschlossen. Man kann ja nicht wissen!
Bitte lesen Sie auch den 2. Teil unseres Bremenbesuchs!
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Sven Bremer - Michael Müller Verlag, 184 Seiten, farbig, 85 Fotos, herausnehmbare Karte (1:6.500) + App-Freischaltcode, 10 Detailkarten, ISBN 978-3-95654-983-0, 2. Auflage 2021, Buch: 12,90 EUR