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Begegnung - Schlittenhunde im Forst Upjever

Begegnung - Schlittenhunde im Forst Upjever

Einmal mehr waren wir auf einem Rundwanderweg im Forst Upjever unterwegs, als wir Anfang Januar auf vier Gespanne von Off-Road-Rollern trafen, die von Schlittenhunden gezogen wurden. Eine nicht erwartete Begegnung, aber der Reihe nach.

Als Einstieg in die kommende Outdoor Saison, auch vor dem Hintergrund zumindest nicht völlig untrainiert und mit viel Winterspeck bepackt, die ersten Wanderungen im Rahmen unseres Projekts anzugehen, waren wir im Norden Deutschlands auf Erkundungstour, diesmal durch den Forst Upjever. Gut gekennzeichnet Wege ermöglichen hier Wanderungen zu Fuß oder mit dem Fahrrad, die in der Verknüpfung mit weiteren Routen durch interessante, sich abwechselnde Landschaften führen. Wie so oft zeigte sich zwar der Himmel typisch für die Jahreszeit in bewölktem Grau mit Temperaturen um den Gefrierpunkt, trotzdem war es wieder ein Erlebnis durch den noch vorhandenen, hart gefrorenen Restschnee zu gehen, der unter den Füßen zerknirscht. Manchmal recht interessant, wohin die Gedanken so schweifen, kamen wir doch auch auf das Thema Wölfe zu sprechen, wahrscheinlich inspiriert durch die Vorbeifahrt am Denkmal des letzten, in der Region gefangenen Wolfes in Oestringfelde, dem so genannten Wolfsgalgen.

Im Mittelalter war es nichts besonderes, dass im Winter Wölfe weit nach Westen bis ins heutige Friesland vordrangen. Gerissene Schafe und Rinder bedeuteten damals wie heute für die Menschen auf dem Lande herbe Verluste. Noch im 17. Jahrhundert gab es im Hopelser Wald im Kreise Wittmund so viele Wölfe, dass sie zur Landplage wurden, so im Jahre 1650 als eine Treibjagd auf Wölfe durchgeführt wurde. 1705 setzte Fürst Christian Eberhard eine weitere Wolfsjagd an, die im folgenden Jahr wiederholt wurde. Im Jahr 1731 wurde in Friedeburg noch ein einzelner Wolf erlegt.

Im November 1738 trieb wieder ein verirrter Wolf in der Heide bei Oestringfelde sein "Unwesen", wie man es damals nannte. In der Nacht vom 20. zum 21. November versuchte der Wolf, in den Stall des Wildschützen Richter einzudringen. Dabei wurde er überrascht. Die Legende sagt, das Anthon Richter, der Sohn des Wildschützen, über die Anwesenheit des Wolfes so erschrocken gewesen sei, dass er so schnell gar keine Kugel für seine Flinte finden konnte. Angeblich riss er sich einen silbernen Knopf von seiner Weste und erschoss den Wolf damit. Den toten Wolf hängte man an einen in der Nähe stehenden Eichenbaum.

Wie so oft in den Legenden, behaupten böse Zungen aus der Nachbarschaft allerdings, besonders aus Addernhausen, dass das erlegte Tier gar kein Wolf gewesen sei, sondern ein wildernder Hund. Man nannte die Schortenser in der Folgezeit deshalb gerne neckend "de Hunnenhangers". Der Eichenbaum bzw. der Ort, an dem der Wolf gehangen haben soll, heißt aber seither "Wolfsgalgen". Als etwa 50 Jahren später der Eichenbaum gefällt wurde, errichtete man zur Erinnerung an die Vorkommnisse einen Baumstamm mit einem galgenartigen Ast, links vom alten Mühlenwege, 66 m vom Kreuzungspunkte, 10,5 m vom Wallfuße, dem heutigen Klosterweg, der in den Jahren 1800 und 1878 nochmals ersetzt wurde. Der letztere stand bis 1909, und danach wäre die Geschichte des Wolfes von Oestringfelde sicher in Vergessenheit geraten, wenn nicht 1931 »Die Freunde des Altertums der Gemeinde Schortens« sich entschlossen hätten, wieder einen Wolfsgalgen aufzurichten, der bis heute erhalten geblieben ist.

Diese Legende noch im Kopf, waren wir gerade in die Karte am Wegrand vertieft, als sich uns einige Schlittenhunde näherten, die allerdings keine Schlitten, sondern Roller zogen. Natürlich waren wir von dieser Begegnung überrascht, so das wir nur noch schnell einige Schnappschüsse machen konnten. Hin und wieder hatten wir schon gehört, dass es in der Region einige Schlittenhundefreunde geben soll, ja es war sogar von einem Züchter die Rede, begegnet waren wir ihnen bislang nicht.

Schlittenhunde müssen ausdauernd und gegen Kälte resistent sein, so kommen fast zwangsläufig dafür nur spezielle Hunderassen in Frage. Die typischen Schlittenhunderassen erschienen in den nördlichen Regionen schon etwa 100 v. Chr. und entwickelten sich in den einzelnen Volksstämmen bis zu ihrer heutigen Homogenität, wobei der so genannte Hundeäquator in Grönland der Verhinderung einer Einkreuzung unerwünschter Eigenschaften diente. Nach den einzelnen Volksstämmen erhielten sie verschiedene Namen; so wurde der Hund aus Sibirien „Siberian Husky“ und der Hund der Malamuten „Alaskan Malamute“ genannt. 1926 stellte der „American Kennel Club“ den Standard für den Malamute auf. In seiner ursprünglichen Heimat ist der Malamute für Schlittenrennen sehr geschätzt. Die typischen Rassen haben raues, gerades und dicht anliegendes Deckhaar mit dichter, weicher Unterwolle; sie werden bis zu 70 cm groß und bis zu 45 kg schwer.

In den 70er Jahren erlebten die Schlittenhunderennen eine Renaissance und wurden auch erstmals in Mitteleuropa veranstaltet. Die körperlichen Fähigkeiten erlauben guten Schlittenhunden mit optimaler Veranlagung und optimalem Training, in 24 Stunden einen Schlitten über 200 km zu ziehen. Die mentalen Fähigkeiten bestehen aus dem sprichwörtlichen „desire to go“, dem unbedingten Laufwillen, der dafür verantwortlich ist, dass die Leistungsbereitschaft auch unter lange anhaltender körperlicher Beanspruchung und unter härtesten klimatischen Bedingungen erhalten bleibt. Trotz des Stresses müssen die Schlittenhunde die Kommandos verstehen und umsetzen können und selbstständig in der Lage sein, den „richtigen“ Trail zu finden. Bei Langstreckenrennen beträgt die durchschnittliche Reisegeschwindigkeit immer noch 10 bis 14 Meilen pro Stunde, was 16 bis 23 km/h entspricht.

Ein Schlittenhundgespann, das so genannte Team, kann aus zwei und bis zu über 12 Hunden bestehen. Heutzutage werden die Gespanne gewöhnlich als Doppel eingespannt, wobei sie jeweils an einer zentralen Zugleine befestigt sind. Die Eskimos der Arktis spannen ihre Tiere auch als „Fächer“ an, wobei jedes Tier mit einer eigenen Zugleine mit dem Schlitten verbunden ist. Weiterhin gibt es noch die selten zu sehende Tandemeinspannung, bei der die Hunde einzeln und hintereinander zwischen zwei parallelen Zugleinen (an jeder Seite der Tiere eine) laufen; diese Einspannung ist in sehr dicht bewaldeten Gebieten und auf engen, kurvenreichen Trails vorteilhaft. Im Team unter Doppel- oder Tandemeinspannung gibt es die folgenden Positionen: Leader – der Leithund und erste Hund im Gespann; Wheeler – der Hund direkt vor dem Schlitten und Swinger – alle anderen Hunde im Gespann.

Höchste Ansprüche werden an die Leader gestellt, denn sie geben das Tempo vor und müssen mit dem Schlittenführer (Musher) kommunizieren und dessen Befehle umsetzen. Daneben müssen sie weitgehend selbstständig den richtigen Weg, den Trail, finden, so dass der Musher nur in für die Leader zweifelhaften Situationen mit Kommandos eingreifen muss. Rein körperlich leisten sie insbesondere im Tiefschnee die härteste Arbeit. Erstaunlich ist das Orientierungs- und örtliche Erinnerungsvermögen guter Leithunde. Nicht selten erkennen sie auch nach Jahren einen früher einmal gelaufenen Weg.

In unserem Fall führte der mangelnde Schnee zum Einsatz der Roller, denn die Schlittenhunde verlangen förmlich nach täglicher Bewegung und Auslauf, der durchaus dem Training von Ausdauersportlern vergleichbar ist.

Wer sich für die Geschichte des letzten Wolfes der Region interessiert, findet übrigens im Schlossmuseum von Jever ein Gemälde des Wolfes von Meppe Schwitters im dortigen Heimatmuseum. Der Dichter Diedrich Schütte benutzte die Legende als Motiv zu seinem Gedicht "Der letzte Galgen".

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