Sirmione - Römische Ruinen auf der Halbinsel im Gardasee
- Geschrieben von Portal Editor
Sirmione - Nach einer doch erstaunlich ruhigen Nacht auf dem Parkplatz vor dem Haupttor der Burgfeste von Lazise, einem dann doch ausgedehnten Frühstück im Caravan, begannen wir eine erste Tagestour Richtung Süden, immer dem Straßenverlauf entlang des Seeufers folgend.
Mit Lydia und Georg hatten wir kurz zuvor in Augsburg über einige Zielorte am Gardasee gesprochen, nun lag eines dieser Ziele direkt vor uns: Sirmione, eine Kleinstadt von etwa 8.000 Einwohnern, deren Hauptteil nebst Festungsanlage auf einer Halbinsel liegt.
Natürlich war unser Interesse geweckt, auch hier ausgiebig zu erkunden um dann entsprechend zu berichten, so fuhren wir bis zum Ende der öffentlichen Straßen, denn die mittelalterliche Stadt darf nur von den Bewohnern selbst mit dem Auto befahren werden.
Eine gute Lösung, wie wir später in den engen Gassen der Altstadt immer wieder feststellen mussten. Auffälligstes Bauwerk und auch "Eintrittsportals" gleichzeitig bildet die imposante Festungsanlage der Scaligerburg.
Castello Scaligero auf der Halbinsel von Sirmione
Die Burg diente vorrangig zur Verteidigung der eigenen Machtposition der Scaliger und prägt das Bild von Sirmione wie kein anderes Gebäude. Nur über eine Zugbrücke gelangt man über die tiefen Wassergräben durch ein Portal mit den Wappen der Scaliger, einer "Leiter", und der Venezianer, der bekannte geflügelte Löwe, in die Burg, von der aus man im Mittelalter den Zugang zur Ortschaft kontrollieren konnte. Schießscharten zeigen noch heute, wie die Burgsoldaten von hier aus den Weg nach Sirmione bewachen konnten.
Schon von den Wehrgängen aus war der Einblick in das komplett ummauerte Hafenbecken wirklich beeindruckend, doch erst vom 47 Meter hohen Mastino-Turm im großen Hof, der im Mittelalter Waffenkammer und Hauptgebäude der Militäranlage war, konnte man den gesamten Burgkomplex aufgrund seiner militärtechnischen Gestaltung wirklich nur fasziniert bewundern.
Wenn die Menschheit doch endlich lernen würde, ihr Wissen um Technik, Entwicklung und Fortschritt auf friedvolles Miteinander auszurichten, welch ein Schritt wäre möglich!
Wir hatten verständlicherweise größeres Interesse an dem Nebengebäude, wo man während der Renovierungsarbeiten auf die Fundamente eines Tempels aus römischer Zeit gestoßen war, denn zur Zeit der Römer war die Halbinsel ein beliebter Ferienort höhergestellter Familien. Von den in dieser Zeit entstandenen drei Villen sind heute nur die „Grotten des Catull“ auf dem letzten der drei Hügel erhalten. Der Poet Gaius Valerius Catullus, der im 1. Jahrhundert vor Christus in Rom und Verona gelebt hatte, kam diesen Ort gelegentlich besuchen und so hat er dieser Villa ihren Namen gegeben.
Römische Villen auf der Halbinsel
Auf dem letzten der drei Hügel befinden sich die Überreste einer römischen Villa, genannt „Grotten des Catull“, die eine Fläche von 2 Hektar bedecken und die bedeutendste archäologische Fundstelle Oberitaliens bilden. Zugegebenermaßen ist der Name der Ruinen irreführend, da es sich weder um Grotten noch um einen Ort handelt, an dem "Catull" wohnte. Der Dichter Catull (85–54 v. Chr.) hatte, wie schon erwähnt, den Ort von Zeit zu Zeit besucht, um hier Ruhe und Erholung zu finden. In seinen Versen ("Salve o venusta Sirmio" – „Sei gegrüßt, du liebliches Sirmione“) besang er die Schönheit des Ortes.
Tatsächlich wurde die Villa erst nach Catulls Tod (um ca. 150 n. Chr.) erbaut. Nach erster teilweiser Ausgrabung wurde festgestellt, dass es sich vermutlich um ein antikes Sanatorium mit einem Thermalbad handelte.
Das Thermalwasser wird zur Linderung bestimmter Formen der Schwerhörigkeit, aber auch zur Therapie von Hautkrankheiten, Rheumatismus und Erkrankungen der Atemwege eingesetzt. Bereits die Römer kannten und nutzten die heilende Wirkung des warmen Wassers, denn das Wasser von Sirmione ist reich an Schwefel, Brom und Iod und ist hyperthermisch. Es entspringt im Becken des Monte Baldo in Venetien auf 2.200 m Höhe, von wo das Wasser unterirdisch die Quellen von Boiola, Virgilio und Catullo dann mit einer Temperatur von 69° C erreicht.
Die Römer-Villa selbst ist vermutlich im 4. Jahrhundert eingestürzt. Die in einem kleinen Museum am Eingang der Villa ausgestellten Funde deuten darauf hin, dass die Villa einmal mit großer Pracht ausgestattet gewesen war.
Im 13. Jahrhundert dehnte die Familie della Scala ihr Herrschaftsgebiet bis zum Gardasee aus und übernahm 1262 in Verona und Sirmione die Regierungsgeschäfte. 1276 ging Mastino I. della Scala gegen die tiefreligiösen Patariner vor, die sich über den Reichtum und die Macht der Kirche empörten.
Die Burg wurde eingenommen und von denen, die auch schon 1244 in Montségur gelitten hatten, blieben nur noch 200 Menschen übrig, die zwei Jahre später als Ketzer auf dem Scheiterhaufen in der Arena von Verona verbrannt wurden.
Für uns neigte sich ein äußerst interessanter Tagesausflug in die Römerzeit und ins Mittelalter seinem Ende entgegen, dabei ist Sirmione wohl weitaus älter, was durch Funde von Pfahlbauten zurück bis in die Steinzeit auch belegt werden kann.
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