Origami in der Rostocker Nikolaikirche
- Geschrieben von Portal Editor
Origami – Während unseres Besuchs in der Rostocker Nikolaikirche waren wir zunächst über die Vielfalt der dort ausgestellten Bonsai so verwundert, das uns eine weitere Gruppe aktiver Menschen in der riesigen Kirche kaum aufgefallen waren – ruhig und in sich gekehrt an Tischen sitzend waren sie mit dem Falten von Papier beschäftigt.
Ausgehend von zumeist quadratischen Blättern Papier entstanden durch Falten zwei- oder dreidimensionale Objekte wie Tiere, Papierflieger, Gegenstände und geometrische Körper. Sofort waren wir allein aufgrund der ausgestellten Objekte begeistert dabei - Das Origami ist die wahre Kunst des Papierfaltens.
Origami – Feinmotorik und Erkennen geometrischer Zusammenhänge
Der Klub der Origami-Freunde hatte es sich zur Aufgabe gemacht, das Event der Bonsai-Ausstellung parallel mit der Ausstellung ihrer Kunstwerke zu bereichern und somit gleichzeitig für das Origami selbst zu werben.
Im Mittelpunkt des Interesses war hier nicht nur das Origami mit einem künstlerischen, sondern auch mit einem pädagogischen Zugang zu betrachten. Denn neben dem Verbessern feinmotorischer Fähigkeiten, Erlernen akkuraten Arbeitens, Folgen von Anweisungen und Erkennen geometrischer Zusammenhänge, ist die Konzentration die zentrale Komponente, die mit Hilfe von Origami gefördert werden kann.
Da es nicht um Geschwindigkeit geht, sondern der kreativ-ästhetische Aspekt und natürlich der Spaß am Erschaffen im Mittelpunkt stehe, gibt es untereinander auch keinen Wettbewerb, bzw. wird dieser dort schnell abgewöhnt.
Von den Fertigkeiten her heterogene Kleingruppen eignen sich dabei besonders gut – hier sind die Möglichkeit gegenseitiger Motivation und Unterstützung für den individuellen Selbstwertaufbau am größten.
Übernahme der Origamitechniken auch in Kindergärten
Die Arbeit mit Kindern am Papier hat also vor allem in therapeutischen Settings, Kindergarten und Schule Erfolge vorzuweisen. So gibt es in Japan und Israel Schulen mit Origami als Unterrichtsfach inkl. einer theoretisch-konzeptionellen Fundierung.
Unabhängig davon entwickelte sich die europäische Papierfaltkunst, die sich von Ägypten und Mesopotamien aus im 16. Jahrhundert nach Spanien und später weiter in Westeuropa ausbreitete. Im 16. Jahrhundert wurden insbesondere in Italien an vielen Höfen aufwendige Dekorationen aus gefalteten Tischservietten gefertigt und diese Tradition der Tischdekoration breitete sich schnell in Nordeuropa aus.
1880 führte der japanische Kaiser landesweite Kindergärten nach dem Fröbelschen Vorbild ein. Dadurch wurde die traditionelle japanische Falttradition um zentrale Elemente der heutigen Origamitechnik ergänzt, wie die Vermeidung von Schnitten oder Farbmarkierungen auf den Modellen sowie die Einführung von Grundformen.
Der Kranich als herausragende Figur des Origami
Innerhalb kurzer Zeit kam es zu einer Revolution des Origami, die Modelle mit einer Komplexität hervorbrachte, die man zuvor nicht für möglich gehalten hätte. Eine große Rolle spielten dabei die sogenannten „Bug-Wars“ in den 1960er Jahren, ein freundschaftlicher Wettstreit zwischen mehreren Faltern (z. B. Robert J. Lang), der zum Ziel hatte, möglichst lebensechte Käfer und Insekten zu falten.
Moderne Origamimodelle sind mitunter sehr komplex und man benötigt oft mehrere Stunden, um sie zu falten. Andererseits bevorzugen viele Origamifalter auch heute noch einfache Strukturen und Formen; manche Falter spezialisieren sich auch auf ganz bestimmte Modelle (z. B. Schachteln).
Nach einer japanischen Legende wird demjenigen, der tausend Origami-Kraniche faltet, von den Göttern ein Wunsch erfüllt. Seit dem Tode des Atombombenopfers Sadako Sasaki, die mit dem Falten von Kranichen vergeblich gegen ihre durch die Strahlung verursachte Leukämie-Erkrankung ankämpfte, sind Origami-Kraniche auch ein Symbol der internationalen Friedensbewegung und des Widerstandes gegen den Atomkrieg.
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