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Silverio-de-Luca-Platz – eine besondere Ehrung in Wittmund

Silverio-de-Luca-Platz – eine besondere Ehrung in Wittmund

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Silverio-de-Luca-Platz - Wenn über die Jahre eine Bekanntschaft zur Freundschaft wird und dann mehr als 50 Jahre besteht, muss es an sich schon etwas Besonderes sein.

Wenn dann diesem Freund auch noch die besondere Ehrung zukommt, einen Platz nach ihm benannt zu bekommen, ist doch klar, dass man diesem Event beiwohnen möchte; trotz großer Entfernung. Nun also war es soweit: Der Platz vor dem ehemaligen „Ort des Geschehens“, dem Whisky a go go und späteren Dr Jack, wird nach ihm, Rio de Luca, benannt, selbst in den google maps ist er schon zu finden: Silverio-de-Luca-Platz in Wittmund!

Silverio-de-Luca - Blick zurück in die 70er Jahre

Eine Diskothek war ja grundsätzlich „nur“ ein Gastronomiebetrieb, in dem regelmäßig, vor allem an Wochenenden, „Tanzveranstaltungen” stattfanden, wobei die „Tanzmusik“ durch einen Diskjockey von Tonträgern, zunächst nur von Schallplatten, abgespielt wurde. Soweit zur simplen Worterläuterung. Dabei muss man wissen, dass besonders in den 60er Jahren große Probleme in der „Versorgung der Jugend“ mit ihrer „neuen“ Musik gab.

Plattenläden kamen erst Ende der 60er, Anfang der 70er Jahre in die Kleinstädte, so auch nach Wittmund. Dem DJ kam also eine besondere Bedeutung zu, denn er war der Kontakt in die große, weite Welt der Musik, vor allem der englisch-sprachigen „neuen“ Musik. Noch immer in Erinnerung ist die schwierige Beschaffung von ersten Schallplatten englischsprachiger Interpreten um nicht zu sagen „Bands“, die teilweise nur direkt aus England beschafft werden konnten, zunächst im Index geprüft und verzollt werden mussten. Der Staat achtete auf textliche Inhalte der Medien, was man sich heute manchmal wünschen würde (Meinungsfreiheit?).

Zu unserem „Glück“ gab es, neben Rio, unsere Kurzform für Silverio-de-Luca, aber die ersten Offshore-Piratensender, die bei ihrem Start eine legale Sendemöglichkeit in den internationalen Gewässern der Nordsee nutzten. In einem berühmt gewordenen Kommentar zur Einstellung von „Radio Caroline“ sprach damals ein Schiffs-DJ sogar von einem „kriminellen Akt der englischen Regierung“. Erst im Laufe der Jahre wurde im deutschen Sprachraum das Wort „Piratensender“ auch für landgestützte illegale Schwarzsender benutzt, oft im Grenzgebiet zu Holland. Noch heute verwendet man im Ostfriesischen auch den Begriff „piróótje“, der ein Diminutiv von „piróót“ (Pirat) ist.

In Deutschland fehlt das Andenken an diese Musikmacher fast komplett, die mit ihrer Arbeit von Hoher See aus als Begründer der heutigen europäischen, vielfältigen Radiolandschaft gelten können. In den 1960er- und 1970er-Jahren waren die Niederlande Ausgangspunkt verschiedener Piratensender wie Radio Veronica und Radio Nordsee International (RNI), die von Schiffen außerhalb der Hoheitsgewässer sendeten.

Die Diskjockeys erlangten mit der Zeit den Status von Popstars. Bekannte DJs waren z. B. Kenny Everett, Tony Blackburn, John Peel, Tommy Vance, Johnnie Walker und Dave Lee Travis, wie auch Rio de Luca weit über die Grenzen Niedersachsens bekannt wurde.

Zwar gab es dann irgendwann den Beatclub im TV von Radio Bremen, hier bleibt vor allem die Zeit mit Uschi Nerke, später auch mit Dave Lee Travis, in der Erinnerung, aber leider war es mit der damaligen Technik (keine Aufnahmemöglichkeit am TV) kaum möglich, störungsfrei die präsentierten Musikstücke per Mikrophon und Tonbandgerät (Nebengeräusche) aufzunehmen, dass man eigentlich „nur“ für den Sprachunterricht an der Schule benötigte.

Dann endlich gab es die ersten Singles, leider keinen eigenen Plattenspieler, so war Musikhören nur im elterlichen Wohnzimmer möglich, weil dort war der Plattenspieler eingebaut war, der sonst nur „Drei hohe Tannen“ abspielte. Wie oft kam der Spruch: Diese Halbwilde-Musik macht uns noch das Gerät kaputt. Überhaupt wurden die Haare länger, man trug Jeans, zunächst heimlich am Morgen beim Kumpel mit den toleranten Eltern gegen die Bügelfaltenhose getauscht, dann kam auch die bunt bemalte Parker Jacke zu ihrem Recht.

Wie gut, dass es Rio gab, denn hier spielte man nur „unsere“ Musik, traf Gleichgesinnte sehr oft zum Unwohlsein der Eltern: Was soll aus dieser Jugend wohl noch werden?

Der DJ wird mehr als der Plattenansager, so auch Silverio de Luca

Mitte und Ende der 1960er begannen die ersten DJs, sich von der Funktion des reinen Plattenauflegers zu emanzipieren, um es einmal neudeutsch zu sagen. Hatten sie bis dahin ein Stück nach dem anderen aufgelegt und zwischendurch moderiert, war es auch Rio de Luca der im Whisky auflegte und begann, das musikalische Repertoire zu erweitern indem er ständig neue Bands vorstellte, eine Hitparade mit progressiver Musik einführte, Jahre später einen Oldie-Abend.

Immer gepaart mit vielen Infos zu Live-Events aus der Szene.

Wie oft kam damals der Spruch, geh du mal zum „Live-Konzert“ von …., ich kann nicht weg aus dem Laden, wenn es wie 1975 bei „The Lamb lies down on Broadway“ hieß, dass es neue Lichteffekte in der Genesis-Show geben wird. Und wie oft haben wir dann diskutiert, ob und was wir selbst „fertigen“ können, sind zu Musik Produktiv nach Ibbenbüren gefahren und aufgrund des Kostenschocks doch wieder weg. Dann ging es ans Werkeln. Was kaum jemand weiß.

Dann kamen die Änderungen im Laden, wie Rio es nannte. Immer von Montagnacht (nach „Feierabend im Whisky“) bis Mittwoch, maximal 20.00 Uhr, weil dann wieder geöffnet wurde und die Gäste kamen.

Mal waren es einzelne Figuren wie die Köpfe der Moai, die seiner Zeit mit einem Licht von innen ausgestattet, außen ein Lichtspiel im Rauch der Zigaretten ergaben.

Dann war es die kreisabschnittförmige Decke im Gang, dann die Thekenrückwand mit ihren Schubfächern, die im Laufe der Zeit viele Änderungen erlebt haben aber bis heute bestehen.

Dann die Schattenfigur des Gitarrenspielers, usw., ständig gab es Veränderungen im Laden.

Wie gut ist noch in Erinnerung, wie es an einem Freitagabend 1980 hieß, das Pink Floyd nach Dortmund in die Westfalenhalle kommt. Noch in der Nacht wurden die bestehenden Kontakte in der Szene genutzt und Karten geordert, bis es dann ein Jahr später endlich soweit war. Zu Neunt ging es mit Rio nach Dortmund und wie stolz und wie oft wurde das mitgebrachte Stückchen Mauer aus dem Konzert „The Wall“ gezeigt, auch noch 30 Jahre später!

Die Tour war im Vergleich zu früheren Tourneen der Band relativ kurz und umfasste nur 31 Shows an vier Veranstaltungsorten in England, den USA und Deutschland. The Wall zeichnete sich durch den umfangreichen Einsatz von Bühnentheatralik aus, insbesondere durch eine riesige Mauer aus quaderförmigen Papp-Ziegelsteinen, die sich quer über die Bühne, in der Westfalenhalle gefühlt quer durch die Halle erstreckte, um das Gefühl der Entfremdung zu vermitteln, das sowohl auf dem Album präsent ist, als auch Roger Waters‘ persönliche Beziehung zu den Fans der Gruppe zu dieser Zeit beeinflusste. Ein Stück davon findet man bei Rio.

Der Kostenaufwand der Tournee belief sich schätzungsweise bereits vor der Uraufführung auf 1,5 Millionen US-Dollar, irre viel Geld zur damaligen Zeit. Aus diesem Grund wurde die Show insgesamt nur 31 Mal in weltweit vier Städten aufgeführt: Los Angeles (7 Shows), Uniondale (5 Shows), Dortmund (8 Shows) und London (11 Shows).

Endlos könnten wir diese Geschichten fortsetzen, die uns bis heute zu den einstmals „Großen“ der Musik führten, ob David Bowie, Steppenwolf, Alice Cooper, Deep Purple, Mike and the Mechanics, Jethro Tull, U2, Simple Minds, u.v.a.m. oder Steve Hackett, der übrigens in 2026 nochmal einige Konzerte in Deutschland geben wird.

Ein Stück Musik- und Kulturgeschichte, die auch uns immer wieder auch zu Rio führte, jetzt also erneut zur neuen Namensgebung des Platzes Silverio-de-Luca-Platz. Und wie zahlreich waren ehemalige und jung gebliebene Gäste zur Feier gekommen, um Rio und July zu ehren.

Nach einer passenden Rede durch den Bürgermeister der Stadt Wittmund, Rolf Claußen, dem Whisky-Urgestein „Klaus“ folgte Rio / Silverio de Luca mit einigen Dankesworten bevor es zur Enthüllung des Namenmonuments kam.

Gefolgt von rührenden Augenblicken einer über 50 Jahre währenden Freundschaft mit vielen Highlights und prägenden Momenten, die unvergessen bleiben!

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