Begegnung mit dem Hübichenstein bei Bad Grund
- Geschrieben von Portal Editor
Eine weit über den Harz hinaus bekannte Sage berichtet, dass der Hübichenstein bei Bad Grund in vergangenen Zeiten das Zuhause von Zwergen, Gnomen und Elfen gewesen sei:
Der Zwergenkönig Hübich sei demnach der Herr über den Kalkfelsen gewesen. Hübich wird als alter Mann von kleiner Statur mit rauem Haar und einem Bart, der bis zum Bauch reichte, beschrieben. Die Sage will wissen, dass in diesem Bart auch die Zauberkraft des Zwerges steckte. Der freundliche und gutherzige Herrscher schenkte den Armen der Region oftmals silberne Tannenzapfen. Es war den Menschen jedoch untersagt, sein Reich zu betreten. Verstöße gegen dieses Verbot soll Hübich hart bestraft und die Sünder etwa festgebannt haben. Im Dreißigjährigen Krieg wurde die Spitze der Kalkfelsen von einigen Soldaten zerschossen. Daraufhin sah man Hübich nie wieder.
Sage und Realität heute – ein touristischer Anziehungspunkt trotz Bergbau
Eigentlich ist der Hübichenstein „nur“ ein Kalkfelsen mit zwei miteinander verbundenen Felsnadeln, die als aufragende Reste des einstiegen Korallenriff Harz übriggeblieben sind.
Heute kaum noch vorstellbar, das der Harz einst unter dem Meeresspiegel lag.
Von den Nadeln wird jedoch meistens nur die höhere, die knapp 50 m über die Umgebung hinausragt, als Hübichenstein assoziiert, die zweite Nadel dient mehr oder weniger nur als Übergang mit seinen eingehauenen Stufen und der metallischen Brücke zur höheren Nadel.
Die Felsspitzen des Hübichensteines, wie auch weitere große Teile der Harzer Höhenzüge, sind Reste von Korallenriffen.
Sie bestehen zum größten Teil aus Riffkarbonatgesteinen des oberen Mitteldevons Givetium und werden in großen Mengen industriell auch abgebaut, wie man wenige hundert Meter weiter auch beobachten kann.
Der Kalkstein gehört erdgeschichtlich zum Kalkstock des nahen Iberges.
Dies wird unter anderem dadurch deutlich, dass hier, wie am Iberg, nestförmige Feldspat- und Limonitvorkommen vorhanden sind.
Aus diesem Grund existieren auch unter dem Hübichenstein einige Pingen. Auch kleinere Höhlen sind in seinem Kalkstein zu finden und nur weitere wenige hundert Meter entfernt befindet sich die wohl markanteste Höhle, die Iberger Tropfsteinhöhle.
Adlerfigur zum Gedenken des Sedantages
Im Jahre 1895 gründete sich unter dem Vorsitz von Bürgermeister Spatzier in Bad Grund ein Ausschuss, um zur 25-Jahr-Feier des so genannten „Sedantages“ am sagenumwobenen Hübichenstein ein Denkmal für Kaiser Wilhelm I. (1797–1888) zu errichten.
Die Schlacht von Sedan fand am 1. und 2. September 1870 im Deutsch-Französischen Krieg in Sedan, einer Stadt im Département Ardennes in der heutigen Region Grand Est, statt. Die Stadt liegt in der Nähe der französisch-belgischen Grenze am Ufer der Maas.
Der deutsche Sieg seiner Zeit war vorentscheidend für den Ausgang des Krieges. Auf französischer Seite hatte die Kapitulation der französischen Truppen und die Gefangennahme des Kaisers Napoléon III. die Ausrufung der Dritten Republik zur Folge.
Zur Feier dieses Tages sollte an dem hochragenden Felsen ein zwei Meter hohes Medaillon Bild des Kaisers, geschaffen von dem Bildhauer Georg Wilhelm Bode aus Wilhelmshütte, umrahmt von Lorbeerzweigen und der Kaiserkrone darüber, montiert werden. 1897 setzte man einen mächtigen Adler mit drei Metern Flügelspannweite auf die Spitze des Felsens. Der Jahrestag der Schlacht bei Gravelotte am 18. August 1897 gilt als der Tag der Vollendung des Denkmals. Den Guss von Relief und Adler führte die Gießerei Louis Sievert in Bad Grund aus. Die Gesamtkosten beliefen sich auf 1.512,64 Mark, die durch freiwillige Spenden der Bürger von Bad Grund aufgebracht wurden.
Im späteren Deutschen Kaiserreich wurde am 2. September der „Sedantag“ als patriotischer Feiertag an Stelle eines noch nicht existierenden Nationalfeiertages gefeiert. Am 27. August 1919 gab das Innenministerium der Weimarer Republik bekannt, dass es keine Sedanfeiern mehr geben werde. Zuvor war der Sedantag vor allem ein Feiertag des kaisertreuen Bürgertums, des Adels sowie des Militärs, der preußischen Beamtenschaft und der ländlichen Bevölkerung gewesen, nicht oder kaum einer der Arbeiterschaft.
Das Denkmal hat die Monarchie in Deutschland nicht lange überlebt, es wurde mutwillig zerstört. Allein der Adler ist bis heute erhalten geblieben.
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