Burg und Kaiserpfalz in der Kleinstadt Allstedt
- Geschrieben von Portal Editor
Wir waren auf dem Rückweg von Sangerhausen, als wir nach etwa 12 Kilometern auf das Städtchen Allstedt stießen, das von einer großartig anmutenden Burganlage überragt wird. Natürlich war sofort unser Interesse geweckt und einmal mehr ging es auf eine lokale Exkursion.
Die Burganlage liegt etwa 800 m nordöstlich der Altstadt auf einem nach Westen aus der Hochfläche vorspringenden Geländesporn. Grabenreste und Gebäudegruppen gliedern die Burganlage in drei hintereinanderliegende Teile, die aus der Ferne nicht erkennbar sind. Wir parkten das Fahrzeug etwas abseits auf einer großen Grünfläche unweit der Zufahrtsstraße zur Burg und bemerkten schon beim näherkommen, das die Anlage eher schlossähnliche Um- und Anbauten zeigte, so sind denn auch die Bezeichnungen durchaus unterschiedlich. Unser Interesse wuchs.
Erste Internet-Recherche am Denkmal für Gefallene
Natürlich wollten wir zunächst einige Details zur Burganlage erfahren und so pausierten wir an einem Denkmal der Kriegsopfer gegenüber der Zufahrt. So erfuhren wir bei der ersten Recherche bereits, dass bei archäologischen Ausgrabungen auf dem Schlossberg in den 1960er Jahren durch das Landesmuseum für Vorgeschichte in Halle der obere Teil eines 12 m breiten Grabens angeschnitten wurde, der den Schlossberg von der Hochfläche abtrennt. Aufgrund seiner angenommenen Form etwa als Spitzgraben soll er spätestens in ottonischer Zeit angelegt worden sein, so der leitende Archäologe Bertold Schmidt. Daher wird die bereits urkundlich erwähnte Königspfalz an der Stelle des Schlosses lokalisiert, während im Ostteil der heutigen Ortslage ein Wirtschaftshof vermutet wird. Die Pfalz Allstedt war eine Königspfalz der Ottonen. Das Schloss Allstedt beherbergt heute ein Museum zur Geschichte von Pfalz, Burg, Schloss und Stadt Allstedt sowie ein Schlosscafé im Innenbereich. Die Anlage ist eine Station an der Straße der Romanik. Leider zum Zeitpunkt unseres Besuchs geschlossen.
König Heinrich I stellt Urkunde für Altstedi aus
Der Ort Allstedt wurde erstmals für das Jahr 777 im Breviarium Sancti Lulli erwähnt. Die Burg wird als urbs Altstediburg erstmals in dem zwischen 880 und 899 entstandenen Hersfelder Zehntverzeichnis genannt. In der Liste werden mehrere Burgen und eine große Zahl von im Friesenfeld und Hassegau gelegenen Siedlungen, darunter auch Alstedi, aufgeführt, deren Zehnt an das Kloster Hersfeld entrichtet wird.
Nahezu alle deutschen Könige und Kaiser waren von 935 bis 1200 hier zu Gast. Im 10. Jahrhundert kam das Reichsgut an das neue Herrschergeschlecht der Ottonen, die auch über zahlreiche Eigengüter im Raum zwischen Harz, Saale und Unstrut verfügten. Am 12. Oktober 935 wurde von König Heinrich I. eine Urkunde in Altstéti ausgestellt, in der er den Damen des Stiftes Herford das Wahlrecht bewilligte.
Vor oder zu Beginn des Jahres 979 hatten Kaiser Otto II. und seine Frau Theophanu das Benediktinerkloster Memleben an der Unstrut, etwa 20 Kilometer südlich von Allstedt, gestiftet.
Am 20. Mai 979 ließ Otto in Altstedi eine Urkunde ausstellen, in dem er dem Kloster die zuvor dem Kloster Hersfeld gehörenden und durch ihn im Tausch erworbenen Kapellen in den Orten Allstedt, Osterhausen und Riestedt überschrieb. Außerdem erhielt Memleben den Zehnt im Friesenfeld und Hassegau, insbesondere den dortigen Burgen, unter denen wiederum die Alstediburch als erstes genannt wird.
Reichsversammlungen, Reichstage und die am Ort besiegelten Urkunden des 10. bis 12. Jahrhunderts zeugen von der politischen Bedeutung für das Reich. Im Sachsenspiegel des Eike von Repkow, dem bedeutendsten deutschsprachigen Rechtsbuch des Mittelalters, wurde die Pfalz Allstedt unter den fünf bedeutendsten im damaligen Sachsen aufgelistet.
Die älteste heute erhaltene Bausubstanz stammt aus der Mitte des 13. Jahrhunderts. Aus der Zeit um 1400 stammt der älteste sichtbare Teil der Burg, der rechts vom Eingang liegende Wohnturm.
Umbauten der Burganlage ab dem 13. Jahrhunderts
Die Edlen Herren von Querfurt, denen die Burg von 1369 bis 1496 gehörte, ließen die alte Burg Allstedt abtragen und mehrere bauliche Veränderungen durchführen, den Nordflügel, den Westflügel mit Palas, Küche und großer Hofstube, die Schildmauer im Süden und die Schildmauer im Osten mit Toranlage errichten. Damit entstand in etwa die heutige Burgausdehnung.
Unter den Herzögen von Sachsen erfolgte 1691 eine weitere bauliche Veränderung des Obergeschosses, und die übrigen Teile der Kernburg wurden zu einem Wohnschloss umgebaut. 1721 wurde die Schlosskapelle in ihrer heutigen Form errichtet.
Ernst August I. von Sachsen-Weimar-Eisenach ließ 1746/1747 das vordere Schloss im Barockstil erbauen. Er konnte seine Pläne aber nicht mehr umsetzen († 1748). Der Umbau des vorderen Schlosses wurde nur in schlichter Form umgesetzt, und die Kernburg blieb in ihrer ursprünglichen Form erhalten.
Privatisierung und heute Nutzung
Im Zuge der Sanierungsarbeiten konnten zwischen 1986 und 1991 baugeschichtliche Untersuchungen durch Reinhard Schmitt durchgeführt werden. Ende 2017 verkaufte der Stadtrat von Allstedt den vorderen Teil der Burg- und Schlossanlage, genannt Vorburg, mit den Gebäudeteilen Südschloss (Ost- und Westflügel umrahmt vom Torturm), Teile des Burggrabens vor dem Ostflügel, dazu zwei Kavalierhäusern und angrenzenden Stallungen an einen privaten Investor für 79.000 €. Seitdem wird die Anlage privat bewirtschaftet und beheimatet eine Marketingagentur und einen Verlag. In weiteren Schritten wird mit einem kleinen Hotel und gastronomischer Einrichtung (2019 Eröffnung eines Biergartens) die Vorburg weiter ausgebaut. Eine Zusammenarbeit mit der Stadtverwaltung und dem Museum in der Kernburg der Anlage fördert seit 2019 die Entwicklung u. a. durch verschiedene Veranstaltungen.
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