Colyabrassos - hellenistische Siedlung bei Alanya
Die antike Stadt Colyabrassos, die auf Türkisch "Kücük Ayasofya" genannt wird, erreichten wir, indem wir auf die Straße 07-30 nach Norden abbogen, nach wir etwa 21 km der Hauptstraße von Alanya gefolgt waren.
Die Straße führt nach Güzelbağ (26 km). In Güzelbağ biegen man nach rechts Richtung Gündoğmuş (Schild) ab und nach 3 km folgen man der Straße nach rechts Richtung Bayirkozagagi (Schild). Nach 3,5 km führt ein Erdweg nach links nach Colyabrassos (kein Schild). Der Weg, der auf 1200 m Höhe empor geht, kann mit einem normalen Auto nur mit Vorsicht befahren werden. Leider hingen die Wolken während unseres Besuchs sehr tief. Geht man zu Fuß, dauert es eine gute halbe Stunde, bis man auf einige zerstörte Sarkophage und ein Felsengrab mit einer Treppe rechts vom Weg stößt. Das Gebiet erlaubt prächtige Ausblicke auf die Bergwelt. Der Ausflug lässt sich, wenn man über Geländewagen verfügt, evtl. mit einer Detour auf einem Nebenweg von Güzelbağ aus zu dem 20 m hohen Wasserfall Ucansu Şelâlesi („fliegendes Wasser“), wo der Alara-Fluss aus Spalten in der Felsenwand entspringt, kombinieren.
Colyabrassos eine hellenistische Stadtgründung
Es ist sehr wenig über Colyabrassos, das normalerweise zu Kilikien gerechnet wird, bekannt und Archäologen haben hier noch nicht gegraben, die Stadt ist aber vermutlich 3000 Jahre alt. Man weiß, dass die Stadt einen Tempel der Zeus und einen der Herakles gewidmet war, besitzt. Die Bauten sind im hellenistischen Stil erbaut, und es gibt nur geringe Spuren aus römischer Zeit und keine von späteren Ansiedlungen. Die Stadt ist wahrscheinlich durch ein Erdbeben oder durch Krieg zerstört, und danach verlassen worden. Man kann sich darüber wundern, wie eine Stadt in diesem unwegsamen Gelände, wo es keine natürliche Handelsroute gibt und mit mindestens 15 km Luftlinie zum Meer, existiert haben kann.
Gegenüber vom Felsengrab führt ein 100 m langer Pfad, der sich schnell als die Reste einer Felsentreppe herausstellt, zu den Ruinen der Stadt hinauf.
Felsentreppe führt zum Odeion
Steinquader und Inschriften liegen überall herum, und von vielen Gebäuden ist nur das Fundament zu sehen. Ein einzelner großer Tempel hat noch die Ecksäulen stehen, während die Seitenwände eingestürzt sind. Es ist auch ein Odeion, eine Exedra und Reste der Stadtmauern und Türme zu sehen. Die genau zugehauenen Granitsteine und Fugen ohne Mörtel sind hervorragend ausgeführtes Bauhandwerk und lassen hellenistischen Ursprung erkennen. Eines der Felsengräber ist mit einem Medusakopf und Adlern dekoriert. Ein kleines sichtbares Zeichen römischer Anwesenheit befindet sich in einer einfachen Feldmauer bei einer kleinen geebneten Fläche. In der Mauer steht eine rechteckige Stele aus weißem Kalkstein mit einer lateinischen Inschrift mit vielen Abkürzungen. Der Text lautet in der Übersetzung: „Bei Jupiter Optimus Maximus. Die I. Legion Pontica Diocletians und Maximianus hat, nach der Beseitigung des Hügels Ancesis, den Übungsplatz unter der Aufsicht des Legionspräfekten Aurelius Victor am 8. Tag des Kalenders Juni angelegt, als unser Herr Maximianus Augustus zum zweiten Mal und Januarianus Konsulen waren.
Dieser kurze Text gibt mehrere Informationen: Auf unsere Zeitrechnung überführt ist das Datum der 25. Mai 288 n.Chr., was damit übereinstimmt, dass Diocletian und Maximianus im Zeitraum 286 bis 305 sich den Kaisertitel teilten. Die pontische Legion stammte aus der Provinz Pontus in der südöstlichen Ecke des Schwarzen Meeres, wo sie in der Stadt Trapezus stationiert war. Offenbar war sie ganz oder teilweise zeitweilig in Colyabrassos, wo sie einen ebenen Exerzierplatz in dem hügeligen Gelände benötigte. Die Anwesenheit der Legion steht wahrscheinlich mit der Verstärkung der Verteidigung, u.a. den isaurischen Bergstämmen gegenüber, die in diesem Zeitraum stattfand, in Zusammenhang. Aus der Einleitung geht hervor, dass die Legion Jupiter*, das römische Gegenstück zu Zeus, anbetete.
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