Die Basilika St. Kastor am Deutschen Eck in Koblenz

Die Basilika St. Kastor am Deutschen Eck in Koblenz

Die Basilika St. Kastor liegt inmitten einer Grünanlage gleich hinter dem Deutschen Eck, der wohl bekanntesten Sehenswürdigkeit von Koblenz, einmal abgesehen von der Mündung der Mosel in den Rhein.

Zwischen der Kirche und der heutigen Landspitze am Zusammenfluss von Rhein und Mosel befindet sich die ehemalige Deutschordenskommende des Deutschen Ordens, heute auch die Talstation der Kabinenbahn (Rheinseilbahn) hinauf zur Festung Ehrenbreitstein (wir haben schon darüber berichtet). Das gesamte Areal war Teil der Veranstaltungsfläche der Bundesgartenschau 2011 und wurde dazu komplett neugestaltet.

Römerkastell an der Basilika St. Kastor in Koblenz

basilika st kastor 2An der Stelle der heutigen Kastorkirche, die in einem hochwasserfreien Areal errichtet ist, sind Besiedlungsreste bis in vorgeschichtliche Zeit nachweisbar. Die Römer bauten in diesem Bereich zur Zeit des Kaisers Augustus (27 v.–14 n. Chr.) ein erstes Kastell, dessen erstmaliger Nachweis im November 2008 gelang, als bei Bauarbeiten zur Bundesgartenschau 2011 ein antiker Graben entdeckt wurde. Der vier Meter breite und immer noch 2,5 Meter tiefe Graben des 100 mal 100 Meter großen Kastells ist der Beweis für die frührömische Besiedlung von Koblenz, nach dem zuvor 150 Jahre lang vergebens im Bereich der Altstadt gesucht wurde. Nach Aufgabe des Kastells entstand im Bereich des heutigen Chors der Kirche ein gallo-römischer Umgangstempel, der vom späten 1. bis zum 4. Jahrhundert bestand. In fränkischer Zeit wurde um 600 auf dem Areal des Tempels ein bis zur Mitte des 12. Jahrhunderts genutzter Friedhof angelegt.

Koblenz war auch ein fränkischer Königshof

basilika st kastor 4Ein erster Bau der Kastorkirche wurde von 817 bis 836 unter dem Trierer Erzbischof Hetti mit Unterstützung Kaiser Ludwigs des Frommen vor den Toren der Stadt Confluentes erbaut und am 12. November 836 geweiht.

Da sich in Koblenz ein fränkischer Königshof befand, galt Ludwig als Bauherr und die Kirche als karolingische Eigenkirche. Allerdings kam Ludwig erst nach der Weihe der Kirche nach Koblenz.

Dies erhöht die Bedeutung des Erzbischofs für den Kirchenbau, zumal sich die Kirche bis zum 13. Jahrhundert außerhalb der Stadt Koblenz befand. Die Reliquien des heiligen Kastor wurden zur Weihe aus der Stiftskirche St. Castor in Karden an der Mosel nach Koblenz übertragen. Als Heilige der Stadt Koblenz wurde Ludwigs angebliche Tochter Rizza in der Kirche verehrt, deren Reliquienschrein noch immer in der Kirche steht.

Der Kirchenbau gehörte zum sogenannten Kastorstift

basilika st kastor 5Die erste Kastorkirche des 9. Jahrhunderts war ein karolingischer Saalbau mit der Breite des heutigen Mittelschiffs. Im Westen schloss sich eine Vorhalle an, dazu kam ein Querhaus und eine direkt abschließende halbkreisförmige Apsis im Osten. Um sie herum führte von außen ein Ringkorridor.

In dessen Scheitel lag ein Zwischenbau, der bis zu einer im Osten vorgelagerten Rotunde reichte. Diese Außenkrypta hing wohl mit der kaiserlichen Stiftung zusammen. Der Kirchenbau gehörte zum sogenannten Kastorstift (Kollegiatstift St. Kastor), in dem Priester in klosterähnlicher Gemeinschaft lebten.

Doppelturmfassade, Querhaus, Chor und einer Apsis

basilika st kastor 6Die Basilika St. Kastor ist eine dreischiffige Gewölbebasilika mit Doppelturmfassade, Querhaus, Chor und einer Apsis, die von zwei kleineren Türmen flankiert wird.

Der freistehende Kirchenbau aus hellem Tuffstein liegt inmitten einer Grünanlage. Die mit Pilastern gegliederten Türme haben steile Giebel und Rautendächer.

Das Westportal wurde 1859 von Matthias Schmitz geschaffen und das figürliche Tympanon darüber 1866 von Joseph Fuchs.

Die Skulpturen stellen von links nach rechts den heiligen Ludovicus, die selige Rizza, Maria mit Kind, den heiligen Goar und Erzbischof Hetti dar. Über dem Portal in einer Nische steht eine Figur des heiligen Kastor von Gottfried Götting.

Sinnbild für die heilige Jungfrau Maria

basilika st kastor 8Nördlich der Kirche in Richtung Deutschherrenhaus schließt sich der Blumenhof an, eine Gartenanlage mit reicher Blütenpracht. Auf der Südseite liegt der Kirchhof von St. Kastor. Er wurde zur Bundesgartenschau 2011 in einen religiösen Paradiesgarten umgewandelt. Im Jahr darauf konnte der Paradiesgarten fertiggestellt werden. Er stellt die Interpretation eines Hortus Conclusus als Sinnbild für die heilige Jungfrau Maria dar. In der Mitte des von Hecken umfriedeten stillen Ortes wurde ein Wasserbecken angelegt, das Reinheit und Quelle der Lebensfreude symbolisieren soll.

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