Amazonien Yadegar Asisi – Faszination tropischer Regenwald

Amazonien Yadegar Asisi – Faszination tropischer Regenwald

Kurz vor der offiziellen Eröffnung des Großpanorama im Panometer von Dresden waren auch wir geladene Gäste des Fotografen, Malers und Architekten Yadegar Asisi, der 1955 in Wien geboren und aufgewachsen, dann in Dresden Architektur sowie Malerei an der Hochschule der Künste in Berlin studiert hatte.

Seit 2003 realisiert Asisi monumentale 360° - Panoramen mit einer Größe von bis zu 3.400 Quadratmetern überwiegend in alten Gasometern, die entsprechende Traufhöhen von 30 und mehr Metern aufweisen.

360° Panoramen verschiedenster Schauplätze

yadegar vortrag 5So war Amazonien bereits 2009 in Leipzig, 2015 in Rouen sowie 2017 in Hannover zu sehen, daneben gab es Großpanoramen der antiken Stadt Pergamon, Dresden im Barock sowie „Die Mauer – Leben mit dem Todestreifen“ in Berlin. Amazonien ist eine absolut sehenswerte Präsentation des tropischen Regenwaldes im Panometer von Dresden, zumal Yadegar Asisi selbst großes Interesse am unermesslichen Artenreichtum der Natur und ihrer Formvollendung zeigt, wie er mit Beginn seiner Einführung belegt. Bei einer ersten gemeinsamen Erkundungsreise mit dem Botaniker Wilfried Morawitz in Brasilien trafen die Beiden auf eine so massive Komplexität des Regenwaldes mit seinen ineinandergreifenden Mechanismen, dass beide derart fasziniert waren wie wohl frühere Forscher auch.

So ist das Naturpanorama Amazonien auch als Hommage an all die Naturforscher zu verstehen, die den Regenwald erforscht haben: Zu nennen ist hier an erster Stelle Alexander von Humboldt, der die Amazonasregion Anfang des 19. Jahrhunderts bereiste. Kein Wunder also, dass Yadegar Asisi unser Treffen im Panometer am Bildnis Humboldts begann.

Dr. George McGavin – Doktor der Entomologie am Imperial College

yadegar vortrag 2Unsere Gedanken waren sofort bei einem weiteren Forscher namens Dr. George McGavin, den wir vor vielen Jahren an der Universität von Oxfort kennen gelernt hatten, wo er von 1984 bis 2008 stellvertretender Kurator der entomologischen Sammlungen des Museums war.

Nie zuvor hatten wir eine derartig umfängliche Sammlung von Insekten und deren Funktion und Bedeutung in der Artenvielfalt gesehen, die uns noch dazu umfänglich und persönlich während unserer zahlreichen Besuche erläutert wurden. George war außerdem Dozent am Trinity College und dann am Jesus College.

Nach einer 30-jährigen akademischen Karriere wurde er dann Fernsehmoderator und arbeitete hauptsächlich für Produktionen der BBC Natural History Unit in Bristol. Aber dazu später mehr.

Pressekonferenz im Panometer von Dresden

yadegar vortrag 3Nach seiner kurzen Einführung in die Artenvielfalt des brasilianischen Urwalds, hier insbesondere der Insekten und Ihrer Bedeutung, sowie insbesondere auch die Bedeutung der Brandrodung und des Abholzens des Regenwaldes und seiner Auswirkung auf das globale Klima waren wir schnell wieder bei der jetzigen Ausstellung, zu deren Vorbereitung Yadegar Asisi insgesamt viermal in die Amazonasregion gereist war.

Dabei fertigte er Zehntausende Fotografien und unzählige Skizzen, Aquarelle und Zeichnungen an, die er für das 360° Panorama verwendete.

Die Epiphyten nutzen in den oberen Regionen das stärkere Licht

yadegar vortrag 4Im tropischen Regenwald wachsen die Pflanzen sowohl extrem dicht nebeneinander als auch in einer bestimmten vertikalen Staffelung, die als Stratifikation oder Stockwerkbau bezeichnet wird. Gut im Großpanorama zu verfolgen, da die Besucherturm allein schon den Eindruck verschiedener Betrachtungsstandpunkte in der Höhe vermittelt. Häufig werden vier bis sechs unterschiedliche Etagen beschrieben, die jedoch nicht immer strikt voneinander getrennt werden können, sondern ineinander übergehen; die Ausprägung der verschiedenen Stockwerke hängt auch vom Standort des Waldes ab.

  • die Boden­schicht, bestehend aus dem Wurzelwerk der Pflanzen sowie aus einer meist sehr dünnen Humus­decke
  • die Kraut­schicht, zu der beispielsweise Moose, Farnpflanzen und andere Bodendecker mit sehr geringem Lichtbedarf gehören können
  • die Strauch­schicht bis zur Höhe von ca. 5 m, zu der auch junge Bäume gehören
  • die Schicht der niedrigen Bäume
  • die Kronenschicht mit ihrem Hauptkronendach in ca. 40 m Höhe
  • die als „Baumriesen“ bekannten so genannten Urwaldriesen die vereinzelt bis in ca. 60 m Höhe über das Hauptkronendach hinausragen
  • Flaches, weit auslaufendes Wurzelwerk aus mächtigen Brettwurzeln im brasilianischen Regenwald

yadegar vortrag 6Die Bäume haben in der Regel flache, weit auslaufende Wurzeln, die entweder als Brett- oder als Stelzwurzeln ausgebildet werden. Häufige Kletterpflanzen des Regenwaldes sind Lianen und Würgefeigen. Auf den Bäumen wachsen vielfach Epiphyten (blütentragende Aufsitzpflanzen, etwa Bromelien) und Epiphylle (Farne, Moose und Flechten). Sie wachsen auf Astgabeln und Zweigen der Bäume, gehen dabei aber keine physiologische Verbindung mit dem Trägerbaum ein. Die Epiphyten nutzen in den oberen Regionen der Bäume das dort stärkere Licht. Da es in der Höhe an Wasser und Nährstoffen mangelt, nutzen sie sogenannte Nischenblätter zur Bildung von Hohlräumen, in denen Humus entsteht und Wasser gesammelt wird. Viele Bromelien bilden wiederum mit ihren Blättern Zisternen, in denen sich Wasser sammelt. Dieses Wasser wird mit der Hilfe spezieller Absorptionsorgane (Saugschuppen) über die Blattoberfläche aufgenommen.

Epiphytische Orchideen wiederum besitzen Luftwurzeln, die mit einem Absorptionsgewebe überzogen sind. Lianen dagegen wurzeln im Boden und entfalten ihre Blätter erst im Kronendach. Dabei sind sie auch in der Lage, Luftwurzeln auszubilden, um eine zusätzliche Wasserversorgung zu gewährleisten. Hemi-Epiphyten haben einen Mittelweg für die Nährstoffversorgung gefunden: Sie beginnen ihr Leben als Epiphyt (Versorgung über die Blätter) und bilden bei Versorgungsengpässen Verbindungen zum Boden aus, um sich Wasser und Nährstoffe zu beschaffen.

Vögel des Regenwaldes tragen auffällig buntes Gefieder

yadegar vortrag 7Auch die Fauna der tropischen Regenwälder ist von einer außerordentlich großen Artenvielfalt geprägt. Den weitaus größten Anteil bilden dabei die Gliederfüßer – also Insekten, Spinnentiere, Tausendfüßer und Krebstiere. Im Laufe der Zeit führte die natürliche Selektion zu einer immer besseren Anpassung der Fauna an die ökologischen Bedingungen des Regenwaldes. Beispielsweise verbringen die auffällig gefärbten Baumsteigerfrösche Mittel- und Südamerikas ihr ganzes Leben in den Baumkronen – ihr Laich entwickelt sich in den Pfützen von Bromelienblättern. Wie viele andere Amphibien der Regenwälder sind sie sehr giftig.

Einige Reptilien des Regenwaldes erreichen eine beachtliche Größe. Zu nennen sind hier mehrere Krokodilarten oder die südamerikanischen Anakondas. Etwas kleinere Reptilien treten aus der Gruppe der Schildkröten und der Chamäleons auf. Die Vögel des Regenwaldes tragen oft ein auffällig buntes Gefieder, zu nennen sind hier etwa die Eigentlichen Papageien aller Regenwälder und Kolibris (Südamerika) und die Paradiesvögel (Neuguinea und Australien). Die Säugetiere stellen nur eine kleine Artengruppe, das größte unter ihnen ist der afrikanische Waldelefant. Das größte Raubtier ist in Asien der Tiger und in Süd- und Mittelamerika der Jaguar. Auch Primaten kommen in den meisten großen Regenwäldern vor: Selten geworden ist der Orang-Utan, der in den Regenwäldern Südostasiens lebt; Gorilla, Schimpanse und Bonobo kommen in Afrika vor, dort und in Asien leben zudem viele Hundsaffenarten in Regenwäldern; schließlich die Lemuren in Madagaskar und viele mittelgroße und kleine Neuweltaffenarten in den amerikanischen Regenwäldern. Die Flüsse der Regenwälder sind sehr fischreich. Sie ernähren in Südamerika Flussdelfine und Riesenotter.

yadegar vortrag 9Das jetzt von Yadegar Asisi eröffnete Großpanorama nimmt die Besuchenden mit auf eine Entdeckungsreise durch den tropischen Regenwald. Wie auf einer Lichtung öffnet sich der Blick weit in die Landschaft am Amazonas – auf die imposanten Baumkronen mit bis zu 10 Meter hohen Brettwurzeln, auf faszinierende Pflanzen und Tiere, vom giftigen Erdbeerfröschchen und schlammleckendem Schmetterling bis zum eleganten Jaguar und kletterkünstlerischem Ozelot. Durch die Tag- und Nachtsimulation können Besuchende mehrere „Tage“ am Amazonas „erleben“ und die unvergleichliche Schönheit sowie die enorme Artenvielfalt des tropischen Regenwaldes auf immersive Weise genießen.

Hoffentlich kann die Menschheit dieses Naturphänomen erhalten!

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