Blühender gelber Enzian am Walmendingerhorn

gelber Enzian am Walmendingerhorn

Unsere Wanderung hinauf zum Walmendinger Horn war nicht allein ein Erlebnis aufgrund der wirklich unbeschreiblichen Sicht auf die Bergpanoramen in der Umgebung, auch die Vielzahl der Pflanzen und Kräuter, die teilweise ihre volle Blütenpracht zeigten, waren in der Vielfalt ihrer Variationen einfach faszinierend.

Beispielhaft wollen wir an dieser Stelle kurz auf den Enzian eingehen, der vielen Lesern sicherlich als wichtiger Bestandteil in Arzneimitteln oder auch in alkoholischen Getränken bekannt ist.

Erster die Heilwirkung von Enzian-Arten erkannt hat

gelber enzian 01Nicht unerwähnt bleiben soll auch, das die Nutzbarkeit dieser Pflanzen teilweise bereits seit Jahrtausenden bekannt ist. So ist der botanische Gattungsname Gentiana bis heute der ursprünglich griechische Name für Arten dieser Gattung und wird nachweislich seit 50 bis 100 nach Christus in der Form verwendet. Laut Dioscorides und Plinius dem Älteren leitet sich der Name vom illyrischen König Genthios (180–168 v. Chr.) her, der als Erster die Heilwirkung von Enzian-Arten erkannt haben soll. Illyrien war ein Gebiet, dass in der Nähe des heutigen Albaniens lag, zu der Zeit folglich zum Römischen Reich gehörte. Heute noch wird Genthios als Frauenname und Gentian als Namen für beide Geschlechter in Albanien und umgebenden Gebieten verwendet.

Die „Wurzelstöcke“ einiger Enzian-Arten werden seit dem Mittelalter in Mitteleuropa zur Herstellung von Schnaps, als Arzneimittel und zur Appetitanregung verwendet. Im Gegensatz zu den auf vielen Flaschenetiketten abgebildeten blau blühenden Enzianen werden zur Schnapsbrennerei die großwüchsigen Arten, insbesondere und überwiegend der Gelbe Enzian (Gentiana lutea), der Purpur-Enzian (Gentiana purpurea), der Tüpfel-Enzian (Gentiana punctata) und der Ungarische Enzian (Gentiana pannonica) verwendet.

Gentiana-Arten fehlen in Afrika dagegen gänzlich

gelber enzian 02Auch als Bitterstoff (Amarum) finden Enziane Verwendung. So wird aus der Wurzel bestimmter Arten die bitterste „natürliche“ Substanz der Welt gewonnen, das Amarogentin.

Amarogentin ist auch in einer Verdünnung von eins zu 58 Millionen noch deutlich wahrnehmbar, wodurch schon geringste Mengen ausreichen, wenn man aufgrund der geschmacklichen Ausrichtung bitteren Beigeschmack erreichen möchte. Bei vielen Enzianarten schmecken auch die oberirdischen Teile bitter und werden deswegen vom Weidevieh deutlich sichtbar gemieden.

Dies ist ein Grund dafür, dass sich Enzianarten auf den beweideten Almwiesen besonders gut erhalten konnten.

gelber enzian 04Alle europäischen Enzian-Arten stehen unter Naturschutz, das heißt, sie dürfen weder gepflückt noch ausgegraben werden. Daher werden zur Zeit Versuche unternommen, den für die Schnapsherstellung benötigten Enzian zu kultivieren und ein großer Teil der für Schnapsgewinnung und Arzneimittel benötigten Pflanzen wird schon als Spezialkultur auf Äckern angebaut und geerntet.

Die Gattung Gentiana umfasst weltweit zwischen 300 und 400 Arten, vorwiegend in den Gebirgen der gemäßigten Zonen der Nordhalbkugel, aber auch in den Anden. Gentiana-Arten fehlen in Afrika dagegen gänzlich. In Europa gedeihen etwa 35 Gentiana-Arten, vorwiegend in den Alpen.

gelber enzian 06Enzian-Arten wachsen als ein- bis zweijährige oder ausdauernde krautige Pflanzen. Besonders interessant war für uns die Beobachtung, die wir später beim Talabstieg bemerkten, als merklich kühle Regenwolken in das Tal hinab glitten. Wie im Zeitraffer schlossen sich viele Blüten bei erstem Kontakt mit den feuchtkühlen Nebeln. Ein Phänomen, das teilweise auch bei plötzlich auftretenden starken Winden zu beobachten ist - wetterfühlige Pflanzen.

Überhaupt gab es eine erstaunliche Blütenpracht am Walmendinger Horn!

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