Merve Akyıldız & Tayfun Guttstadt - Klavier und Ney

Merve Akyıldız & Tayfun Guttstadt

Wir freuen uns auf zwei weitere, musikalische Gäste aus der Türkei, die zum 1. Deutsch-Türkischen Literatur und Begegnungsfestival Regensburg anreisen werden: Merve Akyıldız und Tayfun Guttstadt. Aber lesen Sie selbst über den musikalischen Werdegang dieser beiden Künstler.

Merve Akyıldız wurde am 25. Februar 1994 in Bornova/Izmir geboren. Seit der Grundschulzeit hat sie ein inniges Verhältnis zur Musik. Ihr Grundschullehrer Hasan Cılız wurde auf ihr musikalisches Talent aufmerksam und schon bald veranstalten die beiden zusammen kleine Konzerte mit türkischer Volksmusik, so genannter Türkü.

Einige Jahre später bewegte ihre Familie sie dazu, sich auf die Aufnahme an einer Musikhochschule vorzubereiten und stattete im Jahre 2005 dem Direktor des Konservatoriums der Akdeniz Universität in Antalya, Pr. Engin Sansa, gemeinsam mit Merve einen Besuch ab. Pr. Sansa war der Ansicht, dass es noch zu früh sei, um Merves Stimme zu bilden und legte ihr Klavierunterricht nahe. Merve begann im Alter von 11 Jahren mit privatem Klavierunterricht und absolvierte im Jahre 2006 die Klavier-Aufnahmeprüfung des Konservatoriums der Akdeniz Universität. Ihr Lehrer war zunächst Gökçe Göktepe, später Samir Mirzoev.

Neben dem Klavierunterricht und einer immer größer werdenden Leidenschaft für das Klavierspiel arbeitete sie auch weiterhin ohne professionelle Hilfe an ihrer Stimme. Neben den Abschlusskonzerten an der Hochschule trat sie im November 2013 im Rahmen des „13. internationalen Klavierfestivals Antalya“ unter der künstlerischen Leitung des international bekannten Pianisten Fazıl Say auf. Im Dezember desselben Jahres war sie als Solistin mit dem staatlichen Orchester von Antalya mit Mozarts 21. Klavierkonzert auf der Bühne. Im Laufe der Jahre gewann sie Preise auf verschiedenen Klavierwettbewerben in Litauen, Aserbaidschan, Bulgarien und Italien.

Im Jahre 2011 geriet sie in den Sog des Jazz und fing an, Jazzlieder zu singen. Zur gleichen Zeit entwickelte sie ein Interesse für Folklore, indem sie begann, Lieder aus der Heimat ihrer Großeltern, nämlich aus Makedonien, zu singen. Merve arbeitet weiter an ihrem eigenen Stil und lernt weiter Klavier mit ihrer Lehrerin Ekaterina Akti am Konservatorium der Akdeniz Universität.

Tayfun Guttstadt, geboren am 20.06.1987 in Hamburg als Sohn deutsch-türkischer Eltern, wuchs im für seine Multikulturalität bekannten Viertel Sternschanze auf. Er besuchte zunächst die Theodor-Haubach-Schule, doch nur bis Ende der ersten Klasse, da seine Mutter beschlossen hatte, mit Tayfun und seiner Schwester in die Türkei, nach Mersin zu ziehen, wo er die zweite Klasse absolvierte. Aus verschiedenen Gründen kehrte Familie Guttstadt 1995 wieder nach Deutschland zurück und Tayfun ging wieder in dieselbe Klasse wie vor der Ausreise.

Mit 13 Jahren begann Tayfun Unterricht an der E-Gitarre zu nehmen und trat bald in verschieden Schüler-Kombi auf Jahrgangsfesten, Abschlussfeiern u.ä. auf. Kurz vor seinem Auslandsaufenthalt im Rahmen eines Schüleraustauschs in Guatemala 2003/2004 erwarb er eine Akustikgitarre, die für das Jahr in Guatemala sein engster Begleiter beim erlernen lateinamerikanischer Musik werden sollte. Nach seiner Wiederkehr war ein neues Interesse an der türkischen und mittelöstlichen Kultur in ihm erwacht. Die gesamte Oberstufe hindurch trat Tayfun wieder in verschiedenen Schülerbands (Jazz, Rock) oder alleine mit der Akustikgitarre bei verschiedenen Anlässen auf. Bei Besuchen in der Türkei hatte er erste Begegnungen mit türkischer Musik gemacht und auch eine Darbuka-Trommel erworben, mit der er sich an vielen Jam-Sessions im Hamburger Nachtleben beteiligte, unter anderem auch Freestyle-Rapper mit akustischen Hip-Hop-Beats begleitete.

Nach Erlangen des Abiturs 2006 reiste er für drei Monate in den Iran und verbrachte danach ein Jahr in der Türkei, wo er anfing, Unterricht an der Ney zu nehmen, einem der zentralen Instrumente für nahöstliche und vor allem osmanische Musik. Nach der Rückkehr nach Hamburg 2008 begann er ein Bachelor-Studium der Musikwissenschaften und Islamwissenschaften an der Universität Hamburg, welches er im Jahr 2011 mit der Abschlussarbeit mit dem Thema „Das Tonsystem der Osmanischen Musik“ erfolgreich abschloss. Neben dem Studium machte er sich einen Namen als Neyspieler und Gitarrist in der türkischen/nahöstlichen Szene Hamburgs und wurde ein Schüler des in ganz Deutschland bekannten Kanun-spielers Turan Vurgun, der ihn weiter in die Kunst der Makam-Musik und die verschiedene Stile der türkischen und anatolischen Musik (religiöse Musik, klassische Musik, Volksmusik, Unterhaltungsmusik, etc.) einführte. Auch mit dem in Norddeutschland sehr bekannten Volksmusik-Trio „Talipler“, bestehend aus den Brüdern Malte und Benjamin Stueck (Bağlama) und Nilgün Stueck (Gesang) entwickelte sich eine enge Freundschaft und Zusammenarbeit, die in zahlreichen Konzerten in Hamburg und Umgebung (u.a. Kieler Woche) Ausdruck fand. Ein kleiner Ausflug ins Theater ergab sich durch eine Zusammenarbeit mit der Theaterpädagogin Irinell Ruf und dem Hip-Hopper Jan Holler im Theaterprojekt „Wohin mit meiner Wut?“, in dessen Rahmen Tayfun gemeinsam mit Irinell und Jan und einer Gruppe deutsch-türkischer, deutsch-kurdischer, deutsch-arabischer und deutsch-afghanischer Mittel- und Oberstufenschüler ein Musiktheaterstück in Hamburg und Marrakesch (Festival für Studentisches Theater) auf die Bühne brachte.

Im Jahre 2011 zog Tayfun Guttstadt in die Türkei, nach Antalya. Er hat sich zwei Jahre Zeit genommen, um in ökologischen Projekten von Freunden mitzuwirken. Seit 2013 ist er wieder musikalisch aktiv und hat in Antalya, Istanbul und Hamburg verschiedene Konzerte mit verschiedenen Gruppen und in verschiedenen Musikstilen gegeben. Das jüngste Projekt ist die Zusammenarbeit mit der Pianistin und Sängerin Merve Akyıldız, in welcher westliche wie orientalische Klassik, sefardische und makedonischer Lieder, Jazz und Flamenco zusammenkommen und in verschiedenen Mischungen und Instrumentationen Gestalt finden. 

Autor Tayfun Guttstadt - Çapulcu - Die Gezi-Park-Bewegung und die neuen Proteste in der Türkei

Aus einer Mahnwache im Sommer 2013 in Istanbul gegen den Abriss eines Parks und das Fällen der Bäume dort entstand innerhalb weniger Tage eine massive Protestbewegung in der Türkei und der türkischen Diaspora - Ausdruck der Hoffnung vieler Menschen auf eine andere, demokratischere Gesellschaft, die auf Respekt und Miteinander beruht.

Eine begeisterte internationale Öffentlichkeit solidarisierte sich mit den mutigen Menschen, die spontan, kreativ und erfrischend für "Freiheit - jetzt und hier" auf die Straße gingen, während die offizielle Türkei sich bemühte, die DemonstrantInnen als Çapulcu (Plünderer) zu diffamieren. Selbstbewußt nahm die Bewegung daraufhin den Begriff auf und deutete ihn um. Mit seinem Buch "Çapulcu" gewährt Tayfun Guttstadt einen tiefgehenden Einblick in die Umstände, die zu den Protesten führten, ihren Verlauf, die Beweggründe und Ziele der Protestbewegung und erläutert, was mögliche Folgen sein könnten.

 

Anmerkung lt. Wikipedia:

Çapuling, auch als chapulling oder çapulling geschrieben, ist ein Neologismus, der im Rahmen der Proteste in der Türkei 2013 entstand und auf eine Wortwahl des damaligen türkischen Ministerpräsidenten Recep Tayyip Erdoğan zurückgeht, der den Begriff „çapulcu“, türkisch für „Marodeur“ oder „Plünderer“) als Bezeichnung für die Demonstranten verwendete. Der Begriff wurde von den Protestierenden aufgegriffen und als Geusenwort umgemünzt, indem „çapulcu“ als Selbstbezeichnung benutzt wurde. Çapuling wurde im Kontext der sich ausweitenden Proteste als Wort geprägt, das Erdoğans Benutzung eines negativ konnotierten Begriffs bewusst ein Bild von Demonstrierenden gegenüberstellt, die alles tun, nur nicht plündern. Das Wort „çapuling“ wird von Sympathisanten der Proteste in der Bedeutung „für die eigenen Rechte kämpfen" verwendet.

   

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