Symbolik für das ewige Leben – Schwanzfresser Ouroboros

Symbolik für das ewige Leben – der Schwanzfresser Ouroboros

Unser Rundgang über den Zentralfriedhof von Wien brachte nicht nur unser Erstaunen über die riesigen Ausmaße des Friedhofs, die teilweise skurrilen Nutzungsarten und die gesellschaftlichen Einbindungen in den Vordergrund, sondern auch zahlreiche Erkenntnisse zur Symbolik auf den Grabsteinen und Monumenten.

Ein Thema, mit dem sich auch Bertl stark beschäftigt hatte, kein Wunder also, dass wir während unseres Rundgangs zahlreiche Entdeckungen machen und Diskussionen über die Zeichen führen konnten.

Wohl ein jeder hat schon einmal von den so genannten Freimaurern bzw. deren Symbolik mit Winkel und Zirkel gehört, wahrscheinlich sogar schon einmal gesehen. Es war interessant, zu erkennen, dass es diese Symbolik religionsübergreifend auf so manchem Grabstein gibt. Besonders aufgefallen ist uns allerdings auch das Symbol für das ewige Leben, der Schlange, die sich selbst in den Schwanz beißt. Dies insbesondere, da dieses Symbol auch auf dem Grab- oder besser Gedenkstein von Beethoven zu sehen war. In welcher Bedeutung dieses Symbol hier eingefügt wurde, lässt sich wohl nur erahnen.

Die Symbolik des Schwanzfressers Ouroboros

b_450_450_16777215_00_images_geschichte_mythologie_beethoven-2.jpgDas Symbol der sich in den eigenen Schwanz beißenden Schlange war schon in der Antike bekannt und ist ein Symbol für die Unendlichkeit, die ewige Wiederkehr und die Vereinigung von Gegensätzen wie beispielsweise hell und dunkel oder aktiv und passiv. Die sich in den Schwanz beißende Schlange deutet somit an, dass dem Ende ein neuer Anfang in ständiger Wiederholung entspricht, dass der Abschluss eines Weges oder Prozesses gleichzeitig auch ein Neubeginn bedeutet.

Aus dem altgriechischen steht Ouroboros für „Schwanzfresser“ und erscheint als Symbol als ein in vielen Kulturen verbreitetes archaisches Motiv, oftmals ist die eine Hälfte des Tieres weiß und die andere schwarz ausgemalt, womit sich der Vergleich zu Yin und Yang aufdrängt. Seine Ursprünge gehen zurück bis ins Altertum. Zusammen mit der Symbolik, die dem Bild der sich ständig verjüngenden Schlange ohnehin zukommt, stellt der Zirkelschluss des Tieres eine aussagekräftige Metapher einer zyklischen Wiederholung dar – etwa des Kreislaufes der Zeiten, der Weltuntergänge und Neuschöpfungen, des Sterbens und der Neugeburt, im abgeleiteten Sinn auch der Ewigkeit (wie der einfache Kreis auch).

 

Die alchemistische Symbolik der Ouroboros

b_450_450_16777215_00_images_geschichte_mythologie_beethoven-3.jpgIn der alchemistischen Symbolik ist der Ouroboros das Bildsymbol eines in sich geschlossenen und wiederholt ablaufenden Wandlungsprozesses der Materie, der im Erhitzen, Verdampfen, Abkühlen und Kondensieren einer Flüssigkeit zur Verfeinerung von Substanzen dienen soll. Dabei wird die zum Zirkel geschlossene Schlange oft durch zwei drachenartige Wesen ersetzt, die Maul und Schwanzende verbinden, wobei das obere als Zeichen der Flüchtigkeit wie ein geflügelter Drache wiedergegeben ist.

Es ist das Symbol des Steins der Weisen, der auch aus einem wertvollen und einem wertlosen Material bestehen sollte.

Im alten Ägypten stand dieses Symbol auch für das ewige Leben und die Wiedergeburt. Vielleicht ist das der gedankliche Ursprung bei der Verwendung als Grabschmuck auf dem Gedenkstein für Beethoven.

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