Skaten macht mobil - ein Integrationsprojekt im BLSV

Skaten macht mobil

Während unserer heutigen, man könnte schon von zur Gewohnheit gewordenen Feierabendfahrradtouren sprechen, fiel uns kurz vor der alten Mainbrücke in Kitzingen ein Mehrzwecktransporter auf, der in seiner Aufschrift auch die Worte "Integration durch Sport" enthielt.

Aufgrund unseres Projekts sowie den sich daraus ableitenden Einzelveranstaltungen natürlich ein für uns interessanter Satz. Unmittelbar stoppten wir und sprachen zwei junge Leute an, die sich gerade mit dem Ausladen von Skateboards und den dazugehörigen Sicherheitsausrüstungen aus dem Transporter beschäftigen.

Projekt "Integration durch Sport"

integration durch sport 2Die beiden Ansprechpartner, die sich wenig später mit Jochen und Lucas vorstellten, gehören zu einer Gruppe von ehrenamtlichen Helfern des Projekts "Integration durch Sport", hier aus der Sparte "Skaten macht mobil" aus Würzburg. Allein diese ersten Sätze weckten verstärkt unser Interesse und so erhielten wir neben einem Flugblatt mit Informationen zum Projekt detaillierte Antworten auf unsere Fragen zur Idee des Konzepts: "Skaten macht mobil".

Skaten gehört nach wie vor zu den Trendsportarten und somit bedient sich das Konzept der Verbindung dieser reizvollen Sportart für eine möglichst breite Zielgruppe mit der Möglichkeit zur Begegnung von Kindern und Jugendlichen unterschiedlicher nationaler und kultureller Herkunft. Gerade die Kinder und Jugendlichen physikalisch zu erreichen, war immer ein Problem. Die Idee, mit dem Skatemobil zu den Kindern und Jugendlichen vor Ort zu fahren um auf sie zu treffen, zeigte sich nach ersten Anläufen als adäquate Lösung. Somit sind Jochen und Lucas heute mit ihrem Skatemobil auf dem Skateboardfeld Bleichwasen in Kitzingen.

Mobiler Skatepark mit Rampen und Rails

integration durch sport 3Zur Ausstattung ihres Skatemobils gehört ein mobiler Skatepark mit Rampen und Rails, mit Skateboards, Helmen und Gelenkschutz, kurz der kompletten Sicherheitsausrüstung zum Skaten. Das gesamte Zubehör befindet sich jederzeit einsetzbar auf der Ladefläche des Kleintransporters. Ein Skateboard, das gelegentlich eingedeutscht auch Rollbrett genannt wird, ist ein Brett, das Deck genannt, mit zwei Achsen, Trucks genannt und vier Rollen, den Wheels, auf welchem man sich stehend durch Abstoßen mit einem Bein, dem Pushen, fortbewegen kann. Das Skateboard wird selten nur als reines Fortbewegungsmittel eingesetzt. Das Skaten hat sich vielmehr im Lauf der Jahrzehnte zu einer Sportart mit einem reichen Repertoire an Kunststücken und einer eigenen Begrifflichkeit entwickelt . Die Tricks bestehen dabei meistens aus Sprüngen mit dem Skateboard und werden oft in Kombinationen mit Drehungen des Brettes und des Körpers ausgeführt. Allein die Begrifflichkeiten weisen bereits auf die Ursprünge dieser Sportart hin: Amerika.

Skateboardkultur durch das Zephyr Team aus Dogtown

integration durch sport 4Der Ursprung des modernen Skatens, das früher auch „Asphaltsurfen“ genannt wurde, liegt in den 60er Jahren und entstand durch die Übertragung des Wellenreitens auf den Asphalt und Beton. Es entwickelte sich zu einem Trendsport, welcher vor allem von Jugendlichen praktiziert wurde. Es fanden auch Meisterschaften statt, welche Downhill Slalom, Hindernislauf und Freestyle auf einer flachen Ebene beinhalteten.

Die Entwicklung von Polyurethan-Rollen bedeutete einen großen technischen Fortschritt mit besseren Haft- und Rolleigenschaften, ebenso die Konstruktion des im Prinzip heute noch gebräuchlichen Achssystems, dessen gewichtssensible Beweglichkeit das Lenken des Skateboards ermöglicht. Diese technischen Entwicklungen belebten den Sport wieder neu, da dadurch vielseitige Manöver ermöglicht wurden. Vorreiter der heutigen Skateboardkultur war das Zephyr Team aus Dogtown, einem Viertel von Venice Beach in Kalifornien. Diese Gruppe bestand aus leidenschaftlichen Surfern, welche durch stilistische Übertragung ihres Hobbys auf die Straße dem Skateboardsport in den 70er Jahren ein neues Gesicht gaben. Besonders wegweisend war dabei eine von ihnen eigens entwickelte Disziplin, dem Pool Riding, welches die Geburt des Vert Style war und heute in Form der Halfpipe weitergeführt wird. Der aus dem Team stammende Tony Alva wurde wenig später der erste Skateboard-Weltmeister und prägte mit seinem Stil die Szene sowie die öffentliche Wahrnehmung nachhaltig.

Jochen sprach ihn trotz einiger Verständigungsprobleme an

integration durch sport 5In den frühen 90er Jahren wandelte sich die Form des normalen Straßenskateboards zu einem schlankeren, fast symmetrischen Zuschnitt mit nahezu gleich langen Überständen an Nose und Tail des Boards. Durch diese Bauweise und die dadurch ermöglichten Bewegungsabläufe und Hebelwirkungen wurden neue Formen von Tricks ausführbar.

Mittlerweile hatten sich auch einige interessierte Jugendliche an der Skateboardanlage eingefunden, die das Geschehen aufmerksam beobachteten. Hier war es vor allem ein etwa 12-jähriger Junge mit Migrations Hintergrund, der großes Interesse zeigte. Jochen sprach ihn trotz einiger Verständigungsprobleme an und schon weniger später waren Schutzkleidung und Helm angelegt. Jetzt folgten erste Übungen, die dem Jungen auch sichtlich Spaß bereiteten.

integration durch sport 6Derweil erklärte uns Lucas, das beim Skaten sportliche und pädagogische Dimensionen sehr nah beieinander liegen würden. Gerade dieser Sport schaffe einen starken Anreiz zum Ausprobieren und Mitmachen. Und genau das möchte das Team erreichen. Besonders Mädchen zeigten überaus großes Interesse am Skaten. Lucas berichtet von einem Beispiel in Afghanistan, wo man speziell für Mädchen eine hoch umbaute Flächen angelegt hat, damit sie sich, außerhalb der Sichtweite von Jungen, dort frei bewegen können. Wir sehen allerdings auch hier, das allein der Aufbau der Geräte und das Auslegen der Skateboards bereits genügt, um das Interesse zu wecken.

Das Skatemobil wird auch auf Schulhöfen, Parkplätzen oder öffentlichen Plätzen eingesetzt

integration durch sport 1Besonders die offene Struktur mit den wiederkehrenden Einsätzen an gleichen Standorten haben deutlich werden lassen, dass zum einen immer wieder neue Gruppen an den Standorten entstehen, aber auch Kerngruppen gebildet werden können, die sich über längere Zeiträume entwickeln. Die entstehenden Kontakte werden auch zur Motivation der Kinder und Jugendlichen genutzt, strukturierte Sportangebote in den umliegenden Vereinen wahrzunehmen.

Lucas erzählt auch, dass das Skatemobil nicht nur für Veranstaltungen mit sportlichem Charakter eingesetzt wird, sondern auch für überwiegend integrative Veranstaltungen. Womit wir auch gleich unser Interesse an einem tiefer gehenden Kontakt bekunden, denn das Skatemobil wird auch auf Schulhöfen, Parkplätzen oder öffentlichen Plätzen eingesetzt, soweit sich der Untergrund eignet. Die jeweiligen Begleiter, in diesem Fall Jochen und Lucas, kümmern sich um gezielte Anleitungen der teilnehmenden Skater oder auch um die Schaffung eines Event-Charakters zur Belebung der Plätze sowie zur aktiven Unterstützung von Bewegungsangeboten, kurz das Skatemobil ist ein Mitmachangebot zum Ausprobieren und Kennen lernen dieser Sportart auf Basis der Freiwilligkeit.

Wir jedenfalls haben uns gefreut, die beiden "Sport- und Integrationsanimateure" Jochen und Lucas kennen gelernt zu haben. Und natürlich auch das Skatemobil.

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