Amazonien im Panometer- Gasometer von Leipzig

Amazonien im Panometer von Leipzig

Nach unserem Besuch im Zoologischen Garten von Leipzig brachte Detlef uns zum Panometer zur Bildkomposition "Regenwald". 

Yadegar Asisi stellt hier seine Bildkomposition des brasilianischen Regenwaldes zur Erinnerung an den vor 150 Jahren verstorbenen deutschen Naturforscher Alexander von Humboldt aus.

Mehrfach schon hatten wir über den Architekten Yadegar Asisi und seine Großraumpanoramabilder in Alaturka.info berichtet und so nutzten wir unsere Anwesenheit in Leipzig zum Besuch seines Bildes „Amazonien“, das aufgrund der verbesserten Bildauflösung bei längerer Betrachtung zu immer neuen Entdeckungen in der Darstellung der Tier- und Pflanzenwelt des Regenwaldes führt, so ist so manches Kleingetier gar nur mit dem Fernglas zu entdecken.

b_450_450_16777215_00_images_deutschland_sachsen_amazonien-9.jpgWas viele Besucher wohl schon vorab für sich recherchiert hatten.

Nach dem Deutsch-Französischen Krieg war in den Jahren 1883 /84 am Roßplatz in Leipzig, ähnlich wie in vielen anderen deutschen Städten auch, ein Rundbau zur Darstellung von Panoramabildern entstanden, in denen Schlachtenbilder des Deutsch-Französischen Kriegs gezeigt wurden. Nach dem ersten Weltkrieg wurden diese Panorama Bilderausstellungen eingestellt und der Bau selbst wurde im Jahr 1943 während des Kriegs zerstört. Als der Künstler und Architekt Yadegar Asisi aufgrund der fortgeschrittenen Computertechnologie und der Druckertechnik zu Beginn der 2.000 Jahre die Möglichkeiten der Schaffung  riesiger Panoramabilder für sich erkannte, sah er in einem stillgelegten Gasometer auch den geeigneten Ort zur Präsentation dieser Panoramabilder.

Industriedenkmal Gasometer als Projektionsfläche

b_450_450_16777215_00_images_deutschland_sachsen_amazonien-1.jpgAuf dem Connewitzer Gelände der Stadtwerke Leipzig befand Asisi einen von ehemals drei ummauerten Gasometern als so interessant für seine Ideen, das er mit der Planung der Gebäudesanierung und der Planung der Ausstellung im Gasometer II begann. In den Jahren 1909/10 war der Gasometer II zur Speicherung des hier produzierten Stadtgases vom Stadtbaudirektor Otto Wilhelm Scharenberg gebaut worden und sogar bis 1977 noch in Betrieb. Mit der Einstellung der Stadtgasproduktion wurde auch die Hülle dieses wirklich riesigen Teleskopbehälters nicht mehr genutzt. Der kreisrunde Ziegelbau hat einen Durchmesser von ca. 57 Metern bei einer Mauerwerkshöhe von 30 Metern, die Kuppel sogar von 49,4 Metern Höhe.

Im Jahr 2002 konnte mit der Sanierung des Gasometers II begonnen werden, die Dachkuppel war hier die besondere Herausforderung, die dann 2005 abgeschlossen werden konnte. Zum benachbarten Gasometer hin wurde ein Foyer errichtet, das neben dem Empfang der Gäste und Gruppen, die zur Ausstellung kommen würden, auch ein Bistro erhalten sollte.

b_450_450_16777215_00_images_deutschland_sachsen_amazonien-3.jpgWir betreten nun das Foyer in gespannter Erwartung und begannen den Rundgang, der in einer Begleitausstellung tiefe Einblicke in die Fauna und Flora des tropischen Regenwaldes zu vermitteln versucht. In Bildern und textlichen Erläuterungen werden Zusammenhänge erklärt, die geschickt formuliert und präsentiert zum Nachdenken anregen. Mal ist es ein Insekt, das in eine Blüte hinein krabbelt, mal ist es eine überdimensionierte Stechmücke, die als Riesenmodell präsentiert wird. Die Betätigung und Funktion der Ameisen werden in einem Film dokumentiert, den man sich stundenlang ansehen kann.

Ein Panoramabild von 105 Metern Länge und 30 - 35 Metern Höhe

b_450_450_16777215_00_images_deutschland_sachsen_amazonien-2.jpgDann endlich ist es so weit und wir betreten das „ Amazonasgebiet“, das sich gerade in der Nachtphase befindet. Mit Hilfe von Licht- und Toneffekten werden jeweils ein Nacht- und ein Tagesablauf simuliert, so dass man sich tatsächlich sehr gut in das „Bild“  hineindenken kann. Die dazu gelieferten Toneffekte vermitteln Realitätsnähe und verstärken das Gefühl der echten Anwesenheit im Amazonas. Lediglich der Geruch fehlt. Mit der aufgehenden Sonne werden dann die Eindrücke des riesigen Bildes so verstärkt, das der Blick nur noch vertieft umher schweift. Man weiß wirklich nicht, wohin zunächst zu schauen ist. Das Ganze noch untermalt von der Musik des belgischen Komponisten Eric Babak.

Abgewickelt hat das von Asisi erstellte Panoramabild eine Länge von 105 Metern bei einer Höhe von 30 bzw. 35 Metern, das auf der Grundlage von Fotografien, Zeichnungen und Malereien entstanden ist. Mit Hilfe der digitalen Bildbearbeitung wurde dann eine riesige Bilddatei geschaffen, die dann auf einzelne zu bedruckende textile Bahnen gedruckt und zusammengefügt wurden. Das sich ergebende Rundbild wurde dann im Gasometer aufgehängt.

Panoramabild zeigt wilde Üppigkeit und Lebensfülle

b_450_450_16777215_00_images_deutschland_sachsen_amazonien-6.jpgNach dem ersten ausgiebigen Rundgang am Boden des Urwalds und wahrscheinlich mehreren simulierten Tagesabläufen später stiegen wir dann auf die Aussichtsplattform in der Mitte des Panoramabildes. Hier fühlte man sich fast wie Dazugehörig zwischen den Baumriesen, den lichtdurchfluteten Lücken im Baumbestand und den vielen, manchmal regelrecht versteckten Tieren. Die von Asisi eingebrachten Verzerrungen der Bildelemente vermitteln wirklich einen absolut räumlichen Gesamteindruck. Man ist im Bild anwesend.

Das tägliche Gewitter des tropischen Regenwaldes vertieft die tiefe Verbundenheit geradezu, so zeigt sich die Natur in wilder Üppigkeit und Lebensfülle. Wir sind wirklich tief beeindruckt und können nur immer wieder gegenseitig auf Neuentdeckungen hinweisen. Wie oft während unseres Aufenthaltes zwischen Tag und Nacht gewechselt wurde, war nicht mehr nachvollziehbar. Es mögen Stunden gewesen sein. Ein faszinierendes Panoramabild, das allemal tiefe Eindrücke hinterlässt und zum Nachdenken anregt.

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