Kalif

Der Kalif (Nachfolger, Kalif) ist der islamische Titel für den Herrscher des Kalifats. Der Kalif war sowohl der geistliche als auch der politische Führer des theokratischen  Staatswesens.

Die Bezeichnung Kalif leitet sich ab aus dem arabischen Verb chalafa welches „nachfolgen, folgen“ bedeutet. Die nominale Ableitung chilafa  bedeutet „Kalifat“.

Der Prophet Mohammed hatte bei seinem Tod keine direkten männlichen Nachkommen und weder einen Nachfolger bestimmt, noch eine Prozedur zu dessen Wahl festgelegt. Die Mehrheit der muslimischen Führer wählte deshalb 632 Abu Bakr zu seinem Nachfolger. Dieser nahm den Titel chalifat rasul Allah, wörtlich "Nachfolger des Gesandten Gottes" an. Der zweite Kalif Umar ibn al-Chattab nannte sich chalifat chalifat rasūli Allah, Nachfolger des Nachfolgers des Propheten". Der Einfachheit halber benutzte er aber auch den Titel Amir al-mu'minin, "Beherrscher der Gläubigen". Seine Nachfolger beließen es dann auch in der Titulatur beim einfachen chalifat rasul Allah. Nach der Ermordung des dritten Kalifen Uthman kam es zu ersten Spaltungen, in Folge derer der vierte Kalif, Ali, nicht allgemeine Anerkennung fand. Nach dessen Ermordung 661 kam es zur dauerhaften Spaltung zwischen Sunniten und Schiiten. Während erstere Muawiya I., einen Verwandten Uthmans aus der Familie der Omaijaden, und seine Nachfolger anerkannten, bestanden letztere darauf, dass nur ein Nachfahre Alis Imam (Vorsteher) der Umma (islamische Gemeinschaft) sein könne.

Die Omaijaden (661-750) herrschten von Damaskus aus als Kalifen, bis sie 750 von den anfänglich von den Schiiten unterstützten Abbasiden (750-1258) gestürzt wurden. Die Abbasiden machten Bagdad zur Hauptstadt, doch sanken sie schon bald zu bloßen nominellen Herrschern herab, während die faktische Herrschaft bei sich abwechselnden Heerführern in der Hauptstadt oder bei Lokalherrschern lag. Bereits im 8. Jahrhundert war ein Omaijade nach Spanien entkommen, wo er das bis ins 11. Jahrhundert bestehende Kalifat von Córdoba begründete. Vom 10. bis ins 12. Jahrhundert bestand in Nordafrika und Ägypten das schiitische Kalifat der Fatimiden.

Das Kalifat von Bagdad wurde schließlich 1258 durch die Mongolen mit der Eroberung Bagdads unter Hülägü zerschlagen. Einigen Abbasiden gelang aber die Flucht nach Ägypten, wo 1261 einer von ihnen vom Mamluken-Sultan Baibars in Kairo als Kalif eingesetzt wurde. Diese Position war aber nur nominell und fand auch nicht allgemeine Anerkennung. Mit der türkischen Eroberung Ägyptens 1517 übernahmen die Osmanischen Sultane den Kalifentitel und beanspruchten daher Schutzmacht der (sunnitischen) Muslime entsprechend dem islamischen Gesetz (Schari'a) zu sein. Auch jetzt kam es noch zu lokalen Kalifaten, z. B. dem Kalifat von Omdurman in der Zeit des Mahdi-Aufstandes. Nach dem Sturz der Osmanen 1923 durch Mustafa Kemal Atatürk erklärte die Türkische Republik am 3. März 1924 auch das Kalifat für abgeschafft. An diesem Tage wurde der 101. und letzte Kalif Abdülmecit II. abgesetzt, er und alle Angehörigen der osmanischen Dynastie mussten das Land verlassen.

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