Ljubljana - Street Art und Kultur in Metelkova

Ljubljana - Street Art und Kulturgemeinschaft in Metelkova

Auch der kommende Tag stand ganz im Zeichen eines weiteren Stadtrundgangs durch Ljubljana, allein die Street Art mit den Graffitis an vielen Haus- und Zaunfassaden, wohl bedingt durch die vielen jungen Bewohner, hatte unser reges Interesse geweckt.

Die seit 1919 bestehende Universität ist wohl nicht ohne Einfluss auf die Stadtentwicklung geblieben, so lässt sich die studentische Jugendlichkeit kaum verheimlichen. Schon nach den ersten Metern waren wir über die große Anzahl an Graffitis aber auch der Zahl der Fahrräder überrascht.

Nach ersten Gesprächen soll der Fahrradverkehr besonders im Sommer so bedeutend gewesen sein, das er zwischenzeitig durch die Verkehrsplanung stark reglementiert werden musste. So gab es gar Fahrradverbote auf manchen wichtigen, allerdings auch verkehrsreichen Straßen. Auf einigen Abschnitten wurde das Verbot zwischenzeitig wieder aufgehoben, was meistens im Zusammenhang mit dem Bau von zusätzlichen Fahrradwegen – so auch im Jahr 2016 auf dem südlichen, bisher für den Radverkehr gesperrten Abschnitt der Slovenska cesta, einer Hauptverkehrsstrasse in Ljubljana, gilt.

Schon im Jahr 2012 war das Fahrradverleihsystem BicikeLJ eingeführt worden. Mit der Stadtkarte Urbana ist für registrierte Benutzer jede neu angefangene Fahrt bis max. 60 min absolut kostenfrei. Seit 2013 sind zahlreiche Straßen, wo zuvor Fahrradverkehr verboten war, jetzt für den individuellen Autoverkehr gesperrt worden und sind somit nur noch mit Bussen oder Fahrrädern befahrbar bzw. zu Fuß nutzbar. 2015 wurde Ljubljana vom Verkehrsplanungsunternehmen Copenhagenize Design Company zum ersten Mal als eine fahrradfreundliche Stadt eingestuft, aber diese Informationen einmal nebenher für die Fahrradfreunde, die ihr Gefährt auch am Camper immer dabei haben und ihre Ziele möglichst umweltschonend per Rad erreichen wollen.

Südlich der Šentjakobski most (der St.-Jakobs-Brücke zwischen den Straßen Zoisova cesta und Karlovška cesta) liegen auf der westlichen Flussseite die Ljubljanica-Terrassen, ein beliebter Treffpunkt am Wochenende. Sehenswert ist der Markt rund um den Dom, besonders samstags voller Leben. Ebenfalls erwähnenswert sind der unter den Kolonnaden versteckte Fischmarkt und ein Sonderbereich im Gebäude gegenüber den Kolonnaden. Samstags findet ein Kunstflohmarkt zwischen den drei Brücken und der Čevljarski most (der Schusterbrücke) statt. Ljubljana besitzt auch ein sehenswertes Eisenbahnmuseum mit einer umfangreichen Sammlung historischer Dampflokomotiven, ein interessantes Ziel an Regentagen.

Metelkova ist eine international renommierte alternative Kulturgemeinde im Zentrum der slowenischen Hauptstadt, die oft Vergleiche zu Kopenhagens Kristiania zieht. Metelkova Mesto beherbergt die ehemalige Militärkaserne "Fourth of July", die ursprünglich von der österreichisch-ungarischen Armee im Jahre 1882 in Auftrag gegeben wurde und 1911 fertig gestellt wurde. Das Gebäudeensemble besteht aus sieben Gebäuden auf einer Fläche von etwa 12.500 m2. Eine Art Stadt in einer Stadt - bestehend aus einem ehemaligen Gefängnis (heute Celica Hostel), mehreren Clubs, Live-Musikräumen, Kunstgalerien und Künstlerstudios. Speziell für die Organisation von sozialen und kulturellen Aktivitäten für die Öffentlichkeit, Metelkova hat einen Nonstop-Zeitplan für Veranstaltungen und ist wohl das beste Tages- und Nachprogrammziel in Ljubljana für diejenigen, die etwas ganz Einzigartiges und Unberechenbares erleben möchten.

Seit ihrer Gründung im Jahr 1993 ist Metelkova immer wieder Gegenstand des politischen Disputs vergleichbar dem der Roten Flora in Hamburg, wobei der langfristige Status und das Überleben der Gemeinde ungewiss ist. Metelkova hat durch die Kreativität, die Phantasie, die Energie und die Entschlossenheit der vielen Individuen, die sich für die Erhaltung der Autonomie und Vielfalteinsetzen, ständig bedroht durch die Verlockung der kommerziellen Entwicklung, der neokonservativen Politiker und der inneren Probleme der "autonomen Zonen-Gemeinschaft", oft durch physischen und doch gewaltlosen Widerstand. Die Verteidigung dieser Gemeinde ist die unermüdliche und größte Tugend der Beteiligten und der von ihr organisierten Veranstaltungen, Festivals und Vereine. Metelkova beherbergt seit Jahren das einzige Frauenzentrum in Slowenien und ist bis heute der einzige Ort im Land mit gemeinnützigen Clubs für Behinderte, für Schwule und Lesben. Zahlreiche Kampagnen gegen Rassismus, häuslicher und institutioneller Missbrauch gegen Personen wurden von Metelkova organisiert und durchgeführt. Ljubljana's Klub Tiffany und Klub Monokel befinden sich in Metelkova, einer der wenigen Orte in Slowenien, die ethnischen, sexuellen und anderen Minderheiten die Möglichkeit bieten, sich in einer Gemeinschaft offen zu verständigen. Viele Künstler haben ihre Studios in Metelkova und die Space-Clubs spielen Gastgeber für alle Arten von Musik von Hardcore bis Jazz, zu Dub und zum Techno. Das Celica Hostel ist eines der eindrucksvollsten und traditionsreichsten Jugendherbergen Europas. Metelkovas Alkatraz-Galerie hat eine der vielfältigsten und kreativsten Gegenwartskunst-Sammlungen im ehemaligen Jugoslawien.

Für den lockeren, jugendlichen Besucher in Ljubljana ist Metelkova ein großartiger Ort, um Leute zu treffen und sofort den unterirdischen Puls von Ljubljana zu fühlen. Metelkova ist eine erfrischende Unterbrechung der überwiegend homogenen, sauberen und europäischen Atmosphäre der slowenischen Hauptstadt; Vielleicht der einzige Raum, der sich in der Stadt wirklich "urban" anfühlt. Während des Tages kann Metelkova ein wenig schläfrig und surreal wirken, hat aber trotzdem viel Kreativität zu bieten. In der Nacht wird es der zuverlässigste Ort, um eine Party in einem seiner sieben Clubs oder in einem seiner Gemeinschafträume zu finden. Die "Autonome Kulturzone" begrüßt die Gäste und ist nachts ein interessanter Ort, um eine gute Zeit zu verbringen. Versäumen Sie den Besuch in Metelkova nicht, ein kommunal, kreativer Raum der allein aus der Kraft Ihrer Energie und Präsenz lebt und unterstützen Sie damit das Projekt der Beteiligten.

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