Doliche - Frühchristliche Basilika und Bad in Türkei entdeckt

Doliche - Frühchristliche Basilika und Bad in Türkei entdeckt

Die wissenschaftliche Erforschung der antiken Landschaft Kommagene zählt traditionell zu den zentralen Aufgaben der Forschungsstelle Asia Minor, mehrfach schon hatten wir zu den Grabungen vor Ort berichtet.

Mit der Entdeckung zweier Mithräen am Fuße des antiken Siedlungshügels von Doliche in den Jahren 1997 und 1998 rückte diese Stadt in das Zentrum der Grabungsarbeiten. Seit 2001 konzentrierten sich die archäologischen Untersuchungen auf das nahe der antiken Stadt gelegene Zentralheiligtum des Iuppiter Dolichenus. Seit 2015 steht die antike Stadt Doliche selbst wieder im Mittelpunkt des Forschungsinteresses. Durch gezielte Grabungen sollen sowohl die antike Wohnbebauung als auch öffentliche Bereiche der Stadt untersucht und damit paradigmatisch neue Erkenntnisse zur Stadtentwicklung im hellenistisch-römischen Syrien gewonnen werden.

Doliche – Bischofssitz nach Kultstätte des syrischen Baal

b_450_450_16777215_00_images_turkey_southeast_anatolia_wasserleitung-1.JPGDer antike Ort Doliche war eine bedeutende Kultstätte des syrischen Baal. Nach der Eroberung der Stadt und der Eingliederung in die Provinz Syria im letzten Drittel des 1. Jahrhunderts n. Chr. durch die Römer wurde der Kult auf Jupiter übertragen und verbreitete sich als Soldatengott Iupiter Dolichenus im gesamten Römischen Reich. Nach der Zerstörung des Hauptheiligtums in Doliche durch den Sassanidenkönig Schapur I. Mitte des 3. Jahrhunderts n. Chr. ging der Kult unter. Die Stadt bestand jedoch weiter. Mit der Blüte des Christentums entstand eine Basilika. Die Stadt wurde ein Bischofssitz. Sie bildete auch nach der Eroberung durch die Araber im 7. Jahrhundert weiterhin ein militärisches und administratives Zentrum der Region.

Ältere vorderasiatische Wurzeln weisen auf die Gestalt des nord-mesopotamischen Wettergottes Hadad, babylonisch Adad, der auf einem Stier stehend mit Doppelaxt und Blitzbündel dargestellt wurde.
Nach der Eroberung der Stadt Doliche und der Eingliederung in die Provinz Syria im letzten Drittel des 1. Jahrhunderts n. Chr. durch die Römer wurde der Kult auf Jupiter übertragen und verbreitete sich als Soldatengott Iupiter Dolichenus im gesamten Römischen Reich.

 

Ausgrabungen sichern Bad dreischiffige Basilika

Archäologen legten jetzt in der antiken Stadt Doliche nahe der syrischen Grenze ein Bad aus dem 2. oder 3. Jahrhundert nach Christus mit wertvollen Mosaiken frei. Das Bad sei ab dem 4. Jahrhundert nicht mehr in Betrieb gewesen, hieß es aus Archäologenkreisen. Mit rund 2.000 Quadratmetern sei die Badeanlage von beachtlicher Größe gewesen, hieß es zum Ende der letzten Grabungssaison. Sie weise die für die Römer typische Abfolge kalter, warmer und heißer Baderäume auf. Ein etwa 150 Quadratmeter großer Raum mit Schwimmbecken und dem Heizsystem / Hypokaustum unter dem Boden konnte freigelegt worden.

Der Fund der dreischiffigen Basilika stelle eine besondere Chance dar, führten die Forscher aus. Denn in dieser für das frühe Christentum hochbedeutenden Region seien nur sehr wenige innerstädtische Kirchenbauten archäologisch erforscht. In diesem Jahr angelegte Suchschnitte hätten vor allem Nebenräume und Anbauten des Kirchenkomplexes zu Tage gebracht.

Archäologe Winter von der Forschungsstelle Asia Minor berichtet

b_450_450_16777215_00_images_turkey_southeast_anatolia_versunken_in_den_fluten.jpgDamit sei die Anlage viel weitläufiger als vermutet. „Ihre weitere Freilegung verspricht, die Kenntnis des religiösen Lebens und der sakralen Architektur im spätantiken Nordsyrien bedeutend zu erweitern“, sagte Winter. Weitere Funde zeigten, dass die Kirche im 7. Jahrhundert vermutlich durch ein Erdbeben zerstört wurde. Die Stadt sei erst im 12. Jahrhundert verlassen worden.

Neben Doliche und dem Heiligtum sind weitere Projekte die Bearbeitung der Funde aus der Nekropole von Perrhe, die hellenistisch-römischen Inschriften aus dem Museum Adiyaman sowie landeskundliche Forschungen in Nordkommagene.

Die Forschungsstelle Asia Minor der Universität Münster gräbt mit Unterstützung der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) im Hauptheiligtum des Iupiter Dolichenus. Die Forscher legten bis 2016 Funde aus allen Epochen der 2.000-jährigen Geschichte des Kultplatzes frei.

„Doliche ist ideal, um exemplarisch die kulturelle, politische und religiöse Entwicklung einer Stadt im antiken Syrien zu untersuchen. Ihre weitere Freilegung verspricht, die Kenntnis des religiösen Lebens und der sakralen Architektur im spätantiken Nordsyrien bedeutend zu erweitern“, sagte der Archäologe Engelbert Winter von der Forschungsstelle Asia Minor.

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